Avsnitt

  • Saknas det avsnitt?

    Klicka här för att uppdatera flödet manuellt.

  • Ein guter Therapeut hat eine liebevolle Beziehung zu seinen Patienten. So die Essenz der Bücher von Scott Peck und Irvin Yalom. Beide sind amerikanische Erfolgsautoren, die sich auch mit Romanen einen Namen gemacht haben.



    Irvin Yalom gilt als einer der bekanntesten amerikanischen Psychiater. In seinem Buch "Der Panama-Hut" fasst er die Lehren seines Lebens in 85 Lehrsätzen zusammen. So räumt er auf mit der Vorstellung, dass der Therapeute eine "leere Leinwand" für die Projektionen seiner Patientin sein soll. "Seien Sie Sie selbst". "Lassen Sie zu, dass Ihr Patient Ihnen wichtig ist." "Nutzen Sie Ihre eigenen Gefühle als Arbeitsmaterial." Damit gibt Yalom aber keine Technik vor. Vielmehr ermutigt er, mit dem zu arbeiten, was sich hier und jetzt zeigt. "Kreieren Sie für jeden Patienten eine eigene Therapie."



    Scott Peck, geboren 1931, war der "Psychiater der Hippie-Bewegung". Er hat die New Age-Bewegung mit angestoßen. Der Erfolg seiner Bücher beruhte darauf, dass spirituelles Wachstum als Ziel des menschlichen Lebens ansah. Und die Therapie als Weg, sich auf dieses Ziel hin zu bewegen. Obwohl Peck es ablehnte, ein Guru zu sein, hatte seine Popularität auch kultische Aspekte. Sein Buch "Der wunderbare Weg" gliedert sich in vier Abschnitte: Disziplin, Liebe, Wachstum und Religion und Gnade.



    Der liebende Therapeut



    Disziplin brauche der Mensch, um an sich zu arbeiten. Es bedeute, die Komfortzone zu verlassen und sich seinen Ängsten zu stellen. (Selbst-)Liebe und die Liebe des Therapeuten ist nach Peck die zweite Zutat für spirituelles und menschliches Wachstum. Peck sagt: Liebe ist der Wille, das Selbst auszudehnen, um das eigene spirituelle Wachstum oder das eines anderen zu nähren. Der Therapeut muss dabei auch bereit sein, unsicheres Terrain zu betreten.



    Was Peck über Religion und Gnade schreibt, diskutieren wir im Podcast kontrovers. Auch wenn wir aus diesem Abschnitt des Buches einiges hinterfragen, ist es Scott Peck zu verdanken, dass Reliogion und Spiritualität in der Therapie einen Platz haben.



    Links



    Tara Brach: Radikales Selbst-Mitgefühl

  • Michael Nasts „Generation beziehungsunfähig“ war einer der erfolgreichsten deutschen Online-Texte des Jahres 2015 und wurde in der ersten Woche von über einer Million Menschen gelesen. Mit seinen gleichnamigen Bestseller löste er eine landesweite Kontroverse über die vermeintliche Liebesunfähigkeit der Generationen Y aus. Wir kontrastieren diesen Bericht mit John Gottmans "Die sieben Geheimnisse einer glücklichen Ehe". Der amerikanische Professor für Psychologie behauptet, dass er schon nach 5 Minuten, die er einem Ehestreit zuhört, voraussagen kann, ob die Beziehung halten wird.



    Der Kolumnist Nast bezeichnet sich selbst als „Beobachter und Erzähler“. Er versteht sein Buch nicht als Ratgeber. Viele Leser schrieben ihm aber, er hätte ein vages Gefühl, das sie beschlich, in Worte gefasst. Als Therapeut:innen lernen wir etwas über Lebensgefühl der 1975er Generation, die offenbar auch mit 40 Jahren noch stark mit sich selbst beschäftigt ist und dadurch beziehungsunfähig. Nast kritisiert zwar den Narzissmus und die Selbstinzinierung, die innere Leere und die Unfähigkeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Aber ganz oft schiebt er die Verantwortung dafür auf „das System“. So schreibt er



    „Egoismus, kompromisslose Selbstverwirklichung, das Denken in Idealzuständen, also das Streben nach Perfektion, die Unverbindlichkeit in Freundschaften und Beziehungen – das sind alles Anforderungen, die das System sich wünschen würde, damit wir bestmöglich funktionnieren.“ (S. 236)



    Als Kinder der geburtenstarken 1960er Generation wundern wir uns. Warum fällt es der Generation Y und auch unseren Kindern der 1990er Jahre zunehmend schwerer, Verantwortung zu übernehmen? Ist sie wirklich so beziehungsunfähig wie Nast sie beschreibt? Und welchen Anteil haben wir daran als Eltern?



    Verantwortungsvoll statt beziehungsunfähig



    Kritik, Verachtung, Rechtfertigung und Mauern – das sind die "vier apokalytischen Reiter", die laut John Gottman anzeigen, dass eine Ehe oder Beziehung in Gefahr ist. Das hat der Psychologe in mehr als 16 Jahren mit seinem "Ehelabor" beobachtet. Paare verbringen ein Wochenende in einem als Wohnung eingerichteten Labor. Sie werden gefilmt, während sie sich streiten. Tauchen die apokalyptischen Reiter auf? Werden „Rettungsversuche“ unternommen? Bemerkt der andere Partner den Versuch zur Deeskalation? Wie hoch ist der Stress-Level (Herzfrequenz, Cortisol-Spiegel) bei Männern im Vergleich zu Frauen?



    Was sind die Geheimnisse einer glücklichen Ehe? Gottman räumt mit der weit verbreiteten Vorstellung auf, dass verbesserte Kommunikation allein eine Ehe rettet. Sie ist zwar ein wichtiger Bestandteil, aber Gottman hat noch weitaus mehr zu bieten: Die "Partnerlandkarte" auf den neusten Stand bringen. Sich zuwenden und füreinander interessieren. Zuneigung zeigen. Lösbare Probleme lösen und mit unlösbaren Frieden schließen. Gemeinsame Werte und gemeinsamer Sinn.



    Das Buch enthält viele Tests in Form von Fragen, an deren Beantwortung man ablesen kann, wie es im bestimmten Bereichen um die eigene Ehe oder Beziehung steht. Darauf folgen praktische Übungen. Es geht etwa um Erfahrungen in der Herkunftsfamilie und wie sie uns gegenwärtig prägen. Oder um Rollenverständnis, Rituale und Werte. Die „magischen fünf Stunden“, die Paare einander wöchentlich widmen sollten, um ihre Beziehung zu pflegen, vereinen alle 7 Geheimnisse. Zusätzlich gibt er Paaren ein Frühwarnsystem mit, den „Ehe-Stinkbomben-Detektor“. Das Buch ist ein wunderbarer praktischer Leitfaden für Therapeut:innen und Paare, die ihre Beziehung dauerhaft verbessern möchten.



    https://eastreadswest.de/wp-content/uploads/2021/10/RS_HardyPodCast_Nast-Gottman_01.mp3







    Links



    Podcast Stahl aber herzlich, Folge: Generation beziehungs(un)fähig mit Michael Nast



    thematisch ähnliche Podcasts in East reads West



    Trennt Euch! Nein, bleibt zusammen



    Nichts ist so erotisch wie eine Affäre. Und so erschütternd.

  • Es ist ein drückend heißer Sommer in New York, als Autor Michael Greenberg mit seiner Tochter in die Psychiatrie fährt. Die 15jährige Sally benimmt sich auffällig, aber vielleicht hat sie mit Party-Drogen experimentiert. An diese Erklärung klammert sich Greenberg. Ungläubig nimmt er die Diagnose einer psychiatrischen Störung auf. Mit einer schonungslosen Offenheit und großer Feinfühligkeit beschreibt Greenberg, wie er und seine Familie die nächsten Wochen und Monate den Alltag mit Sally in der Psychiatrie. Der Aufenthaltsraum wird zur "Piazza", auf der sie sich zum Picknick treffen.



    Greenberg schildert seine Verzweiflung, Sally unter dem Einfluss der stark beruhigenden Medikamente nicht mehr erreichen zu können. Sie nennt ihn nicht mehr "Daddy", sondern "father". Er erlebt Schuldgefühle - auch bei Sallys Bruder und Großmutter. Scham gegenüber der Nachbarin. Und vor allem schreibt er über die ausdauernde, geduldige und verzweifelte Liebe eines Vaters, die ihn an die eigenen Grenzen bringt.



    "Der Tag, an dem meine Tochter verrückt wurde" ist anrührend und sehr gut erzählt. Als Schriftsteller Greenberg weiß Greenberg, wie man eine gute Geschichte erzählt. Es gibt darin auch komische und alltäglich verrückte Szenen. Zugleich öffnet sein Buch die Augen für die Situation von Eltern und Angehörigen, deren Kind eine Psychose entwickelt. Auf der Suche nach Ursachen hat Greenberg auch die Fachliteratur konsultiert. Er will verstehen, wie es dazu hat kommen können und was in seiner Tochter vorgeht. Das geht soweit, dass er im Selbstversucht die volle Dosis ihrer Medikamente einnimmt. Als Therapeutinnen und Therapeuten gibt uns das Buch einen sehr lesenswerten Einblick in die Gefühlswelt eines betroffenen Vaters.



    Psychiater auf dem Motorrad



    Wie kein anderer hat Oliver Sacks mit seinen populärwissenschaftlichen Büchern über psychiatrische Patient:innen vielen Menschen die Augen geöffnet. Sein Fokus liegt dabei vor allem auf Fehlfunktionen des Gehirns, die zu seltsamen Erscheinungen führen. Etwa, dass ein Mann seine Frau mit einem Hut verwechselt. So der Titel einer Sammlung von Fallbeispielen, die viele Menschen weltweit anrührte. Und mindestens ebenso viele schrieben Sacks, sie hätten in seinen Bücher zum ersten Mal von ihrem eigenen Leiden gelesen, das sie bisher aus Scham verschwiegen hätten.



    Aus seiner "wilden Phase" in Californien, wo Sacks sein Medizinstudium abschloss, sind Sacks Sinnestäuschungen aus eigener Erfahrung bekannt. Er war einige Jahre von Amphetaminen abhängig und hätte sich als junger Facharzt mit seiner Sucht fast zugrunde gerichtet. In seiner Autobiografie "On the move" berichtet er, dass einige der Fallgeschichten seine eigenen Erfahrungen in verfremdeter Weise berichten. Sacks, der aus einer britisch-jüdischen Ärztefamilie stammt, ist begabt. Als junger Mann ist er einsam. Seine Homosexualität kann er nicht ausleben. Als Ausgleich zum Klinikalltag fährt er mit dem Motorrad weite Strecken, quer durch Amerika.



    Nach einem fehlgeschlagenen Versuch in der Forschung entdeckt er schließlich seine Berufung in der Psychiatrie und Neurologie, als er mit Patient:innen arbeitet, die die europäische Schlafkrankheit überlebt haben. Seit Jahren leben sie in einem Dämmerzustand. Vergessen von der Gesellschaft und beinahe auch von ihren Familien. Greenberg holt diese Menschen wenigens Zeitweise ins Leben zurück. Er filmt sie und schreibt über sie. Das ist er Anfang einer ganzen Reihe populärwissenschaftlicher Bücher, die ihn berühmt gemacht haben. Sein Blick auf das Individuum ist aus unserer Sicht vorbildlich für eine menschliche Psychiatrie. Zugleich eröffnen uns Sacks Bücher den Blick für die Wunder des Gehirns, die oft erst sichtbar werden, wenn es nicht optimal funktioniert.







    Links



    Podcast Radikales Selbst-Mitgefühl (Tara Brach, Chris Germer)



    Film "Awakenings" von Oliver Sacks über die Überlebenden der Schlafkrankheit




    https://www.youtube.com/embed/4H9ul7pqezs