Avsnitt
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Es ist aber auch Zeit fĂŒr den Wandel der Arbeit, meine GĂŒte! Katharina Krentz war viele Jahre bei Bosch mit Transformation befasst. Inzwischen ist sie mit eigener Firma unterwegs, allein: Das Bild bleibt. Allein die Demografie treibt. Wer meint, den Wandel der Arbeit aussitzen zu können, wird draufzahlen.
Ein zentraler Satz von Katharina: KreativitÀt und Innovation entstehen durch Freiheit des Wachstums. Das braucht Neugier und Phantasie - und die kommen nicht durch klar und hart strukturierte Umfelder. Wir brauchen Bewegung, auch geistige. Die Möglichkeit, Dinge wirklich zu hinterfragen. Und dann sehen wir, warum Vernetzung entscheidend ist. Vernetzung untereinander, aber auch Vernetzung und Verbundenheit mit dem Unternehmen und seinem Zweck. Man könnte kurz zusammenfassen: Die Kreativen und Innovativen gehen entweder ein oder weg, sofern sie nicht den nötigen Raum bekommen.
Die GrundbedĂŒrfnisse der Menschen sind dabei, so Katharinas EinschĂ€tzung, immer gleich, ob weiĂer Kragen oder blauer Kragen. Menschen wollen gesehen, gehört und wertgeschĂ€tzt werden an ihrem Arbeitsplatz. NatĂŒrlich gibt es erhebliche Unterschiede, wie weit Menschen sich einbringen können und auch wollen. Das BedĂŒrfnis ist vielleicht verschĂŒtt gegangen, aber es ist da. Katharina sagt: Wenn jemand einen Mehrwert leisten soll, muss ich Umfelder schaffen, in denen das möglich ist.
Was also tun? Fragen wir uns im Team einfach schlicht: Was haben wir zuletzt gelernt? Unsicherheit ist kein schönes GefĂŒhl. Lernen ist eine schöne AktivitĂ€t, die wir dem entgegensetzen können. Im Grunde die einzige, aber eben eine schöne. Und das fĂŒhrt zu Katharina Investitionsempfehlung: Menschen stĂ€rken.
Zu Gast: Katharina Krentz, Transformationsexpertin und GrĂŒnderin von Connecting Humans.
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Anja Mutschler, Ally und Freundin des Hauses, im GesprÀch live von der Klimakonferenz in Baku. Ihr erster Eindruck: Die altbekannten Forderungen sind alle da und stehen in den Studien und Papers. Da stehen sie gut. Resonanz haben sie auf der Konferenz keine. Anja schildert, wie durchaus noch eine Klimarhetorik zu hören ist. Die Dynamik entsteht allerdings an anderer Stelle. Staaten, die eher wenig mit Demokratie zu tun haben, zeigen sich viel schneller, das Thema CO2-NeutralitÀt in den Riff zu bekommen. Warum? Weil es sich lohnt. Erfolgreicher Klimaschutz veredelt den fossilen Reichtum weiter.
Eine Stimme, die auf der COP immer wieder zu hören ist: Die PlĂ€ne sind eigentlich bereit, aber niemand setzt sie um. Auf ersten Blick scheint es: Die einen reden, die anderen handeln. Zweiter, genauerer Blick: Der Handlungsimpuls derer, die reden, ist so uneinheitlich, dass sich andere Innovationen entwickeln, die nicht unbedingt mit der eigentlich Klimabotschaft verknĂŒpft sind. Ein Schelm, wer nicht an die gerade geplatzte Berliner Koalition denkt, denn auch wenn die Ampel gescheitert ist: Das GesprĂ€ch mĂŒssen wir trotzdem weiter fĂŒhren. Genau dieses GesprĂ€ch.
Das Setting der COP findet vor der Kulisse Bakus statt. Der Reichtum aus Ăl ist mit HĂ€nden zu greifen und damit auch das Versprechen auf Reichtum fĂŒr viele. Anja fragt: MĂŒssen wir moralisch sauberen Leute uns auch mal dreckig machen? Den Mut haben zu weniger moralischer Reinheit, zu mehr Pragmatismus, wissend, dass keine widerspruchsfreien Lösungen kommen werden.
Wer trifft sich eigentlich in Baku? Die US-Amerikaner sind abwesend. Kaum ein europĂ€isches Unternehmen prĂ€sentiert sich. Die Entwicklungen vollziehen sich anderswo. Noch einmal: Sollen wir die moralische Nase rĂŒmpfen oder werden wir jetzt die pragmatischen Copycats, die Beispiele aufnehmen, nachahmen und verbessern? Eine schwierige Perspektive, angesichts der abgelaufenen Zeit. Die Inselstaaten haben erneut Alarm geschlagen: Unsere LĂ€nder verschwinden. Haben wir EuropĂ€er mehr Zeit - oder glauben wir das nur? Es bleibt als Learning der Konferenz: Zeit hat, wer etwas tut.
Zu Gast: Anja Mutschler, Wissenschaftskommunikatorin, GrĂŒnderin von 20blue
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Saknas det avsnitt?
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MobilitĂ€t im Wandel: MobilitĂ€tsaktivist Florian Kobler ĂŒber die drĂ€ngende Frage, ob Deutschland noch an veralteten ErzĂ€hlungen rund um das Auto festhĂ€lt. Florian spart nicht an Kritik: Die Automobilindustrie, einst RĂŒckgrat der deutschen Wirtschaft, habe den Anschluss an die ElektromobilitĂ€t verpasst und blockiere gleichzeitig durch massive Lobbypolitik eine zukunftsfĂ€hige Verkehrswende. âWir fĂŒhren Diskussionen, die auf Mythen basierenâ, sagt Florian. Er betont, wie ineffizient der private Autobesitz ist. In Berlin haben nur drei von zehn BĂŒrgern ein eigenes Fahrzeug und doch prĂ€gen parkende Autos das Stadtbild. Florian ist ĂŒberzeugt, dass StĂ€dte mit gutem Nahverkehr und Carsharing auf das Auto weitgehend verzichten könnten.
Trotzdem dominieren in Deutschland die Gewinne der Automobilindustrie ĂŒber die MobilitĂ€tsinteressen der Menschen. In StĂ€dten wie Kopenhagen und Paris funktioniert alternative MobilitĂ€t, aber in Deutschland hĂ€lt man am Blech fest. Warum? âDas Auto ist hier Statussymbol, IdentitĂ€tâ, erklĂ€rt Florian. Dabei könnte MobilitĂ€t, wie sie etwa in Kopenhagen vorgelebt wird, nachhaltig und kosteneffizient sein.
Die Verkehrswende braucht nicht nur technische Lösungen, sondern auch ein kulturelles Umdenken. âEs geht um Teilhabe, Gesundheit und einen besseren Umgang mit dem öffentlichen Raumâ, betont Florian. Er plĂ€diert fĂŒr ein MobilitĂ€tssystem, das StĂ€dte lebenswerter macht. Ein Umdenken in der Gesellschaft ist notwendig â doch der Weg dahin bleibt steinig.
Zu Gast: Florian Kobler, MobilitĂ€tsaktivist und Host des Podcasts "ring frei" Ein Podcast der Initiative fĂŒr den Volksentscheid Berlin autofrei.
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Die Klimakrise fordert radikales Umdenken, besonders im Bau, einem der gröĂten COâ-Verursacher weltweit - und gleichzeitig einem der gröĂten Hebel, um den COâ-AusstoĂ schnell deutlich zu senken. Michael spricht mit Manfred Josef Hampel, PrĂ€sident des Instituts fĂŒr Nachhaltigkeit, darĂŒber, wie GebĂ€ude zur Klimarettung beitragen können.
Die Dringlichkeit ist groĂ. NatĂŒrlich ist sie das. Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber weist immer wieder darauf hin: Eine ErwĂ€rmung um drei Grad macht den den heutigen Lebensraum von mehreren Milliarden Menschen unbewohnbar. Dann erleben wir Klima-Migration ... Hoffnung liegt im Bausektor, denn rund 60 Prozent der weltweiten COâ-Emissionen kommen aus GebĂ€uden. Manfred zeigt mit seinem energieautarken âSunhouseâ das Potenzial: Ohne externen Stromanschluss, betrieben allein durch Sonnenenergie â ein Konzept, das beweist, wie nachhaltig Wohnen sein kann.
Doch trotz solcher Innovationen wird der Fortschritt durch fehlgeleitete Förderpolitik und mangelndes Bewusstsein gebremst. Manfred fordert neue Finanzierungsmodelle, die Hausbesitzer direkt beim klimagerechten Umbau unterstĂŒtzen. Es geht nicht nur um Technik und Geld, sondern auch um ein Umdenken. Manfred betont, dass die Sonne unser stĂ€rkstes Kraftwerk ist â aber wir mĂŒssen sie endlich besser nutzen.
Sein Appell: Warten wir nicht auf groĂe politische VerĂ€nderungen. Jeder kann als EigentĂŒmer, Mieter oder informierter BĂŒrger, Schritte hin zu nachhaltigem Bauen unternehmen â und so das Potenzial des Bauwesens fĂŒr eine klimafreundlichere Zukunft heben.
Zu Gast: Manfred Josef Hampel, Bauteilentwickler, Fassadengestalter und Unternehmer. GrĂŒnder www.city.box.solar und heute PrĂ€sident des gemeinnĂŒtzigen Instituts fĂŒr Nachhaltigkeit.
Revolution am Bau! 5 Minuten Doko
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Der Einblick in die Zukunft der Landwirtschaft mit ThaddĂ€us Baier, GrĂŒnder des Tech-Startups TADUS. Sein Ziel: Nichts Geringeres als die Transformation des Traktorenmarkts â mit elektrischen Maschinen, die nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch den Dieseltraktoren ĂŒberlegen sind.
ThaddĂ€us ist tief in der Landwirtschaft verwurzel. Er hat sich mit seinem Team darauf spezialisiert, mid-size Traktoren zu entwickeln, die elektrisch betrieben werden. Das ist nicht nur ein revolutionĂ€rer Schritt fĂŒr die Landwirtschaft, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil fĂŒr viele Landwirte. Elektrische Traktoren bieten enorme Einsparpotenziale, besonders fĂŒr jene Betriebe, die bereits ihren eigenen Strom erzeugen â etwa durch Photovoltaikanlagen. ThaddĂ€us erklĂ€rt: âDie Betriebskosten können um bis zu 80 % gesenkt werden, wenn der Strom direkt vom Dach ins Fahrzeug flieĂt.â Es ist eine Vision, die den Einsatz fossiler Brennstoffe in der Landwirtschaft drastisch reduzieren könnte.
Dabei ist der Antrieb nicht das Einzige, was an den TADUS-Traktoren bemerkenswert ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Traktoren, deren mechanische Systeme kompliziert und anfĂ€llig fĂŒr VerschleiĂ sind, punkten die Elektro-Modelle durch ihre Einfachheit. âDurch die Elektrifizierung reduzieren wir die Anzahl der Bauteile und machen die Maschinen robuster und langlebigerâ, so ThaddĂ€us.
Doch warum sind nicht lĂ€ngst alle Landwirte auf elektrische Traktoren umgestiegen? ThaddĂ€us fĂŒhrt an, dass es schlichtweg bisher keine passenden Lösungen im Markt gibt. âWir sind die Ersten, die Traktoren bis zu einer Leistung von 120 kW auf den Markt bringen. GröĂere Hersteller konzentrieren sich auf stĂ€rkere Maschinen, die nicht von Batterien angetrieben werden können.â
Die Herausforderung bleibt die Finanzierung. Wie viele Startups kĂ€mpft auch TADUS darum, Investoren zu finden, die das Potenzial der elektrischen Landwirtschaft verstehen. âTechnisch ist alles machbarâ, sagt ThaddĂ€us selbstbewusst, âdoch ohne finanzielle UnterstĂŒtzung lĂ€sst sich so ein Projekt nicht umsetzen.â Gleichzeitig sieht er groĂe Chancen fĂŒr die Landwirte: Nicht nur als Fahrzeug, sondern auch als mobiler Energiespeicher soll der Traktor dienen. ĂberschĂŒssiger Solarstrom kann gespeichert und spĂ€ter zu höheren Preisen ins Netz eingespeist werden â eine doppelte Nutzung, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch lukrativ ist.
ThaddĂ€us ist ĂŒberzeugt, dass die Zeit fĂŒr elektrische Traktoren gekommen ist: âIn zehn oder 15 Jahren wird es noch immer Dieseltraktoren geben, aber wir mĂŒssen jetzt anfangen, um uns auf die Zukunft vorzubereitenâ, sagt er. Schritt fĂŒr Schritt möchte TADUS gemeinsam mit den Landwirten diesen Wandel vorantreiben.
In der Landwirtschaft steht eine Revolution bevor, und TADUS möchte ganz vorne mit dabei sein. Der elektrische Traktor könnte nicht nur die Felder, sondern auch die Art und Weise, wie wir ĂŒber Energie und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft denken, verĂ€ndern. Es ist ein mutiger Schritt â aber einer, der sich lohnen wird.
Zu Gast: Dr. ThaddĂ€us Baier, ist technischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer und MitgrĂŒnder der TADUS GmbH. Er hat Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen studiert und mehrjĂ€hrige Berufserfahrung als Entwicklungsleiter in mittelstĂ€ndischen Betrieben gesammelt.
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Wie gehen wir mit dem drohenden Klimakollaps um, und was bedeutet es fĂŒr unsere Zukunft, wenn wir das Scheitern akzeptieren? Tadzio MĂŒller, Aktivist fĂŒr Klimagerechtigkeit und Politikwissenschaftler, ist kein Unbekannter in unserem Format. Tadzios Perspektiven sind provokant, aber realistisch: Der Kollaps ist nicht das Ende, sondern eine Chance, neue Wege zu finden, um in einer Welt zu ĂŒberleben, die von immer mehr Katastrophen heimgesucht wird.
âWir mĂŒssen akzeptieren, dass wir scheiternâ, sagt Tadzio und verweist auf die vergeblichen BemĂŒhungen, den Klimawandel aufzuhalten. Doch statt in Pessimismus zu verfallen, sieht er darin einen Wendepunkt: âWenn wir das Scheitern akzeptieren, verlieren wir die lĂ€hmende Angst vor dem, was danach kommt.â Diese neue Offenheit fĂŒr das Unvermeidliche könnte der SchlĂŒssel sein, um mit einer Welt klarzukommen, die sich rasant verĂ€ndert.
Tadzio spricht ĂŒber das, was viele fĂŒrchten: den Klimakollaps. Aber anstatt diesen als apokalyptisches Szenario abzutun, fordert er, die Katastrophe als âneuen Normalzustandâ zu begreifen. âEs bedeutet nicht, dass alles sofort vorbei istâ, erklĂ€rt er. âEin Kollaps kann auch heiĂen, dass Lieferketten ausfallen oder Regionen temporĂ€r ohne Strom und Wasser dastehen.â Diese neuen Krisen wĂ€ren beherrschbar â wenn wir uns darauf vorbereiten.
Dabei hebt er die Macht der Gemeinschaft hervor. Tadzio verweist auf Beispiele wie âMutual Aidâ und âAutonomous Disaster Reliefâ, bei denen sich Nachbarschaften und lokale Gemeinschaften in Krisen gegenseitig unterstĂŒtzen. In einer Zeit, in der Hitzewellen oder Ăberschwemmungen Millionen Menschen betreffen könnten, sei diese solidarische Selbsthilfe von entscheidender Bedeutung. âDie Menschen mĂŒssen lernen, sich aufeinander zu verlassen, anstatt auf groĂe politische Lösungen zu wartenâ, betont er.
Ein zentrales Thema des GesprĂ€chs ist die VerdrĂ€ngung: Die Gesellschaft vermeidet es, sich mit den unangenehmen RealitĂ€ten der Klimakrise auseinanderzusetzen. Tadzio fordert eine radikale Umkehr. âWir mĂŒssen durch diese VerdrĂ€ngung hindurchgehen, um uns vernĂŒnftig und emotional auf das vorzubereiten, was kommt.â Seine Botschaft ist klar: Anstatt zu warten, mĂŒssen wir selbst aktiv werden. Er spricht vom âKlimakampf 2.0â â einer Bewegung, die nicht lĂ€nger nur appelliert, sondern handelt.
Dabei geht es um mehr als nur Umweltschutz. Tadzio wirft auch einen Blick auf die sozialen Ungerechtigkeiten, die durch den Klimawandel verstĂ€rkt werden. Wer profitiert von SchutzmaĂnahmen? Wer bleibt zurĂŒck? âFrĂŒher haben wir gesagt, dass alle irgendwann einen Schutz bekommen werden â jetzt wissen wir, dass die Zeit dafĂŒr nicht ausreicht.â Diese Fragen werden laut Tadzio die kommenden Jahre prĂ€gen.
Am Ende steht die Aufforderung, den Raum der Zukunft nicht als leeren, hoffnungslosen Ort zu begreifen. âIm Raum des Kollapses gibt es jede Menge Bedeutungâ, schlieĂt Tadzio. âWir mĂŒssen sie nur erkennen und aktiv nutzen.â Sein PlĂ€doyer: Wenn wir uns auf Krisen vorbereiten, schaffen wir eine Zukunft, in der nicht alles schlechter wird â sondern in der wir die Kontrolle zurĂŒckgewinnen und solidarisch aufbauen können.
Zu Gast: Tadzio MĂŒller, Aktivist fĂŒr Klimagerechtigkeit, Politikwissenschaftler
Buch: Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps â Wie ich lernte, die Zukunft wieder zu lieben
Blog fĂŒr Klimagerechtigkeit und gegen den Faschismus
Folge 197 mit Lars Fischer â
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Schon beim Betreten dieser Schule merkt man: Hier ist etwas anders. Das typische Schrillen der Schulglocke? Fehlanzeige. Statt Taktung und starren 45-Minuten-Einheiten prĂ€gen FlexibilitĂ€t und Offenheit den Schulalltag. SchĂŒlerinnen und SchĂŒler lernen dort, wo es fĂŒr sie am besten passt â auf dem Teppich, in Sitzecken oder in kleinen RĂŒckzugswaben an den WĂ€nden. Matthias Förtsch, Schulleiter des Gymnasiums am Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Biberach, packt die Dinge an und stellt sein Bildungssystem auf den Kopf. Oder auf die FĂŒĂe? Matthias vertraut auf die Eigenmotivation der Jugendlichen: âIch glaube, sie bringen eine hohe intrinsische Motivation mit â sie wollen einfach Dinge wissen.â
Diese Offenheit steht im Kontrast zur traditionellen Vorstellung von Schule, die Matthias als âDoing Schoolâ bezeichnet: Aufgaben erledigen, kurz vor der PrĂŒfung noch schnell lernen und das Gelernte danach wieder vergessen. Doch dieses Modell hĂ€lt er fĂŒr veraltet. Die Welt verĂ€ndert sich rasant und Schule muss sich anpassen. âWir entlassen die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler in eine Zukunft, die grundlegend anders aussieht als heute. Da gibt es einen gewaltigen Zeitversatzâ, sagt Matthias.
Ein zentrales Thema in Matthias Schule ist die Digitalisierung. Wir mĂŒssen verstehen, wie digitale Möglichkeiten unser Zusammenleben und unsere Kommunikation grundlegend verĂ€ndernâ, so Matthias. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass viele Schulen zwar gezwungen waren, den Unterricht digital zu gestalten, doch die Lernkultur selbst sei dabei oft unverĂ€ndert geblieben.
Matthias fordert, dass Schulen nicht nur Wissen vermitteln, sondern den jungen Menschen ermöglichen, diese komplexe und digitalisierte Welt aktiv mitzugestalten. âWir mĂŒssen sie in die Lage versetzen, die Gesellschaft zu verĂ€ndernâ, sagt er. Hierbei betont er auch die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten â SchĂŒler, Lehrer, Eltern und externe Partner. In seiner Schule beispielsweise arbeiten SchĂŒlerinnen und SchĂŒler gemeinsam mit LehrkrĂ€ften an neuen Lernformaten und setzen sich kritisch mit Themen wie der Nutzung von KĂŒnstlicher Intelligenz auseinander.
Ein wichtiger Punkt in Matthias pĂ€dagogischem Konzept ist die Förderung von Zuversicht. âWir mĂŒssen die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler nicht nur fĂŒr PrĂŒfungen vorbereiten, sondern sie stark machen fĂŒr die Herausforderungen von morgenâ, erklĂ€rt er. Es gehe darum, sie zu ermutigen, die Zukunft nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als etwas, das sie selbst gestalten können.
Matthias und seine Schule sind ein Beispiel dafĂŒr, dass es auch in einem trĂ€gen Schulsystem möglich ist, innovativ und zukunftsorientiert zu arbeiten. Die Schule der Zukunft, so Matthias, mĂŒsse den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen und ein Umfeld schaffen, in dem echte, tiefe Lernprozesse stattfinden können â abseits der traditionellen Strukturen und PrĂŒfungsformate.
Mit Leidenschaft und Entschlossenheit treibt Matthias diesen Wandel voran und zeigt: Bildung ist mehr als nur Wissensvermittlung. Sie ist die Grundlage dafĂŒr, dass die kommenden Generationen die Welt gestalten können â mit Mut, Zuversicht und dem festen Glauben, dass die Zukunft in ihren HĂ€nden liegt.
Zu Gast: Matthias Förtsch, Schulleiter am Gymnasium des Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Biberach. Er ist zudem Autor und Coach fĂŒr die Themen Schulentwicklung und Kultur der DigitalitĂ€t.
Folge 217 mit Micha Pallesche â Was bedeutet Zukunft fĂŒr Schule?
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Die Zukunft â was fĂŒr ein Begriff! Sie scheint weit weg, ungewiss, vielleicht sogar bedrohlich. Doch was wĂ€re, wenn wir begreifen, dass es nicht die eine Zukunft gibt, sondern viele? ZukĂŒnfte existieren im Plural. Wir haben die Wahl, welche wir anstreben, welche wir gestalten â und welche wir verhindern wollen.
Doch diese Wahl ist hart umkĂ€mpft. Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung GedenkstĂ€tten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sieht in unserer Gesellschaft einen erbitterten Streit um die Frage, wie unsere Zukunft aussehen soll. Zwei Modelle prallen aufeinander: ein demokratisches, rechtsstaatliches und ein autoritĂ€res, völkisches. Insbesondere in ThĂŒringen und Sachsen, wo die AfD bei den letzten Landtagswahlen starke Ergebnisse erzielte, ist dieser Konflikt greifbar. "Es stehen tatsĂ€chlich verschiedene Modelle der Zukunft zur Wahl", sagt Jens-Christian â und erinnert daran, dass das autoritĂ€re Modell auf historischen Vorbildern fuĂt, die wir nie wieder erleben wollen.
Jens-Christian, der seit Jahrzehnten in der GedenkstĂ€ttenarbeit tĂ€tig ist, spricht eindringlich ĂŒber die Bedeutung der Erinnerungskultur. FĂŒr ihn reicht es nicht, nur ĂŒber die Opfer des Nationalsozialismus zu trauern. Wir mĂŒssen auch ĂŒber die TĂ€ter, MittĂ€ter und Profiteure sprechen. Wer waren sie? Warum haben sie mitgemacht? Und was können wir daraus fĂŒr die Gegenwart und Zukunft lernen? Diese Fragen sind zentral, wenn wir begreifen wollen, wie Gesellschaften in den Abgrund geraten und wie wir verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.
Aber wie vermittelt man solch komplexe Themen? Die GedenkstĂ€tten in Buchenwald und anderswo haben ihre Bildungsarbeit umgestellt. Statt kurzer FĂŒhrungen, die oft wenig Nachhall haben, setzen sie auf intensive Projekte, die tiefes Nachdenken und Reflexion ermöglichen. Das Ziel: Die Besucher sollen nicht nur ĂŒber die Vergangenheit urteilen, sondern auch ĂŒber die Gegenwart und Zukunft. Jens-Christian bringt es auf den Punkt: "Geschichte begreifen, fĂŒr die Zukunft handeln."
Ein Blick in die politische Landschaft zeigt jedoch, dass Wissen allein nicht ausreicht. Rechte Parteien, allen voran die AfD, nutzen Emotionen wie Angst und Wut, um WĂ€hler zu mobilisieren. Fake News und Desinformation spielen dabei eine zentrale Rolle â oft erfolgreicher, als man zugeben möchte. Jens-Christian sieht darin eine gefĂ€hrliche Entwicklung, die es zu bekĂ€mpfen gilt. "Wir dĂŒrfen den Populisten und Verschwörungstheoretikern nicht das Feld ĂŒberlassen", mahnt er. Doch bloĂe Fakten genĂŒgen nicht. Jens-Christian und Michael sind sich einig: Es braucht positive Emotionen, Optimismus und eine klare Vision einer besseren Zukunft, um die Menschen fĂŒr eine demokratische Gesellschaft zu gewinnen.
Denn am Ende, so Jens-Christian, geht es darum, welche Zukunft wir uns vorstellen und welche wir gestalten wollen. Eine Zukunft, in der die WĂŒrde jedes Menschen geachtet wird. Eine Zukunft, die demokratisch, friedlich und menschlich ist. Oder, wie Jens-Christian es formuliert: âZukunft ist nichts, was man fĂŒrchten muss. Sie ist etwas, auf das wir uns freuen können, weil wir sie selbst in der Hand haben.â
Zu Gast: Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung GedenkstĂ€tten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor fĂŒr Geschichte in Medien und Ăffentlichkeit an der Friedrich-Schiller-UniversitĂ€t Jena.
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Eins vorweg: Insekten sind extrem erfolgreich. 52% der beschriebenen Arten auf dem Globus sind Insekten. Die meisten leben in Nischen, sind hoch spezialisiert und können eine Sache besonders gut. Im Fall der Schwarzen Soldatenfliege, genauer ihrer Larve, ist das: Essen. Sie frisst organische Stoffe. Also genau das, was wir frĂŒher BiomĂŒll genannt haben. Das Team um Jonas Finck von madebymade und REPLOID hat um sie herum einen industriellen Prozess entwickelt, um die LĂŒcken in der Kreislaufwirtschaft zu schlieĂen. Doch der Reihe nach.
Wer Lebensmittel produziert, hat Reste. Es gibt Ăberproduktion, Maschinen werden gereinigt, etc. Es bleibt immer etwas ĂŒbrig, das reich an NĂ€hrstoffen ist. Das lĂ€sst sich verwerten. Bislang gehen BĂ€cker, Nudelmacher und Ketchup-Quetscher hin und entsorgen ihre Reste, zum Beispiel in der nĂ€chsten Biogasanlage. Hier setzt Jonas an. Er bringt nicht nur die Larven vorbei, sondern gleich eine ganze Anlage. Die Lösung kommt zum Problem. Die jungen Larven fressen sich binnen sieben Tagen durch den Berg. Ihre Ausscheidungen sind 1a DĂŒnger; der kann direkt aufs Feld. Die Larven selber verwandeln ihr Futter direkt in Proteine und Fett. Sie wandeln sich selbst zum idealen Tierfutter. Hund und Katze freuen sich schon. Das Beste: Was bleibt ĂŒbrig? Nichts.
Das Spannende an der Biologie: Das Insekt kann das schon immer. Wir mĂŒssen es nur wahrnehmen. Viel von Jonasâ Job ist es daher, die Tiere genau zu beobachten und ihr Verhalten zu verstehen. Denn die BrĂŒcke, die Jonasâ Larven schlĂ€gt, wird immer wichtiger. Der Bedarf an Tierfutter steigt drastisch an. Die ĂŒblichen Quellen versiegen allmĂ€hlich; Schlachtnebenprodukte - ein wundervoll-furchtbares Wort fĂŒr ein rĂŒcklĂ€ufiges Thema. Die schwarze Soldatenfliege wird hier zum Nutztier, zur planbaren und nachhaltigen Rohstoffquelle. Als wĂ€re es Landwirtschaft. Entsprechend sind Jonas und sein Team auch auf regionale KreislĂ€ufe ausgerichtet, haben eine Anlage entwickelt, die immer noch zwischen Stall und Biogasanlage auf den Hof passt. Die Bio-Revolution im Hinterhof.
Zu Gast: Dr. Jonas Finck, GrĂŒnder und CEO von madebymade, Chief Biology Officer @ REPLOID Group AG
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Die AfD ist destruktiv und sie bietet keine Lösungen. Sie saugt unsere Aufmerksamkeit auf, verlockt andere Parteien dazu, sich fast nur noch mit den Lieblingsthemen der AfD zu befassen - und wirklich wichtiges bleibt derweil ungelöst. Es sieht nicht gut aus, aber kein Grund, ganze Landstriche verloren zu geben. Das sagt der Autor und Journalist Stephan Anpalagan im Podcast bei Michael. Indem die AfD die Unzufriedenheit verstĂ€rkt, zieht sie weiterhin WĂ€hler an, was zu einem Teufelskreis fĂŒhrt, in dem es immer schlimmer wird.
Stephan sagt: Migration ist eben nicht das zentrale gesellschaftliche Problem unserer Zeit, obwohl es oft so dargestellt wird. Er kritisiert scharf die Darstellung von Migration als âMutter aller Problemeâ, wie sie von einigen politischen Akteuren propagiert wird. FĂŒr ihn ist diese Fokussierung auf Migration als das zentrale Problem ein populistischer und falscher Diskurs, der von den eigentlichen gesellschaftlichen Herausforderungen ablenkt.
Stephan argumentiert, dass es weitaus dringendere Probleme gibt, wie etwa den Klimawandel, die wirtschaftliche Ungleichheit, den Zustand der Infrastruktur oder die QualitĂ€t der Bildung und des Gesundheitssystems. Diese Themen erfordern komplexe und nachhaltige Lösungen, die jedoch oft durch den einfachen, aber irrefĂŒhrenden politischen Diskurs ĂŒber Migration in den Hintergrund gedrĂ€ngt werden. Er sieht die Fixierung auf Migration als eine bequeme Ausrede fĂŒr Politiker, die keine echten Lösungen fĂŒr die tieferliegenden gesellschaftlichen Probleme anbieten wollen.
Stephan kritisiert im GesprĂ€ch die politische Debatte rund um Abschiebungen. Die Forderung nach Abschiebungen ist zwar populĂ€r, Politiker mĂŒssen sich aber nie an den tatsĂ€chlichen Ergebnissen messen lassen. Dies liegt daran, dass viele der groĂen Fragen im Bereich Migration und Asyl auf europĂ€ischer Ebene verhandelt werden mĂŒssen. Politiker können daher Abschiebungen als einfache Lösung fĂŒr komplexe Probleme prĂ€sentieren, ohne dass sie tatsĂ€chlich etwas Konkretes liefern mĂŒssen.
Stephan hebt hervor, dass Abschiebungen oft diejenigen Menschen treffen, die gut integriert sind, wĂ€hrend es schwierig ist, kriminelle oder gefĂ€hrliche Personen abzuschieben. Die Forderung nach massenhaften Abschiebungen wirkt daher oft populistisch und kurzfristig gedacht. Sie fĂŒhrt nicht zu echten Lösungen, sondern zielt lediglich darauf ab, politischen Gewinn durch HĂ€rte zu erzielen, ohne dabei die langfristigen Folgen oder realistische MaĂnahmen in Betracht zu ziehen.
Stephan folgert aus seiner Analyse, dass es immer Hoffnung auf eine Zeit nach ârechtsâ gibt. Er ist der Ansicht, dass demokratische Gesellschaften, auch wenn sie von extremen rechten KrĂ€ften bedroht werden, durch die StĂ€rke ihrer Institutionen und das Engagement ihrer BĂŒrger letztlich in der Lage sind, diese Tendenzen zu ĂŒberwinden. Er verweist auf Beispiele wie die USA nach Donald Trump oder Polen unter der FĂŒhrung von Donald Tusk, wo es gelungen ist, nach einer Phase des Erstarkens rechter KrĂ€fte eine RĂŒckkehr zu demokratischen und rechtsstaatlichen Werten zu erreichen.
Stephan betont, dass es zwar Phasen geben kann, in denen rechte oder radikale Parteien an Einfluss gewinnen, doch diese KrĂ€fte in stabilen Demokratien nicht zwangslĂ€ufig die Oberhand behalten. Es gibt immer Raum fĂŒr positive Entwicklungen, wenn Menschen und Institutionen sich aktiv fĂŒr demokratische Werte einsetzen. Diese Perspektive zeigt, dass er trotz der gegenwĂ€rtigen Herausforderungen optimistisch ist, dass es eine Zeit nach der aktuellen rechtsextremen Bewegung geben kann. Insofern: Wir mĂŒssen nichts verloren geben.
Zu Gast: Stephan Anpalagan, Manager, Berater, Theologe, Journalist und Autor. Sein aktuelles Buch heiĂt
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New Work ist mehr als flexible ArbeitsrĂ€ume. So weit, so einfach. Gabriel Rath arbeitet (!) daran, Menschen und Unternehmen dazu zu bringen, ĂŒber Arbeit neu nachzudenken. Im Podcast betont er: New Work bedeutet nicht bloĂ, in schicken BĂŒros zu arbeiten oder regelmĂ€Ăig den Arbeitsplatz zu wechseln. Stattdessen geht es darum, Arbeit aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Die zentrale Frage ist, wie Arbeit menschenfreundlicher gestaltet werden kann und gleichzeitig dazu beitrĂ€gt, Gutes zu tun.
Zu idealistisch? Arbeit bedeutet auch Anstrengung. Gabriel vergleicht sie mit dem Laufen: Man muss sich anstrengen und aus der Komfortzone herauskommen, um wirklich Fortschritte zu erzielen. Arbeit kann erfĂŒllend und sinnvoll sein, aber auch Herausforderungen und Reibungen gehören dazu. Menschen entwickeln sich in der Arbeit vor allem dann, wenn sie gefordert werden. Herausforderungen fördern Wachstum und Selbstwirksamkeit. Rath hebt hervor, dass es wichtig ist, sich in der Arbeit selbst wiederzufinden und die Möglichkeit zu haben, einen Unterschied zu machen.
Es wird Zeit fĂŒr diese neue Perspektive auf das Thema Arbeit. Zugleich verlangt New Work eine neue Kompetenz von uns: Die FĂ€higkeit, das eigene Leben immer wieder neu zu entwerfen und umzusetzen, immer wieder neu zu lernen. Eine Berufsbiografie wird zu einem groĂen Lego-Spiel: Immer wieder neu kombinierbar entsteht immer wieder etwas Neues. SelbstĂ€ndigkeit plus Teilzeit, dann wieder plus Ehrenamt, dann mehr Familie ⊠Diese FlexibilitĂ€t erfordert jedoch auch Eigenverantwortung und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Befeuert wird diese Entwicklung von der rasanten technologischen Entwicklung. Gabriel sieht in der KI eine Chance, Arbeit wieder menschlicher zu gestalten. KI kann repetitive Aufgaben ĂŒbernehmen, wodurch Menschen sich auf kreative und kooperative TĂ€tigkeiten konzentrieren können. FĂŒr die Zukunft wird es entscheidend sein, diese beiden Bereiche â Technologie und New Work â zusammenzudenken, um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sowohl effizient als auch erfĂŒllend ist.
Zu Gast: Gabriel Rath, Podcaster "New Work Chat", Speaker & Moderator
Ein Beispiel fĂŒr sehr weitgehende VerĂ€nderungen der Arbeit ist die Sparkasse Bremen. Die Folge mit dem Vorstand und Treiber dieses Wandels, Pranjal Kothari, findet sich hier
Das Buch des LinkedIn-GrĂŒnders Reid Hoffman heiĂt âThe Startup of Youâ
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Nehmen wir die SprĂŒche von Paulo Coelho doch mal ernst. In Sonntagsreden rezitiert, in der Klassenarbeit rot angestrichen. Von wegen "aus Fehlern lernen". Klassisch lernt das Kind: PĂŒnktlich sein, Arbeitsanweisungen zuverlĂ€ssig ausfĂŒhren, der Obrigkeit zuhören. Damit kann ich anschlieĂend 40 Jahre unfallfrei Traktor fahren. Aber eine Kompetenz fĂŒr die Welt von heute und morgen ist das nicht. Schule kann deshalb nie so bleiben, wie sie war, sagt Gert Mengel, Schulleiter der Don-Bosco-Schule in Rostock.
Heute muss es um eine Grundhaltung des Lernens gehen: um Offenheit, Neugierde. Der EinzelkĂ€mpfer hat ausgedient. Die Herausforderungen von heute lassen sich nur in Kooperation lösen. Teilen ist eine zentrale Kompetenz. Die Ressourcen werden knapper, wir werden es lernen mĂŒssen.
Ein tief gehender VerĂ€nderungsprozess in Schulen braucht zehn bis 15 Jahre. Auch das geschieht wie im Lehrbuch: Die einen befassen sich mit den Themen und entwickeln neue VorschlĂ€ge â die anderen halten die VorschlĂ€ge fĂŒr das Problem. FĂŒr eine echte Entwicklung in der Schule braucht es Geduld und Zeit â oder eine Krise. Gert betont: Viele der Schulen, die heute ausgezeichnet und begehrt sind, standen zunĂ€chst vor dem Ende.
Gert arbeitet an einer anderen PrĂŒfungskultur. Warum ist die Klausur das Ende â es kann doch auch die Mitte sein, oder? Arbeiten wir mit den Ergebnissen weiter, lassen wir SchĂŒler sich gegenseitig Feedback geben, eben: lernen. Der Originalvorwurf, den Gert daraufhin bekam: âJa, aber dann sind doch am Ende alle gutâ. Als wĂ€re es die vornehmste Aufgabe der Schule, permanent zu filtern, wer gut und wer schlecht ist â anstatt dafĂŒr zu sorgen, dass alle lernen und sich entwickeln. Schule als System mit selektierendem Charakter ⊠Gert hĂ€lt dagegen: Schule soll nicht Grenzen aufzeigen, sondern Horizonte öffnen.
Moderne Unternehmen arbeiten team- und projektorientiert. In der Schule ist das ein TĂ€uschungsversuch; man sieht den Unterschied. Gert verweist auf die Lernprozesse, die tief im System stecken. Da kann der Schulleiter in der Abschlussrede sagen, was er möchte. Die Praxis zeigt: Wer am besten den Ellenbogen einsetzen kann, um andere am Abschreiben zu hindern, der bekommt die besten Noten, der wird Karriere machen. Wir wundern uns dann, warum New Work nicht funktioniert. Wir wundern uns, warum es den Vorgesetzten an sozialer Kompetenz mangelt. Dabei braucht es gar nicht so wahnsinnig viel Mut. Im Rahmenplan steht: Die SchĂŒler sind in die Gestaltung des Unterrichts einzubeziehen. Einfach mal an die Gesetze halten.
Die Folge mit Micha Pallesche gibt es hier.
Zu Gast: Gert Mengel, Schulleiter der Don-Bosco-Gesamtschule in Rostock. Seine Podcasts âKreide.KI.Klartextâ und âGroĂe Hofpauseâ sind auf allen Podcast-Plattformen.
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#NieWiederIstJetzt. Hier könnte dieser Text enden, denn das Wichtigste ist gesagt. Diesem Slogan haben sich seit Jahresbeginn mehrere Millionen Menschen in Deutschland angeschlossen und fĂŒr die Demokratie demonstriert. #NieWiederIstJetzt ist auch der Name der am schnellsten wachsenden Gruppe auf dem Business-Netzwerk LinkedIn, gegrĂŒndet von Thomas Leibfried, dem Gast dieser Episode.
Das kommt dabei heraus, wenn ein politisch denkender Mensch abends im BĂŒro ĂŒberlegt, wie man sich mit ein paar Gleichgesinnten vernetzen kann. Wobei âGleichgesinnteâ hier nur meint: Menschen, die ebenfalls mit beiden Beinen fest auf demokratischem Boden stehen. Unter den heute annĂ€hernd 20.000 Mitgliedern der LinkedIn-Gruppe ist das volle Spektrum der demokratischen Positionen abgebildet. Das gehört zu den Erfahrungen, die hier wirklich erstaunen. Der rechte Rand will uns immer wieder glauben machen, unsere Gesellschaft sei gespalten, sei ein Irrgarten von Sprech- und Denkverboten und kaum zum Dialog fĂ€hig. Aber kaum sind die Demokratiefeinde nicht an Bord, ist der Dialog plötzlich gar nicht mehr so schwierig, auch zwischen unterschiedlichsten Positionen. Ein gemeinsames Fundament hilft ganz offensichtlich.
Lange galt es als gesetzt: Im professionellen Kontext spricht man nicht ĂŒber Politik. Das ist offensichtlich Geschichte. Thomas und Michael diskutieren, wie sich diese Regel ins Gegenteil verkehrt oder besser: korrigiert hat. Haltung ist inzwischen nicht nur möglich, sie ist nötig. Spannend wird es, wenn sie auch kostet: Schicke ich den Handwerker mit einem eindeutigen Tattoo wieder weg, wenn dafĂŒr das Dach ein halbes Jahr nicht gemacht ist? Lasse ich die Stelle weiter vakant, wenn die Bewerber:innen nicht zweifelsfrei auf dem Boden des Grundgesetzes stehen? Und wie gehe ich als GroĂkonzern mit der Tatsache um, dass ich in der Belegschaft statistisch genau so viele AfD-WĂ€hler:innen haben werde, wie sie in der Gesamtbevölkerung zu finden sind?
Thomas weist im GesprÀch auf den Zeitverzug hin. Es ist gut, dass Demokrat:innen sich jetzt vernetzen. Die Feinde der Demokratie haben hier einen Vorsprung. Diesen werden wir nicht ohne Weiteres und gar nicht schnell aufholen. Umso wichtiger, heute anzufangen.
Dem Team von Carls Zukunft ist es an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass unsere Brandmauer stabiler steht denn je. Niemand von uns wĂŒrde jemals die AfD wĂ€hlen. Wir nehmen keine AuftrĂ€ge von Nazis an und kooperieren nicht mit ihnen. Da gibt es nichts zu diskutieren. Wer mit Nazis reden will, sollte besser bei der Staatsanwaltschaft arbeiten oder Richter:in sein; das ist eine gute GesprĂ€chsgrundlage.
Zu Gast: Thomas Leibfried, Head of RPO - Diversity Council Mitglied fĂŒr 50+ / Demokrat, GrĂŒnder der LinkedIn Gruppe "NieWiederIstJetzt"
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Auf zur Ortskontrollfahrt â welches Verkehrsmittel darf es denn sein? FĂŒr Laura darf es gerne das Fahrrad sein. Schnell, unabhĂ€ngig, sportlich - und am Zielort muss niemand einen Parkplatz suchen. Laura Gebhardt ist MobilitĂ€tsforscherin am Deutschen Zentrum fĂŒr Luft- und Raumfahrt (DLR). Ihr wichtigstes Learning aus zahlreichen Projekten: MobilitĂ€t ist kein technologisches Problem. Es geht nicht um BatteriekapazitĂ€t und Reichweite. Es ist auch kein moralisches oder vorrangig regulatives Problem. Zentral sind die BedĂŒrfnisse der Nutzer:innen - und die sind komplex.
Wer eine zukunftsfĂ€hige MobilitĂ€t realisieren will, muss zunĂ€chst genau zuhören. Da tauchen Themen wie Gewohnheit auf: Selbst wenn der Mensch tĂ€glich im gleichen Stau steht â sind die eigenen AblĂ€ufe erst einmal auf das Auto ausgerichtet und hat der Kaffeebecher seinen festen Platz, wird es auch morgen wieder das Auto sein. Die MobilitĂ€tsexpertin Katja Diehl hat herausgearbeitet, wie viele Menschen tĂ€glich das Auto nutzen, obwohl sie gar nicht gerne fahren. Und dennoch âŠ
Angst ist ein weiteres Thema. Laura hat erlebt, wie in einem Projekt der traditionelle Bus durch einen On-Demand-Bus ersetzt wurde. Der fĂ€hrt immer dann, wenn er gebraucht wird, aber eben nicht mehr um 19 nach, so wie frĂŒher immer. Das löst Ăngste aus, ausreichend noch so intelligente neue Lösungen scheitern zu lassen.
Wo wĂŒrde Laura anfangen, auf einer grĂŒnen Wiese? Bei der MobilitĂ€t selbst. Denken und planen wir MobilitĂ€t, bevor wir WohnhĂ€usern, Gewerbeimmobilien und BĂŒrorĂ€umen ihren Platz zuweisen. So entstehen die RĂ€ume, die wir oft vermissen, wenn es daran geht, zukunftsfĂ€hige MobilitĂ€t zu realisieren. Und wenn denn noch ein Wunsch frei wĂ€re? Kilometerlange, echte FahrradstraĂen, so wie in Holland, Frankreich und DĂ€nemark. Das muss der Mensch nicht einmal mehr erfinden.
Zu Gast: Dr. Laura Gebhardt, Wissenschaftlerin in der Abteilung MobilitĂ€t und Urbane Entwicklung des DLR-Instituts fĂŒr Verkehrsforschung in Berlin
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Wir mĂŒssen ĂŒber den Krieg reden. Immer noch. Ein Gegenwartsthema, wie aus einer vergangenen Zeit - und doch werden gerade die Grundlagen fĂŒr die Zukunft gelegt, in groĂem MaĂstab. Klaus Gestwa sagt: Seit Anfang 2023 erleben wir einen ZermĂŒrbungskrieg, wie wir ihn eigentlich nur aus den beiden Weltkriegen kannten, ergĂ€nzt um moderne Kriegstechnik und Live-Bilder via Social Media. Eine Situation, mit der wir noch gar nicht wirklich umgehen können. Klaus ist Professor an der UniversitĂ€t TĂŒbingen und leitet dort das Institut fĂŒr OsteuropĂ€ische Geschichte und Landeskunde.
Erste Frage: Wann wird das KĂ€mpfen aufhören? Klaus betont: Aktuell glauben beide Seiten, militĂ€risch etwas erreichen zu können. Die Einsicht âjetzt geht nichts mehrâ steht noch aus. Insofern wird es 2024 nichts mit einer Waffenruhe. Er betont aber auch, wer der Aggressor ist: Wenn Putin seine Soldaten zurĂŒckzieht, wird der Krieg morgen vorbei sein. Der Putinismus sieht das allerdings nicht. Die Einsicht in die Notwendigkeit einer politischen Umkehr ist fern; der Herrscher im Kreml wĂ€hnt sich auf einer historischen Mission. Insofern bleibt als einzig plausibler Weg zu Waffenstillstand und Verhandlungen, Russland militĂ€risch mindestens auf Augenhöhe zu begegnen. Und dann folgt ein sehr bitterer Verhandlungsprozess.
Die politischen Eliten Russlands haben sich hinter Putin versammelt, so Klaus. Es ist Russlands Krieg, nicht allein Putins. Entsprechend können wir von auĂen auch nur bedingt einwirken, nur die Rahmenbedingungen setzen. Wer zwischenzeitlich auf die russische Zivilgesellschaft gehofft hatte, muss erkennen, dass sie sich im WĂŒrgegriff des Putin-Regimes befindet. Propaganda wirkt eben und die Hoffnung auf gesellschaftliche GegenkrĂ€fte ist eine Illusion. Die Kreml-Eliten mĂŒssen einsehen, dass Putin das Problem ist. Und das in so groĂer Zahl, dass sie nicht direkt aus dem Fenster fallen.
Michael und Klaus diskutieren die absehbaren Konsequenzen des Kriegs fĂŒr die Opfer. Noch nie war eine so groĂe FlĂ€che vermint wie heute in der Ukraine. Die Minen zu entfernen, wird Jahre brauchen. Infrastruktur, Industrie, allein die UmweltschĂ€den sprengen unsere Vorstellungskraft. In der Ukraine sind bereits heute gröĂte Mengen unterschiedlichster Giftstoffe aus Deponien und Industriebetrieben in die Umwelt geraten. Und âin die Umweltâ bedeutet am Ende âin die Menschenâ. Hinzu kommen die psychischen Folgen. Klaus zeichnet ein dĂŒsteres Bild von dem AusmaĂ an PTBS, der posttraumatischen Belastungsstörung. An ihr leiden in und nach anderen Krieg ein Drittel der Soldaten und Soldatinnen - und zahllose Zivilist:innen. Es wird eines Kraftakts der Ukraine bedĂŒrfen, nach einem Waffenstillstand wieder zu gesunden und als Gesellschaft auf Dauer lebensfĂ€hig zu sein.
Zu Gast: Professor Dr. Klaus Gestwa, Direktor des Instituts fĂŒr OsteuropĂ€ische Geschichte und Landeskunde an der UniversitĂ€t TĂŒbingen
Die UniversitĂ€t TĂŒbingen hat Prof. Dr. Klaus Gestwa mit dem Preis fĂŒr Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet (2/2024).
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#147 Niklas Schörnig: Frieden ist kompliziert
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Hoffnung ist unsere zentrale menschliche FĂ€higkeit, sagt die Philosophin Natalie Knapp. Wir brauchen Hoffnung, um uns zu motivieren. Denn letztlich ist es nur die Aussicht auf eine positive Zukunft, die uns in Bewegung setzt. Zum Ankommen braucht es keine Energie, aber zum Loslaufen. Dabei ist es weniger wichtig, ob sich jede Hoffnung genau so erfĂŒllt, wie sie anfangs einmal bestand. Eine bemerkenswerte Parallele zur Zukunftsforschung: Es geht viel weniger ums nachtrĂ€gliche Rechthaben, stattdessen viel mehr ums Anfangen.
Fragen wir nicht: Was ist realistisch? Was realistisch gewesen sein wird, sehen wir dann schon noch in der Zukunft. Das klĂ€rt sich. Natalie betont: Viel wichtiger und hilfreicher ist es zu verstehen, dass wir RealitĂ€t schaffen können, indem wir anfangen und gestalten. Die berĂŒhmte Politologin und Philosophin Hannah Arendt hat gesagt: Wir brĂ€uchten die Hoffnung nur dann nicht, wenn die Zukunft schon feststĂŒnde. Das wĂ€re sicher. Aber dann könnten wir nichts mehr tun, könnten nichts mehr verĂ€ndern oder bewirken, keine Entscheidung treffen. Insofern ist es absurd zu glauben, dass das Leben besser wĂ€re, wenn es weniger unsicher wĂ€re.
Natalie singt ein Loblied auf die Unsicherheit. Wir können lernen, gut in Unsicherheit zu leben, können lernen, Lust daran zu entwickeln. DafĂŒr mĂŒssen zunĂ€chst einmal sortieren, was es bedeutet, unsicher zu sein. Natalie deutet dies so: SpĂŒren wir Unsicherheit, verfĂŒgen wir gerade nicht ĂŒber eine passende Routine. Wer Unsicherheit spĂŒrt, weiĂ gerade nicht automatisiert, wie es geht. Anders gesagt: Es ist hoch professionell, sich ab und zu unsicher zu fĂŒhlen. Dann mĂŒssen wir anders arbeiten, anders kommunizieren, mehr in den Austausch gehen, Ideen entwickeln und den Kopf einschalten. Gar nicht schlecht, diese Unsicherheit. Wir brauchen eine Neubewertung des unangenehmen GefĂŒhls, das eben keine Angst ist, sondern Unsicherheit.
Natalie spricht darĂŒber, wie wir in unsicheren Zeiten entscheiden können. Gelernt haben wir, Entscheidungen als Sortieraufgabe zu verstehen. Alle vorhandenen Informationen sichten und ordnen, dann wissen wir was zu tun ist. In der Unsicherheit fĂŒhrt das in die Irre, denn die wichtigen Informationen sind vielfach genau die, ĂŒber die wir eben nicht verfĂŒgen. Im Chaos greift das mechanistische Weltbild nicht mehr. Diese fĂŒnf Dinge musst du beachten, dann hĂ€lt deine Ehe 50 Jahre ⊠funktioniert nicht. Wir mĂŒssen stattdessen lernen ĂŒber Möglichkeiten zu sprechen, ĂŒber Wahrscheinlichkeiten - und anfangen. Im RĂŒckblick wird ein Leben draus geworden sein.
Zu Gast: Dr. Natalie Knapp, Philosophin, Keynote Speakerin und Autorin populĂ€rer SachbĂŒcher. Sie ist GrĂŒndungsmitglied des Berufsverbandes fĂŒr philosophische Praxis, Dozentin der ZEIT Akademie, der Liechtenstein Academy, der Leuphana UniversitĂ€t LĂŒneburg und des Netzwerks Ethik.
ErwÀhnungen:
Nachhaltigkeit, Innovation und organisatorischer Wandel: Rasmus Nutzhorn
Film: 972 BEAKDOWNS Auf dem Landweg nach New York
Podcast mit Ralf B. Wehrspohn â Innovation im Plattenbau
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Unser Diskurs ĂŒber Freiheit ist ein Armutszeugnis; wir machen die Freiheit kleiner als sie eigentlich ist. In unseren Debatten, in denen wir stĂ€ndig Verbote wittern und darĂŒber vergessen, dass genau dies eine ganz zentrale Aufgabe von Politik ist: Auszuloten und zu bestimmen, bis wohin wir ein gutes Leben haben wollen - und wo die Grenze dessen erreicht ist. UnspektakulĂ€rer geht es kaum. Stattdessen schreien wir vor Aufregung ĂŒber Bagatellen wie ein Tempolimit und nehmen gleichzeitig Menschen fĂŒr noch kleinere Kleinigkeiten die Freiheit. Wenige Male Schwarzfahren reicht.
Arne Semsrott ist - neben vielen anderen Projekten - GrĂŒnder des Freiheitsfonds. Der Fonds kauft Menschen aus dem GefĂ€ngnis frei, teils einen Monat schon fĂŒr 50âŹ. Seit der Nazizeit ist Schwarzfahren in Deutschland strafbar. Wer mehrfach erwischt wird und den folgenden Strafbefehl nicht zahlen kann, erlebt die deutsche Besonderheit âErsatzfreiheitsstrafeâ. Damit gehen genau die ins GefĂ€ngnis, die es gar nicht sollen. Pro Jahr 10.000 Menschen in Deutschland. Inzwischen sind es die GefĂ€ngnisse, die beim Freiheitsfonds anrufen und darum bitten, Menschen freizukaufen. Damit ist die AbsurditĂ€t auf die Spitze getrieben: Der Staat sorgt dafĂŒr, dass die falschen Menschen in Haft kommen - und anschlieĂend bittet der Staat private Organisationen, sie dort wieder herauszuholen.
Das Thema ist ein TĂŒröffner, sagt Arne, denn wir haben ein Thema mit der ElendskriminalitĂ€t. Arme Menschen werden systemisch benachteiligt. Schwarzfahren, Ladendiebstahl, die Liste ist lang. Das Bundesjustizministerium hat ein Gesetz zur Entkriminalisierung angekĂŒndigt, so weit hat der öffentliche Druck schon geholfen. Allein: Der Entwurf fĂŒr das Gesetz kommt nicht. Und er muss bald kommen, sonst vergeht diese Legislatur. Wer also ein paar Minuten hat und das Projekt unterstĂŒtzen will: Ein Brief an Minister Marco Buschmann oder seien StaatssekretĂ€r Benjamin Strasser hilft.
Die Freiheit ist auch aktuell politisch bedroht. Arne hat gerade ein Buch veröffentlicht, das eine Anleitung zum Widerstand bieten soll. Kurz gesagt: Was tun, wenn die AfD und andere antidemokratische Parteien bei den ersten Wahlen tatsĂ€chliche Mehrheiten erringen? Die Demokratie wird nicht in einem Knall enden. Die AfD will sie beenden, keine Frage, aber eher in vielen kleinen Schritten. Mehr Menschen in PrĂ€ventivhaft, Strafanzeigen gegen Journalisten, etc. Die AnknĂŒpfungspunkte sind alle da. Arne sagt: Wir mĂŒssen laut sein, es verhindern, aber wirkungsvoll. Und das heiĂt nicht, den heutigen AfD-WĂ€hlern nach dem Mund zu reden und in vorauseilendem Gehorsam erst ihre Talking Points und dann die Positionen zu ĂŒbernehmen, sondern sich vorzubereiten.
Arne nennt drei konkrete Schritte:
Stellen wir uns auf den Wahlabend ein. Wie wird er aussehen, wie sich möglicherweise anfĂŒhlen? Wen rufen wir an, um zu sagen: ich bin da?Wie sichern wir die Zivilgesellschaft? Die AfD wird schnellstmöglich den Geldhahn zudrehen wollen, wie können wir Institutionen davon stĂ€rker unabhĂ€ngig machen?Und ein Schritt fĂŒr alle, die in Behörden arbeiten: Was geschieht, wenn die AfD fĂŒr mein Amt zustĂ€ndig wird? Was muss ich umsetzen, welche Informationen kann ich leaken, wie die Prozesse verlangsamen? Arne hat ein ganzes Kapitel seines Buches den Beamten gewidmet, denn ihnen kommt am Ende die Rolle zu, aus AfD-Positionen praktisches Handeln zu machen.Nicht gesprochen haben Michael und Arne ĂŒber Fragdenstaat.de. Auch das macht Arne. NĂ€chstes Mal.
Zu Gast: Arne Semsrott, Politikwissenschaftler und Aktivist, leitet das Recherche- und Transparenzportal
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Vielleicht ist der Fehler im System schon daran zu erkennen, dass wir uns auf die groĂen Ferien freuen - und eher nicht so sehr auf das nĂ€chste Schuljahr. Warum eigentlich? Möglicherweise ist das System Schule dabei, von der Welt abgehĂ€ngt zu werden. Eine gefĂ€hrliche Spannung: Lernen wird immer wichtiger, aber findet es in der Schule statt? Micha Pallesche ist Schulleiter der vielfach ausgezeichneten Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe. Er zeigt: Schule geht anders. Ja, auch eine ganz normale staatliche Regelschule geht anders.
Im Podcast berichtet Micha, wie er bewusst gegensteuert. Impulse im Klassenzimmer? Maximal ein Drittel der Zeit. Hinzu kommen ein Drittel Kollaboration und ein Drittel Selbstlernphasen. Aus Lehrern werden Lernbegleiter, die darauf vertrauen, dass die Kinder etwas wollen, und ihnen den Raum dafĂŒr geben. Micha setzt darauf, den SchĂŒlerinnen und SchĂŒler Aufgaben zu geben, die sie allein nicht lösen können - und fĂŒr die es oftmals gar keine vorgefertigten Lösungsmuster gibt. Dann passiert etwas. Was wir brauchen, sagt Micha, sind unbestimmte RĂ€ume. Denn das zĂ€hlt zu den AbsurditĂ€ten des ĂŒblichen Schulablaufs: Ein maximal bestimmter Raum soll Menschen auf maximal unbestimmte RĂ€ume vorbereiten.
âCarls Zukunftâ hat vor kurzem ein Whitepaper veröffentlicht, das sich einer ganz einfachen Frage widmet: Was bedeutet Zukunft fĂŒr Schule? Wenn wir uns allein die Felder anschauen, bei denen sich die Zukunftsforschung stabile Aussagen zutraut: Wer in den 30er Jahren die Schule verlassen wird, tritt in eine Welt, in der Arbeit etwas völlig neues bedeutet. In der neben den Klimaschutz lĂ€ngst die alltĂ€gliche Klimafolgenanpassung getreten ist. In der Fakt und Fake medial lĂ€ngst kaum noch zu unterscheiden sind. In der der Krieg seine Wunden und Narben hinterlassen hat. Was folgt daraus? Zumal: Was Unternehmen und Organisationen Zukunft nennen, ist in Schulen Gegenwart: Wer in zehn Jahren die Schule abschlieĂt, ist lĂ€ngst tĂ€glich dabei. Zukunft ist hier Gegenwart. Kann Schule das?
Micha und Michael diskutieren intensiv die zentrale Erkenntnis des Whitepapers: Die wichtigste Aufgabe von Schule ist es, junge Menschen dazu zu befĂ€higen, das Curriculum des eigenen Lebens immer wieder neu zu entwerfen. Das ist mehr als nur lebenslanges Lernen. Wir brauchen die FĂ€higkeit, immer wieder fĂŒr uns selbst herauszufinden, was wir lernen wollen und können.
Zu Gast: Micha Pallesche, Schulleiter der Ernst-Reuter-Schule Karlsruhe
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Kurzfassung: Das mit der Arbeit wird gerade wirklich komplex. FĂŒr Unternehmen bedeutet das: Sie mĂŒssen den Umgang mit den Menschen erheblich professionalisieren. Sonst ziehen sie auf dem Jobmarkt bald nicht mal mehr den KĂŒrzeren und gefĂ€hrden ihre Existenz. So einfach. Das sagt Jutta Rump. Sie ist Professorin an der Hochschule fĂŒr Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und leitet das Institut fĂŒr BeschĂ€ftigung und Employability.
Etwas lĂ€ngere Fassung: Wir sehen einen Trend zu mehr Selbstbestimmung im Beruf. Und gleichzeitig den Gegentrend zu mehr Fremdbestimmung. Einerseits partizipative FĂŒhrung, mobiles Arbeiten, FĂŒhren ĂŒber Aufgaben, etc. Der Gegentrend ist besonders dort sichtbar, wo Automatisierung im Spiel ist. Exakt definierte Prozesse, ohne die Möglichkeit, heute mal abzuweichen. KI verstĂ€rkt das noch und ist da im Moment gerade wenig kooperativ. Welcher Trend wird sich durchsetzen? Jutta sagt: Beide. Wir haben es mit einer Polarisierung zu tun und die Extreme verstĂ€rken sich.
WorĂŒber wir nachzudenken haben, ist der Begriff der Zeit. Warum heiĂt es Frei-Zeit? Ist diese Zeit frei, also verfĂŒgbar, nur weil sie nicht bezahlt wird? Man frage kurz alle Alleinerziehenden. Oder die Menschen, die Angehörige pflegen. Oder oder oder. Freizeit ist meist pure Fiktion. Insofern hilft es auch nicht, wenn Unternehmen ĂŒber den angeblichen âFreizeithungerâ der Menschen lamentieren. Denn zugleich: Was ist mit der Arbeitszeit? Wem kommt es eigentlich zu Gute, wenn eine Aufgabe dank KI in der halben Zeit zu erledigen ist? Hier entsteht Zeitwohlstand. Gehört der dem Unternehmen, das weitere Aufgaben verteilen kann? Oder den Mitarbeiter:innen, die frĂŒher Schluss haben? Oder mĂŒssen wir ĂŒber diese Fragen verhandeln? Ja absolut, sagt Jutta. Und da, wo wir dazu noch nicht die FĂ€higkeiten und die Kultur in Unternehmen haben, da brauchen wir eben: mehr ProfessionalitĂ€t.
Jutta nennt es den Klebe-Effekt. Menschen sollen im Bewerbungsprozess am Unternehmen kleben bleiben. Und spĂ€ter auch. Und dafĂŒr braucht es nicht das Jobrad, sondern: Professionelles Lernen, FĂŒhrung, Teamkultur, Gesundheit, Balance. NatĂŒrlich ist das kein Wunschkonzert; es geht darum, gemeinsam zu erarbeiten, was passt und was nicht geht.
FĂŒr Jutta lĂ€uft es letztlich auf eine Frage hinaus: Wie gibst du Menschen Sicherheit, in einer Welt, in der es keine Sicherheit mehr gibt? Transparente Kommunikation und professioneller Umgang miteinander sind nötig. Diese Notwendigkeit besteht heute schon - und sie wird noch wachsen, dank der Demografie. Wer hier nicht mithalten kann, wird seine Stellen nicht besetzen können. Dann landet die Arbeit auf den Schultern derer, die noch da sind - bis die dann auch gehen. Ende.
Der Artikel aus der FAZ, ĂŒber den Jutta und Michael sprechen, ist hier abrufbar: https://archive.is/CfVKD
Zu Gast: Prof. Dr. Jutta Rump, Professorin fĂŒr Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule fĂŒr Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. DarĂŒber hinaus ist sie Direktorin des Instituts fĂŒr BeschĂ€ftigung und Employability in Ludwigshafen (IBE)
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Wer hat eigentlich die Idee aufgebracht, wir könnten je ausgelernt haben? Auch wenn unser ganzes Schul- und Ausbildungssystem auf dieser Fiktion beruht, es bleibt: Eine Fiktion. Die im Grunde banale Aussage, dass wir immer weiter lernen mĂŒssen und werden, wirkt da schon fast revolutionĂ€r. Aber wenn dies eine Revolution ist, wird sie von Amanda Maiwald mit angetrieben. Amanda hat das Startup Complori gegrĂŒndet, das Kindern Programmieren beibringt. Genauer: Mit Grundlagen und immer weiter wachsendem Wissen versorgt, denn fertig wird hier keiner. Kann ja gar nicht sein, angesichts der technologischen Entwicklung.
Wir hören die besorgten Eltern direkt aufstöhnen: Noch mehr Zeit am Bildschirm? Und das schon fĂŒr siebenjĂ€hrige Kinder? Amanda kontert: Soll meine Tochter eine Stunde am Handy hĂ€ngen und TikTok-Videos durchschollen - oder eine Stunde selber programmieren? Die Betonung liegt in diesem Fall auf âTochterâ. Complori arbeitet gezielt daran, den Anteil der MĂ€dchen in Programmierkursen zu erhöhen. ParitĂ€t hat auch Complori noch nicht erreicht, aber der Anteil wĂ€chst. FĂŒr Amanda ein zentrales Thema, gerade mit Blick auf die Konsequenzen. Etliche Algorithmen, die wir heute stĂ€ndig nutzen haben einen Gender-Bias. Gesundheitsdaten beschreiben mĂ€nnliche Körper, der weibliche Körper hingegen ist in guten Teilen terra incognita. Sexualisierte Gewalt, d*ckpics und co könnten lĂ€ngst zurĂŒckgedrĂ€ngt sein, wenn die Opferperspektive mit in den Algorithmus einflieĂen wĂŒrde. Viele Startups und Technologien wurden und werden von weiĂen MĂ€nnern entwickelt, um Probleme einer sehr ĂŒberschaubaren Gruppe von privilegierten Menschen zu lösen, meist eben: weiĂe MĂ€nner. Wer das Ă€ndern will, muss an das Fundament, sagt Amanda, und so frĂŒh wie möglich ansetzen, um schon Kinder kompetent zu machen.
Amanda sagt direkt, sie wĂŒrde sich wĂŒnschen, dass es Complori nicht geben mĂŒsste. Aber solange die Schulen diese Kompetenzen nicht vermitteln können, sollten wir nicht jammern, sondern loslegen. Und wenn eine Kultusministerin anriefe, um Complori zu schlucken und in die Schulen zu integrieren? Dann sollten wir reden, sagt Amanda. Das Ziel steht: Complori und alle weiteren Akteure auf diesem Feld so groĂ zu machen, dass wir in zehn Jahren sagen können: Alle Kinder verstehen Programmieren.
Zu Gast: Amanda Maiwald, GrĂŒnderin und CEO Complori
- Visa fler