Avsnitt

  • Nach über 10 Jahren endeten 2023 die zwei Auslandseinsätze der Bundeswehr im westafrikanischen Mali. Mit EUTM und MINUSMA beteiligte sich die Bundeswehr im Rahmen von Mandaten der VN und EU. Aber welche Lehren ziehen wir aus den Einsätzen in Westafrika und welches Vermächtnis hinterlassen wir?

    10 Jahre: Ein Land, zwei Einsätze

    Mit dem Abzug der deutschen Einsatzkräfte aus dem westafrikanischen Mali im Dezember 2023 endete dort das Auslandsengagement der Bundeswehr. Mit ihrem zehnjährigen Engagement trugen die deutschen Streitkräfte dazu bei die bedrohte Existenz des malischen Staates zu sichern und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu steigern. Mali ist ein Staat im westen Afrikas in dessen Grenzen die Bundeswehr in zwei Auslandseinsätzen ihren Beitrag zur internationalen Sicherheit leistete.

    Die Trainingsmission EUTM (European Union Training Mission Mali) der Europäischen Union sollte die malischen Partner dazu befähigen mit ihren eigenen Sicherheitskräften die Sicherheit für die Bevölkerung im eigenen Land zu übernehmen. Dazu wurden die malischen Streitkräfte ausgebildet und beraten. Insgesamt rund 4.100 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr konnten mehr als 16.000 Angehörige der malischen Sicherheitskräfte ausbilden.

    Die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) sollte Mali stabilisieren und unter anderem ein Abkommen ehemaliger Bürgerkriegsparteien absichern. Im Gegensatz zu EUTM war der Personaleinsatz bei MINUSMA viel höher: In den Bereichen Aufklärung, Lufttransport und MedEvac waren über 20.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.

    Diskussion, Austausch und Expertise

    Verschiedene Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Streitkräften diskutierten am Ehrenmahl der Bundeswehr auf dem Geländes des Verteidigungsministeriums in Berlin. Auf dem Podium sprachen am 09. April 2024:

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses

    Generalleutnant Gunter Schneider, Abteilungsleiter Militärstrategie, Einsatz und Operationen im BMVg

    Dr. Christian Hartmann, Militärhistoriker, ehem. Leiter Forschungsbereich Einsatz am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

    Hauptmann Dr. Torsten Konopka, Chief of Staff Assistant EUTM (2015) und Herausgeber des „Wegweiser zur Geschichte – Mali“

    Moderation: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen, BMVg

    Die Einführungsworte sprach Dr. Jasper Wieck, Abteilungsleiter Politik im BMVg. 

    Das Dialogformat „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Gäste sind Zeitzeugen, Experten oder Soldatinnen und Soldaten. Gesprochen wird im sogenannten Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr. Soldatinnen und Soldaten können sich durch Einreichung von Fragen im Vorfeld auch direkt an der Diskussion beteiligen. 

    Produktion

    Aufnahmeleitung: Steffen Müller

    Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Fregattenkapitän Dr. Leonie Hieck 

  • Am 15.04.2024 ist der zehnte Jahrestag des Beginns der ukrainischen militärischen Anti-Terror-Operation (ATO) gegen russische Separatistengruppen im Donbas. Diese Operation markiert die erste aktive Auseinandersetzung der Ukraine mit der russischen hybriden Kriegführung. Auch in der westlichen Debatte ist der Begriff „Hybride Kriegführung“ nun weit verbreitet und viel diskutiert. 

    Konzept und Herausforderung 

    Nach 10 Jahren andauernder Debatte widmet sich diese Folge von Zugehört den wiederkehrenden Fragen zum Thema hybride Kriegführung. Auch Deutschland, Europa, EU und NATO sind von hybrider Kriegführung direkt wie indirekt betroffen. Beispielsweise heute im Kontext der Unterstützung für die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf. Das schließt auch die Streitkräfte der Bundeswehr mit Ausbildung, oder die deutsche Unterstützung durch Waffenlieferungen ein.  

    Hybride Kriegführung beschreibt die horizontale und vertikale Entgrenzung der Gefechtsfelder. Der Fokus liegt hierbei nicht auf dem militärischen Handlungsfeld, sondern im Operieren in den Grauzonen von Schnittstellen und das Nutzen von unorthodoxen Mittel- und Methodenkombinationen. 

    Aber was ist das Konzept der hybriden Kriegsführung? Wie sah hybride Kriegführung vor 10 Jahren aus und wie heute? Welche Methoden werden bei der hybriden Kriegführung genutzt und vor welchen Herausforderungen stehen wir? Diese und weitere Fragen werden in der 67. Folge von „Zugehört! Der Podcast des ZMSBw“ im Gespräch mit Oberst Dr. Johann Schmid und Major Michael Gutzeit beantwortet.

    Interview

    Oberst im Generalstabsdienst Dr. Johann Schmid forscht derzeit zum Themenkomplex hybride Kriegführung am ZMSBw und lehrt als Dozent an der Universität Potsdam. Vormals war er u.a. Director Strategy & Defence am European Center of Excellence for Countering Hybrid Threats (Hybrid CoE) in Helsinki.

    Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).

  • Saknas det avsnitt?

    Klicka här för att uppdatera flödet manuellt.

  • Mit einem Landraub beginnt Russland einen Krieg den es bis heute führt: die Annexion der ukrainischen Krim. In dieser "Zugehört"-Folge, spricht Dr. Tim Geiger vom Institut für Zeitgeschichte über die Hintergründe und Folgen des russischen Völkerrechtsbruchs: "Der Krieg in der Ukraine beginnt 2014 und nicht mit der Vollinvasion 2022", so der Historiker.

    "Grüne Männchen" und ein "Referendum"

    Am 27.02.2014 tauchten auf der Krim überraschen „grünen Männchen“ auf. Diese Soldaten trugen, entgegen der Haager Landkriegsordnung, keine Hoheitsabzeichen, wobei es schnell klar wurde, dass die Männer im Auftrag von Russland agierten. Sie besetzten wichtige Institutionen und strategische Infrastruktur auf der ukrainischen Insel, unter anderem das Parlament, und erzwangen durch militärischen Druck eine Neuwahl. Im Zuge des Regierungsaustausches wurde ein fadenscheiniges Referendum angesetzt, welches den Anschein erwecken sollte, das die Bürgerinnen und Bürger eine Wahl hätten, zwischen einem Verbleib in der Ukraine oder einen Beitritt zu Russland. Ergebnis: Die Krim wurde in die russische Föderation eingegliedert, denn für Putin ist sie "ur-russische Erde".

    Aber wie genau verlief der genaue Ablauf der Annexion? Welche Rolle spielten Medien auf westlicher sowie auf russischer Seite? Was steckt hinter dem russischen Narrativ der NATO-Osterweiterung und welche militärische Bedeutung kommt der Krim im Krieg in der Ukraine zu?

    Interview

    Dr. Tim Geiger ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) und editiert die "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland". Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. internationale Geschichte mit Schwerpunkt Kalter Krieg und Sicherheitspolitik. Major Michael Gutzeit ist der Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).

    Weiterführende Hinweise| Die im Podcast angesprochene Aktenedition zum Jahr 1993 vom Institut für Zeitgeschichte ist noch nicht veröffentlicht. In der Ausgabe 1/2024 von „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“ hat Dr. Geiger den Artikel „Vor 10 Jahren: Russland annektiert die Krim“ veröffentlicht. Weitere seiner Artikel wurden im Ukraine-Dossier des ZMSBw veröffentlicht.

  • Die Soziologin Dr. Nina Leonhard und die Politikwissenschaftlerin Dr. Ina Kraft vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften sprechen in dieser Podcast-Folge von „Zugehört“ über die sozialwissenschaftliche Forschung zum Militär. Sie klären dabei die Fragen: „Was ist und wozu braucht es eine Militärsoziologie?“

    Militärsoziologie als spezielle Soziologie

    Die Soziologie beschäftigt sich mit den Grundlagen von sozialen Beziehungen. Die Militärsoziologie analysiert als eine spezielle Soziologie die Streitkräfte in all ihren Formen und Verbindungen zum gesellschaftlichen Umfeld. Die beiden Gesprächspartnerinnen geben einen Überblick über die verschiedenen Analyseebenen der Militärsoziologie und welche konkreten Themen in den einzelnen Forschungsperspektiven behandelt werden.

    Relevanz der Militärsoziologie

    Nina Leonhard und Ina Kraft zeichnen in ihrem Gespräch auch die Entwicklung der Militärsoziologie nach und tauschen sich über den derzeitigen Stand der Disziplin in Deutschland aus. So stellt Nina Leonhard unter anderem fest, dass sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die Aufmerksamkeit für militärsoziologische Studien erhöht hat.

    Gesprächspartnerinnen

    Dr. habilhabilitiert Nina Leonhard ist Projektsbereichsleiterin am Forschungsbereich Militärsoziologie am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr sowie Privatdozentin am Institut für Soziologie der Universität Münster. Sie ist Mitherausgeberin des Bandes „Militärsoziologie – Eine Einführung“, der vor kurzem in der dritten Auflage erschienen ist: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-30184-2.

    Dr. Ina Kraft ist Politikwissenschaftlerin und hat in Politikwissenschaften und Soziologie promoviert. Sie leitet am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr den Projektbereich Multinationalität und internationale Streitkräfte. 

    Buchempfehlung

    Hans Joas, Wolfgang Knöbl, Kriegsverdrängung. Ein Problem in der Geschichte der Sozialtheorie, Suhrkamp, 2008.
    Nina Leonhard, Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg), Militärsoziologie – Eine Einführung, Springer VS, 2023
    Martin Elbe, Heiko Biehl, Markus Steinbrecher (Hrsg.), Empirical Social Research in and on the Armed Forces. Comparative and National Perspectives, Berliner Wissenschaftsverlag, 2022.

    mehr Relevante Fachvereinigungen der Militärsoziologie unter https://zms.bundeswehr.de/de/zugehoert65-militaersolziologie--5676592

  • Benjamin Schulte (BMI) und Dennis Werberg (ZMSBw) sprechen über die zwei größten rechtsgerichteten Veteranenorganisationen der Weimarer Republik, den Kyffhäuserbund und den Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten und deren Fortbestand unter dem NS-Regime und in der Bundesrepublik.

    Zwischen 1914 und 1918 erlebten rund 13,4 Millionen männliche Deutsche den Ersten Weltkrieg als Soldaten. Der größte Teil dieser Kriegsveteranen legte die Uniform nach Kriegsende ab und kehrte in das Zivilleben zurück - andere schlossen sich bestehenden Veteranenverbänden an oder gründeten ganz neue Organisationen, welche die Geschichte der Weimarer Republik teils als politische Akteure, teils als paramilitärische Kampforganisationen mitprägten. In der aktuellen Folge der Podcast-Reihe "Zugehört" sprechen Benjamin Schulte und Dennis Werberg, moderiert von Frank Reichherzer, über die beiden größten und bedeutendsten Veteranenorganisationen der politischen Rechten in der Weimarer Republik: den bereits um 1900 gegründeten "Kyffhäuserbund der Deutschen Landeskriegerverbände" und den "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", gegründet im Dezember 1918. 

    Benjamin Schulte ist Dozent beim Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und hat zur Geschichte des Kyffhäuserbundes promoviert. In seiner Doktorarbeit betrachtet er insbesondere die Rolle des Bundes in der Erinnerungspolitik und bei der Genese eines Bildes vom Veteranen als Verteidiger des Vaterlandes. Mit dem Anspruch, legitimer Vertreter und Sprachrohr der deutschen Frontsoldaten zu sein, verband die Bundesführung auch die Erwartung, politischen Einfluss im Reich ausüben zu können.

    Dennis Werberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZMSBw. In seiner Dissertation untersucht er den Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten als Veteranenorganisation und "überparteiliche" Sammlungsbewegung, die seit den späten 1920er Jahren in einem zunehmend konfliktgeladenen Verhältnis zur aufstrebenden NS-Bewegung stand. Dabei nimmt Werberg auch die Geschichte des Bundes über die Zäsuren von 1933 und 1945 hinaus in den Blick.

  • Der Film „Napoleon“ von Ridley Scott hat international für Aufsehen gesorgt. Oscarpreisträger Joaquin Phoenix spielt den gebürtigen Korsen und späteren Kaiser der Franzosen zwar eindrucksvoll, aber ist seine Darstellung auch historisch korrekt? In dieser „Zugehört“-Folge vergleichen wir die militärhistorische Person Napoleons als Feldherren mit dessen Inszenierung auf der Leinwand.

    Napoleon in der Geschichtsschreibung und im Kino: Feldherr, Filmstar, oder beides? Die Rolle von Napoleon Bonaparte in der Geschichte als Staatenlenker, Tyrann oder Führer der „Grande Armée“ ist umstritten. Ebenso seine cineastische Verkörperung von militärischer Genialität, politischer Raffinesse, verzehrender Liebe nach Josephine und roher Gewalt gegen seine Gegner. Nachdem das neue Werk von Ridley Scott viele Filmkritiker zu Diskussionen anreget hat, widmet sich unsere „Zugehört“-Folge aus militärhistorischer Perspektive dieser Kontroverse.

    Die Darstellung und die Wahrheit

    Napoleon führte seine Truppen laut Abspann von Scotts Werk durch 61 Schlachten, darunter die denkwürdigsten und folgereichsten der europäischen Geschichte. Auf der einen Seite stehen Napoleons historische Siege, wie in der Schlacht von Austerlitz als „Schlacht der drei Kaiser“ gegen Österreich und Russland, aber auch Niederlagen wie bei der Leipziger „Völkerschlacht“ von 1813 die zu seinem Untergang und Verbannung führte. Während Leipzig nicht einmal mit einer Kurzszene von Regisseur Ridley Scott auf der Leinwand gewürdigt wird, inszeniert der Brite Austerlitz nahezu episch mit ikonischen Momenten. Aber hat sich die Schlacht aus dem Jahr 1805 so zugetragen wie dargestellt?

    Fragen aus Potsdam, Antworten aus Dresden

    Fragen dieser Art beantwortet Dr. Gerhard Bauer aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Gerhard Bauer ist Wissenschaftlicher Oberrat und derzeit kommissarischer Leiter des Museumsbetriebes sowie wissenschaftlicher Leiter des Sachgebiets Uniformen und Feldzeichen. Er unterhält sich mit Major Michael Gutzeit, dem Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

    Vom Aufstieg in Zuge der Französischen Revolution bis zur verheerenden Russland-Kampagne und letztendlichen Niederlage bei Waterloo: Beide Gesprächspartner erkunden gemeinsam Napoleons Wendepunkte und sein Schicksal - auf der Leinwand und in der Geschichte.

  • Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler in München zum ersten Mal, politische Macht zu erlangen. Sein Putschversuch wurde blutig niedergeschlagen. In dieser Folge von "Zugehört" diskutiert Markus Pöhlmann (ZMSBw) mit dem Historiker Dr. Peter Tauber über den Hitlerputsch in München. 

    Der Münchner "Bürgerbräu-Putsch" bildete das pathetische Ende des Krisenjahrs 1923. Eine Gruppe rechtsextremer Politiker und Militanter plante in der bayerischen Landeshauptstadt einen Aufstand. Dieser sollte zum Fanal#de gegen die Regierung in Berlin werden. Anführer des Putsches waren der Vorsitzende der völkischen Splitterpartei NSDAP, Adolf Hitler, und der prominente Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff. Was am Abend des 8. November als Agitationsveranstaltung in einem Bierkeller begann, endete am nächsten Tag im Gewehrfeuer einer Absperrkette der bayerischen Landespolizei. In diesem Podcast fragen wir nach den Gründen, dem Verlauf und den politischen Folgen des Putsches.

    Die Gesprächspartner

    Dr. habil. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZMSBw. Er leitet dort den Projektbereich "Erster Weltkrieg" und außerdem das Großprojekt "Reichswehr. Die Republik und ihre Streitkräfte, 1919 bis 1935".

    Dr. Peter Tauber ist Historiker und war zwischen 2009 und 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung von 2018 bis 2021 hat er auch die Arbeit des ZMSBw kennengelernt. Vor wenigen Wochen hat Peter Tauber im Verlag Philipp Reclam jun. eine Geschichte des Putsches veröffentlicht. In seinem Projekt #krisenjahr1923 berichtet er außerdem auf dem Social#en Media-Kanal X#de täglich von großen und kleinen Begebenheiten in diesem historischen Jahr.

  • Vor 210 Jahren versammelten sich Kaiser, Könige und Heere Europas vor den Toren der Messestadt Leipzig, um in der Völkerschlacht über das Schicksal unseres Kontinents zu entscheiden. Über eine halbe Millionen Soldaten aus verschiedenen Nationen kämpften auf dem Schlachtfeld in der Mitte Deutschlands: Ein Wendepunkt unserer Geschichte, oder gar eine Zeitenwende?

    Die Völkerschlacht bei Leipzig von 1813 war die bis dahin größte Schlacht der Weltgeschichte, denn hier standen über eine halbe Millionen Soldaten unterschiedlicher Sprachen und Kulturen zusammen - oder sich feindlich gegenüber. In den verschiedenen Armee der Allianz oder Napoleons dienten Preußen, Russen, Schweden, oder gar Briten - auf der anderen Seite Franzosen mit verbündeten Sachsen und verschiedene Fürstentümer.

    In dieser Folge von "Zugehört" tauchen wir nicht nur tief in die drei Tage vom 17. bis zum 19. Oktober 1813 ein, sondern auch in deren Ursachen, Hintergründe und Folgen. Die entscheidende Schlacht der napoleonischen Kriege und der Befreiungskriege hat nicht nur die politische Landkarte Europas verändert, sondern auch tiefe Spuren im kulturellen Erbe des Kontinents hinterlassen.

    Völkerschlacht bei Leipzig

    Die Tage vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 entschieden über den Ausgang der Befreiungskriege gegen Napoleon. In Leipzig fügte die Allianz von Russland, Preußen, Österreich und Schweden den Truppen Frankreichs und seiner Verbündeten die entscheidende Niederlage zu. Folglich musste sich Napoleons aus Deutschland zurückziehen und der Rheinbund zerbrach. Nach der Schlacht von Paris 1814 dankte er ab und ging ins Exil auf die Insel Elba.

    Geschichte und Taktik

    Oberst i.G. Dr. Martin Hofbauer, Mitherausgeber des Buches "Die Völkerschlacht bei Leipzig. Verläufe, Folgen, Bedeutungen", antwortet auf wichtige Fragen zur europäischen Militärgeschichte und Leipziger Schlachtentaktik:

    Welche Ursachen und Auswirkungen hatte die Schlacht auf die politische Landschaft Europas und die napoleonischen Kriege?

    Wie veränderten und formierten sich die Allianzen, die mit und gegen Napoleon kämpften?

    Welche Innovationen und Strategien prägten die Völkerschlacht bei Leipzig?

    Neben den politischen und wirtschaftlichen Hintergründen der Völkerschlacht wird auch über die Truppengattungen der Infanterie, Kavallerie und Artillerie in Leipzig gesprochen. Bei dieser Thematik treten auch Erscheinungen zutage die heute kaum bekannt sind, wie bspw. der Einsatz britischer Raketentruppen. Neben einem Einblick in die medizinische Versorgung auf dem Schlachtfeld werden auch die hohen Verlustzahlen der Soldaten besprochen, die diese Schlacht zu einem Wendepunkt, oder gar zu einer Zeitenwende, der europäischen Geschichte machte.

    Sieg, Niederlage und Versöhnung

    Die Völkerschlacht bei Leipzig ist nicht nur mit Sieg und Niederlage verbunden, sondern auch mit Blut und Tod. Gerade die mahnenden Toten der europäischen Nationen vor und hinter den Toren Leipzig machen die Völkerschlacht zu einem Ereignis, das mit einer speziellen Erinnerungskultur verbunden ist. Früher unterschlich für nationalen Belange propagandistisch ausgenutzt, ist der 19. Oktober von 1813 heute ein Datum was zum europäischen Frieden und zur dauerhaften Versöhnung mahnt. Ein gebautes Beispiel dessen ist das Völkerschlachtdenkmal im Leipziger Südosten: Mit 91 Metern Höhe ist es eines der höchsten Denkmäler Europas, eine Landmarke und eines der bekanntesten Wahrzeichen der Messestadt. Heute mahnt es zum europäischen Frieden und der Verständigung, statt zum immerwährenden Krieg.

  • In dieser Folge von „Zugehört“ sprechen Brigadegeneral Alfred Marstaller und Stabsfeldwebel Stefan Huss mit Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers vom ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr über die Bedeutung der Invictus Games für Soldatinnen und Soldaten und die Zivilgesellschaft. Vom 9. - 16. September finden die Invictus Games erstmalig in Deutschland statt. 

    Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz werden mit starken Belastungen konfrontiert, die sich aus dem Einsatzalltag und dem Militärdienst ergeben. Für die Soldaten können schwerwiegende physische und psychische Folgen entstehen wie beispielsweise körperliche Verwundungen und Posttraumatische Belastungsstörungen. Die vollständige Genesung, Rehabilitierung und gesellschaftliche Integration stellt für Betroffene eine große Herausforderung dar. Mit den Invictus Games soll einerseits die Öffentlichkeit für das Schicksal der Athletinnen und Athleten sensibilisiert werden, andererseits soll den Sportlerinnen und Sportlern die Wertschätzung zuteilwerden, die sie sich durch ihren selbstlosen Einsatz für die Gesellschaft redlich verdient haben. Athletinnen und Athleten aus über 20 Nationen treten in zehn Disziplinen gegeneinander an: Leichtathletik, Bogenschießen, Hallenrudern, Gewichtheben, Straßenradrennen, Sitzvolleyball, Schwimmen, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlrugby und Tischtennis. Unterstützt werden sie dabei durch Familie, Kameraden, Freunde und Zuschauer.

    Die Bedeutung der Invictus Games

    Der Wortursprung für den Namen der Sportveranstaltung kommt aus dem Lateinischen: „invictus“. Es bedeutet wörtlich „unbesiegt“. Damit wird den verwundeten Soldaten die Anerkennung und der Respekt zuteil, den sie sich durch ihren Dienst und ihren Einsatz im Krieg verdient haben. Die Art der Ehrerweisung, nämlich eine öffentliche Sportgroßveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten, wurde durch Prinz Harry im Jahr 2014 initiiert. Daraus ergibt sich das eindrückliche Motto für die Invictus Games in Düsseldorf „A Home for Respect“, nämlich der Ort für eine gesellschaftliche Anerkennung aller gedienten und dienenden Soldaten. 

    Die Gesprächspartner

    Brigadegeneral Alfred Marstaller ist im Bonner Streitkräfteamt Projektleiter für die Invictus Games 2023, die erstmals in Deutschland stattfinden. Somit ist er hauptverantwortlich für die Planung, Organisation und Durchführung der internationalen Sportveranstaltung.

    Stabsfeldwebel Stefan Huss ist der Botschafter für die Invictus Games in Düsseldorf. Er hat seit 2013 eine Posttraumatischen Belastungsstörung entwickelt und nahm bereits an den Invictus Games 2017 in Toronto und 2018 in Sydney teil. Aktuell ist Stabsfeldwebel Huss Sportausbilder im 6. ITInformationstechnik-Bataillon 292 in Dillingen an der Donau.

    Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers ist Projektleiter für Bundeswehrgeschichte im Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945 am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

  • Das Hörfeature von Christian Blees lässt die Ereignisse des Hitlerputsches in München lebendig werden. Es basiert auf dem Manuskript "Der Hitlerputsch 1923" von Peter Tauber. Neben Interviewpassagen mit Peter Tauber sind in Originaltönen Akteure von damals sowie Augenzeugen des Putsches zu hören. Produziert und herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam.

    Feinde der Demokratie

    In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 unternahmen die rechtsextremen Feinde der Weimarer Republik in München einen Putschversuch. Nach einer einpeitschenden Rede Adolf Hitlers im Bürgerbräukeller zogen die Putschisten Richtung Odeonsplatz. Dort stellte sich ihnen an der Feldherrnhalle die Bayrische Landespolizei entgegen. Es kam zum Schusswechsel - der Umsturz misslang. Zehn Jahre vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten bewies die Weimarer Republik zwischen dem Münchener Bürgerbräukeller und der Feldherrnhalle ihre Wehrhaftigkeit. Die Aufrührer von rechts scheiterten auch an ihrem eigenen Dilettantismus. 

    Autoren

    Peter Tauber, geboren 1974 in Frankfurt am Main, ist Historiker. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung lehrt an der Universität der Bundeswehr in München. Er ist als Autor und Berater tätig. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind die deutsche Turn- und Sportgeschichte sowie militärhistorische Arbeiten.

    Christian Blees, geboren 1964 in Hachenburg (Westerwald), ist Journalist und Autor. Er produzierte zahlreiche Hörbücher und Radiofeatures für Verlage und Rundfunkanstalten, unter anderem über "Die Strafdivision 999 im Zweiten Weltkrieg". Sein Radiofeature "Mythos JFK - Leben und Sterben des John F. Kennedy" (WDR 2013) erhielt den 1. Radiopreis der RIAS Berlin Kommission.

    Sendemanuskript und Regie: Christian Blees
    Aufnahme: Christian Ulrich
    Schnitt und Mischung: Ernst Bergner
    Sprecher: Ilka Teichmüller, Markus Hoffmann, Thomas Hollaender, Christian Senger
    Redaktion für das ZMSBw: Dr. Christian Adam
    Dauer: 69 Minuten

  • In dieser Folge von "Zugehört" diskutieren Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer mit Major Michael Gutzeit vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) über die historische und gegenwärtige Verbindung von Sport und Militär. Einen aktuellen Anlass, um sich diese Frage zu stellen bieten die im September 2023 erstmals in Deutschland stattfindenden Invictus Games.

    Der Dienstalltag von Soldatinnen und Soldaten ist ohne Sport schwer vorzustellen, schließlich bedingt ihre körperliche Leistungsfähigkeit zum großen Maße ihre Einsatztauglichkeit oder Verwendungsfähigkeit. Aber die Bedeutung des Sports für die Streitkräften und das Militär geht in der Gegenwart, wie in der Vergangenheit, weit über die Ertüchtigung des Körpers hinaus.

    Prof. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer, diskutierten mit Moderator Major Michael Gutzeit die vielfältige Beziehung von Sport und Militär. Im Gespräch wird deutlich wie eng Sport und Militär miteinander verbunden sind. Das Verhältnis von Sport und Militär wird aus geschichtswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive vielseitig aufgeschlüsselt. Zu diesem Zweck gaben Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer auch ihr Buch "Der Sport des Militärs. Perspektiven aus Forschung, Lehre und Praxis" heraus. Diese Publikation ist eine Premiere, denn das erste Mal liegt ein umfassendes Werk vor, dass den Themenkomplex Sport und Militär interdisziplinär beleuchtet: Geschichte, Sozialwissenschaften, Medizin, Sportwissenschaft und Psychologie gemeinsam. Der Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang von Sport und Militär im 20. Jahrhundert und auf der Ausgestaltung dieses Beziehungsgeflechts in der Bundeswehr.

    Eine Folge für kommende Spiele

    Einen aktuellen Anlass sich mit der Welt des Sports und des Militärs zu befassen bieten die kommenden Invictus Games vom 9. bis 16. September 2023 in Düsseldorf. Hier treten kriegs- und einsatzgeschädigte Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Nationen im sportlichen Wettkampf gegeneinander an. Die internationalen Wettkämpfe sollen die Rehabilitation der an Seele und Körper verwundeten, verletzten und erkrankten Soldatinnen und Soldaten unterstützen. Dazu gilt es unter dem Motto "A#en Home#en for#en Respect#en" die Wahrnehmung und Anerkennung in der Gesellschaft zu vergrößern.

    Die Gesprächspartner

    Prof. Dr. Martin Elbe ist Militärsoziologe und forscht zu den Themen Personal, Organisation, Gewalt, Gesundheit und Sport sowie Verstehender Methodologie. Er ist Projektleiter im Forschungsbereich Militärsoziologie und einer der wissenschaftlichen Referenten der Invictus Games in Düsseldorf 2023.

    Dr. Frank Reichherzer ist Militärhistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Deutsche Militärgeschichte bis 1945 am ZMSBw in Potsdam. Seit 2018 leitet er das Projekt „Militär und Gewalt“.

    Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit am ZMSBw.

  • In dieser Folge von "Zugehört" diskutiert Markus Pöhlmann vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr mit dem Historiker Dr. Peter Tauber über das Krisenjahr 1923 und die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Weimarer Republik.

    Im Jahr 1923 stürzte die junge Weimarer Republik in eine schwere Krise. Im Januar besetzten französische und belgische Truppen im Streit um Kriegsreparationen das Ruhrgebiet. Die Regierung reagierte darauf mit der Ausrufung des passiven Widerstands. Hyperinflation, Auseinandersetzungen zwischen Reichsregierung und den Regierungen in Thüringen, Sachsen und Bayern spitzten sich zu. Ende Oktober probte die Kommunistische Partei in Hamburg den Aufstand. Am 9. November putschen rechtsextremistische Republikgegner unter der Führung von Adolf Hitler und Erich Ludendorff in München. In diesem Podcast fragen wir danach: Wieviel Weltkrieg steckte eigentlich noch in dem Konflikt des Jahres 1923? Woher kam die Gewalt? Wie gelang die Beendigung der Krise?

    Die Gesprächspartner

    Dr. habil. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZMSBw. Er leitet dort den Projektbereich "Erster Weltkrieg" und außerdem das Großprojekt "Reichswehr. Die Republik und ihre Streitkräfte, 1919 bis 1935".

    Dr. Peter Tauber ist Historiker und war zwischen 2009 und 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung von 2018 bis 2021 hat er auch die Arbeit des ZMSBw kennengelernt. Gegenwärtig arbeitet Dr. Tauber an einer Monografie zum Hitlerputsch von 1923. Mit seinem Twitter-Projekt #krisenjahr1923 berichtet er täglich von großen und kleinen Begebenheiten aus diesem historischen Jahr.

  • Verteidigungsminister Boris Pistorius hat jüngst herausgestellt: "Personal bleibt neben Material meine höchste Priorität". Doch woher kommen die Bewerberinnen und Bewerber der Bundeswehr? Aus welchen Regionen oder Schichten stammen die Soldatinnen und Soldaten, was motiviert sie für den Dienst? "Zugehört" dreht sich in dieser Folge um den neuesten Forschungsbericht des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Die „Bewerberstudie 2022. Vom anfänglichen Interesse bis zur abgeschlossenen Bewerbung“.

    In der Zeitenwende muss die Bundeswehr um neues Material, aber auch um Personal hart kämpfen, denn kein Panzer legt ohne einen Menschen auch nur einen Meter zurück. Dabei ist das Ringen um gutes Personal am Arbeitsplatz derzeit eine der größten Herausforderungen aller Arbeitgeber. Das Verteidigungsministerium hat daher die "Bewerberstudie 2022" beim ZMSBw in Auftrag gegeben, um folgende Fragen zu beantworten: Welche Gründe stehen hinter einer Bewerbung als Soldatin oder Soldat auf Zeit? Welche Erfahrungen machen die potenzielle Bewerberinnen und Bewerber im Bewerbungsprozess?

    Wer kommt warum zur Bundeswehr?

    Die Bewerberinnen und Bewerber kommen hauptsächlich aus einem idealistischen Milieu der Mittelschicht. In Bezug auf das Alter stellen junge Menschen bis 30 Jahre den größten Anteil, aber Frauen machen davon nur 14 Prozent aus. Die Interessenten stammen aus ganz Deutschland, und ihr Bildungsniveau liegt deutlich über dem Schnitt der Gesamtbevölkerung. 

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Motive für eine Bewerbung bei der Bundeswehr sehr vielschichtig sind. Viele junge Menschen interessieren sich für die Herausforderungen, die der Dienst bei der Bundeswehr bieten kann. Dazu sehen die meisten die Bundeswehr als einen sicheren Arbeitgeber mit guten Aufstiegschancen. Viele Bewerber geben dazu an, aus Überzeugung zur Bundeswehr zu gehen, da sie das Gefühl haben, einen Beitrag zur nationalen Sicherheit zu leisten. Andere wiederum sehen in der Bundeswehr eine Möglichkeit, zivilgesellschaftliches Engagement mit einer beruflichen Tätigkeit zu verbinden. Für die Befragten ist grundsätzliches Interesse am Militär wichtig, aber sie nehmen auch Hinweise aus dem Kreis ihrer Familien oder Bekannten an. Weitere Motive sind der Wunsch nach Kameradschaft und Teamwork - Bezahlung, Arbeitszeit oder Mobilität dagegen weniger. 

    Studiendetails

    Autor der Studie ist Professor Martin Elbe aus dem ZMSBw. Die Studie lief im Zeitraum Mai bis Juli 2022 zu Motiven, Einschätzungen und Hintergründen von Bewerberinnen und Bewerbern bei der Bundeswehr. Die Daten wurden unter allen Personen online erhoben, die sich im Studienzeitraum bei der Bundeswehr bewarben. Von Mai bis Juli 2022 wurden alle 4163 Bewerberinnen und Bewerber im elektronischen Recruiting System der Bundeswehr angeschrieben. 1311 Bewerberinnen und Bewerber füllten den Online-Fragebogen aus. Nach Abschluss des Bewerbungsprozesses wurden 2433 Personen angeschrieben, von ihnen füllten 290 den entsprechenden Online-Fragebogen aus. 

    Interview

    Prof. Dr. Martin Elbe ist Projektleiter im Forschungsbereich Militärsoziologie. Seine Forschungsgebiet erstrecken sich auf den Feldern der Sozialpsychologie und der Militärsoziologie. Insbesondere die Arbeits- und Organisationsforschung, aber auch Gesundheit und Sport sowie verstehende Methodologie, liegen in seinem Interesse.

    Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Moderator der Podcast-Folge. 

  • In der achten Folge der "Gespräche am Ehrenmal'' dreht sich alles um die Frage ob sich die Innere Führung bewährt hat, oder nicht mehr zeitgemäß ist. Zum 65. Gründungstages des Beirates für Fragen der Inneren Führung wird im Dialogforum des Verteidigungsministerium diskutiert, ob mit der Zeitenwende auch die Führungsphilosophie der Bundeswehr angepasst werden muss.

    Schon zur Gründung der Bundeswehr stritten die Soldaten um die Kriegstauglichkeit ihrer neuen Führungsphilosophie, ihrer Inneren Führung. In den ersten Tagen der deutschen Streitkräfte kritisierten einige Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere das neue Führungskonzept mancherorts als "Inneres Gewürge", oder in der Flotte gar als "Weiche Welle". Aber die Werte und Tugenden der Inneren Führung haben sich im Kalten Krieg und in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr bewährt. Unverwechselbare Charakteristika wie die Auftragstaktik, oder der Prüfung des eigenen Gewissens bei Befehlserteilung, haben sogar international für Respekt und Anerkennung gesorgt. Es wird aber zur am Ehrenmal zur Diskussion gestellt, ob dieser Stellenwert ewig gilt, oder neu durch Anpassungen errungen werden muss.

    Neue Lage neue Moral?

    Die Innere Führung integriert die Bundeswehr als Parlamentsarmee in unsere Demokratie, getragen von den Werten unseres Grundgesetzes. Kern der Führungs- und Organisationskultur der Bundeswehr ist mental stets durch eine hohe Verteidigungsbereitschaft gerüstet zu sein. Diese geistige Rüstung ist aber immer auf den Rahmen einer demokratischen und wertegebundenen Kampfmoral angewiesen. Die Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stellt diesen Aspekt erneut in den Vordergrund. Es geht letztendlich um die Bewährungsprobe im Kampf, daher gilt es im Zuge der Zeitenwende zu prüfen, ob auch die Innere Führung an die Veränderung der weltpolitischen Lageänderung anpassen werden muss. Oder nicht?

    Auf dem Podium

    Wehrbeauftragter a. D. Reinhold Robbe, Sprecher des Beirates Innere Führung

    Generalmajor Markus Kurczyk, Kommandeur Zentrum Innere Führung

    Oberst i.G. Dr. Stefan Gruhl, BMVg FüSK III 3

    Korvettenkapitän Ute Niklas, Erster Offizier Fregatte F125

    Oberleutnant Benedikt Streng, Infanterieschule Hammelburg

    Das Dialogformat „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Gäste sind Zeitzeugen, Experten oder Soldatinnen und Soldaten. Gesprochen wird im sogenannten Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr. Soldatinnen und Soldaten können sich durch Einreichung von Fragen im Vorfeld auch direkt an der Diskussion beteiligen.

    Aufnahmeleitung: Florian Stolzmann

    Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Oberstleutnant i.G. Florian Reichenberger

  • Auffindung und Restitution: Rund 500.000 Bände, alle erschienen vor 1945 und verteilt auf ca. 60 Bibliotheken des Verteidigungsressorts, werden aktuell akribisch auf ihre Herkunft untersucht. Ziel ist es, Exemplare zu identifizieren, die während des Dritten Reiches ihren damaligen Besitzern geraubt, in Sammlungen beschlagnahmt oder unter Zwang verkauft wurden. Die Rekonstruktion der Bücher-Biographien erfolgt in der Intention einer Rückgabe an die Erben/Rechtsnachfolger.  

    Manchmal liefert ein schlichter handschriftlicher Namenseintrag im Buchdeckel einen ersten wichtigen Hinweis. Oder es findet sich ein kunstvoll gestaltetes Exlibris, das sich einem konkreten Vorbesitzer zuordnen lässt. Bei solchen konkreten Merkmalen am bzw. im Exemplar setzt die "Aufklärungsarbeit" des fünfköpfigen Expertenteams an. Die "Spurensucher/Spurensucherinnen" sind Teil des Fachinformationszentrums der Bundeswehr (FIZBw, einer Gruppe im Streitkräfteamt) in Bonn. Im ministeriellen Auftrag gehen sie seit Mitte 2019 zentralen Fragen zur Provenienz der Altbestände nach: Wem gehörte dieses Buch, bevor es in die jeweilige Bundeswehrbibliothek gelangte? Was lässt sich über das Schicksal früherer Besitzer ermitteln? Handelt es sich beim vorliegenden Exemplar um NS-Raubgut oder NS-Beutegut, also um Besitz, der Personen oder Institutionen zwischen 1933 und 1945 "NS-verfolgungsbedingt" entzogen wurde? Erste Funde als Ergebnis einer Stichprobe hatten deutlich den Handlungsbedarf aufgezeigt, so dass auf Initiative des FIZBw schließlich der organisatorische Rahmen für eine systematische Bestandssichtung geschaffen wurde.  Mehr als 155.000 Bücher sind inzwischen am Regal auf "verdächtige" Vorbesitzerspuren untersucht worden. Auf diese Autopsie folgen jeweils Tiefenrecherchen zur Identität und Biographie früherer Bucheigentümer sowie zu deren Schicksal in der NS-Zeit.  

    Komplex: Bücherwege rekonstuieren

    Zu den bisherigen Entdeckungen gehören Bücher aus geraubtem jüdischen Privatbesitz, konfiszierten Sammlungen jüdischer Organisationen, von Regimegegnern, Freimaurerlogen, zwangsaufgelösten Gewerkschaften und Arbeitervereinen, katholischen Klöstern etc.

    Sensibilität, ein geschulter Blick, Spürsinn gepaart mit historischem Wissen, aber auch Erfahrung im Umgang mit einschlägigen Suchinstrumenten und bibliothekarischen/archivischen Quellen und Datenbanken sind wichtige Kompetenzen, die ein Provenienzforscher/eine Provenienzforscherin mitbringen muss. Es gilt, unterschiedliche Zeichen zu dechiffrieren, dabei bisweilen unscheinbare Vorbesitzermerkmale zu erkennen und zuzuordnen und nach Möglichkeit die verschiedenen Stationen und damit Bücher-Migrationen nachzuvollziehen. Diese Rekonstruktion der konkreten Objekt-Biographie kann mitunter sehr aufwendig sein. Nicht selten weist sie zudem Lücken auf, die sich selbst durch ergänzende Sichtung von Zugangsjournalen oder erhaltenen Akten nicht (mehr) in Gänze schließen lassen.

    Im März 2023 begann das Team des Fachinformationszentrum der Bundeswehr mit der Sichtung der umfangreichen Altbestände in der Fachbibliothek des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam. Aus diesem Anlass sprach Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers (ZMSBw) mit der leitenden Bibliotheksdirektorin Birgit A. Schulte (FIZBw) - über Hintergrund und Untersuchungsdesign des Projektes und die besondere Motivation, die vergessenen Lebensgeschichte(n) der beraubten Opfer ausgehend von ihrem überlieferten einstigen Buchbesitz wieder sicht- und (be-)greifbar zu machen. 

     

  • Warum ist die öffentliche Meinung für Verteidigung relevant? In dieser Podcast-Folge von „Zugehört“ diskutieren Sarah Brockmeier von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und der Militärsoziologe Dr. Timo Graf vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) über die Bedeutung der öffentlichen Meinung im Kontext der „Zeitenwende“. 

    Infolge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Verteidigungspolitik an gesellschaftspolitischer Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig werden aktuell weitreichende verteidigungspolitische Entscheidungen getroffen, die zunehmend gesellschaftliche Debatten zur Folge haben. Das öffentliche Interesse an der Bundeswehr und an Verteidigungspolitik ist gestiegen, umgekehrt besteht seitens der Politik ein größeres Erkenntnisinteresse mit Blick auf die öffentliche Meinung zur Bundeswehr und Verteidigungspolitik. Vor diesem Hintergrund diskutieren Sarah Brockmeier und Dr. Timo Graf über die Bedeutung der öffentlichen Meinung.

    Die Gesprächspartner

    Sarah Brockmeier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Rahmen der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie forscht zum Thema der Bürgerdialoge zu Außenpolitik, hat unter anderem die Veranstalter des vom Bundestag beauftragten Bürgerrat „Deutschlands Rolle in der Welt“ beraten und Bürgerdialoge und -werkstätten des Auswärtigen Amts beobachtet und ausgewertet.

    Dr. Timo Graf ist wissenschaftlicher Angestellter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Dort leitet er die jährliche Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesministeriums für Verteidigung. Seine Forschungsschwerpunkte sind die öffentliche Meinung zu außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen sowie die zivil-militärischen Beziehungen in Deutschland.

    Moderation: Major Michael Gutzeit

  • Fünf Jahre nach dem aktuellen Traditionserlass der Bundeswehr von 2018 ist es Zeit ein erstes Resümee in der Folge "Mut zur Tradition! Zwischenbilanz nach fünf Jahren neuem Traditionserlass" zu ziehen.

    Die siebte Folge der ,,Gespräche am Ehrenmal'' des Verteidigungsministeriums sind erstmals über den Podcast "Zugehört!" des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zu hören. Diese Podiumsdiskussion widmet sich der inneren und äußeren Wirkung des Traditionsverständnis und -pflege in den deutschen Streitkräften. Dazu werden Fragen aus der Öffentlichkeit und der Bundeswehr beantwortet.

    Hat die „Zeitenwende“ Auswirkungen auf die Tradition der Truppe bestellt? Wandelten sich die Werte der Soldatinnen und Soldaten durch den Angriffskrieges Russlands in der Ukraine?

    An der Podiumsdiskussion nehmen teil:

    Generalleutnant Kai Ronald Rohrschneider, Abteilungsleiter Führung Streitkräfte (Fü SK) im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg).

    Oberst i. G. Dr. Sven Lange, Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und im Erscheinungsjahr des Traditionserlasses der verantwortliche Referatsleiter des Bundesministeriums der Verteidigung FüSK III 3.

    Konteradmiral a.D. Karsten Schneider, ehemaliger Chef des Stabes des Marinekommandos.

    Oberst i.G. Tobias Aust, vormals Kommandeur des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“. Dessen Kaserne in Eutin würde kürzlich umbenannt, weil dem ursprünglichen Namensgeber Kriegsverbrechen vorgeworfen werden.

    Brigadier (im Ruhestand) Rob Rider, ehemaliger britischer Verteidigungsattaché in Deutschland und internationaler Vertreter.

    Das Format im Dialog „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft.

    Technik und Aufnahmeleitung: Steffen Müller

    Moderation: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen

    Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Dr. Peter Lieb

    Intro: Erkennungsmelodie der Bundeswehr

  • Vom 8. Februar 2015 bis zum 30. April 2018 bildeten bis zu 150 deutsche Soldatinnen und Soldaten Kräfte der Peschmerga für ihren Kampf gegen den sog. Islamischen Staat aus. Insgesamt waren 1600 deutsche Soldatinnen und Soldaten dort im Einsatz. Wie sah diese Ausbildungsmission in der Praxis aus und warum war er insgesamt erfolgreich?

    Am 20. März 2003 begann der Irakkrieg, der auch als Dritter Golfkrieg bezeichnet wird. Die Koalitionsstreitkräfte unter Führung der USA benötigten nur wenige Wochen, um die Hauptstadt Bagdad einzunehmen. Danach dauerte es allerdings noch viele Jahre, bis der Irak einigermaßen stabilisiert war. Nachdem die US-Streitkräfte ihre Kampftruppen bis Ende 2011 weitestgehend abgezogen hatten, wandelte sich der Krieg erneut. Eine islamistische Terrorgruppe eroberte weite Teile Iraks und Syriens und versuchte, dort den sog. Islamischen Staat zu errichten. Dabei verübten deren Kämpfer grauenvolle Verbrechen, u.a. den Völkermord an den Jesiden.

    Erneut griff die internationale Gemeinschaft militärisch ein. Dazu gehörte auch die Ausbildung der Peschmerga. Diese bewaffneten Kräfte der Autonomen Republik Kurdistan im Nordosten Iraks wurden auch von deutschen Soldatinnen und Soldaten für ihren Kampf gegen den IS ausgebildet. Unter Führung der NATO sind bis heute Kräfte im Irak, weil der IS zwar militärisch besiegt, aber immer noch gefährlich ist.

    In der 54. Zugehört-Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann mit Oberst Frank Wasgindt. Dieser war Stellvertretender Kommandeur und Führer des Deutschen Einsatzkontingentes des internationalen “Kurdistan Training Coordination Center” (KTCC). Das Gespräch handelt von der Ausbildung der Peschmerga für ihren Kampf gegen den Islamischen Staat. Im Mittelpunkt stehen dabei praktische Fragen der Ausbildungsgestaltung und der multinationalen Kooperation sowie der aus dem Einsatz zu ziehenden Lehren. Oberst Frank Wasgindt ist heute Leiter des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst International an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

    Die Ausbildung der Peschmerga in der Praxis

    Die Ausbildung der Perschmerga orientierte sich an den Inhalten einer militärischen Grundausbildung. Diese wurden ständig überprüft und der sich wandelnden Gefechtsrealität im Kampf gegen den IS angepasst. Deutsche Soldatinnen und Soldaten bildeten die Pechmerga vor allem an den von Deutschland gelieferten Handwaffen und Ausrüstungsgegenständen aus. Besonders wichtig war die Ausbildung an der Panzerabwehrwaffe MILAN. Diese war unverzichtbar, um mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge des IS rechtzeitig vor den eigenen Stellungen zum Stehen zu bringen. Insgesamt war die Ausbildungsmission nicht zuletzt aufgrund der hohen Motivation der Peschmerga erfolgreich.

    Lessons Learned

    Voraussetzung für die hohe Motivation der Peschmerga war deren starke Identität als Ethnie, der vergleichsweise hohe Wohlstand in ihrer Region sowie die politische Stabilität ihrer Regierung. Die multinationale Zusammenarbeit funktionierte weitgehend reibungslos; jede Nation kannte die Leistungsfähigkeit sowie die Einsatzvorbehalte (caveats) von Verbündeten und Partnern und stellte sich darauf ein.

    Das deutsche Einsatzkontingent wurde eng durch die vorgesetzten Dienststellen in Deutschland geführt. Mehr Handlungsfreiheit für die verantwortlichen Kommandeure im Sinne des „Führens mit Auftrag“ sowie schnellere politische und militärstrategische Entscheidungsprozesse wären sowohl für die Erfüllung des Ausbildungsauftrages als auch für die Festigung des Vertrauens in Deutschland als Führungsnation hilfreich gewesen.

  • Der Deutsche Bundestag hat am 19. Januar 2023 die Verbrechen des IS welche 2014 auf irakischem Territorium gegen Jesidinnen und Jesiden verübt wurden, als Völkermord anerkannt. Auch wenn dies ein wichtiger Schritt gewesen ist, stehen die jesidische Gemeinschaft, der Irak, sowie auch Deutschland immer noch vor vielen Herausforderungen, welche den Frieden in der Region gefährden können.

    Besonders prägend für die Entwicklungen der letzten zwei Dekaden im Irak war die Ausbreitung des sogenannten Islamischen Staates, der im August 2014 seine größte territoriale Ausdehnung im Irak erreichte. Bei der militärischen Bekämpfung dieser Terrororganisation war und ist immer noch auch die Bundeswehr beteiligt, im Einsatz Counter Daesh/Capacity Builidung Iraq.

    Auch wenn der sogenannte Islamische Staat im Irak in seiner ursprünglichen Form inzwischen als besiegt gilt, stellt er weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr dar. Vor allem deutlich präsent sind insbesondere die Konsequenzen der Verbrechen, welche die Anhänger und Anhängerinnen dieser terroristischen Gruppierung in den letzten 10 Jahren ausgeübt haben.

    In der 53. Zugehört-Folge spricht Silvia-Lucretia Nicola mit Gohdar Alkaidy, dem Co-Vorsitzende der Stelle für Jesidische Angelegenheiten in Berlin, der durch eine Petition den Bundestag zur Anerkennung der Verbrechen gegen die jesidische Gemeinde als Völkermord angeregt hat sowie auch mit Dr. Henning de Vries, dem Geschäftsführer am Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse der Universität Marburg. Im Podcast geht es um die Einordnung der Geschehnisse, welche zu dem jüngsten Völkermord auf dem Territorium des Irak geführt haben, sowie auch um die Rolle Deutschlands bei der juristischen Aufarbeitung dieser Verbrechen.

  • Am 20. März 2003 begannen die Streitkräfte der USA sowie einiger Verbündeter einen Feldzug gegen den Irak. Wenngleich die militärischen Operationen mit der Niederlage des irakischen Diktators Saddam Hussein und seiner Flucht endete und die Koalitionstruppen den Irak nahezu vollständig kontrollierten, markierte das vermeintliche Kriegsende den Beginn einer weiteren Gewaltspirale.

    Nachdem der Zweite Golfkrieg 1991 zur Befreiung Kuweits und zur militärischen Einhegung des Iraks u.a. aufgrund der Durchsetzung von Flugverbotszonen geführt hatte, befahl Saddam Hussein militärische Operationen gegen die eigene, vor allem kurdische Bevölkerung. Dabei setzte er teilweise auch Giftgas ein. Dies weckte nicht nur bei den USA den Verdacht, er würde Widerstände gegen seine Herrschaft mit militärischen Mitteln brechen. Zudem befürchtete man, Saddam Hussein würde ein Giftgasprogramm betreiben, was für die stets unsichere Region des Nahen und Mittleren Ostens eine weitere Gefahr darstellen könnte.

    Ein Präventivkrieg - ohne Legitimation

    Insbesondere in den USA mehrten sich Forderungen, Saddam mit militärischen Mitteln zu stürzen. Die Regierung der USA unter Präsident George W. Bush strebte danach, einen solchen Krieg durch die Vereinten Nationen sanktionieren zu lassen, wozu sich der Weltsicherheitsrat jedoch nicht bereitfand. Vor allem der deutsche Außenminister Joschka Fischer war nicht davon überzeugt, dass der Irak an der Entwicklung und Produktion von Giftgas arbeiten würde. – Tatsächlich sollte sich der Vorwurf nach dem Krieg nicht bestätigen.

    Die Regierungen der USA und Großbritanniens beschlossen ungeachtet dessen, einen Präventivkrieg gegen den Irak zu führen, für den es jedoch keinerlei völkerrechtliche Zustimmung durch den Weltsicherheitsrat der UN gab.

    Koalition der Willigen

    Während die Bundesrepublik Deutschland wie auch Frankreich nicht dieser Koalition angehörten, suchten andere, jüngere NATO-Staaten wie z.B. Polen oder die baltischen Staaten den engen Schulterschluss mit den USA. Die US -Regierung konnte mehr als 40 Staaten zur Teilnahme am Krieg gewinnen, weswegen Präsident Bush später von der „Koalition der Willigen“ („Coalition oft he willing“) sprach. Der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld prägte dafür den verzerrenden Begriff vom „alten“ und „neuen“ Europa. Auch deswegen kam es in der NATO zu atmosphärischen Störungen in der transatlantischen Zusammenarbeit.

    In dieser Folge von „ZUGEHÖRT! Der Podacst des ZMSBw“ spricht Uwe Hartmann mit Dr. Hans-Peter Bartels, dem heutigen Präsidenten der Gesellschaft für Sicherheitspolitik. Dabei geht es um die damaligen Ereignisse, die unterschiedlichen Haltungen der politischen Parteien im Bundestag zum Irak-Krieg sowie der Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung.

    Hans-Peter Bartels war von 1998 bis 2015 für die SPD Bundestagsabgeordneter und dabei Mitglied des Verteidigungsausschusses, sowie ab 2014 sein Vorsitzender.


    r.