Avsnitt
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Nach Dubai haben Tessniem und Steffen es diesmal zwar nicht geschafft. Aber sie haben das autoritär geführte Paradies neoliberaler Finanz-Influencer in dieser Folge doch im Blick: Wie sich in Sozialen Medien das Investieren zu einer Jugendkultur entwickelt hat und wie sich bei vielen Protagonist*innen Wirtschaftstipps mit rechtslibertärer Ideologie verschränken, darüber sprechen sie mit der Wirtschaftsjournalistin Judith Henke. Dabei klären Tessniem und Steffen zentrale Fragen libertärer Wirtschaftstheorie: Was ist Fiat-Geld? Warum Gold? Wie zahlt man nach dem von Libertären erwarteten Wirtschaftscrash beim Bäcker? Mit dem Historiker Quinn Slobodian blicken sie auf die Anfänge des Anarcho-Kapitalismus und auf die neoliberalen Verschränkung von Demokratieskepsis und Wirtschaft, auf Wirtschaftstheoretiker wie Friedrich August Hayek und Ludwig von Mises. Tragen die ihren Ruf als Stichwortgeber rechter Parteien zu Recht? Und warum benennt Javier Milei einen Hund nach dem Ökonomen Murray Rothbard?
Zu Gast:
Judith Henke ist studierte Volkswirtin und Wirtschaftsjournalistin. Derzeit ist sie Redakteurin beim „Handelsblatt‟ im Team Geldanlage & Märkte. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Rohstoffen. 2023 hostete sie den Wirtschaftspodcast „True Deals‟.
Quinn Slobodian ist ist ein kanadischer Historiker und Professor für Internationale Geschichte an der Boston University. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte des Neoliberalismus.
Quinn Slobodian: „Globalisten. Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus‟
Zum Weiterlesen:
Thomas Biebricher: „Die politische Theorie des Neoliberalismus‟
Caspar Dohmen: „Finanzwirtschaft Wie alles zusammenhängt‟,
Alexander Hagelüken: „Das Ende des Geldes, wie wir es kennen. Der Angriff auf Zinsen, Bargeld und Staatswährungen‟
Friedrich August Hayek: „Der Weg zur Knechtschaft‟
Karsten Mause u.a. (Hrsg.): „Politik und Wirtschaft. Ein integratives Kompendium‟
Ludwig von Mises: „Human Action: A Treatise on Economics‟ -
Rechtslibertäres Gedankengut wirkt nicht nur bei den großen politischen Entwürfen, sondern auch auf der Mikroebene. Deshalb gehen Tessniem und Steffen heute: ins Gym! Selbstdisziplin, Selbstüberwindung, Wettkampf – hier trennt sich für Aktivisten der Manosphere, die eine wahre Männlichkeit gegen Feminismus und Queerness zu vertreten glauben, der Alpha vom Loser. Auch die Bewegung der Incels und antifeministische Vordenker wie Andrew Tate bedienen sich rechtslibertärer Denkmuster – im Kern steht die gewaltvolle Durchsetzung eigener Bedürfnisse über die maximale Abwertung des Anderen, konkret: Frauen. Tessniem und Steffen sprechen mit der Autorin Susanne Kaiser über politische Männlichkeiten. Und im Gespräch mit Soziologin Mareike Bauer erfahren sie, dass nicht nur Männer am aggressiven Antifeminismus Anteil haben. Was bewegt Tradwives oder rechte Crunchy Moms – und wie verstehen sie Freiheit?
Zu Gast:
Susanne Kaiser ist Journalistin und Autorin und lebt in München. Als Wissenschaftlerin arbeitete sie zum Nahen Osten, zum Islam in Europa und zum Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen. Ihre beiden letzten Bücher beschäftigten sich mit Antifeminismus und organisiertem Hass gegen Frauen.
Susanne Kaiser: „Politische Männlichkeit. Wie Incels, Fundamentalisten und Autoritäre für das Patriarchat mobilmachen‟
Susanne Kaiser: „Backlash. Die neue Gewalt gegen Frauen‟
Mareike Fenja Bauer ist Soziologin und lebt in Berlin. Sie promoviert derzeit an der European New School of Digital Studies und beschäftigt sich in ihrem Dissertationsprojekt mit antifeministischen Influencer*innen.
Zum Weiterlesen:
Aus Politik und Zeitgeschichte (ApuZ): „(Anti-)Feminismus‟, Heft 17/2018, verfügbar hier:
Julia Ebner: „Massenradikalisierung. Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt‟
Vero Kracher: „Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults‟
Rolf Pohl: „Feindbild Frau - Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen‟
Klaus Theweleit: „Das Lachen der Täter: Breivik u.a.. Psychogramm der Tötungslust‟ -
Saknas det avsnitt?
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Ist Deutschland ein freies Land? Nein, sagen Anhänger*innen der Reichsbürgerideologie – und setzen sich selbst als vermeintliche Souveräne. Tessniem und Steffen machen sich auf nach Bad Lobenstein, Treffpunkt einer mutmaßlichen rechtsterroristischen Vereinigung aus dem Reichsbürger-Milieu: der „Patriotischen Union‟ um Heinrich Prinz Reuß, die gewaltsam einen Systemwechsel herbeiführen wollte. Im Gespräch mit dem Soziologen Jan Rathje kommen wir dem Freiheitsbegriff der Reichsbürgerszene auf die Spur – und auch Verbindungen zu rechtspopulistischen und rechtslibertären Akteur*innen. Aber es gibt auch andere Bewegungen, die neue Staaten schaffen wollen – auf Bohrinseln und am Ufer der Donau. Quinn Slobodian erklärt, wie sezessionistische Gruppen und Befürworter von Sonderzonen im Sinne rechtslibertärer Akteur*innen die internationale Ordnung zugunsten uneingeschränkter Wirtschaftsfreiheit aufbrechen.
Zu Gast
Jan Rathje ist Politikwissenschaftler. Lange leitete er Projekte zu Verschwörungsideologien und Antisemitismus für die Amadeu Antonio Stiftung, derzeit forscht er beim Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS).
Jan Rathje: „Reichsbürger, Selbstverwalter und Souveränisten. Vom Wahn des bedrohten Deutschen‟
Quinn Slobodian ist ist ein kanadischer Historiker und Professor für Internationale Geschichte an der Boston University. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte des Neoliberalismus.
Quinn Slobodian: „Kapitalismus ohne Demokratie‟
Zum Weiterlesen:
Tobias Ginsburg: „Die Reise ins Reich. Unter Rechtsextremisten, Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern‟
Christoph Schönberger, Sophie Schönberger: „Die Reichsbürger. Ermächtigungsversuche einer gespenstischen Bewegung‟
Andreas Speit (Hrsg.): „Reichsbürger. Die unterschätzte Gefahr‟
Detaillierte aktuelle Berichterstattung zu den Prozessen um die Gruppe Reuß und andere aktuelle Reichsbürger-Prozesse gibt es z.B. bei Legal Tribune Online: https://www.lto.de/recht/themen/recht/r/reichsbuerger
Einen ausführlichen Beitrag zum Thema findet ihr auch auf der Seite der bpb hier. -
An der Berliner Volksbühne gehen Tessniem und Steffen auf Spurensuche: Hier drehte sich bei den ersten „Hygiene-Demos‟ gegen die Corona-Maßnahmen im März 2020 alles um den Begriff „Freiheit‟. Die Querdenken-Bewegung war auch Ausgangspunkt der Forschung von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey. Ihr Buch „Gekränkte Freiheit‟ hat den Ausdruck „libertärer Autoritarismus‟ geprägt, der die Überlegung der Kritischen Theorie zum autoritären Charakter weiterdenkt. Im Gespräch mit Carolin Amlinger erkunden Tessniem und Steffen die Dialektik der Freiheit, autoritäre Rebellionen – und was das marktförmige Mindset in weiten Teilen der Gesellschaft damit zu tun hat.
Gast:
Carolin Amlinger ist Soziologin und Literaturwissenschaftlerin und lehrt an der Universität Basel. Ihr Buch „Gekränkte Freiheit‟ (2022, gemeinsam mit Oliver Nachtwey), eine Analyse postmoderner Protestbewegungen um die Corona-Pandemie, wurde breit rezipiert und war nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse. Ihre Arbeiten setzen sich mit dem Postfaktischen und postmodernen Denkwelten auseinander. 2021 erschien ihre Studie „Schreiben. Eine Soziologie literarischer Arbeit‟.
Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey: „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus‟
Zum Weiterlesen:
Theodor W. Adorno: „Studien zum autoritären Charakter‟
Steffen Greiner: „Die Diktatur der Wahrheit. Eine Zeitreise zu den ersten Querdenkern‟
Andreas Reckwitz: „Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne‟
Sven Reichardt (Hrsg): „Die Misstrauensgemeinschaft der Querdenker. Die Corona-Proteste aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive‟ -
In der ersten Folge reist Steffen an die Ostsee, denn auf dem Meer kann man die Freiheit finden, im libertären Sinn. Auch im autoritär-libertären? Zumindest ist das so in Theresia Enzensbergers Roman „Auf See‟, der von einem fiktiven Mikrostaat auf der Ostsee handelt. Tessniem und Steffen treffen Theresia in Berlin und hören von der Philosophie von Ayn Rand und wie Realpolitik diese Gedanken aufgreift.
Sie erkennen: Wir müssen zuerst nach Amerika schauen, um zu verstehen, was gerade weltweit mit der Freiheit passiert. Deshalb sprechen sie mit dem Historiker Quinn Slobodian von der Boston University über undemokratische Strömungen im libertären Kapitalismus, die Rolle des Staats und warum Rechtslibertäre auch nach Revolutionen und globaler Dekolonialisierung so viel von Unfreiheit sprechen.
Zu Gast:
Theresia Enzensberger ist Autorin und Journalistin und lebt in Berlin. Ihr dystopischer Roman „Auf See‟, der sich mit libertären Utopien auseinandersetzt, war 2022 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien der Band „Schlafen‟.
Theresia Enzensberger: „Auf See‟ – https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/theresia-enzensberger-auf-see-9783446273979-t-3733
Quinn Slobodian ist ist ein kanadischer Historiker und Professor für Internationale Geschichte an der Boston University. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte des Neoliberalismus.
Quinn Slobodian: „Kapitalismus ohne Demokratie‟ – https://www.suhrkamp.de/buch/quinn-slobodian-kapitalismus-ohne-demokratie-t-9783518431467
Quinn Slobodian: „Globalisten‟ - https://www.suhrkamp.de/buch/quinn-slobodian-globalisten-t-9783518429037
Zum Weiterlesen:
Jason Brennan, Bas van der Vossen, David Schmidtz (Hrsg.): „The Routledge Handbook of Libertarianism‟
Hans Jürgen Degen, Jochen Knoblauch: „Anarchismus. Eine Einführung‟
Thomas Piketty: „Kapital und Ideologie‟
Ayn Rand: „Atlas Shrugged‟
Andreas Zick, Beate Küpper, Nico Mokros (Hrsg.): „Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23‟ (Download gibt’s hier: https://www.fes.de/referat-demokratie-gesellschaft-und-innovation/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie-2023
Freiheit – Selbstbestimmung, Punkrock, Urlaub für immer? Nicht unbedingt! Von Elon Musk bis Querdenken – in den letzten Jahren hat sich eine Denkströmung den Begriff „Freiheit‟ angeeignet, die immer mehr an Einfluss gewinnt, auch in Deutschland: libertärer Autoritarismus oder Rechtslibertarismus. Dort bedeutet Freiheit vor allem Freiheit des Geldes – und für die, die sich durchsetzen können. Tessniem Kadiri und Steffen Greiner nehmen euch gemeinsam mit Expert*innen mit auf eine Reise in die radikalisierte Freiheit - in die Welt von Mikrostaaten auf hoher See, Reichsbürgern in Bunkern und Finfluencern in Dubai. Und stellen die Frage: Ist die Freiheit noch zu retten?
Begleitet Tessniem Kadiri und Steffen Greiner in neuen Folgen von Looking for Freedom, einer Produktion von Wake Word Studios im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung. Abonniert den Podcast und verpasst keine Folge mehr!
Mehr Infos findet ihr hier: https://www.bpb.de/mediathek/podcasts/ -
Freiheit – Selbstbestimmung, Punkrock, Urlaub für immer? Nicht unbedingt! Von Elon Musk bis Querdenken – in den letzten Jahren hat sich eine Denkströmung den Begriff „Freiheit‟ angeeignet, die immer mehr an Einfluss gewinnt, auch in Deutschland: libertärer Autoritarismus oder Rechtslibertarismus. Dort bedeutet Freiheit vor allem Freiheit des Geldes – und für die, die sich durchsetzen können. Tessniem Kadiri und Steffen Greiner nehmen euch gemeinsam mit Expert*innen mit auf eine Reise in die radikalisierte Freiheit - in die Welt von Mikrostaaten auf hoher See, Reichsbürgern in Bunkern und Finfluencern in Dubai. Und stellen die Frage: Ist die Freiheit noch zu retten?
Hört Looking for Freedom - Eine Reise in die radikalisierte Freiheit jeden Dienstag ab dem 19.11.2024 - überall, wo's Podcasts gibt.