Avsnitt
-
Wenigstens darauf kann man sich noch einigen in Deutschland: Dass wir zu
wenig miteinander streiten. Oder zu viel. Auf jeden Fall streiten wir
nicht im richtigen Maß miteinander – und schon gar nicht auf die
richtige Weise. Mit dieser Diagnose jedenfalls warten gleich zwei
aktuelle Sachbücher auf, "Streiten" von Svenja Flaßpöhler sowie "Defekte
Debatten" von Julia Reuschenbach und Korbinian Frenzel.
Echter Streit, das betont die Philosophin Flaßpöhler, kann wehtun, er
muss es vielleicht sogar – sowohl der private Familienstreit, der so oft
an den Festtagen ausbricht, als auch der politische Streit über Corona,
Ukraine, Migration. Flaßpöhler glaubt: Anders als eine abstrakte
Debatte, bei der jeder immerzu versucht, alle Argumente auch aus der
Perspektive seines Gegenübers zu verstehen, ist man im Streit
parteiisch. Man will seinen Gegner schlagen. Gefährlich wird es dann,
wenn aus Gegnern Feinde werden, die man nicht nur schlagen, sondern
vernichten will. Zwischen zu gemütlicher Proseminaratmosphäre und dem
drohenden Bürgerkrieg liegt die richtige Streitzone, die eine
funktionierende Demokratie braucht.
Aber was will man eigentlich, wenn man streitet – mit seinem Partner, in
der Wissenschaft, in der Politik? Will man herausfinden, was stimmt?
Oder will man bloß recht behalten? Hilft uns Habermas weiter, wenn wir
uns im Dissens verbissen haben? Rettet uns am Ende der berühmte
"zwanglose Zwang des besseren Arguments"? Oder führt der blinde Glaube
an solche edle Diskursethik erst dazu, dass wir uns so gar nicht mehr
verstehen?
Im Feuilletonpodcast streiten Ijoma Mangold und Lars Weisbrod diesmal
über den Streit – und verabschieden sich danach in die Weihnachtspause.
Am 13. Januar erscheint die nächste Folge "Die sogenannte Gegenwart".
Das Thema beginnt ungefähr bei 18:12.
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Donald Trump hat nicht nur die Mehrheit der Wahlmännerstimmen geholt,
sondern auch alle Swing-States erobert und sogar den sogenannten Popular
Vote gewonnen. Und das, obwohl Kamala Harris weit mehr Geld für ihren
Wahlkampf einsammeln und ausgeben konnte als er. Obwohl die größten
Hollywood-Celebritys und Popsternchen sich öffentlich für die Kandidatin
der Demokraten starkgemacht haben. Obwohl Bestseller-Autorin und
ehemalige First Lady Michelle Obama sich noch einmal voll ins Zeug
gelegt hat. Und – noch ein letztes Obwohl – obwohl die Medien bis
zuletzt von einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen gesprochen haben und
selbst beim Gedanken frohlockten, Iowa, der traditionell rote
Bundesstaat, könnte blau werden.
Kurz: Die alten Mächte des Geldes, der Kultur und der Medien haben eine
gewaltige Niederlage einstecken müssen. Stattdessen hat sich der
Medien-Rebell Joe Rogan, zu dessen Podcast Kamala Harris aus Zeitgründen
nicht anreisen wollte, als neuer Königsmacher entpuppt. Stattdessen wird
jetzt der reichste Mann der Welt, der Exzentriker Elon Musk, zum neuen
Einflüsterer im Weißen Haus, dessen Plattform X gerade viele Europäer
verlassen, weil sie ihn für ein Sprachrohr autokratischer Demagogie
halten. Und Peter Thiel, der schwule, katholische Disrupter aus dem
Silicon Valley, der das Valley schon seit Längerem hasst und dem viele
unterstellen, er wolle einen Neofeudalismus promoten, ist nun der
intellektuelle Stichwortgeber der völlig verwandelten Republikanischen
Partei. Alle alten Orientierungsmarken geraten ins Wanken – so viel
Umbruch war selten. Höchste Zeit, dass sich die "Sogenannte Gegenwart"
bemüht, all diese neuen Phänomene nachzubuchstabieren.
Das Hauptthema beginnt bei 19:09.
Links zu den Themen dieser Folge:
- Peter Thiel über den Triumph der Gegeneliten
- Anton Jäger: "Hyperpolitics in America"
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Saknas det avsnitt?
-
Tilda wäre nach dem Abitur gern nach Berlin gezogen, so wie ihre
Freunde, aber sie lebt noch zu Hause in der Provinz. Dort muss sie sich
um ihre kleine Schwester kümmern und ihre unberechenbare
Alkoholiker-Mutter. Manchmal kann Tilda nicht mehr, dann läuft sie in
den Wald und schreit laut. Plötzlich aber taucht der attraktive und
erfolgreiche Viktor in ihrem Kleinstadtleben auf …
Das ist die Ausgangslage im Roman "22 Bahnen", mit dem die
Schriftstellerin Caroline Wahl 2023 einen großen Überraschungserfolg
feierte. Dieses Jahr erschien die Fortsetzung, "Windstärke 17", auch das
Buch stand wieder in den Bestsellerlisten ganz oben.
Warum treffen ausgerechnet Caroline Wahls Romane den Nerv der Gegenwart?
Im Feuilleton-Podcast sprechen (und streiten) Nina Pauer und Lars
Weisbrod über ein Literaturphänomen, das viele Fragen aufwirft: Sind "22
Bahnen" und "Windstärke 17" bloß Unterhaltungsliteratur? Stehen die
beiden Werke für einen neuen Zeitgeist? Hier werden jedenfalls echte
Gefühle erlebt und durchlitten – und sie werden nicht mehr in den
politisierten Therapiesprech verpackt, der bisher so angesagt war. Ist
das endlich ein Schritt nach vorn, in eine posttherapeutische
Gesellschaft? Oder ist es ein Schritt zurück in die gute alte Zeit der
Nullerjahre-Gefühligkeit, die nur wiederbelebt werden soll? Darum geht
es diesmal in der neuen Folge von "Die sogenannte Gegenwart".
Das Thema beginnt ungefähr bei Minute 19:26.
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Meinungsfreiheit? Klar, da sind fast alle dafür. Im Prinzip jedenfalls.
Sobald es konkret wird aber, da gehen die Meinungen sehr weit
auseinander. In den letzten Jahren entzündete sich immer wieder
vehementer Streit, wenn es um das Recht auf freie Rede ging. Zuletzt
waren es die "trusted flaggers", die Diskussionsstoff boten. Sie sind
die jüngste Maßnahme, um geltende Gesetze auch auf
Social-Media-Plattformen durchzusetzen. So sehen es die Befürworter.
Die Gegner sagen: Trusted Flagger sind nur das jüngste Beispiel dafür,
dass Linke und Zentristen die alte liberale Idee der Meinungsfreiheit
immer weiter untergraben. Wer immer nur von ihren Grenzen spricht, dem
fehlt das Gespür für diese Form der Freiheit. Um einen Satz des
Liedermachers Franz Josef Degenhardt abzuwandeln: Hier darf jeder sagen,
was er will – aber natürlich nur im Rahmen der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung, der allgemeinen Gesetzgebung,
der geltenden EU-Verordnungen, der Plattform-AGB und solange es sich
nicht um Hatespeech oder Fake-News handelt oder irgendjemand sich
verletzt fühlt. Ist das noch Meinungsfreiheit? Oder sind die Meinungen
dann nur noch frei, solange sie ungefähr den eigenen entsprechen?
Im Feuilleton-Podcast "Die sogenannte Gegenwart" diskutieren Ijoma
Mangold und Lars Weisbrod über ein alles überragendes Megathema unserer
Gegenwart: Was ist los mit der Meinungsfreiheit? Warum diskutieren wir
so oft über dieses abstrakte Prinzip statt über die brennenden
Sachfragen? Ist die Redefreiheit wirklich in Gefahr? Oder passen unsere
alten Vorstellungen von diesem Grundrecht einfach nicht mehr in unsere
digitale Gegenwart?
Um diese und andere Fragen geht's in der neuen Folge "Die sogenannte
Gegenwart". Das Thema beginnt bei Minute 12:17.
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Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen – wir alle kennen die Formeln,
Figuren und Bilder aus den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen
hat, vom glitschigen Froschkönig über den bösen Wolf bis zum höhnischen
Rumpelstilzchen. Ob Furcht, Faszination oder ein warmes Gefühl der
Gemütlichkeit beim Vorgelesenkriegen – aus unseren Kindheitserinnerungen
lassen sich Märchen nicht wegdenken.
Doch sind sie auch heute noch eine Selbstverständlichkeit? Nicht umsonst
singt die Kinderband Deine Freunde davon, wie brutal und unzeitgemäß die
alten Geschichten von bösen Stiefmüttern und hübschen Prinzessinnen aus
heutiger Sicht wirken. Zumal längst an die Gegenwart angepasste Märchen
erscheinen, in denen Könige nicht nur stark sind, sondern auch einmal
wickeln (Care-Arbeit!) und weinen (Gefühle zeigen!). Sind diese
Geschichten besser als die alten? Gehören die Brüder Grimm gecancelt?
Oder braucht man sie wie nie zuvor? Und was haben die neuen und die
alten Versionen der Märchen überhaupt noch miteinander zu tun?
Diesen Fragen widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold anhand des
Beispiels von Schneewittchen in der neuen Episode des
Feuilleton-Podcasts Die sogenannte Gegenwart.
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Sie lieben einander in allen erdenklichen Konstellationen, öffnen ihre
Ehen für Affären, übernachten mal im einen, mal im anderen Bett oder
entscheiden sich ganz bewusst für ein gemeinsames Leben zu dritt. Oder
zu viert. Oder zu zwanzig. Menschen, die auf Polyamorie setzen, haben
die Zwänge der Zweisamkeit hinter sich gelassen und sich für die –
womöglich – größere Freiheit entschieden. Aus unserer Gegenwart sind
solche innovativen Beziehungsformen längst nicht mehr wegzudenken. Wer
in einer monogamen Beziehung lebt, den irritieren diese alternativen
Modelle oft.
Welche Provokation liegt heute immer noch in der Polyamorie? Warum darf
sie eigentlich nicht mehr, wie früher bei den Hippies, einfach "freie
Liebe" heißen – und muss jetzt mit hochkomplexen Begriffen wie Polycule
oder ethische Nichtmonogamie beschrieben werden? Warum klingt es nach
entgrenzter neoliberaler Arbeitswelt, wenn man sich in der Polybeziehung
zum agile scrum meeting trifft, um Probleme zu diskutieren? Sind
monogame Menschen bloß zu träge, um ein anspruchsvolles
Beziehungsgeflecht mit mehreren Partnerinnen und Partnern emotional zu
koordinieren? Spricht überhaupt noch irgendwas für die gute alte
romantische Zweierbeziehung? Diesen und anderen Fragen widmen sich Nina
Pauer und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts Die
sogenannte Gegenwart.
Shownotes:
- The Ethical Slut. A Practical Guide to Polyamory, Open
Relationships, and Other Freedoms in Sex and Love von Janert W.
Hardy und Dossie Easton
- I Hate the Internet von Jarett Kobek
- A Bouquet of Lovers von Morning Glory Zell-Ravenheart (PDF)
- Is Monogamy Morally Permissible? von Harry Chalmers
- Challengers – Rivalen, Film von Luca Guadagnino
- SWR-Doku Hält das?
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Eigentlich ist es doch so: Ein Phänomen wird gehypt und dann ebbt es
wieder ab. Doch was, wenn sich eine Mode einfach immer weiter hält? Seit
mehr als zehn Jahren stellen wir uns als Gesellschaft mittlerweile die
Diagnose: Narzissmus. Wobei wir als Einzelpersonen auf gar keinen Fall
davon betroffen sein wollen. Denn narzisstisch sind immer nur die
anderen, sei es im Berufs- oder Privatleben oder bei Politikern. Wie
passt das zusammen? Und sind die vermeintlich pathologisch
narzisstischen Charaktere, die überall per Ferndiagnose, in Podcasts und
in Tests auf Insta entlarvt werden, wirklich Narzissten? Wieso wird
ausgerechnet Narzissmus als populärpsychologische Diagnose so gern
gestellt, obwohl sie kaum etwas mit dem realen Krankheitsbild zu tun
hat?
In der aktuellen Folge des Feuilletonpodcasts “Die sogenannte Gegenwart”
widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold diesen Fragen, schauen noch
einmal auf den mythologischen Ursprung der Figur des Narziss und fragen
sich: Ist es denn wirklich so schlimm, in einer narzisstischen
Gesellschaft zu leben?
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Irgendwann, in einer fernen Zukunft, herrschen wieder Adelshäuser über
die Welt. Sie haben Planeten besiedelt und als Lehen untereinander
aufgeteilt. Der Wüstenplanet Arrakis, genannt Dune, aber bleibt
umkämpft: Nur hier lässt sich der Rohstoff abbauen, mit dem die
Herrscher ihre Raumschiffe betreiben können. Das ist die Ausgangslage,
so beginnt der Science-Fiction-Roman Dune, so beginnt die
atemberaubende, zweiteilige Neuverfilmung des Regisseurs Denis
Villeneuve. Der zweite Teil war Anfang des Jahres im Kino zu sehen, aber
der Hype um Dune ist längst noch nicht vorbei: Bald startet auch eine
HBO-Fernsehserie, und Villeneuve arbeitet an einem weiteren Film.
Ijoma Mangold und Lars Weisbrod tauchen deswegen im Feuilletonpodcast
ein in die Welt der Fremen, Harkonnen und Atreiden und sprechen über die
Motive und Bilder, über die Politik und die Philosophie, die Dune zu so
einem fesselnden Gegenwartskunstwerk machen – ob in der neuen
Filmfassung oder bei der Wiederlektüre des Romans, den der US-Amerikaner
Frank Herbert bereits Anfang der Sechziger geschrieben hat. Was hat uns
dieser Stoff angesichts von Klimawandel und Artensterben zu sagen über
den Begriff der Ökologie? Zeichnet er ein reaktionäres Bild von Macht
und Überlebenskampf? Welche Rolle spielt eigentlich Technik in dieser
Welt, die zurück in eine Feudalherrschaft gestürzt ist? Und was ist
eigentlich der Unterschied zwischen Science-Fiction und Fantasy? Über
diese und andere Fragen diskutieren die beiden Hosts in der neuen Folge
von Die sogenannte Gegenwart.
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Der eine kann per Gesichtserkennung das Handy des anderen entsperren,
und doch sind sie alles andere als identisch. Seit 34 Jahren lebt das
eineiige Zwillingspaar Tom und Bill Kaulitz ein hoch symbiotisches
Leben, obwohl die beiden Brüder unterschiedlicher kaum sein könnten.
Bill, der homosexuelle Extrovertierte, der immer ein Champagnerglas in
der Hand hält, und Tom, sein Normcore-Hetero-Gegenteil, der in der Rolle
des geerdeten Familienvaters an der Seite von Heidi Klum aufgeht. Ist es
diese perfekte Ergänzung, die für uns, das Publikum, einen derartig
großen Reiz ausmacht, dass die Karriere der Kaulitz-Brüder auch nach 19
Jahren mehr denn je fasziniert? Denn nicht nur als Band Tokio Hotel
touren die Zwillinge mittlerweile um die Welt, sondern auch als
Podcaster und Realitysoap-Stars.
In ihrer ersten Folge nach der Sommerpause widmen sich Nina Pauer und
Ijoma Mangold im Feuilletonpodcast alledem, was die Kaulitz-Brüder
darstellen: Dem glamourösen Leben als deutsche Star-Auswanderer in
Hollywood, der traurigen Ambivalenz zwischen Rausch und Verlorenheit,
dem angenehm expliziten Reichtum und dem faszinierenden Dasein als
Doppelpack, in dem auf allen Ebenen perfekte Komplementarität herrscht.
Die Shownotes zur Folge finden Sie hier.
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Wir müssen reden. Und zwar über Pop, denn mit dem stimmt irgendwas
nicht. Pop schien lange ein linkes Projekt, vom Rock 'n' Roll bis zum
Rap, von Mode bis Slang: Populärkultur war im 20. Jahrhundert
angetreten, um progressive Projekte voranzutreiben. Der Pop, das war die
Sprache der sexuellen Befreiung, die Sprache für die Antikriegsdemos, er
war die Stimme der Minderheit, die um Emanzipation rang. Heute hingegen
kann man den Eindruck gewinnen: Gegenkultur, Provokation, Anarchie, das
sind die Werkzeuge der Rechten geworden. Links betet man währenddessen
fromme Identitätspolitik nach. Was ist also geworden aus dem Pop und der
Kraft der Subversion? Sind Rechte die neuen Poplinken? Warum kommt im
Pop alles immer wieder zurück, obwohl er doch mal ein Versprechen auf
das Neue war? Oder kommt der Pop heute sowieso an sein Ende? Und wenn
ja, was kommt danach?
Diese Fragen und viele mehr stellen wir in einer Sonderausgabe unseres
Feuilletonpodcasts einem Mann, von dem wir uns Antworten erhoffen. Denn
er ist der vielleicht klügste Gegenwartsbeobachter dieses Landes: der
Poptheoretiker und Kritiker Diedrich Diederichsen. Vor kurzem erschien
sein über 1.000 Seiten dickes Buch Das 21. Jahrhundert, darin
versammelt sind Essays, Texte, Feuilletons, die er seit dem Jahr 2000
geschrieben hat. Genug Stoff also, den die beiden Hosts Ijoma Mangold
und Lars Weisbrod streitlustig diskutieren wollen, zusammen mit ihrem
Gast, in der neuen Folge von Die sogenannte Gegenwart. Danach
verabschiedet sich der Podcast in die Sommerpause, bis zum 9. September.
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Sehnsucht ist eine deutsche Erfindung, im Zeitalter der Romantik kam sie
in die Welt – mit Posthörnern, mondeshellen Nächten und fahrenden
Gesellen, die in die Ferne ziehen. Andererseits ist sie anthropologische
Konstante, ein Gefühl, das den Menschen schon immer begleitet, ihn von
allen anderen Tieren unterscheidet. Der Mensch lebt nicht bloß im Hier
und Jetzt, er hat ein Zeitbewusstsein, er kann sich zurück in die
Vergangenheit sehnen oder auf die Zukunft hoffen. Das Tier hingegen ist,
wie Friedrich Nietzsche es formulierte, "an den Pflock des Augenblicks"
gebunden.
Heute leiden viele Menschen unter dieser Zerrissenheit, eine Frage plagt
uns immer häufiger: Verpassen wir wegen unserer Sehnsucht das Leben im
Jetzt? Zugleich ist Sehnsucht aber auch eine treibende Energie, sie
zeugt davon, dass wir noch hungrig sind, dass wir uns etwas anderes
vorstellen können, dass wir uns noch mehr Welt einverleiben wollen.
Von Joseph von Eichendorff, dem Altmeister der Sehnsuchtsromantik, bis
Eckhart Tolle, dem Lebenshilfeprediger des absoluten Jetzt, von der
Sehnsucht nach dem Meer bis zur nostalgischen Sentimentalität und ihrer
politischen Manifestation – über alle diese Themen sprechen Nina Pauer,
Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuen Folge des
Feuilletonpodcasts Die sogenannte Gegenwart.
Sämtliche Folgen des Podcasts finden Sie hier. Das Team erreichen Sie
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Pumpen, CrossFit, Cardio – so lauten die Erfolgsformeln all jener, die
einen gestählten Körper haben wollen und dafür ins Fitnessstudio gehen.
Was sagt dieser Ort, in dem Menschen mehrfach die Woche nebeneinander
her an wuchtigen Geräten an ihrer Muskelmasse arbeiten, über unsere
Gegenwart aus? Warum wird der Kraftaufbau, den hier so viele betreiben,
oft als stumpf, neoliberal und egoistisch abgetan? Ist das Fitnessstudio
in Wahrheit nicht der letzte Ort schichtübergreifender sozialer
Vermischung?
Diesen Fragen widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold in der aktuellen
Folge des ZEIT Feuilletonpodcasts Die sogenannte Gegenwart, in dem sie
die Verschiebung von Körperidealen seit Michelle Obamas Oberarmen bis
hin zu Kollegahs Boss Transformation nachzeichnen und analysieren, was
das Ganze mit der tiefen Sehnsucht nach Feldarbeit zu tun haben könnte.
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Schwere Holztüren, edle Renaissancefenster, Regale voller alter Bücher
und überall strebsame junge Menschen in feinsten Schuluniformen: So oder
so ähnlich muss heute offenbar die Szenerie von Romanhandlungen oder
Streamingserien aussehen, damit sie zum globalen Erfolg werden. Dark
Academia heißt der BookTok-Trend, der das Leben in englischen oder
US-amerikanischen Elitecolleges romantisiert und damit rund um die Welt
junge Menschen begeistert.
In der aktuellen Folge des Feuilletonpodcasts Die sogenannte Gegenwart
widmen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod dem Hype anhand der aktuellen
Serie Maxton Hall und der Romantrilogie von Mona Kasten, auf der sie
beruht. Ist der Kult um Oxford eine neue Art, mit dem Klassismus der
Gegenwart fertig zu werden? Sind Universitäten zum Fetisch geworden,
weil sie in der Pandemie so lang geschlossen waren? Liegt alles an Harry
Potter? Oder wieso scheint für viele junge Menschen heute die größte
Erfüllung darin zu liegen, in Oxford schwere Bücher zu wälzen?
Das Team ist erreichbar unter [email protected]
Weitere Links zur Folge:
- Maxton Hall – Die Welt zwischen uns. Amazon Prime.
- Mona Kasten: Save Me. Lyx Verlag, 2018.
- Mona Kasten: Save You. Lyx Verlag, 2018.
- Mona Kasten: Save Us. Lyx Verlag, 2018.
- ZEIT: Jens Balzer über Dark Academia
- ZEIT: Ijoma Mangold über Sally Rooneys Normale Menschen
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Die Bilder aus der Promibar Pony in Kampen auf Sylt haben sich in
Windeseile über die sozialen Netzwerke verbreitet: Die blonde, gut
aussehende jeunesse dorée singt da mit dem Ausdruck bester Laune und
vollkommenen Selbstgenusses auf den Partyhit L'Amour toujours von Gigi
D'Agostino die Zeile "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus". Was
bisher als ein Phänomen des Springerstiefel-Milieus in ostdeutschen
Landscheunen galt, scheint plötzlich dort angekommen, wo das Geld und
die Macht sitzen. Der sprichwörtlich hässliche Deutsche trägt jetzt also
Poloshirt und Kaschmirpullover.
Ist das der Extremismus der Mitte, die seit Kampen aus ihrem Herzen
keine Mördergrube mehr macht? Ist das ein neuer Rechtsruck? Oder ist es
nur das typische Provokationsspiel, weil man sich auf die reflexartigen
Reaktionen bis zum Bundeskanzler und zum Bundespräsidenten hinauf
verlassen kann, wenn man Tabuisiertes aus dem Nazi-Giftschrank holt?
Möglicherweise ist es ja von allem etwas. Jedenfalls ist das Hashtag
Sylt viral gegangen, das Lied geistert in tausend Variationen durchs
Netz, und noch ist nicht abzusehen, wie der Geist wieder zurück in die
Flasche gebracht werden könnte. Grund genug für Lars Weisbrod und Ijoma
Mangold, dieses neue Pop-Phänomen in Die sogenannte Gegenwart unter die
Lupe zu nehmen.
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"Vielleicht bist du nicht faul, sondern nur ruhebedürftig." So versuchen
pastellfarbene Mantren auf Instagram uns zu beruhigen und vor dem
nahenden Burn-out zu retten. Zeitgleich bollert durch die öffentliche
Debatte der Vorwurf, vor allem junge Menschen der Generation Z wollten
am liebsten gar nicht mehr arbeiten, seien also "faul".
Doch was muss man sich unter diesem Begriff eigentlich vorstellen? Sind
Entschleunigung, Müßiggang und Nichtstun nicht gerade etwas
Unabdingbares für unsere mentale Gesundheit und damit schwer zu
erreichende, aber sehr kostbare Ziele? Wie verhält sich Care-Arbeit zum
Faulsein? Und ist jemand, der im Homeoffice nebenbei noch heimlich ein
Studium absolviert, wirklich faul?
In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts Die sogenannte Gegenwart
widmen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod diesen hoch gegenwärtigen
Fragen und diskutieren, ob der Begriff der Faulheit am Ende trotz seiner
derzeitigen Uneindeutigkeit nicht doch bewahrenswert sein könnte.
Das Gespräch über Faulheit beginnt bei 15 Minuten und 32 Sekunden.
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Man muss aufpassen, dass man nicht sofort spottet über dieses Werk,
seinen Ton, seine Ernsthaftigkeit: “Wir” heißt das Suhrkamp-Buch, das
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geschrieben hat, und das – wenig
überraschend – vor Bundespräsidentenhaftigkeit nur so strotzt. Es wird
gemahnt, ermutigt und gehofft. Steinmeier fragt: Wer sind wir? Was ist
es, das uns noch zusammenhält?
Aber Spott ist hier Fehl am Platz. Man muss Steinmeier (und seinem Team)
dankbar sein für die Leistung, die sie hier vollbracht haben: Selten
wurde der Nullpunkt unserer Diskurse so genau vermessen wie hier. Nach
der Lektüre weiß man genau, wo die normale Meinungsmitte in Deutschland
gerade verläuft und kann sich entlang dieser Achse verorten, mit den
eigenen Abweichungen vom bundespräsidialen Maß. Ein Buch also, das auf
seine eigene Weise die Gegenwart vermisst – wie geschaffen für den
Gegenwartspodcast der ZEIT.
Die Feuilleton-Redakteure Ijoma Mangold und Lars Weisbrod haben “Wir”
gelesen und diskutieren: Warum hat der Bundespräsident so Angst davor,
dass der Staat verächtlich gemacht wird? Was hat ausgerechnet er gegen
das “Schwadronieren”? Wie lässt sich ein “Wir” herstellen in einer
modernen, pluralistischen Einwanderungsgesellschaft? Und warum braucht
man so ein “Wir” überhaupt noch?
Das Gespräch über das Buch von Frank-Walter Steinmeier beginnt bei
18:38 Minuten.
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Der Videoclip ging um die Welt: Vor einigen Wochen informierte Kate
Middleton die Öffentlichkeit über ihre Krebserkrankung. Anlass, für die
"sogenannte Gegenwart" noch einmal grundsätzlich den Diskurs über diese
Krankheit zu analysieren. Denn die Art, wie wir mit Krebs umgehen, wie
wir ihn therapieren, ertragen, bekämpfen und über diesen Kampf sprechen,
hat immer etwas mit unserem kollektiven Gefühlshaushalt zu tun.
Was hat sich im Denken und Sprechen über Krebs verändert? Welche
Vorstellungen wurden über die Jahrhunderte hinweg in diese Krankheit
projiziert, und wie sieht es heute in Zeiten von
Chemotherapie-Tagebüchern auf Instagram aus? Gilt Krebs noch als Chiffre
absoluter Negativität? Wirken die alten Vorstellungen von Tumoren und
Metastasen als psychosomatische Körperreaktion auf unterdrückte Gefühle
in uns nach? Oder haben wir zu der Krankheit, gegen die es zwar immer
neue Therapien gibt, die gleichzeitig aber immer mehr Menschen tötet,
heute tatsächlich einen nüchterneren Umgang gefunden, komplett frei von
Sinnüberschuss? Diesen Fragen widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold
in der aktuellen Folge des Feuilletonpodcasts.
Das Gespräch über Krankheit und Gesellschaft beginnt bei 14:49 Minuten.
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Wieder einmal stumpf und passiv durch Insta scrollen, auf TikTok
Videoschnipsel sichten, bis einem der Kopf platzt und ab und zu noch
müde bei Twitter und Facebook vorbeischauen – ist es das, was von den
sozialen Medien geblieben ist?
In jedem Fall liegt schon seit Längerem ein ungutes, schales Gefühl über
all jenen Netzwerken, die früher einmal die Träger großer Verheißungen
digitaler Vernetzung und Selbstwirksamkeit brachten. Ist das Ende von
Social Media erreicht? Und wenn ja, was kommt danach? Dieser Frage
widmen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod in der aktuellen Folge des
Feuilletonpodcasts, in der sie sich noch einmal an die Anfänge des
Online-Daseins erinnern, an ICQ, den guten alten AOL Chat und das
Gefühl, den eigenen Freundeskreis aus der analogen Welt ins Internet zu
kopieren. Etwas, das Apps wie BeReal heute wieder neu beleben wollen –
ein hoffnungsvoller Impuls? Oder müsste nicht einfach endgültig Schluss
sein mit Plattformen, die irgendwann dann doch bloß wieder verfallen?
Das Gespräch über das Ende von Social Media beginnt bei 10:00 Minuten.
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Der ehemalige Finanzindustrie-Lobbyist Friedrich Merz, der fränkische
Pragmatiker-Opportunist Markus Söder, der grün-schwarze Daniel Günther:
Wer von diesen Männern entspricht am ehesten der herkömmlichen
Vorstellung, die wir uns heute von einem konservativen Politiker machen?
Haben wir überhaupt noch eine gemeinsame Vorstellung davon, was das sein
soll, ein Konservativer? Was unterscheidet Konservative überhaupt von
Rechtspopulisten, Trumpisten oder Reaktionären?
Wir sollten uns über das Konservative wieder mehr Gedanken machen,
finden Ijoma Mangold und Lars Weisbrod und stellen sich der Aufgabe in
der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts. Denn unsere Gegenwart versteht
man erst, wenn man sich mit den Konservativen befasst – und der Krise,
in der sie stecken.
Im Podcast erkunden die beiden Hosts ihre eigenen konservativen
Einstellungen und blicken in die spannende Geschichte des konservativen
Denkens: Sind die Konservativen eigentlich Verbündete der freien
Marktwirtschaft oder ihre Gegner? Und wann sind auch Marxisten und woke
Linke so richtig konservativ?
Das Gespräch über Konservatismus beginnt bei 15:04 Minuten.
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Mütter (und Väter) wollen Jungs heute feministisch erziehen. Doch ist
der Feminismus auch für Männer da? Das Hauptthema der Folge ab Minute
17:26.
Als Feministin kämpft Shila Behjat gegen das Patriarchat. Als Mutter
muss sie sich inzwischen um zwei Nachwuchsmänner kümmern – ihre beiden
Söhne, zehn und acht Jahre alt. “Söhne großziehen als Feministin”, so
lautet der Titel ihres neuen Buches, in dem die Autorin fragt: Wie geht
das eigentlich? Ist es ein Widerspruch in sich? Und warum sagt man Jungs
eigentlich dauernd, sie seien zu laut? Ist laut sein schon toxische
Männlichkeit oder bloß unschuldiges Kinderspiel?
Mit diesen Fragen ist Shila Behjat nicht allein. In Büchern, Artikeln,
Podcasts und auf TikTok wird genau diese Frage diskutiert: Wie soll man
als Feministin – oder überhaupt als Mutter oder Vater – Jungs zeitgemäß,
auf der Höhe der politischen Gegenwart, erziehen? Was hat der Feminismus
ihnen sonst zu sagen, außer, dass sie später bloß keine mansplainenden
Arschlöcher werden sollen? Und wenn Feministinnen Söhne erziehen, müsste
dann vielleicht auch der Feminismus versöhnlicher werden?
In der aktuellen Folge des Feuilleton-Podcasts sprechen Nina Pauer und
Lars Weisbrod über Geschlechterklischees, die kleine Kinder aus der Kita
anschleppen, und darüber, wie man richtig auf sie reagiert. Und am Ende
geht’s sogar um die ganz große Frage: Brauchen wir Männlichkeit und
Weiblichkeit überhaupt noch? Oder sollten wir diese engen Kategorien
nicht ein für alle Mal überwinden?
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