Avsnitt

  • Zu komplex, zu chaotisch, oft unĂŒberschaubar – unsere digitale Kommunikation steht unter Druck. Kann es so etwas wie eine gemeinsame Wahrheit ĂŒberhaupt noch geben? Michael spricht mit Ingrid Brodnig, Journalistin und Autorin, ĂŒber die Herausforderungen in einer Welt, die zunehmend von Desinformation und emotionaler Empörung geprĂ€gt ist.

    Zu viele Plattformen fördern Aufregung statt AufklĂ€rung. Ingrid plĂ€diert fĂŒr mehr Medienkompetenz und einen reflektierten Umgang mit digitalen Inhalten: Kalkulierte Ambivalenz, Fake News und Shitstorms sind Symptome einer Kommunikationskultur, die dringend umgesteuert werden muss. Die Frage bleibt: Wie können wir Empörung vermeiden, ohne die Fakten zu verlieren?

    Geht das? Ingrid erklĂ€rt, wie gezielte AufklĂ€rung und frĂŒhzeitige Bildung, z. B. durch „Prebunking“-Strategien, helfen können. Emotionen und Fakten mĂŒssen zusammengebracht werden, um den Diskurs zu verbessern. Der Weg dorthin ist ein gesellschaftlicher Lernprozess – mit kleinen Schritten und großen Herausforderungen.

    Michael und Ingrid diskutieren mögliche Szenarien: Droht eine weitere Verrohung der digitalen Kommunikation, oder schaffen wir die Wende zu einer respektvolleren Debattenkultur? Klar ist: Es braucht neue Regeln, neue Kompetenzen und vor allem den Willen zur VerÀnderung.

    Zu Gast:  Ingrid Brodnig, Journalistin und Autorin. Ihr aktuelles Buch heißt "Wider die Verrohung. Über die gezielte Zerstörung öffentlicher Debatten"

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  • Zu komplex, zu bĂŒrokratisch, in Teilen unverstĂ€ndlich - wer einfache Punkte sammeln will, wettert ĂŒber unser Steuersystem. Ist es ĂŒberhaupt anders möglich? Geht so etwas wie eine echte Reform, eine Steuer-Disruption? Mit Kristiina spricht Michael darĂŒber, was im Innovationsraum Steuer möglich ist. Kristiina Coenen leitet den Innovationshub "The Garage" bei Deloitte.

    Zu viele Gesetze und ein Fokus auf EinzelfĂ€lle schaffen BĂŒrokratie. Kristiina plĂ€diert fĂŒr radikale Vereinfachung: Pauschalierungen, digitale Lösungen und klare Strukturen könnten BĂŒrger:innen entlasten und Unternehmen Raum fĂŒr Innovation geben.

    Geht das? Kristiina vergleicht ihr Heimatland Finnland mit Deutschland. Hier wie dort haben die Finanzbehörden ohnehin alle relevanten Daten. In einem der beiden LĂ€nder mĂŒssen Unternehmer ihre Steuerberater beauftragen und unterschreiben am Ende Unterlagen, die sie selbst nicht wirklich durchdringen. Im anderen Land schickt das Amt einfach den fertigen Bescheid. Und nur wer EinwĂ€nde hat, muss ĂŒberhaupt aktiv werden.

    Michael und Kristiina stellen ohne Schwierigkeiten eine lĂ€ngere Liste von Steuern auf, große wie kleine, die es mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht braucht. Und die Schaumweinsteuer ist nur das historisch absurdeste Beispiel, eingefĂŒhrt zur Finanzierung der kaiserlichen Marine im Deutschen Reich. Die ist lĂ€ngst untergegangen, die Steuer prosperiert.

    Klar ist: Es geht nicht um Details, nicht um Optimierung im Detail. Reformen brauchen Mut und großes Denken. Flickschusterei reicht nicht. Diese Episode plĂ€diert fĂŒr ein radikales Umdenken: Ein Steuersystem, das auf einem "weißen Blatt Papier" entworfen wird, wĂ€re effizienter und gerechter. Es liegt an uns, diesen Weg zu gehen.

    Zu Gast: Kristiina Coenen, Leiterin des Innovationshubs „The Garage“ bei Deloitte.

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  • Der Kontrast könnte kaum grĂ¶ĂŸer sein: Auf der einen Seite die Anforderungen an Bildung und Lernen, auf der anderen Seite unsere Gewohnheiten und Strukturen. Michael diskutiert mit dem Bildungsenthusiasten Philipp Höllermann darĂŒber, wie wir Menschen dazu bringen können, lebenslang und mit Begeisterung zu lernen.

    Philipp beschreibt, wie aus der Zeit gefallen die heutigen Bildungsstrukturen sind. Im Mittelalter waren BĂŒcher das knappe Gut der Bildung. Also zogen die Lehrenden von einer Stadt zur nĂ€chsten und lasen aus ihren BĂŒchern vor. BĂŒcher sind inzwischen nicht mehr das Problem, Vorlesungen sind geblieben. SpĂ€ter brauchte es brave BĂŒrger und fĂ€hige Soldaten, die an der Front verheizt werden konnten. Disziplin, Wohlverhalten, abrufbares Wissen waren gefragt - und genau dafĂŒr wurden Schulen entwickelt. Form und Struktur sind geblieben.

    Der Alltag: 28 Kinder sitzen in einem engen Raum. Philipp sagt: Das Einzige, was man damit erreicht, ist eine hervorragende Petrischale, aber nicht fĂŒr Bildung, sondern fĂŒr Ablenkung, LĂ€rm und im Zweifelsfall irgendwelche Viren und LĂ€use. Kompetenzen mĂŒssen in den Vordergrund rĂŒcken, nicht das Wissen, so Philipp. Das Wissen ist im Zweifel flĂŒchtig, ĂŒberflĂŒssig oder nicht mehr up to date. Wer aber Kompetenzen fordert, wird mit den ĂŒblichen LehrplĂ€nen oder gar BewertungsmaßstĂ€ben nicht weit kommen.

    Also: Individuelle LernplĂ€ne, Abgleich mit dem eigenen Fortschritt und Tempo, Lernen an eigenen themenĂŒbergreifenden Projekten. Letztlich mĂŒssen wir eins lernen: Wie entwickele ich das Curriculum meines eigenen Lebens und setze es um?

    Zu Gast: Philipp Höllermann, Bildungsenthusiast und CTO der Deutschen Weiterbildungsgesellschaft.

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  • Rufen wir doch einfach mal an, bei dieser KI, und fragen nach. Michael diskutiert mit Christian Granseier von Concentrix die Zukunft des Kundendialogs. Die Entwicklung vollzieht sich aktuell mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Wer weiß an der Hotline gerade besser Bescheid: Der Mensch oder der Algorithmus?

    FĂŒr den Podcast hat Christians Team einen KI-Bot trainiert, der glaubt, am Empfang einer Tauchschule zu sitzen. Termine verschieben kann er - und auch wenn Michael natĂŒrlich genau weiß, dass die Szene gestellt ist und sein GegenĂŒber eine Computerstimme, rutscht ihm doch ein "Wir sehen uns" zur Verabschiedung heraus. Soviel zur gefĂŒhlten Echtheit.

    Gleichstand herrscht aktuell bei der Trainingsdauer im Kundendialog. Der Tauchschulen-Bot hat drei Stunden Entwicklungszeit gekostet. Ob Mensch einarbeiten oder KI trainieren, beides kann je nach KomplexitÀt der Aufgabe durchaus dauern, braucht aber in etwa gleichlang. Perspektive: Die KI wird nicht langsamer werden. Und der Mensch nicht schneller.

    Christian erwartet eine explosionsartige Vermehrung von KommunikationsvorgĂ€ngen. Der entscheidende Treiber: Sobald wir auf Kundenseite beginnen, unsere eigenen Bots einzusetzen, um Produkte zu finden, Anbieter zu vergleichen, individuell passende Lösungen zu identifizieren. Bots, denen es gleichgĂŒltig ist, ob sie noch ein paar mehr potenzielle Anbieter anrufen. "Siri, besorge mir einen besseren Stromvertrag" - und die Maschine lĂ€uft los.

    Konsequenz 1: Auch kleinere Anbieter werden kaum umhinkommen, Bots an die Schnittstellen der Kundenkommunikation zu setzen. Sie sind ohnehin heute schon gĂŒnstiger als menschliche Mitarbeiter:innen.

    Konsequenz 2: Der Druck, wirklich individuell passende Lösungen zu entwickeln, steigt enorm. Durchschnitt von der Stange reicht nicht mehr aus.

    Vertrauen wir der Technik? Christian fragt zurĂŒck: Wodurch wĂ€chst dieses Vertrauen? Wir werden bald alltĂ€glich ein Miteinander von Mensch und Maschine sehen. Bots im Alltag der Kundenkommunikation werden schon in zwei Jahren etwas völlig normales sein. Und Michael kann sie heute schon kaum mehr voneinander unterscheiden, sehen oben.

    Themen dieser Folge:

    Die Evolution des Kundenservice: Von Hotlines zu intelligenten Bots.KĂŒnstliche Intelligenz im Dialog: Wo stehen wir heute?Praktischer Test: Ein Bot im Einsatz fĂŒr Terminbuchungen.Emotionen und Technologie: Kann KI Empathie ersetzen?Zukunftsvision: Werden Bots unsere persönlichen Assistenten?

    Key Takeaways:

    KI und Bots schaffen neue Möglichkeiten fĂŒr Effizienz und ServicequalitĂ€t.Menschen bleiben unersetzbar bei emotionalen und komplexen Interaktionen.Die Akzeptanz von Bots wĂ€chst mit positiven Erlebnissen.Personalisierte Services durch KI-gestĂŒtzte Datenverarbeitung sind die Zukunft.

    Zu Gast: Christian Granseier, VP Account Management bei Concentrix

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  • 
 und das ist wahrscheinlich ungewohnt, in jedem Fall nur wenig geĂŒbt, aber letztlich nicht schlimm. Im Gegenteil: Der Wandel ist real. Wer den Status quo erhalten will, muss handeln, sagt Johannes Kleske, Foresight-Consultant und kritischer Zukunftsforscher. 

    Johannes und Michael sprechen intensiv ĂŒber das Mindset, das wir benötigen, um Zukunft zu gestalten. Das Gegenbild ist klar: Mindset der Merkel-Ära ist es nicht. Abwarten, sich arrangieren, Risiken vermeiden, sich an kurzen Horizonten orientieren, Entscheidungen hinauszögern, bis die eine Lösung tatsĂ€chlich alternativlos ist. Johannes und Michael teilen die Erfahrung, wohin dies fĂŒhrt: Wer heute einen typischen Manager fragt „Was fĂŒr eine Zukunft hĂ€ttest du gerne?“, erntet allzu hĂ€ufig hilflos-ratlose Gesichter. Die Quartalszahl dominiert, alles andere ist nicht geĂŒbt. 

    Eine fatale VerknĂŒpfung haben wir ĂŒber lange Jahre in unser Denken aufgenommen: Wer StabilitĂ€t und Sicherheit will, muss Risiken vermeiden. Johannes betont: Das funktioniert nicht mehr. Die Welt lĂ€sst sich nicht mehr managen. Wenn wir nicht unsere eigenen Zukunftsbilder verfolgen, dann agieren wir auf das Zukunftsbild von jemand anderem. 

    Die Neujahrsbotschaft 2025 von Johannes lautet: Wir anders an die Gestaltung unserer Welt herangehen. Wir können nicht mehr abwarten; wir mĂŒssen ins Risiko gehen. Wir mĂŒssen fĂŒr uns klĂ€ren: Dahin möchten wir - und dorthin nicht. DafĂŒr benötigen wir sehr konkrete Zukunftsbilder, denn was wir uns vorstellen können, darauf können wir auch hinarbeiten. Genauer: Von unseren Zukunftsbildern her können wir rĂŒckwĂ€rts denken und StĂŒck fĂŒr StĂŒck erleben, wie wir einen Beitrag leisten können. Sofort ist eine ganz andere Energie im Raum. Kein Kampf mehr gegen WindmĂŒhlen, sondern die Erfahrung: Heute kann ich ein StĂŒck dazu beitragen, dass diese Idee ein StĂŒck weit realistisch wird. Denn Zukunft wird immer erst dadurch realistisch, dass wir sie realisieren. 

    Die Hausaufgabe, ja auch fĂŒr die coolen Jungs in der letzten Reihe der Klasse: Nimm dir ein leeres Blatt Papier oder eine frische Datei. Es ist 2035. Montag, frĂŒh am Morgen, sechs Uhr. Was machst du konkret: Gehst du zur Arbeit oder ins Metaverse? Auf den Fahrradschnellweg oder in das FluggerĂ€t? Und so durch den Tag. Das trainiert den Zukunftsmuskel. 

    Zu Gast: Johannes Kleske, Foresight-Consultant und kritischer Zukunftsforscher.

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  • Erkenntnis ist nicht mehr unser Thema, 2025 wird das Jahr der Umsetzung. Der Streit um die Richtung wird das Jahr prĂ€gen, der Graben zwischen den Zielsetzungen wird tiefer. Im heutigen Solo-Feature von “Carls Zukunft der Woche” blickt Zukunftsforscher Michael Carl auf die  Herausforderungen und Entwicklungen des kommenden Jahres 2025. In einer Welt, die sich rasant wandelt, stehen wir vor entscheidenden Weichenstellungen in Technologie, Gesellschaft und Klima. Die Auseinandersetzung um Privilegien und die gerechte Verteilung von Ressourcen wird die Gesellschaft tiefgreifend beeinflussen. 

    Die Prognosen fĂŒr 20925 in der Übersicht (und zum Abgleich am 31.12.2025): 

    KI-Agenten: Aus dem Werkzeug wird der selbsttĂ€tig handelnde Agent, der eigenstĂ€ndige Entscheidungen trifft.KI an Kundenschnittstellen: KI wird zunehmend fĂŒr Interaktionen an Kundenschnittstellen eingesetzt, was die Kommunikationslandschaft revolutioniert. „Darf ich bitte den Computer sprechen? Ich möchte mein Problem lösen.“Disruption in der Reisebranche: KI-Agenten ĂŒbernehmen die komplexe Planung und Organisation von Reisen. Die gesamte Branche steht unmittelbar vor dem Umbruch. Datenschutzdebatten: Eine neue europĂ€ische Datenschutzdebatte zu KI steht uns in Haus. Bundestagswahl: Die nĂ€chste Bundesregierung ist schwarz-grĂŒn.Wahrheit wird blurry: Die Unterscheidung zwischen echten und manipulierten Informationen wird durch KI weiter erheblich erschwert.Gezielter Einfluss: Russischer Einfluss wie auch der von Oligarchen nimmt nicht nur im Umfang zu, er wird expliziter und zunehmend ungeschminkt zur Schau getragen. Disruption der Automobilindustrie: Wir erwarten mindestens einen europĂ€ischen Autohersteller nah an der Insolvenz. Der Traum der Technologieoffenheit endet jĂ€h. Energieversorgung: Mindestens drei grĂ¶ĂŸere Stadtwerke werden Beispiel Mannheims folgen und das Ende der Gasversorgung ankĂŒndigen. Die wichtigste Prognose: Privilegien wird das entscheidende Thema des Jahres 2025 werden. Wessen Privilegien erkennen wir als wichtig und verhaltenswert an? Welche stehen zurĂŒck? Die zentrale Debatte des Jahres. 

    Robin Williams hat in "Der Club der toten Dichter" den wunderbaren Satz geprĂ€gt: "In that endeavor, laziness will not do". Also: Ärmel hoch, wir können Zukunft gestalten, eine gute Nachricht.

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  • Ein Partikel Mikroplastik pro Liter im Ozean. Wirklich unschön. Aber nicht das eigentliche Problem. In FlĂŒssen können es schon zehn bis hundert Partikel sein. An KlĂ€ranlagen noch mehr. Und dort, wo Plastik produziert oder recycelt wird, kommen auch schon mal Millionen Partikel im Liter zusammen. Hier setzt Katrin an. Katrin Schuhen ist Chemikerin und GrĂŒnderin von Wasser 3.0. Sie zeigt, dass es Lösungen gibt, die nicht nur innovativ, sondern auch sofort umsetzbar sind. 

    Mit ihrem Team hat Katrin eine Methode entwickelt, das Plastik aus dem Wasser zu holen: Mit Hybrid-Kieselgelen werden die unsichtbaren Partikel zu sichtbaren Klumpen geformt, die wie Popcorn auf der WasseroberflĂ€che schwimmen. Diese können einfach abgeschöpft und als Ressource in anderen Industrien genutzt werden, beispielsweise in der Bauwirtschaft zur Herstellung von Beton. So wird aus Abfall ein wertvoller Rohstoff, der KreislĂ€ufe schließt und den CO₂-Fußabdruck senkt.

    Wasser wird mehr und mehr zu einer knappen Ressource. Erste Landkreise in Deutschland mĂŒssen schon entscheiden, ob Menschen oder Industrien Zugang zu Wasser erhalten. Umso wichtiger, so Katrin, in Produktion und Recycling WasserkreislĂ€ufe zu etablieren, damit Fabriken sich selbst mit Wasser versorgen können. Auch dafĂŒr trĂ€gt Katrins Lösung. 

    Besonders spannend ist Kathrins pragmatische Herangehensweise. Sie zeigt, wie einfach und effizient Lösungen sein können, wenn man bereit ist, alte Denkmuster hinter sich zu lassen. Ihre Botschaft ist klar: Wir mĂŒssen nicht warten, bis gesetzliche Regelungen greifen – handeln können wir schon heute.

    Zu Gast: Dr. Katrin Schuhen, GrĂŒnderin von Wasser 3.0, Autorin von "Rebellin des Wassers"

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  • NatĂŒrlich ist nahezu jede VerschlĂŒsselung auch mit herkömmlichen Computern aufzulösen, alles eine Frage der Zeit. Nur wenn es Milliarden Jahre dauern wĂŒrde, ein Passwort zu errechnen, wird es in der Regel nicht passieren. Im Ergebnis: Sicher. Bis der erste Quantencomputer sich der Sache annimmt und die Angelegenheit in wenigen Sekunden erledigt. Karla Loida von der Quantencomputerinitiative bei DLR bestĂ€tigt: Sobald diese neue Technologie am Start ist, können wir jedes Passwort immer als geknackt betrachten. Schöne neue Welt.

    Karla nennt vor allem Chemie und Materialwissenschaft und die Medizin als Felder, auf denen Quantencomputer zu erheblichen SprĂŒngen fĂŒhren werden. Damit das gelingt, fördert der Bund als Ankerkunde die Entwicklung dieser Technologie. Ein Ökosystem, das vom DLR mit aufgebaut wird.

    Karla erwartet den Durchbruch des Quantencomputers in nĂ€herer Zukunft; in fĂŒnf bis 20 Jahren spĂ€testens werden wir soweit sein. Stand heute seien die GerĂ€te noch etwas zart besaitet, ließen sich zu leicht ablenken und produzierten Fehler. Als wĂ€re es das hyperintelligente, ADHS-diagnostizierte Grundschulkind. Das Ă€ndert aber nichts an der Perspektive. Wer einen frĂŒhen Quantencomputer bauen möchte, kann dies heute schon tun.

    Zu Gast: Dr. Karla Loida, Deutsches Zentrum fĂŒr Luft- und Raumfahrt, Strategische Projektmanagerin fĂŒr Quantencomputing Hardware der Quantencomputinginitiative des DLR.

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  • Eine Zahl: 800 000 Menschen, wahrscheinlich mehr. 1-2% der Bevölkerung leiden unter Long Covid. Und was machen die anderen 98%? Sind froh und dankbar, dass sie es nicht haben, und schauen weg. Eine Zuspitzung, natĂŒrlich. Womöglich nicht aus Sicht der Kranken, sagt die AnwĂ€ltin Christine Hugendubel. Sie vertritt Erkrankte vor Gericht und berichtet im Podcast, was fĂŒr ein elender Weg das ist. Man erklĂ€re in unserer Leistungsgesellschaft einmal jemandem, dass der Profisportler, der Arzt im Krankenhaus, die erfolgreichen Eltern auf einmal nicht mehr können, als auf dem Sofa zu liegen. 

    Viele Ärzte wissen zu wenig, allzuoft wird Long Covid fĂŒr eine Depression gehalten - und entsprechend falsch behandelt. Gehen Sie doch mal raus an die frische Luft und treiben etwas Sport! Und schon wird es schlimmer. Das Problem: Wer diese schwer zu greifende Krankheit hat, kann genau eines nicht: FĂŒr sein Recht kĂ€mpfen. Da pocht die Krankenkasse auf Mitarbeit. Das lehnt die Berufsgenossenschaft RentenantrĂ€ge ab, denn Reha geht vor Rente. Wenn aber Reha nicht geht? 

    Auf der einen Seite liegen die Menschen, die schon davon ĂŒberfordert sind, einen Brief zu öffnen. Auf der anderen Seite laufen Fristen, warten AntrĂ€ge, WidersprĂŒche. Kein einziger Prozess, den Christine fĂŒhrt, ist schon ĂŒber die erste Instanz hinaus - und fast alle brauchen schon mehrere Jahre. 

    Michael und Christine sprechen ĂŒber Engagement. Christine, die auch bei #NieWiederIstJetzt aktiv ist, appelliert an jeden und jede, sich einzubringen, im Kleinen wie im Großen. Niemand ist immer ein Superheld, wir sollten anfangen, genau darĂŒber ganz entspannt zu sprechen. Und wenn niemand immer ein Superheld ist, dann ist es ebenso naheliegend wie normal, sich gegenseitig zu unterstĂŒtzen. 

    Hier die Podcastfolge mit Thomas Leibfried: https://www.carls-zukunft.de/podcast-222/

    Zu Gast: Christine Hugendubel, AnwĂ€ltin, engagiert fĂŒr Long Covid-Patienten und bei #NieWiederIstJetzt 

  • Alle reden ĂŒber das Essen. Die Wissenschaft hat nachgezĂ€hlt: Wir treffen 200 ernĂ€hrungsbezogene Entscheidungen am Tag. Aber sprechen wir ĂŒber das Richtige? Allzuoft reden wir ĂŒber DiĂ€ten und die aktuellen Angebote im Discounter nebenan oder streiten uns darĂŒber, wer heute Abend etwas liefert. Stattdessen könnten wir auch ĂŒber Gesundheit im Großen wie im Kleinen, ĂŒber Kriege um Wasser und die BiodiversitĂ€tskrise reden. Auch das: ErnĂ€hrungsthemen. Sagt Lia Carlucci, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Food Campus Berlin. 

    Eines wird im GesprĂ€ch mit Lia schnell klar: Wir mĂŒssen unsere ErnĂ€hrung „neu kalibrieren“, wie Lia es nennt. Aber mehr noch: Wir mĂŒssen die ganze Kette anfassen, von der Landwirtschaft bis hin zur heimischen KĂŒche. Ein paar Eckdaten: 

    Unsere Böden geben bald auf. Lia zitiert eine Studie, die sagt: Wir haben noch 60 Ernten. Dann ist Schluss. Wir mĂŒssen unsere Fleischkonsum reduzieren, von derzeit einem Kilo pro Woche auf 300 Gramm hinunter. ErnĂ€hrung ist auch viel zu teuer: FĂŒr jeden €, den unser ErnĂ€hrungssystem erwirtschaftet, fallen 1,50 € externalisierte Kosten an, vor allem in den Bereichen Gesundheit und Ökologie. Wir können uns diese ErnĂ€hrung auf Dauer gar nicht leisten. 

    Deshalb brauchen wir eine ErnĂ€hrungswende, nicht nur Energiewende und Verkehrswende, auch ErnĂ€hrung. DafĂŒr brauchen wir auf Seiten der Erzeugung Kollaboration zwischen den Akteuren und Skalierung guter neuer Modelle. Von der Politik fordert Lia, die Rahmenbedingungen zu justieren: Solange auf das Pflanzenschnitzel eine höhere Mehrwertsteuer erhoben wird, als auf das traditionelle Steak, hemmen wir die Entwicklung.  Und wir, die wir einfach essen wollen? Wir brauchen positive Zukunftsbilder einer anderen ErnĂ€hrung. Wer den Teller von der Haxe her denkt und alles andere nur fĂŒr SĂ€ttigungsbeilage hĂ€lt, trĂ€gt vielleicht noch ein paar Bilder von frĂŒher im Kopf. Neu kalibrieren. 

    Unser Stoffwechsel ist so individuell wie unser Fingerabdruck. Das macht auch das Thema Personalisierte ErnĂ€hrung zu einem Zukunftsthema. Lia schĂ€tzt, dass 2040 3D-Drucker in der heimischen KĂŒche stehen werden, zumindest bei denjenigen, die es wollen. Mein Schnitzel wird zur aktiven Gesundheitsvorsorge. Vielleicht ist das auch der Motivation fĂŒr ErnĂ€hrungswende? Eine verĂ€nderte ErnĂ€hrung ist nicht nur gut fĂŒrs Klima; wir können bis zu zehn gute Lebensjahre zusĂ€tzlich gewinnen. Interessiert? 

    Zu Gast: Lia Carlucci, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Food Campus Berlin. Alles ĂŒber den Food Campus: https://www.foodcampus.berlin

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  • Es ist aber auch Zeit fĂŒr den Wandel der Arbeit, meine GĂŒte! Katharina Krentz war viele Jahre bei Bosch mit Transformation befasst. Inzwischen ist sie mit eigener Firma unterwegs, allein: Das Bild bleibt. Allein die Demografie treibt. Wer meint, den Wandel der Arbeit aussitzen zu können, wird draufzahlen. 

    Ein zentraler Satz von Katharina: KreativitĂ€t und Innovation entstehen durch Freiheit des Wachstums. Das braucht Neugier und Phantasie - und die kommen nicht durch klar und hart strukturierte Umfelder. Wir brauchen Bewegung, auch geistige. Die Möglichkeit, Dinge wirklich zu hinterfragen. Und dann sehen wir, warum Vernetzung entscheidend ist. Vernetzung untereinander, aber auch Vernetzung und Verbundenheit mit dem Unternehmen und seinem Zweck. Man könnte kurz zusammenfassen: Die Kreativen und Innovativen gehen entweder ein oder weg, sofern sie nicht den nötigen Raum bekommen. 

    Die GrundbedĂŒrfnisse der Menschen sind dabei, so Katharinas EinschĂ€tzung, immer gleich, ob weißer Kragen oder blauer Kragen. Menschen wollen gesehen, gehört und wertgeschĂ€tzt werden an ihrem Arbeitsplatz. NatĂŒrlich gibt es erhebliche Unterschiede, wie weit Menschen sich einbringen können und auch wollen. Das BedĂŒrfnis ist vielleicht verschĂŒtt gegangen, aber es ist da. Katharina sagt: Wenn jemand einen Mehrwert leisten soll, muss ich Umfelder schaffen, in denen das möglich ist. 

    Was also tun? Fragen wir uns im Team einfach schlicht: Was haben wir zuletzt gelernt? Unsicherheit ist kein schönes GefĂŒhl. Lernen ist eine schöne AktivitĂ€t, die wir dem entgegensetzen können. Im Grunde die einzige, aber eben eine schöne. Und das fĂŒhrt zu Katharina Investitionsempfehlung: Menschen stĂ€rken.

    Zu Gast: Katharina Krentz, Transformationsexpertin und GrĂŒnderin von Connecting Humans.

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  • Anja Mutschler, Ally und Freundin des Hauses, im GesprĂ€ch live von der Klimakonferenz in Baku. Ihr erster Eindruck: Die altbekannten Forderungen sind alle da und stehen in den Studien und Papers. Da stehen sie gut. Resonanz haben sie auf der Konferenz keine. Anja schildert, wie durchaus noch eine Klimarhetorik zu hören ist.  Die Dynamik entsteht allerdings an anderer Stelle. Staaten, die eher wenig mit Demokratie zu tun haben, zeigen sich viel schneller, das Thema CO2-NeutralitĂ€t in den Riff zu bekommen. Warum? Weil es sich lohnt. Erfolgreicher Klimaschutz veredelt den fossilen Reichtum weiter. 

    Eine Stimme, die auf der COP immer wieder zu hören ist: Die PlĂ€ne sind eigentlich bereit, aber niemand setzt sie um. Auf ersten Blick scheint es: Die einen reden, die anderen handeln. Zweiter, genauerer Blick: Der Handlungsimpuls derer, die reden, ist so uneinheitlich, dass sich andere Innovationen entwickeln, die nicht unbedingt mit der eigentlich Klimabotschaft verknĂŒpft sind. Ein Schelm, wer nicht an die gerade geplatzte Berliner Koalition denkt, denn auch wenn die Ampel gescheitert ist: Das GesprĂ€ch mĂŒssen wir trotzdem weiter fĂŒhren. Genau dieses GesprĂ€ch. 

    Das Setting der COP findet vor der Kulisse Bakus statt. Der Reichtum aus Öl ist mit HĂ€nden zu greifen und damit auch das Versprechen auf Reichtum fĂŒr viele. Anja fragt: MĂŒssen wir moralisch sauberen Leute uns auch mal dreckig machen? Den Mut haben zu weniger moralischer Reinheit, zu mehr Pragmatismus, wissend, dass keine widerspruchsfreien Lösungen kommen werden. 

    Wer trifft sich eigentlich in Baku? Die US-Amerikaner sind abwesend. Kaum ein europĂ€isches Unternehmen prĂ€sentiert sich. Die Entwicklungen vollziehen sich anderswo. Noch einmal: Sollen wir die moralische Nase rĂŒmpfen oder werden wir jetzt die pragmatischen Copycats, die Beispiele aufnehmen, nachahmen und verbessern? Eine schwierige Perspektive, angesichts der abgelaufenen Zeit. Die Inselstaaten haben erneut Alarm geschlagen: Unsere LĂ€nder verschwinden. Haben wir EuropĂ€er mehr Zeit - oder glauben wir das nur? Es bleibt als Learning der Konferenz: Zeit hat, wer etwas tut. 

    Zu Gast: Anja Mutschler, Wissenschaftskommunikatorin, GrĂŒnderin von 20blue

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  • MobilitĂ€t im Wandel: MobilitĂ€tsaktivist Florian Kobler ĂŒber die drĂ€ngende Frage, ob Deutschland noch an veralteten ErzĂ€hlungen rund um das Auto festhĂ€lt. Florian spart nicht an Kritik: Die Automobilindustrie, einst RĂŒckgrat der deutschen Wirtschaft, habe den Anschluss an die ElektromobilitĂ€t verpasst und blockiere gleichzeitig durch massive Lobbypolitik eine zukunftsfĂ€hige Verkehrswende. „Wir fĂŒhren Diskussionen, die auf Mythen basieren“, sagt Florian. Er betont, wie ineffizient der private Autobesitz ist. In Berlin haben nur drei von zehn BĂŒrgern ein eigenes Fahrzeug und doch prĂ€gen parkende Autos das Stadtbild. Florian ist ĂŒberzeugt, dass StĂ€dte mit gutem Nahverkehr und Carsharing auf das Auto weitgehend verzichten könnten.

    Trotzdem dominieren in Deutschland die Gewinne der Automobilindustrie ĂŒber die MobilitĂ€tsinteressen der Menschen. In StĂ€dten wie Kopenhagen und Paris funktioniert alternative MobilitĂ€t, aber in Deutschland hĂ€lt man am Blech fest. Warum? „Das Auto ist hier Statussymbol, IdentitĂ€t“, erklĂ€rt Florian. Dabei könnte MobilitĂ€t, wie sie etwa in Kopenhagen vorgelebt wird, nachhaltig und kosteneffizient sein.

    Die Verkehrswende braucht nicht nur technische Lösungen, sondern auch ein kulturelles Umdenken. „Es geht um Teilhabe, Gesundheit und einen besseren Umgang mit dem öffentlichen Raum“, betont Florian. Er plĂ€diert fĂŒr ein MobilitĂ€tssystem, das StĂ€dte lebenswerter macht. Ein Umdenken in der Gesellschaft ist notwendig – doch der Weg dahin bleibt steinig.

    Zu Gast: Florian Kobler, MobilitĂ€tsaktivist und Host des Podcasts "ring frei" Ein Podcast der Initiative fĂŒr den Volksentscheid Berlin autofrei.

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  • Die Klimakrise fordert radikales Umdenken, besonders im Bau, einem der grĂ¶ĂŸten CO₂-Verursacher weltweit - und gleichzeitig einem der grĂ¶ĂŸten Hebel, um den CO₂-Ausstoß schnell deutlich zu senken. Michael spricht mit Manfred Josef Hampel, PrĂ€sident des Instituts fĂŒr Nachhaltigkeit, darĂŒber, wie GebĂ€ude zur Klimarettung beitragen können.

    Die Dringlichkeit ist groß. NatĂŒrlich ist sie das. Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber weist immer wieder darauf hin: Eine ErwĂ€rmung um drei Grad macht den den heutigen Lebensraum von mehreren Milliarden Menschen unbewohnbar. Dann erleben wir Klima-Migration ... Hoffnung liegt im Bausektor, denn rund 60 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen kommen aus GebĂ€uden. Manfred zeigt mit seinem energieautarken „Sunhouse“ das Potenzial: Ohne externen Stromanschluss, betrieben allein durch Sonnenenergie – ein Konzept, das beweist, wie nachhaltig Wohnen sein kann.

    Doch trotz solcher Innovationen wird der Fortschritt durch fehlgeleitete Förderpolitik und mangelndes Bewusstsein gebremst. Manfred fordert neue Finanzierungsmodelle, die Hausbesitzer direkt beim klimagerechten Umbau unterstĂŒtzen. Es geht nicht nur um Technik und Geld, sondern auch um ein Umdenken. Manfred betont, dass die Sonne unser stĂ€rkstes Kraftwerk ist – aber wir mĂŒssen sie endlich besser nutzen.

    Sein Appell: Warten wir nicht auf große politische VerĂ€nderungen. Jeder kann als EigentĂŒmer, Mieter oder informierter BĂŒrger, Schritte hin zu nachhaltigem Bauen unternehmen – und so das Potenzial des Bauwesens fĂŒr eine klimafreundlichere Zukunft heben.

    Zu Gast: Manfred Josef Hampel, Bauteilentwickler, Fassadengestalter und Unternehmer. GrĂŒnder www.city.box.solar und heute PrĂ€sident des gemeinnĂŒtzigen Instituts fĂŒr Nachhaltigkeit.

    Revolution am Bau! 5 Minuten Doko

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  • Der Einblick in die Zukunft der Landwirtschaft mit ThaddĂ€us Baier, GrĂŒnder des Tech-Startups TADUS. Sein Ziel: Nichts Geringeres als die Transformation des Traktorenmarkts – mit elektrischen Maschinen, die nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch den Dieseltraktoren ĂŒberlegen sind.

    ThaddĂ€us ist tief in der Landwirtschaft verwurzel. Er hat sich mit seinem Team darauf spezialisiert, mid-size Traktoren zu entwickeln, die elektrisch betrieben werden. Das ist nicht nur ein revolutionĂ€rer Schritt fĂŒr die Landwirtschaft, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil fĂŒr viele Landwirte. Elektrische Traktoren bieten enorme Einsparpotenziale, besonders fĂŒr jene Betriebe, die bereits ihren eigenen Strom erzeugen – etwa durch Photovoltaikanlagen. ThaddĂ€us erklĂ€rt: „Die Betriebskosten können um bis zu 80 % gesenkt werden, wenn der Strom direkt vom Dach ins Fahrzeug fließt.“ Es ist eine Vision, die den Einsatz fossiler Brennstoffe in der Landwirtschaft drastisch reduzieren könnte.

    Dabei ist der Antrieb nicht das Einzige, was an den TADUS-Traktoren bemerkenswert ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Traktoren, deren mechanische Systeme kompliziert und anfĂ€llig fĂŒr Verschleiß sind, punkten die Elektro-Modelle durch ihre Einfachheit. „Durch die Elektrifizierung reduzieren wir die Anzahl der Bauteile und machen die Maschinen robuster und langlebiger“, so ThaddĂ€us.

    Doch warum sind nicht lĂ€ngst alle Landwirte auf elektrische Traktoren umgestiegen? ThaddĂ€us fĂŒhrt an, dass es schlichtweg bisher keine passenden Lösungen im Markt gibt. „Wir sind die Ersten, die Traktoren bis zu einer Leistung von 120 kW auf den Markt bringen. GrĂ¶ĂŸere Hersteller konzentrieren sich auf stĂ€rkere Maschinen, die nicht von Batterien angetrieben werden können.“

    Die Herausforderung bleibt die Finanzierung. Wie viele Startups kĂ€mpft auch TADUS darum, Investoren zu finden, die das Potenzial der elektrischen Landwirtschaft verstehen. „Technisch ist alles machbar“, sagt ThaddĂ€us selbstbewusst, „doch ohne finanzielle UnterstĂŒtzung lĂ€sst sich so ein Projekt nicht umsetzen.“ Gleichzeitig sieht er große Chancen fĂŒr die Landwirte: Nicht nur als Fahrzeug, sondern auch als mobiler Energiespeicher soll der Traktor dienen. ÜberschĂŒssiger Solarstrom kann gespeichert und spĂ€ter zu höheren Preisen ins Netz eingespeist werden – eine doppelte Nutzung, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch lukrativ ist.

    ThaddĂ€us ist ĂŒberzeugt, dass die Zeit fĂŒr elektrische Traktoren gekommen ist: „In zehn oder 15 Jahren wird es noch immer Dieseltraktoren geben, aber wir mĂŒssen jetzt anfangen, um uns auf die Zukunft vorzubereiten“, sagt er. Schritt fĂŒr Schritt möchte TADUS gemeinsam mit den Landwirten diesen Wandel vorantreiben.

    In der Landwirtschaft steht eine Revolution bevor, und TADUS möchte ganz vorne mit dabei sein. Der elektrische Traktor könnte nicht nur die Felder, sondern auch die Art und Weise, wie wir ĂŒber Energie und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft denken, verĂ€ndern. Es ist ein mutiger Schritt – aber einer, der sich lohnen wird.

    Zu Gast: Dr. ThaddĂ€us Baier, ist technischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer und MitgrĂŒnder der TADUS GmbH. Er hat Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen studiert und mehrjĂ€hrige Berufserfahrung als Entwicklungsleiter in mittelstĂ€ndischen Betrieben gesammelt.

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  • Wie gehen wir mit dem drohenden Klimakollaps um, und was bedeutet es fĂŒr unsere Zukunft, wenn wir das Scheitern akzeptieren? Tadzio MĂŒller, Aktivist fĂŒr Klimagerechtigkeit und Politikwissenschaftler, ist kein Unbekannter in unserem Format. Tadzios Perspektiven sind provokant, aber realistisch: Der Kollaps ist nicht das Ende, sondern eine Chance, neue Wege zu finden, um in einer Welt zu ĂŒberleben, die von immer mehr Katastrophen heimgesucht wird.

    „Wir mĂŒssen akzeptieren, dass wir scheitern“, sagt Tadzio und verweist auf die vergeblichen BemĂŒhungen, den Klimawandel aufzuhalten. Doch statt in Pessimismus zu verfallen, sieht er darin einen Wendepunkt: „Wenn wir das Scheitern akzeptieren, verlieren wir die lĂ€hmende Angst vor dem, was danach kommt.“ Diese neue Offenheit fĂŒr das Unvermeidliche könnte der SchlĂŒssel sein, um mit einer Welt klarzukommen, die sich rasant verĂ€ndert.

    Tadzio spricht ĂŒber das, was viele fĂŒrchten: den Klimakollaps. Aber anstatt diesen als apokalyptisches Szenario abzutun, fordert er, die Katastrophe als „neuen Normalzustand“ zu begreifen. „Es bedeutet nicht, dass alles sofort vorbei ist“, erklĂ€rt er. „Ein Kollaps kann auch heißen, dass Lieferketten ausfallen oder Regionen temporĂ€r ohne Strom und Wasser dastehen.“ Diese neuen Krisen wĂ€ren beherrschbar – wenn wir uns darauf vorbereiten.

    Dabei hebt er die Macht der Gemeinschaft hervor. Tadzio verweist auf Beispiele wie „Mutual Aid“ und „Autonomous Disaster Relief“, bei denen sich Nachbarschaften und lokale Gemeinschaften in Krisen gegenseitig unterstĂŒtzen. In einer Zeit, in der Hitzewellen oder Überschwemmungen Millionen Menschen betreffen könnten, sei diese solidarische Selbsthilfe von entscheidender Bedeutung. „Die Menschen mĂŒssen lernen, sich aufeinander zu verlassen, anstatt auf große politische Lösungen zu warten“, betont er.

    Ein zentrales Thema des GesprĂ€chs ist die VerdrĂ€ngung: Die Gesellschaft vermeidet es, sich mit den unangenehmen RealitĂ€ten der Klimakrise auseinanderzusetzen. Tadzio fordert eine radikale Umkehr. „Wir mĂŒssen durch diese VerdrĂ€ngung hindurchgehen, um uns vernĂŒnftig und emotional auf das vorzubereiten, was kommt.“ Seine Botschaft ist klar: Anstatt zu warten, mĂŒssen wir selbst aktiv werden. Er spricht vom ‚Klimakampf 2.0‘ – einer Bewegung, die nicht lĂ€nger nur appelliert, sondern handelt.

    Dabei geht es um mehr als nur Umweltschutz. Tadzio wirft auch einen Blick auf die sozialen Ungerechtigkeiten, die durch den Klimawandel verstĂ€rkt werden. Wer profitiert von Schutzmaßnahmen? Wer bleibt zurĂŒck? „FrĂŒher haben wir gesagt, dass alle irgendwann einen Schutz bekommen werden – jetzt wissen wir, dass die Zeit dafĂŒr nicht ausreicht.“ Diese Fragen werden laut Tadzio die kommenden Jahre prĂ€gen.

    Am Ende steht die Aufforderung, den Raum der Zukunft nicht als leeren, hoffnungslosen Ort zu begreifen. „Im Raum des Kollapses gibt es jede Menge Bedeutung“, schließt Tadzio. „Wir mĂŒssen sie nur erkennen und aktiv nutzen.“ Sein PlĂ€doyer: Wenn wir uns auf Krisen vorbereiten, schaffen wir eine Zukunft, in der nicht alles schlechter wird – sondern in der wir die Kontrolle zurĂŒckgewinnen und solidarisch aufbauen können.

    Zu Gast: Tadzio MĂŒller, Aktivist fĂŒr Klimagerechtigkeit, Politikwissenschaftler

    Buch: Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps – Wie ich lernte, die Zukunft wieder zu lieben

    Blog fĂŒr Klimagerechtigkeit und gegen den Faschismus

    Folge 197 mit Lars Fischer –

  • Schon beim Betreten dieser Schule merkt man: Hier ist etwas anders. Das typische Schrillen der Schulglocke? Fehlanzeige. Statt Taktung und starren 45-Minuten-Einheiten prĂ€gen FlexibilitĂ€t und Offenheit den Schulalltag. SchĂŒlerinnen und SchĂŒler lernen dort, wo es fĂŒr sie am besten passt – auf dem Teppich, in Sitzecken oder in kleinen RĂŒckzugswaben an den WĂ€nden. Matthias Förtsch, Schulleiter des Gymnasiums am Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Biberach, packt die Dinge an und stellt sein Bildungssystem auf den Kopf. Oder auf die FĂŒĂŸe? Matthias vertraut auf die Eigenmotivation der Jugendlichen: „Ich glaube, sie bringen eine hohe intrinsische Motivation mit – sie wollen einfach Dinge wissen.“

    Diese Offenheit steht im Kontrast zur traditionellen Vorstellung von Schule, die Matthias als „Doing School“ bezeichnet: Aufgaben erledigen, kurz vor der PrĂŒfung noch schnell lernen und das Gelernte danach wieder vergessen. Doch dieses Modell hĂ€lt er fĂŒr veraltet. Die Welt verĂ€ndert sich rasant und Schule muss sich anpassen. „Wir entlassen die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler in eine Zukunft, die grundlegend anders aussieht als heute. Da gibt es einen gewaltigen Zeitversatz“, sagt Matthias.

    Ein zentrales Thema in Matthias Schule ist die Digitalisierung. Wir mĂŒssen verstehen, wie digitale Möglichkeiten unser Zusammenleben und unsere Kommunikation grundlegend verĂ€ndern“, so Matthias. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass viele Schulen zwar gezwungen waren, den Unterricht digital zu gestalten, doch die Lernkultur selbst sei dabei oft unverĂ€ndert geblieben.

    Matthias fordert, dass Schulen nicht nur Wissen vermitteln, sondern den jungen Menschen ermöglichen, diese komplexe und digitalisierte Welt aktiv mitzugestalten. „Wir mĂŒssen sie in die Lage versetzen, die Gesellschaft zu verĂ€ndern“, sagt er. Hierbei betont er auch die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten – SchĂŒler, Lehrer, Eltern und externe Partner. In seiner Schule beispielsweise arbeiten SchĂŒlerinnen und SchĂŒler gemeinsam mit LehrkrĂ€ften an neuen Lernformaten und setzen sich kritisch mit Themen wie der Nutzung von KĂŒnstlicher Intelligenz auseinander.

    Ein wichtiger Punkt in Matthias pĂ€dagogischem Konzept ist die Förderung von Zuversicht. „Wir mĂŒssen die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler nicht nur fĂŒr PrĂŒfungen vorbereiten, sondern sie stark machen fĂŒr die Herausforderungen von morgen“, erklĂ€rt er. Es gehe darum, sie zu ermutigen, die Zukunft nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als etwas, das sie selbst gestalten können.

    Matthias und seine Schule sind ein Beispiel dafĂŒr, dass es auch in einem trĂ€gen Schulsystem möglich ist, innovativ und zukunftsorientiert zu arbeiten. Die Schule der Zukunft, so Matthias, mĂŒsse den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen und ein Umfeld schaffen, in dem echte, tiefe Lernprozesse stattfinden können – abseits der traditionellen Strukturen und PrĂŒfungsformate.

    Mit Leidenschaft und Entschlossenheit treibt Matthias diesen Wandel voran und zeigt: Bildung ist mehr als nur Wissensvermittlung. Sie ist die Grundlage dafĂŒr, dass die kommenden Generationen die Welt gestalten können – mit Mut, Zuversicht und dem festen Glauben, dass die Zukunft in ihren HĂ€nden liegt.

    Zu Gast: Matthias Förtsch, Schulleiter am Gymnasium des Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Biberach. Er ist zudem Autor und Coach fĂŒr die Themen Schulentwicklung und Kultur der DigitalitĂ€t. 

    Folge 217 mit Micha Pallesche – Was bedeutet Zukunft fĂŒr Schule?

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  • Die Zukunft – was fĂŒr ein Begriff! Sie scheint weit weg, ungewiss, vielleicht sogar bedrohlich. Doch was wĂ€re, wenn wir begreifen, dass es nicht die eine Zukunft gibt, sondern viele? ZukĂŒnfte existieren im Plural. Wir haben die Wahl, welche wir anstreben, welche wir gestalten – und welche wir verhindern wollen.

    Doch diese Wahl ist hart umkĂ€mpft. Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung GedenkstĂ€tten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sieht in unserer Gesellschaft einen erbitterten Streit um die Frage, wie unsere Zukunft aussehen soll. Zwei Modelle prallen aufeinander: ein demokratisches, rechtsstaatliches und ein autoritĂ€res, völkisches. Insbesondere in ThĂŒringen und Sachsen, wo die AfD bei den letzten Landtagswahlen starke Ergebnisse erzielte, ist dieser Konflikt greifbar. "Es stehen tatsĂ€chlich verschiedene Modelle der Zukunft zur Wahl", sagt Jens-Christian – und erinnert daran, dass das autoritĂ€re Modell auf historischen Vorbildern fußt, die wir nie wieder erleben wollen.

    Jens-Christian, der seit Jahrzehnten in der GedenkstĂ€ttenarbeit tĂ€tig ist, spricht eindringlich ĂŒber die Bedeutung der Erinnerungskultur. FĂŒr ihn reicht es nicht, nur ĂŒber die Opfer des Nationalsozialismus zu trauern. Wir mĂŒssen auch ĂŒber die TĂ€ter, MittĂ€ter und Profiteure sprechen. Wer waren sie? Warum haben sie mitgemacht? Und was können wir daraus fĂŒr die Gegenwart und Zukunft lernen? Diese Fragen sind zentral, wenn wir begreifen wollen, wie Gesellschaften in den Abgrund geraten und wie wir verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.

    Aber wie vermittelt man solch komplexe Themen? Die GedenkstĂ€tten in Buchenwald und anderswo haben ihre Bildungsarbeit umgestellt. Statt kurzer FĂŒhrungen, die oft wenig Nachhall haben, setzen sie auf intensive Projekte, die tiefes Nachdenken und Reflexion ermöglichen. Das Ziel: Die Besucher sollen nicht nur ĂŒber die Vergangenheit urteilen, sondern auch ĂŒber die Gegenwart und Zukunft. Jens-Christian bringt es auf den Punkt: "Geschichte begreifen, fĂŒr die Zukunft handeln."

    Ein Blick in die politische Landschaft zeigt jedoch, dass Wissen allein nicht ausreicht. Rechte Parteien, allen voran die AfD, nutzen Emotionen wie Angst und Wut, um WĂ€hler zu mobilisieren. Fake News und Desinformation spielen dabei eine zentrale Rolle – oft erfolgreicher, als man zugeben möchte. Jens-Christian sieht darin eine gefĂ€hrliche Entwicklung, die es zu bekĂ€mpfen gilt. "Wir dĂŒrfen den Populisten und Verschwörungstheoretikern nicht das Feld ĂŒberlassen", mahnt er. Doch bloße Fakten genĂŒgen nicht. Jens-Christian und Michael sind sich einig: Es braucht positive Emotionen, Optimismus und eine klare Vision einer besseren Zukunft, um die Menschen fĂŒr eine demokratische Gesellschaft zu gewinnen.

    Denn am Ende, so Jens-Christian, geht es darum, welche Zukunft wir uns vorstellen und welche wir gestalten wollen. Eine Zukunft, in der die WĂŒrde jedes Menschen geachtet wird. Eine Zukunft, die demokratisch, friedlich und menschlich ist. Oder, wie Jens-Christian es formuliert: „Zukunft ist nichts, was man fĂŒrchten muss. Sie ist etwas, auf das wir uns freuen können, weil wir sie selbst in der Hand haben.“

    Zu Gast: Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung GedenkstĂ€tten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor fĂŒr Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Friedrich-Schiller-UniversitĂ€t Jena.

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  • Eins vorweg: Insekten sind extrem erfolgreich. 52% der beschriebenen Arten auf dem Globus sind Insekten. Die meisten leben in Nischen, sind hoch spezialisiert und können eine Sache besonders gut. Im Fall der Schwarzen Soldatenfliege, genauer ihrer Larve, ist das: Essen. Sie frisst organische Stoffe. Also genau das, was wir frĂŒher BiomĂŒll genannt haben. Das Team um Jonas Finck von madebymade und REPLOID hat um sie herum einen industriellen Prozess entwickelt, um die LĂŒcken in der Kreislaufwirtschaft zu schließen. Doch der Reihe nach. 

    Wer Lebensmittel produziert, hat Reste. Es gibt Überproduktion, Maschinen werden gereinigt, etc. Es bleibt immer etwas ĂŒbrig, das reich an NĂ€hrstoffen ist. Das lĂ€sst sich verwerten. Bislang gehen BĂ€cker, Nudelmacher und Ketchup-Quetscher hin und entsorgen ihre Reste, zum Beispiel in der nĂ€chsten Biogasanlage. Hier setzt Jonas an. Er bringt nicht nur die Larven vorbei, sondern gleich eine ganze Anlage. Die Lösung kommt zum Problem. Die jungen Larven fressen sich binnen sieben Tagen durch den Berg. Ihre Ausscheidungen sind 1a DĂŒnger; der kann direkt aufs Feld. Die Larven selber verwandeln ihr Futter direkt in Proteine und Fett. Sie wandeln sich selbst zum idealen Tierfutter. Hund und Katze freuen sich schon. Das Beste: Was bleibt ĂŒbrig? Nichts. 

    Das Spannende an der Biologie: Das Insekt kann das schon immer. Wir mĂŒssen es nur wahrnehmen. Viel von Jonas’ Job ist es daher, die Tiere genau zu beobachten und ihr Verhalten zu verstehen. Denn die BrĂŒcke, die Jonas’ Larven schlĂ€gt, wird immer wichtiger. Der Bedarf an Tierfutter steigt drastisch an. Die ĂŒblichen Quellen versiegen allmĂ€hlich; Schlachtnebenprodukte - ein wundervoll-furchtbares Wort fĂŒr ein rĂŒcklĂ€ufiges Thema. Die schwarze Soldatenfliege wird hier zum Nutztier, zur planbaren und nachhaltigen Rohstoffquelle. Als wĂ€re es Landwirtschaft. Entsprechend sind Jonas und sein Team auch auf regionale KreislĂ€ufe ausgerichtet, haben eine Anlage entwickelt, die immer noch zwischen Stall und Biogasanlage auf den Hof passt. Die Bio-Revolution im Hinterhof. 

    Zu Gast: Dr. Jonas Finck, GrĂŒnder und CEO von madebymade, Chief Biology Officer @ REPLOID Group AG

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  • Die AfD ist destruktiv und sie bietet keine Lösungen. Sie saugt unsere Aufmerksamkeit auf, verlockt andere Parteien dazu, sich fast nur noch mit den Lieblingsthemen der AfD zu befassen - und wirklich wichtiges bleibt derweil ungelöst. Es sieht nicht gut aus, aber kein Grund, ganze Landstriche verloren zu geben. Das sagt der Autor und Journalist Stephan Anpalagan im Podcast bei Michael. Indem die AfD die Unzufriedenheit verstĂ€rkt, zieht sie weiterhin WĂ€hler an, was zu einem Teufelskreis fĂŒhrt, in dem es immer schlimmer wird.

    Stephan sagt: Migration ist eben nicht das zentrale gesellschaftliche Problem unserer Zeit, obwohl es oft so dargestellt wird. Er kritisiert scharf die Darstellung von Migration als „Mutter aller Probleme“, wie sie von einigen politischen Akteuren propagiert wird. FĂŒr ihn ist diese Fokussierung auf Migration als das zentrale Problem ein populistischer und falscher Diskurs, der von den eigentlichen gesellschaftlichen Herausforderungen ablenkt.

    Stephan argumentiert, dass es weitaus dringendere Probleme gibt, wie etwa den Klimawandel, die wirtschaftliche Ungleichheit, den Zustand der Infrastruktur oder die QualitĂ€t der Bildung und des Gesundheitssystems. Diese Themen erfordern komplexe und nachhaltige Lösungen, die jedoch oft durch den einfachen, aber irrefĂŒhrenden politischen Diskurs ĂŒber Migration in den Hintergrund gedrĂ€ngt werden. Er sieht die Fixierung auf Migration als eine bequeme Ausrede fĂŒr Politiker, die keine echten Lösungen fĂŒr die tieferliegenden gesellschaftlichen Probleme anbieten wollen.

    Stephan kritisiert im GesprĂ€ch die politische Debatte rund um Abschiebungen. Die Forderung nach Abschiebungen ist zwar populĂ€r, Politiker mĂŒssen sich aber nie an den tatsĂ€chlichen Ergebnissen messen lassen. Dies liegt daran, dass viele der großen Fragen im Bereich Migration und Asyl auf europĂ€ischer Ebene verhandelt werden mĂŒssen. Politiker können daher Abschiebungen als einfache Lösung fĂŒr komplexe Probleme prĂ€sentieren, ohne dass sie tatsĂ€chlich etwas Konkretes liefern mĂŒssen.

    Stephan hebt hervor, dass Abschiebungen oft diejenigen Menschen treffen, die gut integriert sind, wĂ€hrend es schwierig ist, kriminelle oder gefĂ€hrliche Personen abzuschieben. Die Forderung nach massenhaften Abschiebungen wirkt daher oft populistisch und kurzfristig gedacht. Sie fĂŒhrt nicht zu echten Lösungen, sondern zielt lediglich darauf ab, politischen Gewinn durch HĂ€rte zu erzielen, ohne dabei die langfristigen Folgen oder realistische Maßnahmen in Betracht zu ziehen.

    Stephan folgert aus seiner Analyse, dass es immer Hoffnung auf eine Zeit nach „rechts“ gibt. Er ist der Ansicht, dass demokratische Gesellschaften, auch wenn sie von extremen rechten KrĂ€ften bedroht werden, durch die StĂ€rke ihrer Institutionen und das Engagement ihrer BĂŒrger letztlich in der Lage sind, diese Tendenzen zu ĂŒberwinden. Er verweist auf Beispiele wie die USA nach Donald Trump oder Polen unter der FĂŒhrung von Donald Tusk, wo es gelungen ist, nach einer Phase des Erstarkens rechter KrĂ€fte eine RĂŒckkehr zu demokratischen und rechtsstaatlichen Werten zu erreichen.

    Stephan betont, dass es zwar Phasen geben kann, in denen rechte oder radikale Parteien an Einfluss gewinnen, doch diese KrĂ€fte in stabilen Demokratien nicht zwangslĂ€ufig die Oberhand behalten. Es gibt immer Raum fĂŒr positive Entwicklungen, wenn Menschen und Institutionen sich aktiv fĂŒr demokratische Werte einsetzen. Diese Perspektive zeigt, dass er trotz der gegenwĂ€rtigen Herausforderungen optimistisch ist, dass es eine Zeit nach der aktuellen rechtsextremen Bewegung geben kann. Insofern: Wir mĂŒssen nichts verloren geben.

    Zu Gast: Stephan Anpalagan, Manager, Berater, Theologe, Journalist und Autor. Sein aktuelles Buch heißt