Avsnitt

  • Mit einem Landraub beginnt Russland einen Krieg den es bis heute fĂŒhrt: die Annexion der ukrainischen Krim. In dieser "Zugehört"-Folge, spricht Dr. Tim Geiger vom Institut fĂŒr Zeitgeschichte ĂŒber die HintergrĂŒnde und Folgen des russischen Völkerrechtsbruchs: "Der Krieg in der Ukraine beginnt 2014 und nicht mit der Vollinvasion 2022", so der Historiker.

    "GrĂŒne MĂ€nnchen" und ein "Referendum"

    Am 27.02.2014 tauchten auf der Krim ĂŒberraschen „grĂŒnen MĂ€nnchen“ auf. Diese Soldaten trugen, entgegen der Haager Landkriegsordnung, keine Hoheitsabzeichen, wobei es schnell klar wurde, dass die MĂ€nner im Auftrag von Russland agierten. Sie besetzten wichtige Institutionen und strategische Infrastruktur auf der ukrainischen Insel, unter anderem das Parlament, und erzwangen durch militĂ€rischen Druck eine Neuwahl. Im Zuge des Regierungsaustausches wurde ein fadenscheiniges Referendum angesetzt, welches den Anschein erwecken sollte, das die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger eine Wahl hĂ€tten, zwischen einem Verbleib in der Ukraine oder einen Beitritt zu Russland. Ergebnis: Die Krim wurde in die russische Föderation eingegliedert, denn fĂŒr Putin ist sie "ur-russische Erde".

    Aber wie genau verlief der genaue Ablauf der Annexion? Welche Rolle spielten Medien auf westlicher sowie auf russischer Seite? Was steckt hinter dem russischen Narrativ der NATO-Osterweiterung und welche militÀrische Bedeutung kommt der Krim im Krieg in der Ukraine zu?

    Interview

    Dr. Tim Geiger ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts fĂŒr Zeitgeschichte MĂŒnchen-Berlin (IfZ) und editiert die "Akten zur AuswĂ€rtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland". Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. internationale Geschichte mit Schwerpunkt Kalter Krieg und Sicherheitspolitik. Major Michael Gutzeit ist der Leiter der Informationsarbeit des Zentrums fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).

    WeiterfĂŒhrende Hinweise| Die im Podcast angesprochene Aktenedition zum Jahr 1993 vom Institut fĂŒr Zeitgeschichte ist noch nicht veröffentlicht. In der Ausgabe 1/2024 von „MilitĂ€rgeschichte. Zeitschrift fĂŒr historische Bildung“ hat Dr. Geiger den Artikel „Vor 10 Jahren: Russland annektiert die Krim“ veröffentlicht. Weitere seiner Artikel wurden im Ukraine-Dossier des ZMSBw veröffentlicht.

  • Die Soziologin Dr. Nina Leonhard und die Politikwissenschaftlerin Dr. Ina Kraft vom Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften sprechen in dieser Podcast-Folge von „Zugehört“ ĂŒber die sozialwissenschaftliche Forschung zum MilitĂ€r. Sie klĂ€ren dabei die Fragen: „Was ist und wozu braucht es eine MilitĂ€rsoziologie?“

    MilitÀrsoziologie als spezielle Soziologie

    Die Soziologie beschĂ€ftigt sich mit den Grundlagen von sozialen Beziehungen. Die MilitĂ€rsoziologie analysiert als eine spezielle Soziologie die StreitkrĂ€fte in all ihren Formen und Verbindungen zum gesellschaftlichen Umfeld. Die beiden GesprĂ€chspartnerinnen geben einen Überblick ĂŒber die verschiedenen Analyseebenen der MilitĂ€rsoziologie und welche konkreten Themen in den einzelnen Forschungsperspektiven behandelt werden.

    Relevanz der MilitÀrsoziologie

    Nina Leonhard und Ina Kraft zeichnen in ihrem GesprĂ€ch auch die Entwicklung der MilitĂ€rsoziologie nach und tauschen sich ĂŒber den derzeitigen Stand der Disziplin in Deutschland aus. So stellt Nina Leonhard unter anderem fest, dass sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die Aufmerksamkeit fĂŒr militĂ€rsoziologische Studien erhöht hat.

    GesprÀchspartnerinnen

    Dr. habilhabilitiert Nina Leonhard ist Projektsbereichsleiterin am Forschungsbereich MilitĂ€rsoziologie am ZMSBwZentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr sowie Privatdozentin am Institut fĂŒr Soziologie der UniversitĂ€t MĂŒnster. Sie ist Mitherausgeberin des Bandes „MilitĂ€rsoziologie – Eine EinfĂŒhrung“, der vor kurzem in der dritten Auflage erschienen ist: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-30184-2.

    Dr. Ina Kraft ist Politikwissenschaftlerin und hat in Politikwissenschaften und Soziologie promoviert. Sie leitet am ZMSBwZentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr den Projektbereich MultinationalitĂ€t und internationale StreitkrĂ€fte. 

    Buchempfehlung

    Hans Joas, Wolfgang Knöbl, KriegsverdrÀngung. Ein Problem in der Geschichte der Sozialtheorie, Suhrkamp, 2008.
    Nina Leonhard, Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg), MilitĂ€rsoziologie – Eine EinfĂŒhrung, Springer VS, 2023
    Martin Elbe, Heiko Biehl, Markus Steinbrecher (Hrsg.), Empirical Social Research in and on the Armed Forces. Comparative and National Perspectives, Berliner Wissenschaftsverlag, 2022.

    mehr Relevante Fachvereinigungen der MilitÀrsoziologie unter https://zms.bundeswehr.de/de/zugehoert65-militaersolziologie--5676592

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  • Benjamin Schulte (BMI) und Dennis Werberg (ZMSBw) sprechen ĂŒber die zwei grĂ¶ĂŸten rechtsgerichteten Veteranenorganisationen der Weimarer Republik, den KyffhĂ€userbund und den Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten und deren Fortbestand unter dem NS-Regime und in der Bundesrepublik.

    Zwischen 1914 und 1918 erlebten rund 13,4 Millionen mĂ€nnliche Deutsche den Ersten Weltkrieg als Soldaten. Der grĂ¶ĂŸte Teil dieser Kriegsveteranen legte die Uniform nach Kriegsende ab und kehrte in das Zivilleben zurĂŒck - andere schlossen sich bestehenden VeteranenverbĂ€nden an oder grĂŒndeten ganz neue Organisationen, welche die Geschichte der Weimarer Republik teils als politische Akteure, teils als paramilitĂ€rische Kampforganisationen mitprĂ€gten. In der aktuellen Folge der Podcast-Reihe "Zugehört" sprechen Benjamin Schulte und Dennis Werberg, moderiert von Frank Reichherzer, ĂŒber die beiden grĂ¶ĂŸten und bedeutendsten Veteranenorganisationen der politischen Rechten in der Weimarer Republik: den bereits um 1900 gegrĂŒndeten "KyffhĂ€userbund der Deutschen LandeskriegerverbĂ€nde" und den "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", gegrĂŒndet im Dezember 1918. 

    Benjamin Schulte ist Dozent beim Bundesministerium des Innern und fĂŒr Heimat (BMI) und hat zur Geschichte des KyffhĂ€userbundes promoviert. In seiner Doktorarbeit betrachtet er insbesondere die Rolle des Bundes in der Erinnerungspolitik und bei der Genese eines Bildes vom Veteranen als Verteidiger des Vaterlandes. Mit dem Anspruch, legitimer Vertreter und Sprachrohr der deutschen Frontsoldaten zu sein, verband die BundesfĂŒhrung auch die Erwartung, politischen Einfluss im Reich ausĂŒben zu können.

    Dennis Werberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZMSBw. In seiner Dissertation untersucht er den Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten als Veteranenorganisation und "ĂŒberparteiliche" Sammlungsbewegung, die seit den spĂ€ten 1920er Jahren in einem zunehmend konfliktgeladenen VerhĂ€ltnis zur aufstrebenden NS-Bewegung stand. Dabei nimmt Werberg auch die Geschichte des Bundes ĂŒber die ZĂ€suren von 1933 und 1945 hinaus in den Blick.

  • Der Film „Napoleon“ von Ridley Scott hat international fĂŒr Aufsehen gesorgt. OscarpreistrĂ€ger Joaquin Phoenix spielt den gebĂŒrtigen Korsen und spĂ€teren Kaiser der Franzosen zwar eindrucksvoll, aber ist seine Darstellung auch historisch korrekt? In dieser „Zugehört“-Folge vergleichen wir die militĂ€rhistorische Person Napoleons als Feldherren mit dessen Inszenierung auf der Leinwand.

    Napoleon in der Geschichtsschreibung und im Kino: Feldherr, Filmstar, oder beides? Die Rolle von Napoleon Bonaparte in der Geschichte als Staatenlenker, Tyrann oder FĂŒhrer der „Grande ArmĂ©e“ ist umstritten. Ebenso seine cineastische Verkörperung von militĂ€rischer GenialitĂ€t, politischer Raffinesse, verzehrender Liebe nach Josephine und roher Gewalt gegen seine Gegner. Nachdem das neue Werk von Ridley Scott viele Filmkritiker zu Diskussionen anreget hat, widmet sich unsere „Zugehört“-Folge aus militĂ€rhistorischer Perspektive dieser Kontroverse.

    Die Darstellung und die Wahrheit

    Napoleon fĂŒhrte seine Truppen laut Abspann von Scotts Werk durch 61 Schlachten, darunter die denkwĂŒrdigsten und folgereichsten der europĂ€ischen Geschichte. Auf der einen Seite stehen Napoleons historische Siege, wie in der Schlacht von Austerlitz als „Schlacht der drei Kaiser“ gegen Österreich und Russland, aber auch Niederlagen wie bei der Leipziger „Völkerschlacht“ von 1813 die zu seinem Untergang und Verbannung fĂŒhrte. WĂ€hrend Leipzig nicht einmal mit einer Kurzszene von Regisseur Ridley Scott auf der Leinwand gewĂŒrdigt wird, inszeniert der Brite Austerlitz nahezu episch mit ikonischen Momenten. Aber hat sich die Schlacht aus dem Jahr 1805 so zugetragen wie dargestellt?

    Fragen aus Potsdam, Antworten aus Dresden

    Fragen dieser Art beantwortet Dr. Gerhard Bauer aus dem MilitĂ€rhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Gerhard Bauer ist Wissenschaftlicher Oberrat und derzeit kommissarischer Leiter des Museumsbetriebes sowie wissenschaftlicher Leiter des Sachgebiets Uniformen und Feldzeichen. Er unterhĂ€lt sich mit Major Michael Gutzeit, dem Leiter der Informationsarbeit des Zentrums fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

    Vom Aufstieg in Zuge der Französischen Revolution bis zur verheerenden Russland-Kampagne und letztendlichen Niederlage bei Waterloo: Beide GesprÀchspartner erkunden gemeinsam Napoleons Wendepunkte und sein Schicksal - auf der Leinwand und in der Geschichte.

  • Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler in MĂŒnchen zum ersten Mal, politische Macht zu erlangen. Sein Putschversuch wurde blutig niedergeschlagen. In dieser Folge von "Zugehört" diskutiert Markus Pöhlmann (ZMSBw) mit dem Historiker Dr. Peter Tauber ĂŒber den Hitlerputsch in MĂŒnchen. 

    Der MĂŒnchner "BĂŒrgerbrĂ€u-Putsch" bildete das pathetische Ende des Krisenjahrs 1923. Eine Gruppe rechtsextremer Politiker und Militanter plante in der bayerischen Landeshauptstadt einen Aufstand. Dieser sollte zum Fanal#de gegen die Regierung in Berlin werden. AnfĂŒhrer des Putsches waren der Vorsitzende der völkischen Splitterpartei NSDAP, Adolf Hitler, und der prominente Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff. Was am Abend des 8. November als Agitationsveranstaltung in einem Bierkeller begann, endete am nĂ€chsten Tag im Gewehrfeuer einer Absperrkette der bayerischen Landespolizei. In diesem Podcast fragen wir nach den GrĂŒnden, dem Verlauf und den politischen Folgen des Putsches.

    Die GesprÀchspartner

    Dr. habil. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZMSBw. Er leitet dort den Projektbereich "Erster Weltkrieg" und außerdem das Großprojekt "Reichswehr. Die Republik und ihre StreitkrĂ€fte, 1919 bis 1935".

    Dr. Peter Tauber ist Historiker und war zwischen 2009 und 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Als Parlamentarischer StaatssekretĂ€r im Bundesministerium der Verteidigung von 2018 bis 2021 hat er auch die Arbeit des ZMSBw kennengelernt. Vor wenigen Wochen hat Peter Tauber im Verlag Philipp Reclam jun. eine Geschichte des Putsches veröffentlicht. In seinem Projekt #krisenjahr1923 berichtet er außerdem auf dem Social#en Media-Kanal X#de tĂ€glich von großen und kleinen Begebenheiten in diesem historischen Jahr.

  • Vor 210 Jahren versammelten sich Kaiser, Könige und Heere Europas vor den Toren der Messestadt Leipzig, um in der Völkerschlacht ĂŒber das Schicksal unseres Kontinents zu entscheiden. Über eine halbe Millionen Soldaten aus verschiedenen Nationen kĂ€mpften auf dem Schlachtfeld in der Mitte Deutschlands: Ein Wendepunkt unserer Geschichte, oder gar eine Zeitenwende?

    Die Völkerschlacht bei Leipzig von 1813 war die bis dahin grĂ¶ĂŸte Schlacht der Weltgeschichte, denn hier standen ĂŒber eine halbe Millionen Soldaten unterschiedlicher Sprachen und Kulturen zusammen - oder sich feindlich gegenĂŒber. In den verschiedenen Armee der Allianz oder Napoleons dienten Preußen, Russen, Schweden, oder gar Briten - auf der anderen Seite Franzosen mit verbĂŒndeten Sachsen und verschiedene FĂŒrstentĂŒmer.

    In dieser Folge von "Zugehört" tauchen wir nicht nur tief in die drei Tage vom 17. bis zum 19. Oktober 1813 ein, sondern auch in deren Ursachen, HintergrĂŒnde und Folgen. Die entscheidende Schlacht der napoleonischen Kriege und der Befreiungskriege hat nicht nur die politische Landkarte Europas verĂ€ndert, sondern auch tiefe Spuren im kulturellen Erbe des Kontinents hinterlassen.

    Völkerschlacht bei Leipzig

    Die Tage vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 entschieden ĂŒber den Ausgang der Befreiungskriege gegen Napoleon. In Leipzig fĂŒgte die Allianz von Russland, Preußen, Österreich und Schweden den Truppen Frankreichs und seiner VerbĂŒndeten die entscheidende Niederlage zu. Folglich musste sich Napoleons aus Deutschland zurĂŒckziehen und der Rheinbund zerbrach. Nach der Schlacht von Paris 1814 dankte er ab und ging ins Exil auf die Insel Elba.

    Geschichte und Taktik

    Oberst i.G. Dr. Martin Hofbauer, Mitherausgeber des Buches "Die Völkerschlacht bei Leipzig. VerlÀufe, Folgen, Bedeutungen", antwortet auf wichtige Fragen zur europÀischen MilitÀrgeschichte und Leipziger Schlachtentaktik:

    Welche Ursachen und Auswirkungen hatte die Schlacht auf die politische Landschaft Europas und die napoleonischen Kriege?

    Wie verÀnderten und formierten sich die Allianzen, die mit und gegen Napoleon kÀmpften?

    Welche Innovationen und Strategien prÀgten die Völkerschlacht bei Leipzig?

    Neben den politischen und wirtschaftlichen HintergrĂŒnden der Völkerschlacht wird auch ĂŒber die Truppengattungen der Infanterie, Kavallerie und Artillerie in Leipzig gesprochen. Bei dieser Thematik treten auch Erscheinungen zutage die heute kaum bekannt sind, wie bspw. der Einsatz britischer Raketentruppen. Neben einem Einblick in die medizinische Versorgung auf dem Schlachtfeld werden auch die hohen Verlustzahlen der Soldaten besprochen, die diese Schlacht zu einem Wendepunkt, oder gar zu einer Zeitenwende, der europĂ€ischen Geschichte machte.

    Sieg, Niederlage und Versöhnung

    Die Völkerschlacht bei Leipzig ist nicht nur mit Sieg und Niederlage verbunden, sondern auch mit Blut und Tod. Gerade die mahnenden Toten der europĂ€ischen Nationen vor und hinter den Toren Leipzig machen die Völkerschlacht zu einem Ereignis, das mit einer speziellen Erinnerungskultur verbunden ist. FrĂŒher unterschlich fĂŒr nationalen Belange propagandistisch ausgenutzt, ist der 19. Oktober von 1813 heute ein Datum was zum europĂ€ischen Frieden und zur dauerhaften Versöhnung mahnt. Ein gebautes Beispiel dessen ist das Völkerschlachtdenkmal im Leipziger SĂŒdosten: Mit 91 Metern Höhe ist es eines der höchsten DenkmĂ€ler Europas, eine Landmarke und eines der bekanntesten Wahrzeichen der Messestadt. Heute mahnt es zum europĂ€ischen Frieden und der VerstĂ€ndigung, statt zum immerwĂ€hrenden Krieg.

  • In dieser Folge von „Zugehört“ sprechen Brigadegeneral Alfred Marstaller und Stabsfeldwebel Stefan Huss mit Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers vom ZMSBwZentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ĂŒber die Bedeutung der Invictus Games fĂŒr Soldatinnen und Soldaten und die Zivilgesellschaft. Vom 9. - 16. September finden die Invictus Games erstmalig in Deutschland statt. 

    Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz werden mit starken Belastungen konfrontiert, die sich aus dem Einsatzalltag und dem MilitĂ€rdienst ergeben. FĂŒr die Soldaten können schwerwiegende physische und psychische Folgen entstehen wie beispielsweise körperliche Verwundungen und Posttraumatische Belastungsstörungen. Die vollstĂ€ndige Genesung, Rehabilitierung und gesellschaftliche Integration stellt fĂŒr Betroffene eine große Herausforderung dar. Mit den Invictus Games soll einerseits die Öffentlichkeit fĂŒr das Schicksal der Athletinnen und Athleten sensibilisiert werden, andererseits soll den Sportlerinnen und Sportlern die WertschĂ€tzung zuteilwerden, die sie sich durch ihren selbstlosen Einsatz fĂŒr die Gesellschaft redlich verdient haben. Athletinnen und Athleten aus ĂŒber 20 Nationen treten in zehn Disziplinen gegeneinander an: Leichtathletik, Bogenschießen, Hallenrudern, Gewichtheben, Straßenradrennen, Sitzvolleyball, Schwimmen, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlrugby und Tischtennis. UnterstĂŒtzt werden sie dabei durch Familie, Kameraden, Freunde und Zuschauer.

    Die Bedeutung der Invictus Games

    Der Wortursprung fĂŒr den Namen der Sportveranstaltung kommt aus dem Lateinischen: „invictus“. Es bedeutet wörtlich „unbesiegt“. Damit wird den verwundeten Soldaten die Anerkennung und der Respekt zuteil, den sie sich durch ihren Dienst und ihren Einsatz im Krieg verdient haben. Die Art der Ehrerweisung, nĂ€mlich eine öffentliche Sportgroßveranstaltung fĂŒr kriegsversehrte Soldaten, wurde durch Prinz Harry im Jahr 2014 initiiert. Daraus ergibt sich das eindrĂŒckliche Motto fĂŒr die Invictus Games in DĂŒsseldorf „A Home for Respect“, nĂ€mlich der Ort fĂŒr eine gesellschaftliche Anerkennung aller gedienten und dienenden Soldaten. 

    Die GesprÀchspartner

    Brigadegeneral Alfred Marstaller ist im Bonner StreitkrĂ€fteamt Projektleiter fĂŒr die Invictus Games 2023, die erstmals in Deutschland stattfinden. Somit ist er hauptverantwortlich fĂŒr die Planung, Organisation und DurchfĂŒhrung der internationalen Sportveranstaltung.

    Stabsfeldwebel Stefan Huss ist der Botschafter fĂŒr die Invictus Games in DĂŒsseldorf. Er hat seit 2013 eine Posttraumatischen Belastungsstörung entwickelt und nahm bereits an den Invictus Games 2017 in Toronto und 2018 in Sydney teil. Aktuell ist Stabsfeldwebel Huss Sportausbilder im 6. ITInformationstechnik-Bataillon 292 in Dillingen an der Donau.

    Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers ist Projektleiter fĂŒr Bundeswehrgeschichte im Forschungsbereich MilitĂ€rgeschichte nach 1945 am Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

  • Das Hörfeature von Christian Blees lĂ€sst die Ereignisse des Hitlerputsches in MĂŒnchen lebendig werden. Es basiert auf dem Manuskript "Der Hitlerputsch 1923" von Peter Tauber. Neben Interviewpassagen mit Peter Tauber sind in Originaltönen Akteure von damals sowie Augenzeugen des Putsches zu hören. Produziert und herausgegeben vom Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam.

    Feinde der Demokratie

    In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 unternahmen die rechtsextremen Feinde der Weimarer Republik in MĂŒnchen einen Putschversuch. Nach einer einpeitschenden Rede Adolf Hitlers im BĂŒrgerbrĂ€ukeller zogen die Putschisten Richtung Odeonsplatz. Dort stellte sich ihnen an der Feldherrnhalle die Bayrische Landespolizei entgegen. Es kam zum Schusswechsel - der Umsturz misslang. Zehn Jahre vor der MachtĂŒbernahme der Nationalsozialisten bewies die Weimarer Republik zwischen dem MĂŒnchener BĂŒrgerbrĂ€ukeller und der Feldherrnhalle ihre Wehrhaftigkeit. Die AufrĂŒhrer von rechts scheiterten auch an ihrem eigenen Dilettantismus. 

    Autoren

    Peter Tauber, geboren 1974 in Frankfurt am Main, ist Historiker. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische StaatssekretĂ€r im Bundesministerium der Verteidigung lehrt an der UniversitĂ€t der Bundeswehr in MĂŒnchen. Er ist als Autor und Berater tĂ€tig. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind die deutsche Turn- und Sportgeschichte sowie militĂ€rhistorische Arbeiten.

    Christian Blees, geboren 1964 in Hachenburg (Westerwald), ist Journalist und Autor. Er produzierte zahlreiche HörbĂŒcher und Radiofeatures fĂŒr Verlage und Rundfunkanstalten, unter anderem ĂŒber "Die Strafdivision 999 im Zweiten Weltkrieg". Sein Radiofeature "Mythos JFK - Leben und Sterben des John F. Kennedy" (WDR 2013) erhielt den 1. Radiopreis der RIAS Berlin Kommission.

    Sendemanuskript und Regie: Christian Blees
    Aufnahme: Christian Ulrich
    Schnitt und Mischung: Ernst Bergner
    Sprecher: Ilka TeichmĂŒller, Markus Hoffmann, Thomas Hollaender, Christian Senger
    Redaktion fĂŒr das ZMSBw: Dr. Christian Adam
    Dauer: 69 Minuten

  • In dieser Folge von "Zugehört" diskutieren Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer mit Major Michael Gutzeit vom Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) ĂŒber die historische und gegenwĂ€rtige Verbindung von Sport und MilitĂ€r. Einen aktuellen Anlass, um sich diese Frage zu stellen bieten die im September 2023 erstmals in Deutschland stattfindenden Invictus Games.

    Der Dienstalltag von Soldatinnen und Soldaten ist ohne Sport schwer vorzustellen, schließlich bedingt ihre körperliche LeistungsfĂ€higkeit zum großen Maße ihre Einsatztauglichkeit oder VerwendungsfĂ€higkeit. Aber die Bedeutung des Sports fĂŒr die StreitkrĂ€ften und das MilitĂ€r geht in der Gegenwart, wie in der Vergangenheit, weit ĂŒber die ErtĂŒchtigung des Körpers hinaus.

    Prof. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer, diskutierten mit Moderator Major Michael Gutzeit die vielfĂ€ltige Beziehung von Sport und MilitĂ€r. Im GesprĂ€ch wird deutlich wie eng Sport und MilitĂ€r miteinander verbunden sind. Das VerhĂ€ltnis von Sport und MilitĂ€r wird aus geschichtswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive vielseitig aufgeschlĂŒsselt. Zu diesem Zweck gaben Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer auch ihr Buch "Der Sport des MilitĂ€rs. Perspektiven aus Forschung, Lehre und Praxis" heraus. Diese Publikation ist eine Premiere, denn das erste Mal liegt ein umfassendes Werk vor, dass den Themenkomplex Sport und MilitĂ€r interdisziplinĂ€r beleuchtet: Geschichte, Sozialwissenschaften, Medizin, Sportwissenschaft und Psychologie gemeinsam. Der Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang von Sport und MilitĂ€r im 20. Jahrhundert und auf der Ausgestaltung dieses Beziehungsgeflechts in der Bundeswehr.

    Eine Folge fĂŒr kommende Spiele

    Einen aktuellen Anlass sich mit der Welt des Sports und des MilitĂ€rs zu befassen bieten die kommenden Invictus Games vom 9. bis 16. September 2023 in DĂŒsseldorf. Hier treten kriegs- und einsatzgeschĂ€digte Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Nationen im sportlichen Wettkampf gegeneinander an. Die internationalen WettkĂ€mpfe sollen die Rehabilitation der an Seele und Körper verwundeten, verletzten und erkrankten Soldatinnen und Soldaten unterstĂŒtzen. Dazu gilt es unter dem Motto "A#en Home#en for#en Respect#en" die Wahrnehmung und Anerkennung in der Gesellschaft zu vergrĂ¶ĂŸern.

    Die GesprÀchspartner

    Prof. Dr. Martin Elbe ist MilitĂ€rsoziologe und forscht zu den Themen Personal, Organisation, Gewalt, Gesundheit und Sport sowie Verstehender Methodologie. Er ist Projektleiter im Forschungsbereich MilitĂ€rsoziologie und einer der wissenschaftlichen Referenten der Invictus Games in DĂŒsseldorf 2023.

    Dr. Frank Reichherzer ist MilitĂ€rhistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Deutsche MilitĂ€rgeschichte bis 1945 am ZMSBw in Potsdam. Seit 2018 leitet er das Projekt „MilitĂ€r und Gewalt“.

    Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit am ZMSBw.

  • In dieser Folge von "Zugehört" diskutiert Markus Pöhlmann vom Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr mit dem Historiker Dr. Peter Tauber ĂŒber das Krisenjahr 1923 und die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Weimarer Republik.

    Im Jahr 1923 stĂŒrzte die junge Weimarer Republik in eine schwere Krise. Im Januar besetzten französische und belgische Truppen im Streit um Kriegsreparationen das Ruhrgebiet. Die Regierung reagierte darauf mit der Ausrufung des passiven Widerstands. Hyperinflation, Auseinandersetzungen zwischen Reichsregierung und den Regierungen in ThĂŒringen, Sachsen und Bayern spitzten sich zu. Ende Oktober probte die Kommunistische Partei in Hamburg den Aufstand. Am 9. November putschen rechtsextremistische Republikgegner unter der FĂŒhrung von Adolf Hitler und Erich Ludendorff in MĂŒnchen. In diesem Podcast fragen wir danach: Wieviel Weltkrieg steckte eigentlich noch in dem Konflikt des Jahres 1923? Woher kam die Gewalt? Wie gelang die Beendigung der Krise?

    Die GesprÀchspartner

    Dr. habil. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZMSBw. Er leitet dort den Projektbereich "Erster Weltkrieg" und außerdem das Großprojekt "Reichswehr. Die Republik und ihre StreitkrĂ€fte, 1919 bis 1935".

    Dr. Peter Tauber ist Historiker und war zwischen 2009 und 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Als Parlamentarischer StaatssekretĂ€r im Bundesministerium der Verteidigung von 2018 bis 2021 hat er auch die Arbeit des ZMSBw kennengelernt. GegenwĂ€rtig arbeitet Dr. Tauber an einer Monografie zum Hitlerputsch von 1923. Mit seinem Twitter-Projekt #krisenjahr1923 berichtet er tĂ€glich von großen und kleinen Begebenheiten aus diesem historischen Jahr.

  • Verteidigungsminister Boris Pistorius hat jĂŒngst herausgestellt: "Personal bleibt neben Material meine höchste PrioritĂ€t". Doch woher kommen die Bewerberinnen und Bewerber der Bundeswehr? Aus welchen Regionen oder Schichten stammen die Soldatinnen und Soldaten, was motiviert sie fĂŒr den Dienst? "Zugehört" dreht sich in dieser Folge um den neuesten Forschungsbericht des Zentrums fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Die „Bewerberstudie 2022. Vom anfĂ€nglichen Interesse bis zur abgeschlossenen Bewerbung“.

    In der Zeitenwende muss die Bundeswehr um neues Material, aber auch um Personal hart kĂ€mpfen, denn kein Panzer legt ohne einen Menschen auch nur einen Meter zurĂŒck. Dabei ist das Ringen um gutes Personal am Arbeitsplatz derzeit eine der grĂ¶ĂŸten Herausforderungen aller Arbeitgeber. Das Verteidigungsministerium hat daher die "Bewerberstudie 2022" beim ZMSBw in Auftrag gegeben, um folgende Fragen zu beantworten: Welche GrĂŒnde stehen hinter einer Bewerbung als Soldatin oder Soldat auf Zeit? Welche Erfahrungen machen die potenzielle Bewerberinnen und Bewerber im Bewerbungsprozess?

    Wer kommt warum zur Bundeswehr?

    Die Bewerberinnen und Bewerber kommen hauptsĂ€chlich aus einem idealistischen Milieu der Mittelschicht. In Bezug auf das Alter stellen junge Menschen bis 30 Jahre den grĂ¶ĂŸten Anteil, aber Frauen machen davon nur 14 Prozent aus. Die Interessenten stammen aus ganz Deutschland, und ihr Bildungsniveau liegt deutlich ĂŒber dem Schnitt der Gesamtbevölkerung. 

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Motive fĂŒr eine Bewerbung bei der Bundeswehr sehr vielschichtig sind. Viele junge Menschen interessieren sich fĂŒr die Herausforderungen, die der Dienst bei der Bundeswehr bieten kann. Dazu sehen die meisten die Bundeswehr als einen sicheren Arbeitgeber mit guten Aufstiegschancen. Viele Bewerber geben dazu an, aus Überzeugung zur Bundeswehr zu gehen, da sie das GefĂŒhl haben, einen Beitrag zur nationalen Sicherheit zu leisten. Andere wiederum sehen in der Bundeswehr eine Möglichkeit, zivilgesellschaftliches Engagement mit einer beruflichen TĂ€tigkeit zu verbinden. FĂŒr die Befragten ist grundsĂ€tzliches Interesse am MilitĂ€r wichtig, aber sie nehmen auch Hinweise aus dem Kreis ihrer Familien oder Bekannten an. Weitere Motive sind der Wunsch nach Kameradschaft und Teamwork - Bezahlung, Arbeitszeit oder MobilitĂ€t dagegen weniger. 

    Studiendetails

    Autor der Studie ist Professor Martin Elbe aus dem ZMSBw. Die Studie lief im Zeitraum Mai bis Juli 2022 zu Motiven, EinschĂ€tzungen und HintergrĂŒnden von Bewerberinnen und Bewerbern bei der Bundeswehr. Die Daten wurden unter allen Personen online erhoben, die sich im Studienzeitraum bei der Bundeswehr bewarben. Von Mai bis Juli 2022 wurden alle 4163 Bewerberinnen und Bewerber im elektronischen Recruiting System der Bundeswehr angeschrieben. 1311 Bewerberinnen und Bewerber fĂŒllten den Online-Fragebogen aus. Nach Abschluss des Bewerbungsprozesses wurden 2433 Personen angeschrieben, von ihnen fĂŒllten 290 den entsprechenden Online-Fragebogen aus. 

    Interview

    Prof. Dr. Martin Elbe ist Projektleiter im Forschungsbereich MilitÀrsoziologie. Seine Forschungsgebiet erstrecken sich auf den Feldern der Sozialpsychologie und der MilitÀrsoziologie. Insbesondere die Arbeits- und Organisationsforschung, aber auch Gesundheit und Sport sowie verstehende Methodologie, liegen in seinem Interesse.

    Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit am Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Moderator der Podcast-Folge. 

  • In der achten Folge der "GesprĂ€che am Ehrenmal'' dreht sich alles um die Frage ob sich die Innere FĂŒhrung bewĂ€hrt hat, oder nicht mehr zeitgemĂ€ĂŸ ist. Zum 65. GrĂŒndungstages des Beirates fĂŒr Fragen der Inneren FĂŒhrung wird im Dialogforum des Verteidigungsministerium diskutiert, ob mit der Zeitenwende auch die FĂŒhrungsphilosophie der Bundeswehr angepasst werden muss.

    Schon zur GrĂŒndung der Bundeswehr stritten die Soldaten um die Kriegstauglichkeit ihrer neuen FĂŒhrungsphilosophie, ihrer Inneren FĂŒhrung. In den ersten Tagen der deutschen StreitkrĂ€fte kritisierten einige Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere das neue FĂŒhrungskonzept mancherorts als "Inneres GewĂŒrge", oder in der Flotte gar als "Weiche Welle". Aber die Werte und Tugenden der Inneren FĂŒhrung haben sich im Kalten Krieg und in den AuslandseinsĂ€tzen der Bundeswehr bewĂ€hrt. Unverwechselbare Charakteristika wie die Auftragstaktik, oder der PrĂŒfung des eigenen Gewissens bei Befehlserteilung, haben sogar international fĂŒr Respekt und Anerkennung gesorgt. Es wird aber zur am Ehrenmal zur Diskussion gestellt, ob dieser Stellenwert ewig gilt, oder neu durch Anpassungen errungen werden muss.

    Neue Lage neue Moral?

    Die Innere FĂŒhrung integriert die Bundeswehr als Parlamentsarmee in unsere Demokratie, getragen von den Werten unseres Grundgesetzes. Kern der FĂŒhrungs- und Organisationskultur der Bundeswehr ist mental stets durch eine hohe Verteidigungsbereitschaft gerĂŒstet zu sein. Diese geistige RĂŒstung ist aber immer auf den Rahmen einer demokratischen und wertegebundenen Kampfmoral angewiesen. Die Refokussierung auf die Landes- und BĂŒndnisverteidigung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stellt diesen Aspekt erneut in den Vordergrund. Es geht letztendlich um die BewĂ€hrungsprobe im Kampf, daher gilt es im Zuge der Zeitenwende zu prĂŒfen, ob auch die Innere FĂŒhrung an die VerĂ€nderung der weltpolitischen LageĂ€nderung anpassen werden muss. Oder nicht?

    Auf dem Podium

    Wehrbeauftragter a. D. Reinhold Robbe, Sprecher des Beirates Innere FĂŒhrung

    Generalmajor Markus Kurczyk, Kommandeur Zentrum Innere FĂŒhrung

    Oberst i.G. Dr. Stefan Gruhl, BMVg FĂŒSK III 3

    KorvettenkapitÀn Ute Niklas, Erster Offizier Fregatte F125

    Oberleutnant Benedikt Streng, Infanterieschule Hammelburg

    Das Dialogformat „GesprĂ€che am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und TraditionsverstĂ€ndnis der Bundeswehr und ihrem VerhĂ€ltnis zur Gesellschaft. GĂ€ste sind Zeitzeugen, Experten oder Soldatinnen und Soldaten. Gesprochen wird im sogenannten Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr. Soldatinnen und Soldaten können sich durch Einreichung von Fragen im Vorfeld auch direkt an der Diskussion beteiligen.

    Aufnahmeleitung: Florian Stolzmann

    Schnitt: FregattenkapitÀn Christoph Jan Longen / Oberstleutnant i.G. Florian Reichenberger

  • Auffindung und Restitution: Rund 500.000 BĂ€nde, alle erschienen vor 1945 und verteilt auf ca. 60 Bibliotheken des Verteidigungsressorts, werden aktuell akribisch auf ihre Herkunft untersucht. Ziel ist es, Exemplare zu identifizieren, die wĂ€hrend des Dritten Reiches ihren damaligen Besitzern geraubt, in Sammlungen beschlagnahmt oder unter Zwang verkauft wurden. Die Rekonstruktion der BĂŒcher-Biographien erfolgt in der Intention einer RĂŒckgabe an die Erben/Rechtsnachfolger.  

    Manchmal liefert ein schlichter handschriftlicher Namenseintrag im Buchdeckel einen ersten wichtigen Hinweis. Oder es findet sich ein kunstvoll gestaltetes Exlibris, das sich einem konkreten Vorbesitzer zuordnen lĂ€sst. Bei solchen konkreten Merkmalen am bzw. im Exemplar setzt die "AufklĂ€rungsarbeit" des fĂŒnfköpfigen Expertenteams an. Die "Spurensucher/Spurensucherinnen" sind Teil des Fachinformationszentrums der Bundeswehr (FIZBw, einer Gruppe im StreitkrĂ€fteamt) in Bonn. Im ministeriellen Auftrag gehen sie seit Mitte 2019 zentralen Fragen zur Provenienz der AltbestĂ€nde nach: Wem gehörte dieses Buch, bevor es in die jeweilige Bundeswehrbibliothek gelangte? Was lĂ€sst sich ĂŒber das Schicksal frĂŒherer Besitzer ermitteln? Handelt es sich beim vorliegenden Exemplar um NS-Raubgut oder NS-Beutegut, also um Besitz, der Personen oder Institutionen zwischen 1933 und 1945 "NS-verfolgungsbedingt" entzogen wurde? Erste Funde als Ergebnis einer Stichprobe hatten deutlich den Handlungsbedarf aufgezeigt, so dass auf Initiative des FIZBw schließlich der organisatorische Rahmen fĂŒr eine systematische Bestandssichtung geschaffen wurde.  Mehr als 155.000 BĂŒcher sind inzwischen am Regal auf "verdĂ€chtige" Vorbesitzerspuren untersucht worden. Auf diese Autopsie folgen jeweils Tiefenrecherchen zur IdentitĂ€t und Biographie frĂŒherer BucheigentĂŒmer sowie zu deren Schicksal in der NS-Zeit.  

    Komplex: BĂŒcherwege rekonstuieren

    Zu den bisherigen Entdeckungen gehören BĂŒcher aus geraubtem jĂŒdischen Privatbesitz, konfiszierten Sammlungen jĂŒdischer Organisationen, von Regimegegnern, Freimaurerlogen, zwangsaufgelösten Gewerkschaften und Arbeitervereinen, katholischen Klöstern etc.

    SensibilitĂ€t, ein geschulter Blick, SpĂŒrsinn gepaart mit historischem Wissen, aber auch Erfahrung im Umgang mit einschlĂ€gigen Suchinstrumenten und bibliothekarischen/archivischen Quellen und Datenbanken sind wichtige Kompetenzen, die ein Provenienzforscher/eine Provenienzforscherin mitbringen muss. Es gilt, unterschiedliche Zeichen zu dechiffrieren, dabei bisweilen unscheinbare Vorbesitzermerkmale zu erkennen und zuzuordnen und nach Möglichkeit die verschiedenen Stationen und damit BĂŒcher-Migrationen nachzuvollziehen. Diese Rekonstruktion der konkreten Objekt-Biographie kann mitunter sehr aufwendig sein. Nicht selten weist sie zudem LĂŒcken auf, die sich selbst durch ergĂ€nzende Sichtung von Zugangsjournalen oder erhaltenen Akten nicht (mehr) in GĂ€nze schließen lassen.

    Im MĂ€rz 2023 begann das Team des Fachinformationszentrum der Bundeswehr mit der Sichtung der umfangreichen AltbestĂ€nde in der Fachbibliothek des Zentrums fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam. Aus diesem Anlass sprach Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers (ZMSBw) mit der leitenden Bibliotheksdirektorin Birgit A. Schulte (FIZBw) - ĂŒber Hintergrund und Untersuchungsdesign des Projektes und die besondere Motivation, die vergessenen Lebensgeschichte(n) der beraubten Opfer ausgehend von ihrem ĂŒberlieferten einstigen Buchbesitz wieder sicht- und (be-)greifbar zu machen. 

     

  • Warum ist die öffentliche Meinung fĂŒr Verteidigung relevant? In dieser Podcast-Folge von „Zugehört“ diskutieren Sarah Brockmeier von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und der MilitĂ€rsoziologe Dr. Timo Graf vom Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) ĂŒber die Bedeutung der öffentlichen Meinung im Kontext der „Zeitenwende“. 

    Infolge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Verteidigungspolitik an gesellschaftspolitischer Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig werden aktuell weitreichende verteidigungspolitische Entscheidungen getroffen, die zunehmend gesellschaftliche Debatten zur Folge haben. Das öffentliche Interesse an der Bundeswehr und an Verteidigungspolitik ist gestiegen, umgekehrt besteht seitens der Politik ein grĂ¶ĂŸeres Erkenntnisinteresse mit Blick auf die öffentliche Meinung zur Bundeswehr und Verteidigungspolitik. Vor diesem Hintergrund diskutieren Sarah Brockmeier und Dr. Timo Graf ĂŒber die Bedeutung der öffentlichen Meinung.

    Die GesprÀchspartner

    Sarah Brockmeier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Rahmen der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und an der Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt. Sie forscht zum Thema der BĂŒrgerdialoge zu Außenpolitik, hat unter anderem die Veranstalter des vom Bundestag beauftragten BĂŒrgerrat „Deutschlands Rolle in der Welt“ beraten und BĂŒrgerdialoge und -werkstĂ€tten des AuswĂ€rtigen Amts beobachtet und ausgewertet.

    Dr. Timo Graf ist wissenschaftlicher Angestellter am Zentrum fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Dort leitet er die jĂ€hrliche Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesministeriums fĂŒr Verteidigung. Seine Forschungsschwerpunkte sind die öffentliche Meinung zu außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen sowie die zivil-militĂ€rischen Beziehungen in Deutschland.

    Moderation: Major Michael Gutzeit

  • FĂŒnf Jahre nach dem aktuellen Traditionserlass der Bundeswehr von 2018 ist es Zeit ein erstes ResĂŒmee in der Folge "Mut zur Tradition! Zwischenbilanz nach fĂŒnf Jahren neuem Traditionserlass" zu ziehen.

    Die siebte Folge der ,,GesprĂ€che am Ehrenmal'' des Verteidigungsministeriums sind erstmals ĂŒber den Podcast "Zugehört!" des Zentrums fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zu hören. Diese Podiumsdiskussion widmet sich der inneren und Ă€ußeren Wirkung des TraditionsverstĂ€ndnis und -pflege in den deutschen StreitkrĂ€ften. Dazu werden Fragen aus der Öffentlichkeit und der Bundeswehr beantwortet.

    Hat die „Zeitenwende“ Auswirkungen auf die Tradition der Truppe bestellt? Wandelten sich die Werte der Soldatinnen und Soldaten durch den Angriffskrieges Russlands in der Ukraine?

    An der Podiumsdiskussion nehmen teil:

    Generalleutnant Kai Ronald Rohrschneider, Abteilungsleiter FĂŒhrung StreitkrĂ€fte (FĂŒ SK) im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg).

    Oberst i. G. Dr. Sven Lange, Kommandeur des Zentrums fĂŒr MilitĂ€rgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und im Erscheinungsjahr des Traditionserlasses der verantwortliche Referatsleiter des Bundesministeriums der Verteidigung FĂŒSK III 3.

    Konteradmiral a.D. Karsten Schneider, ehemaliger Chef des Stabes des Marinekommandos.

    Oberst i.G. Tobias Aust, vormals Kommandeur des AufklĂ€rungsbataillons 6 „Holstein“. Dessen Kaserne in Eutin wĂŒrde kĂŒrzlich umbenannt, weil dem ursprĂŒnglichen Namensgeber Kriegsverbrechen vorgeworfen werden.

    Brigadier (im Ruhestand) Rob Rider, ehemaliger britischer Verteidigungsattaché in Deutschland und internationaler Vertreter.

    Das Format im Dialog „GesprĂ€che am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und TraditionsverstĂ€ndnis der Bundeswehr und ihrem VerhĂ€ltnis zur Gesellschaft.

    Technik und Aufnahmeleitung: Steffen MĂŒller

    Moderation: FregattenkapitÀn Christoph Jan Longen

    Schnitt: FregattenkapitÀn Christoph Jan Longen / Dr. Peter Lieb

    Intro: Erkennungsmelodie der Bundeswehr

  • Vom 8. Februar 2015 bis zum 30. April 2018 bildeten bis zu 150 deutsche Soldatinnen und Soldaten KrĂ€fte der Peschmerga fĂŒr ihren Kampf gegen den sog. Islamischen Staat aus. Insgesamt waren 1600 deutsche Soldatinnen und Soldaten dort im Einsatz. Wie sah diese Ausbildungsmission in der Praxis aus und warum war er insgesamt erfolgreich?

    Am 20. MĂ€rz 2003 begann der Irakkrieg, der auch als Dritter Golfkrieg bezeichnet wird. Die KoalitionsstreitkrĂ€fte unter FĂŒhrung der USA benötigten nur wenige Wochen, um die Hauptstadt Bagdad einzunehmen. Danach dauerte es allerdings noch viele Jahre, bis der Irak einigermaßen stabilisiert war. Nachdem die US-StreitkrĂ€fte ihre Kampftruppen bis Ende 2011 weitestgehend abgezogen hatten, wandelte sich der Krieg erneut. Eine islamistische Terrorgruppe eroberte weite Teile Iraks und Syriens und versuchte, dort den sog. Islamischen Staat zu errichten. Dabei verĂŒbten deren KĂ€mpfer grauenvolle Verbrechen, u.a. den Völkermord an den Jesiden.

    Erneut griff die internationale Gemeinschaft militĂ€risch ein. Dazu gehörte auch die Ausbildung der Peschmerga. Diese bewaffneten KrĂ€fte der Autonomen Republik Kurdistan im Nordosten Iraks wurden auch von deutschen Soldatinnen und Soldaten fĂŒr ihren Kampf gegen den IS ausgebildet. Unter FĂŒhrung der NATO sind bis heute KrĂ€fte im Irak, weil der IS zwar militĂ€risch besiegt, aber immer noch gefĂ€hrlich ist.

    In der 54. Zugehört-Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann mit Oberst Frank Wasgindt. Dieser war Stellvertretender Kommandeur und FĂŒhrer des Deutschen Einsatzkontingentes des internationalen “Kurdistan Training Coordination Center” (KTCC). Das GesprĂ€ch handelt von der Ausbildung der Peschmerga fĂŒr ihren Kampf gegen den Islamischen Staat. Im Mittelpunkt stehen dabei praktische Fragen der Ausbildungsgestaltung und der multinationalen Kooperation sowie der aus dem Einsatz zu ziehenden Lehren. Oberst Frank Wasgindt ist heute Leiter des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst International an der FĂŒhrungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

    Die Ausbildung der Peschmerga in der Praxis

    Die Ausbildung der Perschmerga orientierte sich an den Inhalten einer militĂ€rischen Grundausbildung. Diese wurden stĂ€ndig ĂŒberprĂŒft und der sich wandelnden GefechtsrealitĂ€t im Kampf gegen den IS angepasst. Deutsche Soldatinnen und Soldaten bildeten die Pechmerga vor allem an den von Deutschland gelieferten Handwaffen und AusrĂŒstungsgegenstĂ€nden aus. Besonders wichtig war die Ausbildung an der Panzerabwehrwaffe MILAN. Diese war unverzichtbar, um mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge des IS rechtzeitig vor den eigenen Stellungen zum Stehen zu bringen. Insgesamt war die Ausbildungsmission nicht zuletzt aufgrund der hohen Motivation der Peschmerga erfolgreich.

    Lessons Learned

    Voraussetzung fĂŒr die hohe Motivation der Peschmerga war deren starke IdentitĂ€t als Ethnie, der vergleichsweise hohe Wohlstand in ihrer Region sowie die politische StabilitĂ€t ihrer Regierung. Die multinationale Zusammenarbeit funktionierte weitgehend reibungslos; jede Nation kannte die LeistungsfĂ€higkeit sowie die Einsatzvorbehalte (caveats) von VerbĂŒndeten und Partnern und stellte sich darauf ein.

    Das deutsche Einsatzkontingent wurde eng durch die vorgesetzten Dienststellen in Deutschland gefĂŒhrt. Mehr Handlungsfreiheit fĂŒr die verantwortlichen Kommandeure im Sinne des „FĂŒhrens mit Auftrag“ sowie schnellere politische und militĂ€rstrategische Entscheidungsprozesse wĂ€ren sowohl fĂŒr die ErfĂŒllung des Ausbildungsauftrages als auch fĂŒr die Festigung des Vertrauens in Deutschland als FĂŒhrungsnation hilfreich gewesen.

  • Der Deutsche Bundestag hat am 19. Januar 2023 die Verbrechen des IS welche 2014 auf irakischem Territorium gegen Jesidinnen und Jesiden verĂŒbt wurden, als Völkermord anerkannt. Auch wenn dies ein wichtiger Schritt gewesen ist, stehen die jesidische Gemeinschaft, der Irak, sowie auch Deutschland immer noch vor vielen Herausforderungen, welche den Frieden in der Region gefĂ€hrden können.

    Besonders prĂ€gend fĂŒr die Entwicklungen der letzten zwei Dekaden im Irak war die Ausbreitung des sogenannten Islamischen Staates, der im August 2014 seine grĂ¶ĂŸte territoriale Ausdehnung im Irak erreichte. Bei der militĂ€rischen BekĂ€mpfung dieser Terrororganisation war und ist immer noch auch die Bundeswehr beteiligt, im Einsatz Counter Daesh/Capacity Builidung Iraq.

    Auch wenn der sogenannte Islamische Staat im Irak in seiner ursprĂŒnglichen Form inzwischen als besiegt gilt, stellt er weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr dar. Vor allem deutlich prĂ€sent sind insbesondere die Konsequenzen der Verbrechen, welche die AnhĂ€nger und AnhĂ€ngerinnen dieser terroristischen Gruppierung in den letzten 10 Jahren ausgeĂŒbt haben.

    In der 53. Zugehört-Folge spricht Silvia-Lucretia Nicola mit Gohdar Alkaidy, dem Co-Vorsitzende der Stelle fĂŒr Jesidische Angelegenheiten in Berlin, der durch eine Petition den Bundestag zur Anerkennung der Verbrechen gegen die jesidische Gemeinde als Völkermord angeregt hat sowie auch mit Dr. Henning de Vries, dem GeschĂ€ftsfĂŒhrer am Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse der UniversitĂ€t Marburg. Im Podcast geht es um die Einordnung der Geschehnisse, welche zu dem jĂŒngsten Völkermord auf dem Territorium des Irak gefĂŒhrt haben, sowie auch um die Rolle Deutschlands bei der juristischen Aufarbeitung dieser Verbrechen.

  • Am 20. MĂ€rz 2003 begannen die StreitkrĂ€fte der USA sowie einiger VerbĂŒndeter einen Feldzug gegen den Irak. Wenngleich die militĂ€rischen Operationen mit der Niederlage des irakischen Diktators Saddam Hussein und seiner Flucht endete und die Koalitionstruppen den Irak nahezu vollstĂ€ndig kontrollierten, markierte das vermeintliche Kriegsende den Beginn einer weiteren Gewaltspirale.

    Nachdem der Zweite Golfkrieg 1991 zur Befreiung Kuweits und zur militĂ€rischen Einhegung des Iraks u.a. aufgrund der Durchsetzung von Flugverbotszonen gefĂŒhrt hatte, befahl Saddam Hussein militĂ€rische Operationen gegen die eigene, vor allem kurdische Bevölkerung. Dabei setzte er teilweise auch Giftgas ein. Dies weckte nicht nur bei den USA den Verdacht, er wĂŒrde WiderstĂ€nde gegen seine Herrschaft mit militĂ€rischen Mitteln brechen. Zudem befĂŒrchtete man, Saddam Hussein wĂŒrde ein Giftgasprogramm betreiben, was fĂŒr die stets unsichere Region des Nahen und Mittleren Ostens eine weitere Gefahr darstellen könnte.

    Ein PrÀventivkrieg - ohne Legitimation

    Insbesondere in den USA mehrten sich Forderungen, Saddam mit militĂ€rischen Mitteln zu stĂŒrzen. Die Regierung der USA unter PrĂ€sident George W. Bush strebte danach, einen solchen Krieg durch die Vereinten Nationen sanktionieren zu lassen, wozu sich der Weltsicherheitsrat jedoch nicht bereitfand. Vor allem der deutsche Außenminister Joschka Fischer war nicht davon ĂŒberzeugt, dass der Irak an der Entwicklung und Produktion von Giftgas arbeiten wĂŒrde. – TatsĂ€chlich sollte sich der Vorwurf nach dem Krieg nicht bestĂ€tigen.

    Die Regierungen der USA und Großbritanniens beschlossen ungeachtet dessen, einen PrĂ€ventivkrieg gegen den Irak zu fĂŒhren, fĂŒr den es jedoch keinerlei völkerrechtliche Zustimmung durch den Weltsicherheitsrat der UN gab.

    Koalition der Willigen

    WĂ€hrend die Bundesrepublik Deutschland wie auch Frankreich nicht dieser Koalition angehörten, suchten andere, jĂŒngere NATO-Staaten wie z.B. Polen oder die baltischen Staaten den engen Schulterschluss mit den USA. Die US -Regierung konnte mehr als 40 Staaten zur Teilnahme am Krieg gewinnen, weswegen PrĂ€sident Bush spĂ€ter von der „Koalition der Willigen“ („Coalition oft he willing“) sprach. Der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld prĂ€gte dafĂŒr den verzerrenden Begriff vom „alten“ und „neuen“ Europa. Auch deswegen kam es in der NATO zu atmosphĂ€rischen Störungen in der transatlantischen Zusammenarbeit.

    In dieser Folge von „ZUGEHÖRT! Der Podacst des ZMSBw“ spricht Uwe Hartmann mit Dr. Hans-Peter Bartels, dem heutigen PrĂ€sidenten der Gesellschaft fĂŒr Sicherheitspolitik. Dabei geht es um die damaligen Ereignisse, die unterschiedlichen Haltungen der politischen Parteien im Bundestag zum Irak-Krieg sowie der Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung.

    Hans-Peter Bartels war von 1998 bis 2015 fĂŒr die SPD Bundestagsabgeordneter und dabei Mitglied des Verteidigungsausschusses, sowie ab 2014 sein Vorsitzender.


    r.

  • In vier Podcasts hat sich „Zugehört!“ mit Krisen des Kalten Krieges beschĂ€ftigt. Nach der Suez-Krise von 1956, der Kuba-Krise 1962 als Höhe- und Wendepunkt des Kalten Krieges, und dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968, einer internen UnterdrĂŒckung von blockinterner Opposition, geht es in der letzten Folge um das NATO-Manöver ABLE ARCHER und das Krisenjahr 1983.

    In dieser 51. Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann dazu mit Oberst Dr. Armin Wagner.

    Nach einer Phase der Entspannung zwischen Ost und West in der ersten HĂ€lfte der 1970er Jahre erwuchs gegen Ende des Jahrzehnts eine neue Konfrontation. Zwei Ursachen waren wesentlich dafĂŒr: erstens die Möglichkeit des Einsatzes von neuen sowjetischen SS-20-Mittelstreckenraketen gegen Zeile in Westuropa und der darauffolgende NATO-Doppelbeschluss von 1979; zweitens der sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember des gleichen Jahres.

    Der 1981 ins Amt gekommene US-PrĂ€sident Ronald Reagan eröffnete eine psychologische Offensive gegen die Sowjetunion. Im FrĂŒhjahr 1983 bezeichnete er die östliche FĂŒhrungsmacht plakativ als „evil empire“, als Reich des Bösen. Er kĂŒndigte zudem eine weltraumgestĂŒtzte Raketenabwehr an, die sogenannte Strategic Defense Initiative (SDI): ein fĂŒr die damalige Zeit technologisch mehr als ambitioniertes Vorhaben, das zudem das zwischen Moskau und Washington 1972 vereinbarte Verbot anti-ballistischer Raketen und damit eine wesentliche Komponente gegenseitiger Abschreckung untergrub.

    Eines kam zum anderen: Im FrĂŒhjahr 1983 fand im Nordpazifik die grĂ¶ĂŸte FlottenĂŒbung der U.S. Navy seit dem Zweiten Weltkrieg statt. Anfang September 1983 schoss die sowjetische Luftwaffe ein sĂŒdkoreanisches Verkehrsflugzeug ĂŒber ihrem Luftraum ab, mit fast 270 Toten als Folge. Im gleichen Monat meldete das automatisierte System der sowjetischen Luftverteidigung fĂ€lschlich einen Anflug amerikanischer Raketen auf das Land. Im November 1983 probte die NATO-StabsrahmenĂŒbung ABLE ARCHER einen Krieg zwischen NATO und Warschauer Pakt bis zur Eskalation zum Atomkrieg.

    Bis heute umstritten bleibt, inwiefern ABLE ARCHER bei Geheimdienst und MilitĂ€r in Moskau zu einer realen Kriegsfurcht fĂŒhrte. Doch allein die Möglichkeit, dass die Sowjets westliches Handeln als echte Angriffsabsicht missinterpretieren könnten, fĂŒhrte bei Ronald Reagan zu einem Umdenken. Fortan verknĂŒpfte er außenpolitische Standfestigkeit mit diplomatischer Verhandlungsbereitschaft und fand ab 1985 mit dem GeneralsekretĂ€r der sowjetischen Staatspartei KPdSU Michail Gorbatschow einen kongenialen Verhandlungspartner.

    Im Unterschied zur Kuba 1962 war die Zuspitzung im Jahr 1983 vor allem eine imaginierte, eine in der Vorstellungskraft beteiligter Akteure gedachte Krise. Eines hatten beide allerdings gemeinsam: Die jeweiligen Erfahrungen mĂŒndeten in Phasen der AnnĂ€herung beider SupermĂ€chte. Ein „1983“ wiederholte sich selbst dann nicht, als zwischen 1989 und 1991 Warschauer Pakt und Sowjetunion zerfielen. 

    Literatur

    Mark Kramer: Die Nicht-Krise um „Able Archer 1983“: FĂŒrchtete die sowjetische FĂŒhrung tatsĂ€chlich einen atomaren Großangriff im Herbst 1983? In: Oliver Bange, Bernd Lemke (Hrsg.): Wege zur Wiedervereinigung. Die beiden deutschen Staaten in ihren BĂŒndnissen 1970 bis 1990 (= BeitrĂ€ge zur MilitĂ€rgeschichte. Band 75). Oldenbourg, MĂŒnchen 2013

  • Das Waffensystem Panzer ist im Verlauf von zwei Jahrzehnten, die stark von asymmetrischen Konflikten bestimmt waren, immer wieder totgesagt worden. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist der konventionelle Großkrieg nach Europa zurĂŒckgekehrt. Panzer sind wieder eine militĂ€rische RealitĂ€t und sie sind Gegenstand der öffentlichen Debatte. Das bietet Gelegenheit, sich mit den UrsprĂŒngen und den ZukĂŒnften des Waffensystems zu befassen.

    In Folge 50 von ZUGEHÖRT spricht Oberst Dr. Sven Lange, der Kommandeur des ZMSBw, mit zwei ausgewiesenen Experten:

    Die Vergangenheit des Panzers hat Dr. habil. Markus Pöhlmann untersucht. Er ist Historiker und Projektbereichsleiter „Erster Weltkrieg“ am ZMSBw. 2016 hat er eine Geschichte des Panzers in Deutschland zwischen 1890 und 1945 vorgelegt. In diesem Zusammenhang hat sich Dr. Pöhlmann auch mit der Frage befasst, warum eigentlich die Deutschen den Panzer nicht erfunden haben.

    Was sich in der Entwicklung tut, weiß Oberst Armin Dirks, Dipl. Ing. Er arbeitet am Bundesamt fĂŒr AusrĂŒstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz. Oberst Dirks ist dort Head of Operations im deutsch-französischen Projektteam fĂŒr das Main Ground Combat System. Er arbeitet also tĂ€glich am Panzer von morgen.

    Literatur

    Aus die vielfĂ€ltigen Literatur zum Panzer, oftmals auch umfangreich illustrierte BĂŒcher, ragt die Studie von Markus Pöhlmann zum Panzer und der Mechanisierung des Krieges im 20. Jahrhundert heraus.