Avsnitt
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Ganz Ohr: Vor dem derzeit fast verlassenen Wiener Funkhaus horcht nach wie vor ein der Argentinierstraße zugewandtes übergroßes Menschenohr in die Welt. Es steht für die oft zu wenig praktizierte Kunst des Zuhörens. Beim Zuhören passiert eine Menge zwischen Hirn, Körper und Seele, es beglückt, lässt uns lernen - und führt uns durch das eigene Stillsein manchmal auch auf unvorhergesehene Wege. Das Radiokolleg schenkt diese Woche dem Zuhören sein Ohr.
Wir alle kennen die Situation: Wir möchten ein Gespräch führen, bemerken nach einiger Zeit aber, dass das Gegenüber nur auf ein Stichwort wartet, um selbst zu reden. Man verkommt zum Nickaugust - eine wenig befriedigende Situation. Der Dalai Lama wusste: "Wenn du etwas sagst, dann wiederholst du nur das, was du sowieso schon weißt. Aber wenn du zuhörst, dann kannst du noch Neues erfahren". Was braucht es also, um ein guter Zuhörer bzw. Zuhörerin zu sein?
Gestaltung: Ute Maurnböck. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet am 25.03.2024. -
Raymond Murray Schafer haben wir den "Internationalen Tag des Zuhörens" am 18. Juli zu verdanken. Der kanadische Komponist und Klangforscher nahm in seinem World Soundscape-Projekt weltweit Töne auf und entwickelte Übungsprogramme, um die Umwelt genauer wahrzunehmen.
Um die Umwelt bewusst wahrzunehmen, hat er eine "Anstiftung zum Hören" geschrieben: Ein Motto, das auch Radiomacher:innen unterschreiben würden. Informationen, "Atmos", also Umgebungsgeräusche, Text, Zitate, Musik: die Elemente werden zu einem Klangbild verdichtet, das zum Zuhören anregen will. Dass zugehört wird, setzt allerdings zwei Dinge voraus: es braucht ein interessiertes Publikum, das zudem geschult ist, zuzuhören. Eine schwierige Angelegenheit in einer Zeit, in der mehr Wert auf Output als auf das Empfangen gelegt wird.
Gestaltung: Ute Maurnböck. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 26.03.2024. -
Saknas det avsnitt?
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Wird ein Geräusch produziert, trifft es auf unsere Ohren. Die Schallwellen erreichen über das äußere Ohr das Trommelfell und versetzen es in Schwingungen. Die breiten sich weiter über die Gehörknöchelchen aus und gelangen zur Hörschnecke. Deren Flüssigkeit wird ebenfalls in Schwingung versetzt, ihre Haarsinneszellen geraten in Bewegung, ein elektrisches Signal wird ausgelöst. Von hier aus kommt der Sinnesreiz über den Hörnerv zum Gehirn, wird zu Hörempfindungen verarbeitet: wir hören.
Aber nicht nur das Hören von Lauten ist Grundlage des Zuhörens - es gibt auch Wege mit Menschen zu kommunizieren, die nicht in der Lage sind, zu sprechen. Weil sie dement sind oder sogar im Wachkoma. Auf Palliativstationen oder in Hospizen zum Beispiel wird mit viel Zeit, Geduld und Interesse am Gegenüber versucht, bewusst zuzuhören und die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen.
Gestaltung: Ute Maurnböck. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 27.03.2024. -
Von Chefetagen über diplomatische Verhandlungen bis in den privaten Bereich gilt: wer nicht zuhört, verliert das Gegenüber. Und bei gesellschaftspolitischen Beobachtungen heißt es oft, dass wir einander wieder mehr zuhören sollten. Das "Zuhören" ist zum Schlagwort geworden. Es steht stellvertretend für die Überbrückung von Grabenkämpfen, die es allerdings gibt, seit es Menschen gibt. Reflexartig heißt es, man müsse einander nur zuhören im gerade herrschenden gesellschaftlichen rauen Klima. Aber: Kann Einigkeit und Einheit durch Zuhören erwirkt werden? Entsteht dadurch wirklich mehr Augenhöhe?
Gestaltung: Ute Maurnböck. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 28.03.2024. -
Paradoxe, widersprüchliche und ambivalente Kommunikation
"Entspann Dich!" oder "Genieße endlich!" - diese Imperative sind Unvereinbarkeiten in sich. Bei derlei Aussagen handelt es sich um zwei Mitteilungen in einer. Das sorgt für Verstörung und Ratlosigkeit. In der zwischenmenschlichen Kommunikation werden häufig Doppelbotschaften verwendet. Nicht immer ist es dem Sender bewusst: in manchen gesellschaftlichen Zusammenhängen - im Büro, im Freizeitclub oder im Freundeskreis - ist es en vogue, nicht immer ganz das zu sagen, was gemeint wird. Hans Groiss analysiert widersprüchliche Kommunikation im Arbeitsleben, zwischen Kindern und Eltern, in Partnerschaften, in der Politik und in den Medien.
Gestaltung: Hans Groiss. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 18. 03. 2024. -
Kommunikationsmuster in Beziehungen und Familie.
Double Binds prägen das Verhalten von Menschen und schon in der Kindheit lernen wir mit paradoxer Kommunikation umzugehen. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt: Der Inhalt ist dabei die rein sachliche Aussage einer Äußerung, über den Beziehungsaspekt wird deutlich, in welchem Verhältnis die Gesprächspartner stehen und welche Meinung sie voneinander haben. Um so näher das Verhältnis zwischen Menschen ist, umso eher werden diese Aspekte vertauscht oder vermischt. Paarkonflikte und Beziehungsstörungen haben ihren Ursprung in einer missverständlichen Kommunikation.
Gestaltung: Hans Groiss. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 19. 03. 2024. -
Zynismus und Ironie am Arbeitsplatz.
Widersprüche und Ambivalenzen in der menschlichen Kommunikation bringen Empfänger in ein Dilemma von Verwirrung, Unsicherheit und auch Stress. Double-Bind-Kommunikation kann sogar Ursache für Burnout sein.
Gestaltung: Hans Groiss. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 21. 03. 2024. -
Verwirrende Kommunikation in Politik und Medien.
Die Sprache der Politik und Medien ist voll von Stehsätzen und Phrasen. "Kriegst eh alles, was du willst" ist eine der berühmtesten Chat-Aussagen eines Politikers geworden und kann im Nachhinein so oder so ausgelegt werden. Aber auch Fragestile von Medienprofis in Interviews enthalten Doppelbotschaften und können so und auch anders verstanden werden.
Gestaltung: Hans Groiss. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 21. 03. 2024. -
Was sich im Schienenverkehr ändern soll.
Grenzüberschreitende Zugreisen sind klimaschonend und können wunderschön sein - aber auch mühselig. Ein einheitlicher europäischer Eisenbahnraum, auf den die EU hinarbeitet, ist ein fernes Ziel. Was es bedarf, um die Schiene attraktiver zu machen: Eine Analyse während einer Bahnreise von Wien nach Istanbul.
Gestaltung: Benjamin Breitegger. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 18. 03. 2024. -
Woran es bei Bahnreisen hakt.
Seit der Jahrtausendwende hat die EU vier Bahn-Gesetzespakete erlassen. Es soll mehr Wettbewerb auf der Schiene geben, und die vielen Bahnsysteme sollen miteinander kompatibel werden. Ein einheitlicher europäischer Eisenbahnraum - das ist das ferne Ziel. Denn noch heute gleicht das europäische Eisenbahnnetz einem Mosaik, das manchmal besser, manchmal schlechter zusammengesetzt ist.
Gestaltung: Benjamin Breitegger. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 19. 03. 2024. -
Wie es sein könnte mit der Bahn zu reisen.
Wer aktuell eine europäische Reise über mehrere Grenzen hinweg plant - für die es kein Nachtzugangebot gibt -, muss sich Zeit für die Recherche nehmen. Fahrpläne verstehen. Sich durch mehrere europäische Bahnwebsites klicken und seine Reise selbst zusammenstellen. Das ist kompliziert. Dass viele daran scheitern, zeigt eine Untersuchung der Fachhochschule St. Pölten in Österreich. Während es fast allen Probanden gelang, Flüge zu buchen, scheiterte daran bei der Bahn ein Drittel. Vielen ist das bewusst - und es wird an Lösungen gearbeitet.
Gestaltung: Benjamin Breitegger. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 20. 03. 2024. -
Was es für den Umstieg auf die Bahn braucht.
Damit Reisende vermehrt auf die Schiene umsteigen, ist der Ticketpreis entscheidend. Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace hat im Sommer 2023 verschiedene Ticketpreise untersucht: Auf 79 von 112 europäischen Strecken war Fliegen demnach billiger - oft deutlich. Was braucht es, um die Bahn zur internationalen Reiseoption der Wahl zu machen?
Gestaltung: Benjamin Breitegger. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 21. 03. 2024. -
Im Frühjahr 1420 trug sich Unerhörtes zu im Königreich Böhmen: Unter der Schirmherrschaft des Heerführers Jan Zizka gründeten radikale Hussiten in der Stadt Tabor eine anarchisch-apokalyptische Gemeinschaft, die sich an den Prinzipien des Urchristentums orientierte.
Die "Taboriten", in Gütergemeinschaft lebend, verwarfen die Grundsätze der katholischen Kirche und proklamierten die Gleichheit aller Menschen. Frauen traten als Predigerinnen und Kriegerinnen auf, und da sie die baldige Wiederkunft Jesu Christi erwarteten - und damit die Errichtung des Paradieses auf Erden - stürzten sich Männer wie Frauen mit fanatischem Glaubenseifer in eine Reihe von Schlachten, in denen es gegen die katholischen Machthaber ging. Nach einer Reihe triumphaler Siege wurden die Taboriten in der Schlacht von Lipan 1434 schlussendlich vernichtend geschlagen.
Folge 1: Das heilige Experiment
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 11.03.2024. -
Es war ein Bauernaufstand, der Ostmitteleuropa erzittern ließ: Im Verlauf eines Kreuzzugs erhoben sich im Sommer 1514 100.000 Angehörige der agrarischen Unterschichten in Ungarn gegen die Macht der Großgrundbesitzer. Unter der Führung des Kleinadeligen György Dózsa zogen die Bauern mordend und brandschatzend durch die Lande. Sie forderten Gleichheit für alle Untertanen des ungarischen Königs und die Abschaffung der feudalen Vorrechte des Adels. In der Schlacht um Temesvar erlitt Dózsas Bauernheer eine grausame Niederlage. Und die herrschenden Mächte übten Rache an den Aufständischen: György Dózsa wurde als "Bauernkönig" verhöhnt und auf einen rot glühend erhitzten Eisenstuhl gesetzt. Anschließend wurde der Körper des Delinquenten gevierteilt und in Ungarns Städten zur Schau gestellt. Die Leibeigenschaft der ungarischen Bauern war besiegelt.
Folge 2: Der ungarische Bauernaufstand
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 12.03.2024. -
Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen: Für Innerösterreich im frühen 16. Jahrhundert galt diese Losung auf alle Fälle. Zum Beispiel im Ennstal: Im Sommer 1525 versammelten sich an der Mandling, dem Grenzfluss zwischen Salzburg und der Steiermark, 4000 revoltierende Bauern und Bergknappen - aus dem Pongau, Pinzgau und der Silberbergbaustadt Schladming. Gemeinsam erheben sich die Aufständischen - vom Gedankengut der Reformation beseelt - gegen den verhassten "Bauernschinder", den steirischen Landeshauptmann Siegmund Freiherr von Dietrichstein. In der "Schlacht von Schladming" wird die berühmte Bergbaustadt von den Aufständischen eingenommen, Dietrichstein gefangengenommen. Einer der größten Siege der rebellierenden Bauern in den "Deutschen Bauernkriegen" überhaupt.
Folge 3: Die Schlacht von Schladming
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer. Eine EIgenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 13.03.2024. -
Es war ein Exzess der Gewalt - und ein Fanal zur großen europäischen Revolution von 1848: Im Februar 1846 erhoben sich Galiziens Bauern gegen die polnischen Großgrundbesitzer. Etwa 500 Herrenhäuser würden zerstört, 1000 Adelige umgebracht. Jakub Szela, der Anführer des Aufstands, soll sich dafür eingesetzt haben, wenigstens das Leben der Kinder zu schonen.
Das Aufbegehren der jahrhundertelang in Knechtschaft und Unwissenheit gehaltenen Landbevölkerung im österreichischen Kronland Galizien war ein "grotesk-makaberer" Rachefeldzug, wie der Historiker Wolfgang Maderthaner in seinem Buch "Zeitenbrüche" festhält.
Marie von Ebner-Eschenbach und Leopold von Sacher-Masoch haben dem galizischen Bauernaufstand von 1846 auch heute noch lesenswerte Prosawerke gewidmet.
Folge 4: Der Galizische Bauernaufstand.
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 14.03.2024. -
Dass Politiker mitunter die Unwahrheit sagen, ist wahrlich nichts Neues. Auch nicht, dass große Konzerne Geld in Image-Kampagnen stecken, die mit strategischen Halb- oder Unwahrheiten arbeiten. Doch mittlerweile ist die Flut an Desinformation, die über uns hereinbricht, zu einer Gefahr für die Demokratie geworden. Während es Politikern vergangener Jahre peinlich war, wenn ihre Unwahrheiten aufflogen, haben populistische postfaktische Politiker wie Trump, Putin oder Bolsonaro längst verstanden, dass es im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie keine Rolle spielt, ob Menschen gut oder schlecht über einen reden.
Folge 1: Im Zeitalter der Desinformation
Gestaltung: Ulla Ebner. Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 11.03.2024 -
Während der Pandemie sind Experten und Expertinnen von bestimmten Akteuren zu öffentlichen Feindbildern erklärt worden. Insbesondere dann, wenn der Eindruck entstand, die Wissenschaftler wollen den Menschen "vorschreiben", wie sie zu leben haben. Dieses Unbehagen vieler Bürger und Bürgerinnen wurde politisch instrumentalisiert.
Zur gezielten Diskreditierung von Wissenschaftlern & Wissenschaftlerinnen komt es immer dann, wenn deren Erkenntnisse unbequem für bestimmte Akteure in Politik & Wirtschaft werden. Beispiel: Klimakrise. Die Erdölindustrie finanziert seit vielen Jahren gezielt konservative Think Tanks, um angebliche Experten in die Medien zu bringen, die fundierte Erkenntnisse über Treibhausgase in Frage stellen.
Folge 2: Die Geschichte der Wissenschaftsleugnung
Gestaltung: Ulla Ebner. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 12.03.2024. -
Eine unüberschaubare Fülle an Informationen macht es Menschen schwer, seriöse Berichte von Halbwahrheiten und Lügen zu unterscheiden. Dieses Problem wird durch die aktuellen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz noch verschärft: Jetzt können sich die Initiatoren von Desinformations-Kampagnen ihre Fake News von der KI erstellen lassen, inklusive Fake-Bildern.
Auf Plattformen wie X, Facebook oder TikTok bekommt Aufmerksamkeit, wer am schrillsten ist und am meisten emotionalisiert. Das ist kein Zufall: Die Algorithmen dieser Netzwerke wurden unter Einbindung von Psychologen entwickelt, die untersucht haben, was es braucht, damit wir möglichst lang in den Netzwerken verweilen. So soll uns zielgerichtete Werbung ihrer zahlenden Kunden erreichen. Aber: Davon profitieren auch politische Akteure.
Folge 3: Warum uns Social Media empfänglich macht für Desinformation
Gestaltung: Ulla Ebner. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet am 13.03.2024. -
Lange Zeit wurde versucht, die politische Desinformation im Netz durch Faktenchecks zu bekämpfen. Mit mäßigem Erfolg. Mitunter können diese Versuche sogar das Gegenteil bewirken: sie erzeugen bei deren Anhängern ein "Jetzt erst recht"-Gefühl, den sogenannten Backfire-Effekt. Informationen, die nicht in unser Weltbild passen, erzeugen bei uns eine kognitive Dissonanz, ein Gefühl der Verstörung. Viele Menschen misstrauen den Fakt-Checkern selbst. Denn im postfaktischen Kontext gibt es keinen Konsens mehr darüber, welche Informationsquellen als vertrauenswürdig angesehen werden können. Und da wären wir beim Hauptproblem aus demokratiepolitischer Sicht: dem Verlust an Vertrauen in die Institutionen der Demokratie sowie in klassische Medien. Wie kann man dieses Phänomen bekämpfen?
Folge 4: Fake News und verlorenes Vertrauen
Gestaltung: Ulla Ebner. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 am 14.03.2024. - Visa fler