Avsnitt

  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge widmet sich dem Duo rocomoco, das auf ihrem neuen Album „Electric Paradise” zu den KlĂ€ngen himlischer Hip-Hop-Instrumentals das VerhĂ€ltnis von Mensch und Maschine erkundet.

    “Lofi Hop Hop” nennt sich das Genre, in dem rocomoco operieren – und in dem sie innerhalb der letzten Jahre bereits still und heimelig viele Millionen genussvolle Streams zusammengetragen haben. Selten erscheint eine Genrebezeichnung unpassender als hier. Denn die Musik von Ingo Kreutzer und Thorsten Klages klingt vielmehr schwerelos-schwebend, deep und dreamy und genĂŒgt dabei stets höchsten klanglichen AnsprĂŒchen. Auf ihrem neuen Album „Electric Paradise” kommt dann auch noch eine programmatische Tiefe hinzu. Angenehme Kost ist das jederzeit; leichte aber keineswegs.

    FĂŒr das Konzept hinter den neuen StĂŒcken haben sich rocomoco mit dem britischen Multimedia-KĂŒnstler Dan McRae alias The Hidden zusammengetan. In intensiven Sessions wurde nicht nur viel Musik gemacht, sondern auch ĂŒber die Implikationen und potentiellen Auswirkungen kĂŒnstlicher Intelligenz diskutiert. Aus diesen GesprĂ€chen entstand neben einem Soundtrack auch eine Reihe von Bildern und Videosequenzen, deren betont kĂŒnstliche Ästhetik und surreale Sinnlichkeit eine seltsame Stimmung zwischen Traum und Albtraum heraufbeschwören.

    Die Musik bildet dazu eine Art betörenden Gegenpol. WĂ€hrend aktuell viele KollegInnen AI zur Verfremdung und Verzerrung nutzen, klingen rocomoco auf „Electric Paradise” ganz im Gegenteil wohliger und vertrauter denn je. Lockere Gitarren-Licks, warme Jazz-Vibes, entschleunigte Schlagzeug-Schleifen – und im Hintergrund zwitschern die Vögel. Es ist, als bauten Ingo und Thorsten sich eine Welt des RĂŒckzugs, eine Oase inmitten der lĂ€rmenden technologischen Debatten. Weltfremd ist das aber nie – eher von einer Sehnsucht nach einer besseren Welt beseelt.

    Freilich – es ist eine Welt aus Samples und Loops und in gewisser Weise ebenfalls eine Verfremdung. Das soll sich aber Ă€ndern. Denn fĂŒr die nĂ€chsten Projekte, wie sie uns im GesprĂ€ch in Berlin verraten, wollen die beiden mit menschlichen Musikern ins Studio gehen.

  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge widmet sich dem Ambient-Pionier Steve Roach, der auf seinem neuen Album “Reflections in Repose” fast ein halbes Jahrhundert Ambientgeschichte zurĂŒckrollt – und sich von der Magie des OB-X8 packen liess.

    Die Soundwelten des Steve Roach sind nicht von dieser Welt. Wohl auch deshalb gibt es in seiner ĂŒber 200 EintrĂ€ge umfassenden Diskographie gerade einmal zwei Studioalben, auf deren Cover er selbst zu sehen ist: Erstens, sein Solo-DebĂŒt “Now” aus dem Jahr 1982; und nun “Reflections In Repose”, eine Doppel-CD mit 116 Minuten epischer, seltsam vertrauter AmbientflĂ€chen. Der visuelle und akustische Eindruck tĂ€uscht nicht: TatsĂ€chlich geht Roach hier auf eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit – auf den Spuren magischer Momente und verschĂŒtteter Mysterien.

    Konkret bildet dieses Werk eine Schlaufe zu dem vor genau 40 Jahren enstandenen “Structures from Silence”, der epochalen LP, mit dem der inzwischen in der kalifornischen WĂŒste lebenden KĂŒnstler Ambient endgĂŒltig zu einer eigenstĂ€ndigen, ambitionierten Kunstform erhob und aus dem Schatten der europĂ€ischen Pioniere befreite. Mit der Veröffentlichung ließ Roach endgĂŒltig seine persönlichen Vorbilder Tangerine Dream und Klaus Schulze zurĂŒck, indem er deren sequencergetriebene Rhythmik gegenĂŒber einem atmosphĂ€rischen Ansatz zurĂŒckstellte und seine HörerInnen in geheimnisvollen, hallgetrĂ€nkten Loops sanft gefangen hielt. “Hypnagogisch” war der Begriff, den er selbst dafĂŒr verwenden sollte, Musik an der Schwelle zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Konzentration und Treiben.

    Die Parallelen setzen sich auf der Hardwarebene fort. “Structures from Silence” wurde damals von einem einzigen Synthesizer geprĂ€gt, dem legendĂ€ren Oberheim OB-8. Auf “Reflections in Repose” kommt nun dessen moderner Nachfolger, der OB-X8 zum Einsatz. Seine warmen, digital-analogen Sounds kostet Roach voll aus, lĂ€sst sich von ihnen an ferne Ufer spĂŒlen. Dass man ihnen auf der gesamten LĂ€nge von nahezu zweieinhalb Stunden folgen mag, ist das Verdienst der Person, die auf dem Cover zu sehen ist. Die Wirkung dieser Musik aber ist noch immer nicht von dieser Welt.

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  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge widmet sich einem all zu oft vernachlĂ€ssigten Aspekt der Produktion. Wir sprachen mit Martin Hubner von Cordial ĂŒber Kupfer, Klinken und KreativitĂ€t – kurz: Kabel.

    Ein Kabel ist ein Kupferdraht in einem schĂŒtzenden Mantel. Es könnte kaum einfacher sein. Trotzdem ranken sich um dieses Produkt wohl mehr MissverstĂ€ndnisse und Halbwahrheiten als um jedes andere im Audiobereich. Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem billigen No-Name-Kabel oder einem Paar fĂŒr €70,000? Es kann kaum verwundern, dass sogar erfahrene Musiker den Überblick verlieren.

    Wer das eigene Studio verbessern möchte, muss sich somit zunĂ€chst einer Vielzahl Fragen stellen: “Einfaches” Kupfer oder sauerstofffreies? Goldene Stecker oder silberne? PVC, hochwertigere Kunststoffe oder Naturmaterialien? Wie dick soll der Mantel, wie lang darf das Kabel sein? Brauche ich fĂŒr jede Verbindung eine eigenstĂ€ndige Lösung oder gibt es das Kabel fĂŒr alles und jeden? Die Antworten fallen in der Regel so unterschiedlich aus wie die Kabel, die im Fachhandel angeboten werden.

    Fest steht: QualitĂ€t spielt auf jeden Fall eine Rolle – lediglich ĂŒber die Dimensionen besteht Diskussionsbedarf. Gute Kabel eliminieren Knackser und Aussetzer ebenso wie Übertragungsfehler und Interferenzen mit Störungsquellen. Sie sind stabil und entzĂŒndungssicher, schĂŒtzen vor dem Kontakt mit FlĂŒssigkeiten und anderen potentiell gefĂ€hrdenden Substanzen. Sie lassen sich einfach aufrollen, bieten visuelle Orientierungshilfe. Innovationen wie Biomaterialien, fluoreszierende MĂ€ntel und “leise” Klinken optimieren Aspekte, die ĂŒber die reine SignalĂŒbertragung hinausgehen.

    Cordial arbeitet seit einem Vierteljahrhundert mit großen B2B-Kunden an Kabellösungen fĂŒr eine Vielzahl von Situationen, vom Studiobetrieb bis hin zur KonzertbĂŒhne, vom intimen Club zur FestivalbĂŒhne. Dieses Know-How spiegelt sich auch in ihren Kabeln fĂŒr den/die EndverbraucherIn wider. FĂŒr uns somit der ideale Ansprechpartner fĂŒr einen Podcast, der sich ganz dem Cordial Firmenmotto verschrieben hat: Kabel sollten kein Mysterium sein.

  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um den Multi-Instrumentalisten Youngr, der fĂŒr sein neues Album eine radikale Live-Produktions-Philosophie gegen eine stringente Detailarbeit eintauschte.

    Sich einzuschrĂ€nken klingt nicht gerade nach Spaß. Trotzdem sind die meisten von uns darauf angewiesen: Um sich beim Produzieren nicht zu verlieren und damit angefangene StĂŒcke fertig werden, zum Beispiel. Bei Dario Darnell alias Youngr aber schmelzen sĂ€mtliche Kategorien, Limitierungen und Trennlinien dahin.

    Dabei wollte Dario einfach nur spielen. Jahrelang entwickelte er seine Talente als Musiker in unzĂ€hligen Bands, lebte vor allem seine Leidenschaft fĂŒr den Alternative Rock, Crossover und Nu Metal der 90er aus. Die pure Energie und Klangforschung, die er in Songs von Radiohead, Korn, Limp Bizkit oder den Smashing Pumpkins hörte, entfachte seine Leidenschaft, die NĂ€he aller dieser Bands zu Elektronik und Hip-Hop brachte ihn zum Schlagzeug. So lag der Schritt zum Dancefloor irgendwann nahe.

    Wer Youngr bei seinen live eingespielten Studio-Sessions zuschaut, in denen er auf verschiedenen Instrumenten ein komplettes Arrangement im Loopverfahren hervorzaubert, erkennt sofort, dass sich hier pure Freude und ein kompletter Fokus auf den Song verbinden. Der Record-Knopf ist stets gedrĂŒckt, es wird nicht gejammt, sondern live komponiert. Man kann die Spannung spĂŒren, das Risiko zu scheitern.

    So verschwimmen bei Youngr die Grenzen zwischen Rock und Dance, zwischen denen eines Performers und eines Produzenten. Gleiches gilt fĂŒr seine Tendenz, sich nicht notwendigerweise zwischen Cover-Version oder Original zu entscheiden, sondern das spannende Feld zwischen den beiden Polen auszuloten. “Sampling auf Songwriterebene” könnte man das nennen.

    Detailarbeit gehört nicht zu Darios liebsten BeschĂ€ftigungen. FĂŒr sein neues Album “Let the Music Guide Us” hat er sich aber genau das zum Ziel gesetzt und jeden Beat, jeden Sound unter Mikroskop und Skalpell gelegt. Das klingt nach harter Arbeit – hat sich aber ausgezahlt, wir er uns im Interview erzĂ€hlt..

  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um den KlangtĂŒftler Hainbach, der fĂŒr die stimmungsvolle Doku “The One Who Runs Away Is The Ghost” einen traumhaften Soundtrack geschrieben hat.

    FĂŒr das Auge sind die Dinge einfach: Große Dinge werfen große Schatten. In der Welt des Ohrs jedoch gelten andere Gesetze. Hier können winzige Klangquellen gewaltige GerĂ€usche produzieren. Das ist die Welt Stefan Paul Goetschs, den die meisten unter seinem KĂŒnstlernamen Hainbachs kennen.

    Obwohl Stefan sich inzwischen schon ein halbes Leben lang mit der Thematik beschĂ€ftigt, hat sie fĂŒr ihn bis heute nichts von ihrer Faszination verloren: Laute und leise KlĂ€nge, brutale und sĂŒĂŸe KlĂ€nge, erkennbare und geheimnisvolle KlĂ€nge, alte und neue KlĂ€nge, einfache und komplexe KlĂ€nge – in der Musik von Hainbach haben sie alle ihren Platz. Das gilt auch fĂŒr die Instrumente, Tools und Objekte, mit denen er diese KlĂ€nge erzeugt und manipuliert, sie einfĂ€ngt und wieder freisetzt. Stefans liebevoll-spielerischen Forschungen bilden den Rahmen fĂŒr seinen Kosmos aus Soundscapes, eigenen Plug-Ins und Kompositionen.

    Immer wieder erhĂ€lt Hainbach auch Einladungen zum Komponieren von Filmmusik. Das mag nicht ganz offensichtlich erscheinen, da diese Musik nicht die typischen Charakteristiken aufweist, die gemeinhin als “cinematisch” empfunden werden. Auf seinem aktuellen Score fĂŒr die Dokumentation “The One Who Runs Away Is The Ghost” sind die GefĂŒhle groß, aber die akustische Kulisse intim; wellenförmige Muster entstehen aus luftigen Tönen, rhythmisch-melodische Wolken segeln schwerelos am geistigen Auge vorbei. Dies ist Musik, die die Bilder schöner macht. Es ist Musik, die Geschichten erzĂ€hlt, welche die Kamera nur andeuten kann.

    Wer einmal gesehen hat, wie tief Stefan fĂŒr solche Projekte in den Dialog zwischen Bild und Klang eintaucht, wird verstehen, warum seine StĂŒcke trotz ihrer scheinbaren Leichtigkeit auch abseits des Kinos zu fesseln verstehen, warum jeder scheinbar zufĂ€llig platzierter Tupfer genau dort erklingt, wo er erklingt: Weil hinter jedem Sound eine Bedeutung steckt.

  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Songwriting-Ikone Toby Gad, der mit Axel Cooper den Hit “Little Do You Know” neu aufbereitet hat.

    Es gab eine Zeit, da wollte nahezu jeder, der im Musik-Business etwas auf sich hielt, mit Toby Gad zusammenarbeiten. Zwischen 2007 und 2013 gelang Gad das KunststĂŒck, mit 14 Songs in den amerikanischen Billboard 100 zu landen, darunter vier mal in den Top 10 und zwei Mal auf der Pole-Position. Gad produzierte Madonna und Beyonce, bescherte John Legend seine erste Nummer 1 und Fergie von den Black Eyed Peas ihren Durchbruch als Solo-KĂŒnstlerin.

    Gad hatte hart auf diesen Erfolg hingearbeitet. Und als er da war, arbeitete er noch hĂ€rter. Bis er irgendwann seine körperliche Grenze erreicht hatte. Doch erreichte die selbstauferlegte Auszeit schon bald ein natĂŒrliches Ende – fĂŒr Toby ist das Komponieren schlicht so essentiell wie Atmen, Essen und Trinken. Seine RĂŒckkehr hat ihn gerade in Deutschland nun auch als Autoren (“All of Me”) und DSDS-Juroren bekannt gemacht.

    Man kann also davon ausgehen, dass Gad sich trotz seiner langen Abwesenheit wieder frei aussuchen kann, mit wem er kollaborieren will. Immer wieder pickt er sich dafĂŒr KĂŒnstler am Anfang ihrer Karriere heraus, sucht den Reiz im Unbekannten, in der Überraschung. So auch bei seiner Entscheidung fĂŒr den jungen italienischen Kollegen Axel Cooper mit seinem harten, melodischem Club-Stil.

    Eine ungleiche Paarung? Vielleicht. Aber auch: Ein Gipfel der Generationen – und die Basis fĂŒr ein spannendes GesprĂ€ch ĂŒber die Kunst des Songwritings und Remixens.

  • Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Techno-Ikone Dave Clarke, dessen frĂŒhe Red-Trilogie den Kern eines aufwendigen Box-Sets bildet.

    Zwischen 1989 und 1995 veröffentlichte Dave Clarke unter verschiedenen Pseudoynem 14 EPs. Sie zeichnen das Bild eines KĂŒnstlers auf der Suche: nach neuen musikalischen Ufern, nach zunehmend packenderen Produktionen Vor allem aber war es eine Suche nach sich selbst.

    Die Red-Trilogie bildete den Abschluss dieser Phase. Auf drei EPs etablierte sich Clarke endgĂŒltig als einer der fĂŒhrenden Techno-Produzenten seiner Generation. Keine davon gehorcht den Gesetzen einfacher Kategorisierung: Auf “Red 1” stellt er minimalistische Detroit-Sounds den Broken-Beats und Rave-BĂ€ssen der UK-Szene gegenĂŒber. Das lĂ€ngst klassische “Wisdom to the Wise” frönt dubbigen KlĂ€ngen mit eindeutigen Parallelen zu der gleichzeitig aufkeimenden Basic-Channel-Ästhetik. Auf “Red 3” schließlich hĂ€mmert die Bassdrum so hart wie auf einer rotterdammer Gabba-Party. Clarke hatte seine Stimme gefunden – und sprach plötzlich fließend in gleich mehreren Sprachen gleichzeitig.

    Zusammen mit dem 1995er Album “Archive One”, gesammelten Remixen aus den 90ern und einigen neuen erscheint die Trilogie nun erneut auf Vinyl. Zusammen mit uns blickt Dave zurĂŒck – ohne dabei die Zukunft aus den Augen zu verlieren.

  • Im Behind The Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Enyang Urbiks, die in ihrem Berliner Mastering-Studio die Kunst des genauen Zuhörens zelebriert.

    FĂŒr manche ist Mastering eine Art schwarze Magie. FĂŒr andere ist es schlicht einer der wenigen verbliebenen Jobs in der Musikindustrie, mit dem sich noch ein nennenswertes Einkommen generieren lĂ€sst. FĂŒr Enyang Urbiks hingegen ist es eine lebenslange Leidenschaft, eine Kunst in sich und integraler Bestandteil des kreativen Prozesses.

    FĂŒr unser GesprĂ€ch hat mich Enyang in das Urbiks Studio eingeladen, eine holzgetĂ€felte Oase im Berliner Funkhaus-Komplex. Das Equipment, welches hier zum Einsatz kommt, wurde ursprĂŒnglich fĂŒr die Kollegin Heba Kadry (Björk, Ryuichi Sakamoto) konzipiert und Enyang und ihr Partner Jan haben es in die atemberaubenden, eleganten Elemente des belgischen Unternehmens Northward Systems eingebettet. WĂ€hrend Enyang in der KĂŒche einen wunderbaren Tee kocht baue ich in der intensiven Ruhe des Kontrollraums meine GerĂ€te auf – man kann sich sehr gut vorstellen, hier viele intensive Stunden in höchster Konzentration zu verbringen. Genau das tut sie auch und hat sich ein bemerkenswert vielfĂ€ltiges Portfolio aufgebaut.

    FĂŒr Enyang geht es beim Mastering vor allem um das Herstellen einer gewissen StabilitĂ€t, das GefĂŒhl, dass jedes Element auf der genau richtigen Frequenz schwingt. Das mag esoterisch klingen, ist aber eine in einer langen, tĂ€glichen Praxis verwurzelt. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt und heute verlassen sich KĂŒnstlerInnen der unterschiedlichsten Stilrichtungen auf ihren Geschmack, ihr GefĂŒhl und vor allem auch ihre EinfĂŒhlsamkeit. Darunter beispielsweise die venezolanische KlangkĂŒnstlerin Arca, die ihre inzwischen legendĂ€re “Kick”-Trilogie von Enyang betreuen ließen.

    Viele kommen fĂŒr Nachfolgeprojekte wieder zurĂŒck. Und das, obwohl KI inzwischen durchaus brauchbare Ergebnisse zu weitaus geringeren Kosten bietet. Der Grund ist einfach: Gutes Mastering ist weder schwarze Magie noch kann es einfach nur ein Job sein. Es ist ein gemeinschaftlicher Prozess, der aus einem persönlichen Produkt die unversalen Resonanzen herauskitzelt.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Moses Schneider, der auf dem „Human Beat Pack“ 40 Jahre Erfahrung zu mitreißenden Loops destilliert.

    FĂŒr viele sind die Aufnahmen von Moses Schneider „der Wahnsinn“. Doch hat dieser Wahnsinn Methode. Die Moses-Schneider-Methode um genau zu sein. Die hat der Engineer und Produzent mit Musikern der unterschiedlichsten Stilrichtungen entwickelt: Von Hip-Hop (Dendemann) und Indie (Tocotronic, Pixies) ĂŒber Metal (Kreator) und Punk-Rock (Beatsteaks) bis hin zu Electro-Pop (Bobo in White Wooden Houses).

    Bei der Moses-Schneider-Methode handelt es sich nicht um eine strenge Schritt-fĂŒr-Schritt-AufzĂ€hlung technischer Specs oder Produktionssschritte. Vielmehr geht es um den bestmöglichen Schlagzeug-Klang. DafĂŒr hat Moses eine Mikrophonierungs-Aufstellung entwickelt, die fĂŒr GĂ€nsehaut und pure, nackte Emotion sorgt. Kein Wunder also, dass der Equipment-Hersteller elysia in Moses den idealen Partner fĂŒr ein ambitioniertes Projekt sah: Ein Beat-Pack, das einen „menschlichen Trommler“ zwar nicht ersetzt, aber doch so nahe wie möglich an dessen Groove und Ideenreichtum herankommt.

    Und so schloss er sich mit dem Drummer Demian Kappenstein in ein Studio in SĂŒdfrankreich ein und nahm zwei Wochen lang, angetrieben von musikalischer Leidenschaft und französischer Koch- und Kaffeekunst, die nun als „Human Beat Pack“ veröffentlichten Loops ein. Dabei kamen die drei grundlegenden Mikro-Positionen der Moses-Schneider-Methode zum Tragen: „The Wurst“ (mitten im Drumkit, fĂ€ngt den rohen Charakter ein), „SnareO“ (fĂŒr detailreiche Snares und Hihats), und die „Droom“ (aufgenommen direkt vor den Cymbals und in den Raum schauend). Zusammen erlauben sie es, den Perkussion-Klang organisch einzufangen, und anschließend so detailversessen wie gewĂŒnscht zu bearbeiten.

    Von der Suche nach dem perfekten Schlagzeug-Sound ist Moses genau so bessessen wie andere von der Suche nach dem perfekten Song. Darum war das „Human Beat Pack“ fĂŒr ihn auch kein Job, sondern ein „wahrgewordener Traum“. Und deswegen sind seine Aufnahmen zwar stets gut geplant – aber eben auch immer noch schlicht der Wahnsinn.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um das Duo Protection, das Drum n Bass mit Ambient und Electronica kombiniert – und dabei alle Erwartungshaltungen ĂŒber Bord geworfen hat.

    Ist es möglich? Musik nur aus der Freude am Spielen und Komponieren heraus zu machen? Kaum PR-Aufwand zu betreiben und in den sozialen Medien nur minimal in Erscheinung zu treten? Sich nicht um Streaming-Zahlen zu kĂŒmmern und den Markt nicht mit kostspieligen Vinyl-Ausgaben oder hippen Tapes zu fluten? Iain Cook und Scott Paterson glauben ganz fest daran. Genauer gesagt, sie glauben nicht nur daran, sondern handeln bereits nach dieser Maxime.

    Dabei könnten Iain und Scott nur allzuleicht mit dem Pfund ihrer berĂŒhmten Haupt-Projekte wuchern. Iain zum Beispiel ist Mitglied der schottischen Pop-Sensation CHRCHES und kann auf eine lange, erfolgreiche Karriere mit den unterschiedlichsten Bands zurĂŒckblicken. Scott wiederum stand in der Vergangenheit viele Jahre mit den großartigen Indie-Rockern Sons And Daughters im Rampenlicht und ist aktuell eine feste GrĂ¶ĂŸe als Produzent in Glasgow.

    All das aber interessiert sie nicht, wenn sie gemeinsam an Musik arbeiten. Vielleicht auch, weil sie sich bei Protection teilweise sehr weit von ihren musikalischen AnfĂ€ngen und vom TagesgeschĂ€ft abwenden. In den besten Momenten – und davon gibt es auf ihren ersten beiden EPs “Seeds I” und “Seeds II” sehr viele – bringen sie dabei das Beste des langen britischen Hardcore- und Ambient-Continuums zusammen: Aphex Twin, Burial und Photek und eine ganze Menge Melancholie, Mystik und hypnotischer Grooves.

    Es könnte wirklich ganz, ganz groß werden. Aber genau darum geht es hier eben nicht.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Depeche-Mode- und Erasure-Legende Vince Clarke, der mit 63 sein erstes Solo-Album “Songs of Silence” aufgenommen hat – eine Sammlung atmosphĂ€rischer Experimente, Exkursionen und Exerzititen auf dem Eurorack.

    Wenn ich an Vince Clarke denke, denke ich in Farben: Die Regenbogenpalette auf dem Cover des Erasure-Albums “Circus”. Die hyperreal-kitschigen Lilatöne auf “Loveboat”. Sogar ihre Sounds klangen quietschig-grell - und lauteten nicht ihre letzten beiden Studiowerke auf die Namen “The Neon” und “Day-Glo”? Wenn ich an Vince Clarke denke, denke ich auch an das Video zu “Chorus”, in dem er und Andy Bell auf dem Strand herumturnten und Vince als verrĂŒckter Professor an einem gigantischen Modular-Synthie die Knöpchen drehte. “Ehrlich gesagt war das gar kein Synthie” meint Vince grinsend als ich ihn darauf anspreche, “Es war eine alte Telefonanlage!”

    Aber auch das passt. Denn wenn es jemandem zuzutrauen ist, sogar aus einem ĂŒberholten MuseumsstĂŒck die wundersamsten KlĂ€nge hervorzuzaubern, dann ist es zweifelsohne Vince Clarke. Seit nunmehr vierzig Jahren ist er der TĂŒftler und Schrauber im Hintergrund, der analoges Piepen, Knarzen, und Knattern in chartstaugliches Material sublimiert. Drei seiner Bands haben einen bleibenden Fußabdruck in der Musikgeschichte hinterlassen: Depeche Mode, mit ihrer Kombination aus Pop und Gothic. Yazoo, deren Fusion aus warmem Soul und kĂŒhler Elektronik ihrer Zeit bemerkenswert weit voraus war. Und schließlich Erasure, die inzwischen vielleicht konsequenteste Verkörperung der Synthie-Pop-Philosophie.

    Um so erstaunlicher, dass Clarke erst jetzt, mit inzwischen 63 Jahren, sein erstes Soloalbum unter eigenem Namen vorlegt. Der Schritt war, wie erwartet, der Pandemie geschuldet. Er habe sich schlicht, wie viele andere auch, zu Tode gelangweilt und eine Art akustisch Spielwiese gebraucht. Schon in vielen Interviews hatte er im Laufe der Jahre erwÀhnt, wie gerne er tiefer in das Potential seines Eurorack-Systems eintauchen wollte. Nun war der Moment gekommen. Es entstanden naïve Studien und Versuche, Mikro-Jams und Skizzen. Clarke konnte es selbst nicht glauben, als seine Plattenfirma Mute von den Ergebnisen begeistert war und sie unbedingt herausbringen wollte.

    Als Hörer darf man dankbar dafĂŒr sein. Denn so großartig Erasure in ihren besten Momenten bleiben: “Songs of Silence” ist ein willkomener Blick in eine komplett andere Dimension seines Schaffens. Statt Stimmen und Songstrukturen nutzt das Projekt die Magie der Wiederholung, sucht in einer Vielzahl bewusst gewĂ€hlter Regeln und Limitierungen frische Inspiration. Drones und pulsierende Ambienttexturen, krautig klingelnde Sequenzen, verstörende Samples und ein wehklagender Gastauftritte eines Cellos ergeben ein dunkles, hyonotisierendes Werk ohne Refenzpunkte in Clarkes bisherigem Schaffen.

    Und das Cover? Ist natĂŒrlich schwarz-weiß.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um die Legende Trevor Horn, dessen Produktionen die 80er prĂ€gten.

    Was ist wichtiger: Der Song oder das Arrangement? Es ist eine Frage, die seit Generationen heiß diskutiert wird. Die 80er suggerierten, alles drehe sich um glĂ€nzende OberflĂ€chen, glitzernden Detailreichtum und packend-ausufernde Intros. In den 90ern hingegen verkauften sich die CDs von MTVs Unplugged-Reihe, auf denen die StĂŒcke oft auf wenig mehr als einer Wanderklampfe dargeboten wurden, wie geschnitten Brot. Wie passt das zusammen?

    Trevor Horn ist der vielleicht qualifizierteste Musiker, diese komplexe Frage zu beantworten. Denn wie seine Produktionen beweisen, sind die beiden Bereiche einerseits eigenstĂ€ndig, gleichzeitig aber nahezu untrennbar miteinander verbunden. FĂŒr das inzwischen sagenumwobene Arrangement zu Frankie Goes to Hollywoods “Relax” schwitzte er wochenlang von morgens bis Abends im Studio, bis alles saß. Doch als Seal mit dem spĂ€teren weltweiten Hit “Crazy” zu ihm kam, setzten sich die beiden zuerst gemeinsam ans Klavier, um an der Komposition zu feilen.

    TatsĂ€chlich beweist Horns Karriere, dass Song und Arrangement einander brauchen, wenn beim Musikmachen etwas herauskommen soll, dass ĂŒber aktuelle Trends hinaus Bestand haben soll. Nur wenige Produzenten haben ĂŒber so viele Jahrzehnte hinweg so dauerhaft Erfolge feiern dĂŒrfen und man kann durchaus behaupten, dass sein Stern in den 90ern sogar heller strahlte als in den 80ern.

    Wohl auch deshalb finden sich auf seinem neuen Album “Echoes – Ancient & Modern” nicht nur Neufassungen alter Bekannter, sondern auch einige Überraschungen und aktuellere Titel. GĂ€ste wie Tori Amos, H von Marillion, Seal und die unglaubliche Lady Blackbird sorgen zwar fĂŒr ein vertrautes Feeling, doch sind die Sounds und Kompositionen allesamt derart komplett umgekrempelt, dass sie auch als neue Songs durchgehen könnten – und, so eng Arrangements und Songs bei Trevor Horn zusammengehören, sind sie das gewissermaßen ja auch.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Sickotoy, der Elemente rumĂ€nischer Musik mit moderner Elektronik verbindet und dafĂŒr bereits mit einem Grammy belohnt wurde.

    Es ist viel die Rede davon, wie auf globalisierten MĂ€rkten nur noch milliardenschwere Multinations ĂŒberleben. Dabei sind in der Musik gerade die Kleinen oftmals die wahren Giganten. Man denke nur an den Einfluss, den LĂ€nder wie Schweden oder Jamaica auf die Charts ausĂŒben, an Island als einen Geysir der Inspiration. Die nĂ€chste Revolution könnte in RumĂ€nien zĂŒnden: Immer wieder findet man rumĂ€nische Produzenten in den Credits zu internationalen Hits, ihre Songs haben eine erkennbare Handschrift und die Szene quillt vor Talenten geradezu ĂŒber.

    Alexandru Cotoi alias Sickotoy ist einer der fĂŒhrenden Vertreter dieser Bewegung. Seine Karriere begann mit einem Knall und als Teil der Backing-Band von Morandi, einem seinerzeit extrem erfolgreichen Projekt. Doch seine wahre Heimat war das Studio, nicht die BĂŒhne. Bereits vier Jahre nach seiner Umorientierung als Produzent landete er einen unerwarteten Treffer, als der amerikanische Megastar Pittbull einen seiner Tracks fĂŒr das Album “Dale” auswĂ€hlte – spĂ€ter wurde “Baddest Girl in Town” sogar mit einem Grammy belohnt.

    Seitdem geht es mit Cotois Karriere weiter steil nach oben. Die rumĂ€nische Ikone Inna entschied sich bei ihrem Album “Heartbreaker” fĂŒr Alex als ihren Stammproduzenten, auf der neuen Single “Bad Girls” kollaborierte er mit der Legende Wayne Hector (Britney Spears, Nicki Minaj, Kylie Minogue), und im vergangenen Jahr saß er sogar in der Jury von One True Singer, der rumĂ€nischen Fassung von The Voice of Germany.

    Die Basis fĂŒr diese Erfolge liegt darin, wie Cotoi Elemente aus den unterschiedlichsten Kulturen und Genres organisch zusammenwebt. Ebenso wichtig ist indes seine FĂ€higkeit, sich bei sogenannten Writers Camps mit anderen Songwritern zusammenzuschließen und in spontanen Sessions der KreativitĂ€t freien Lauf zu lassen. Dabei kommt nicht nur Gold heraus, aber in der Summe eben doch viel Großartiges – und garantiert wieder einige globale Hits, die sein Profil weiter steigen lassen werden. Um Sickotoy und RumĂ€nien im Allgemeinen wird man schon bald nicht mehr herumkommen.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Rodriguez Jr., der auf „Feathers & Bones“ sinnlichen House mit hypnotischem Songwriting und ganz viel AtmosphĂ€re verbindet.

    Der vielleicht schönste Track auf „Feathers & Bones“” ist gerade einmal zweieinhalb Minuten lang und steht ganz am Ende: „Tape #2“ ist ein magischer Loop aus an- und abschwellenden Pads, feinem analogen Kratzen und einer Melodie, die direkt von der Venus auf die Erde gebeamt wurde. Solche Momente gibt es auf diesem Album immer wieder. Es ist das inzwischen vierte aus der Feder von Olivier Mateu und möglicherweise das beste. Nach dem phĂ€nomenalen, Minimal-angehauchten TraumdebĂŒt „Bittersweet“ markierte „Bliss“ 2020 den Beginn von etwas Neuem – ein Rundumschlag, der auch Acid-Lines und Breakbeats mit einschloss.

    „Feathers & Bones“ setzt diesen Weg konsequent fort und kann als Selbstfindung gedeutet werden. Weshalb das Werk nun auch auf seinem eigenen Label erscheint. Zentral steht hier das Pendeln zwischen Instrumentals und Vocal-Tracks, zwischen Treiben und Tanzen. Die Songs sind unglaublich vielschichtig, aber niemals ĂŒberladen – viele Klangelemente, darunter unzĂ€hlige Field Recordings aus Mateus' Archiv, sind so subtil zusammengemischt, dass man sie erst beim wiederholten Hören bemerkt.

    Die Wirkung aber ist alles andere als subtil. Auch dank der Sorgfalt, die in den Atmos-Mix investiert wurde, ist „Feathers & Bones“” eine Scheibe, die begeistert und lange nachwirkt. Und die Lust macht auf den Nachfolger – an dem Rodriguez Jr. natĂŒrlich lĂ€ngst arbeitet.

  • Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Elektronik-LegendeCarl Cox, der nach elf Jahren Pause fĂŒr ein neues Album ins Studio zurĂŒckgekehrt ist – und dabei den Spaß am Produzieren wiederentdeckt hat.

    “All Roads lead to the Dancefloor” hieß das letzte Carl Cox Album, aus dem Jahr 2011. Und tatsĂ€chlich sah es lange so aus, als folge Cox diesem Titel wörtlich. Eine Dekade lang widmete er sich vollkommen der Kunst der Kanzel, belebte sein Intec-Label wieder und förderte junge Talente. Seine Ambitionen als Musiker aber schien er an den Nagel gehĂ€ngt zu haben.

    Und dann, wie aus dem Nichts kehrt er mit einem neuen Album zurĂŒck. Und klingt darauf vielleicht frischer denn je. An die Vielseitigkeit seiner Sets angelehnt, wirbelt sich der Altmeister im Titeltrack von “Electronic Generations” durch pumpenden Electro, schĂŒttelt mit bestechender LĂ€ssigkeit Ă€tzend-euphorische Acid-Hymnen (“Get After it” sowie das vollkommen entfesselte “World Gone Mad”) und episch stampfenden Mainroom-Techno (“How it makes you feel”, “Heads Up”) aus dem Ärmel. Sogar eine bemerkenswert gelungene Fusion aus 70er-Jahre-Sequencern und House findet sich hier (“Toys out of the Pram”).

    Siebzehn eklektische Tracks in allen Farben des elektronischen Regenbogens finden sich auf “Electronic Generations” - keines seiner bislang fĂŒnf Alben ging ihm so leicht und schnell von der Hand wie dieses. Entcheidenden Anteil daran hatte sein neues, auf schnelle Umsetzung und Live-Einsatz ausgelegtes Set-Up. So entstanden alle neuen StĂŒcke aus spontan-verspielten Jam-Sessions, die anschließend kaum, wenn ĂŒberhaupt, editiert wurden. Auch der Plattenfirma machte Cox unmissverstĂ€ndlich klar: Die Tracks werden entweder so veröffentlicht wie sie sind – oder gar nicht.

    Back to the Roots? Nicht fĂŒr Cox, der bisher als Perfektionist bekannt war. Vielmehr stellte der Schritt in Richtung Augenblicklichkeit fĂŒr ihn ein Wagnis dar, eine neue Herausforderung in einem Alter, in dem die DurchschnittsbĂŒrgerin bereits von der Rente trĂ€umt. Warum er sich aber doch dazu entschlossen hat, erklĂ€rt der Titel seiner neuen, mit dem britischen Produzenten Bushwacka! Engespielten Single: “Music is Life” - und Stillstand ist der Tod

  • Im BEHIND THE BEAT Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Girts Ozolins, GrĂŒnder des fĂŒhrenden Modularherstellers Erica Synths - ĂŒber seine Zusammenarbeit mit Richie Hawtin, KreativitĂ€t, Bildung und darĂŒber, wie Erica Nutzern hilft, ihre eigenen Synthesizer zu bauen.

    Depeche Mode-Mastermind Martin Gore und Art-Pop-Ikone Lady Gaga. IDM-Pionier Aphex Twin und der verstorbene japanische Komponist Ryuichi Sakamoto. Superstar Jean-Michel Jarre und Underground-Noise-Meister Merzbow. Ihre Musik mag sehr unterschiedlich erscheinen. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie lieben die Instrumente von Erica Synths,. Jarre bezeichnete die Marke sogar als ein perfektes Beispiel dafĂŒr, wie elektronische Handwerkskunst im 21. Jahrhundert aussehen sollte.

    FĂŒr GrĂŒnder Girts Ozolins ist die Erfolgsgeschichte von Erica ein persönlicher Triumph. Im Mittelpunkt des Unternehmens steht eine brennende Leidenschaft fĂŒr Musik. Auf der Erica-Website werden Besucher mit Interviews verwöhnt, die Girts selbst mit einigen seiner Helden gefĂŒhrt hat. Dies ist kein getarntes Marketing - sie sind Teil seiner Reise.

    Von Anfang an hatte Erica eine prominente AnhĂ€ngerschaft. Und so haben es die KlĂ€nge aus Lettland auf einige der meistverkauften Platten der Welt geschafft. FĂŒr den ehemaligen Physik-Lehrer ist die Anerkennung eine Art Auftrag: Mit der EinfĂŒhrung der „mki x es.EDU“-Produktlinie – DIY-Kits, die es den Nutzern ermöglichen, sich mit dem Bau ihrer eigenen Synthesizer vertraut zu machen – ist Erica kĂŒrzlich in den Bildungsbereich eingestiegen. Jean-Michel Jarre bezog sich auf diese praktische QualitĂ€t, als er sagte, diese Synthesizer seien „eine Kombination aus dem digitalen Zeitalter und uns - analoge Tiere aus Blut und Knochen“, die "Knöpfe und Regler zum Anfassen brauchen".

    Das ist ein schönes Kompliment. Aber es scheint kein kompliziertes Konzept hinter Erica Synths zu stecken. Es sind einfach großartig klingende GerĂ€te entworfen und gebaut fĂŒr intensivsten Live-Einsatz. Wenn es eine Philosophie dahinter gibt, dann ist es vielleicht diese: Technologie soll keine Bedrohung fĂŒr menschliche Musik sein – sondern vielmehr Tore zu neuer KreativitĂ€t aufstoßen.

    www.ericasynths.lv

  • Im BEAT Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um den Mixing- und Mastering-Engineer Eric Horstmann, dem in Deutschland wohl fĂŒhrenden Experten fĂŒr Atmos.

    In einem vielbeachteten Interview hat Mastering-Legende Bob Clearmountain bereits das Ende von Dolby Atmos vorhergesagt. Eric Horstmann aber glaubt vorbehaltlos an das neue Format. In seinem “Immersive Lab”, das er sich mit Produzent und Songwriter Daniel Grunenberg von Glasperlenspiel teilt, gibt er der Musik von Kunden wie Shirin David und Cro, Moderat und Rodriguez Jr, Alice Merton und Paula Hartmann den atmosphĂ€rischen Feinschliff. DafĂŒr hat er sich auch entsprechend professionell eingerichtet.

    Das Immersive Lab mag auf den ersten Blick recht klein und unspektakulĂ€r anmuten. Doch hinter der nĂŒchternen Fassade und den psychedelisch-welligen AbsorberflĂ€chen verbirgt sich State-of-the-Art Technologie und ein genau durchdachtes Konzept. Dominiert wird es von Genelec-Speakern – Horstmann arbeitet fĂŒr den finnischen Boxen-Hersteller und dessen futuristisches Experience Center in Berlin – sowie den Modulen des dĂ€nischen Herstellers DAD.

    Gearbeitet wird vornehmlich in der Box und mit Kopfhörern. Der Hauptvorteil: Über visuelle Darstellungen und eine Vielzahl leistungsfĂ€higer Tools lĂ€sst sich der Sound punktgenau im Raum platzieren und bis in die kleinsten Details hinein bearbeiten. Auch binaurale Headphone-Mixe entfalten ihr volles, immersives Potential. So entstehen Produktionen, die raffiniert und ĂŒberraschend, aber gleichzeitig vollkommen organisch klingen.

    FĂŒr unseren Podcast haben wir Eric im Lab besucht und mit ihm ĂŒber die aktuelle Clearmountain-Kritik an Atmos sowie die praktische Arbeit im Studio gesprochen. Eines steht nach diesem GesprĂ€ch fest: Die Chancen, dass Atmos das erste Surround-Format mit Breitenwirkung wird, standen nie besser.

  • Im BEAT Producer Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Ben Lukas Boysen, dessen Arbeit sich auf dem schmalen Grat zwischen Soundtracks, moderner Klassik und Electronica bewegt.

    Ben Lukas Boysen empfĂ€ngt uns in seinem neuen Studio. Der kleine, aber einladende Raum beherbergt seine persönliche Sammlung klassischer Synthesizer, Drumcomputer und eine akribisch geordnete Kabelsammlung ("Ich habe immer noch das GefĂŒhl, dass sie nicht geordnet genug ist", gibt er lachend zu, "ich leide unter schwerer Kabel-OCD."). Die meiste Musik entsteht jedoch “in the box”, sogar die atemberaubend schönen KlavierklĂ€nge, fĂŒr die er berĂŒhmt geworden ist. Die Einfachheit und Sauberkeit des Raums bietet den perfekten Schutzraum fĂŒr die faszinierend eigenwilligen Rave-AusflĂŒge seines experimentellen Projekts Hecq - das er nun, nach einer mehrjĂ€hrigen Phase der Stille, wieder aufleben lĂ€sst.

    In vielerlei Hinsicht ist dies der perfekte Zeitpunkt fĂŒr ein GesprĂ€ch. Dank glorreich produzierter Alben wie “Mirage” oder “Gravity” ist Ben lĂ€ngst aus dem Schatten einiger der grĂ¶ĂŸeren Labelkollegen von Erased Tapes herausgetreten - allen voran Nils Frahm, den er bei “Gravity” noch als Produzent hinzugezogen hatte. Vor allem die letzten Jahre brachten dank starker Soundtrack-Arbeiten den Durchbruch. 2019 wurde er gebeten, den deutschen Thriller “Der Fall Collini” zu vertonen, seinerzeit der erfolgreichste Film des Jahres. 2022 folgte die TV-Serie “The Lazarus Project”, eine spannungsgeladene Zeitreisegeschichte, die sich in einem an Tennet gemahnenden Universum bewegt und wohl die bisher ambitionierteste und kreativ ĂŒberzeugendste Originalserie von Sky darstellt.

    Boysens klassische Ausbildung, und seine Jugend in einer Familie von Kreativen und Musikliebhabern, bildete die ideale Basis fĂŒr einen natĂŒrlichen Umgang mit orchestralen Klangfarben. Gleichzeitig fĂŒhrte ihn seine persönliche Liebe zum IDM der 90er Jahre, von Aphex Twin bis Autechre, zu elektronischen Klangskulpturen, komplexen Beatmustern und gespenstischen Stimmungen. Bei Hecq ging es (unter anderem) immer darum, diese beiden scheinbar gegensĂ€tzlichen Tendenzen zu einer einheitlichen Sprache zu verschmelzen, zusammengehalten von Boysens Begabung als Arrangeur, Sounddesigner und KlanggeschichtenerzĂ€hler.

    Nach einer mehrjĂ€hrigen Pause von Hecq, gibt es nun plötzlich eine neue EP. Sie trĂ€gt den Titel “Form” und ist eines der vielversprechendsten Comebacks in diesem Jahr. “Form” schafft es, ein vertrautes, leicht nostalgisches GefĂŒhl zu transportieren und dieses gleichzeitig in Tracks einzubetten, die einige der abenteuerlichsten Kompositionsideen in Boysens Karriere aufweisen.

    Weniger episch in Design und Klang als das VorgĂ€ngeralbum “Mirage” arbeiten diese StĂŒcke mit eigentlich einfachen Ideen, um verblĂŒffend originelle Ergebnisse zu erzielen. Sie zeugen von den Talenten eines Produzenten, fĂŒr den die Welt der Musik noch voller ungenutzter Potenziale ist - und der, wie unser Podcast beweist, sich auch gerne in aller Tiefe darĂŒber unterhĂ€lt.

  • Im BEAT Producer Podcast bittet Tobias Fischer spannende GĂ€ste zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um Modular-Papst Andreas Schneider und der von ihm gegrĂŒndete Superbooth. Seit der ersten Ausgabe ist die Synthie-Fachmesse stetig gewachsen und gilt heute als das wichtigste Event seiner Art ĂŒberhaupt. Auch Superbooth23 verspricht wieder schmackhaft zu werden. So trafen wir uns fĂŒr ein GesprĂ€ch ĂŒber den Spaß des Frickelns, die meditativen QualitĂ€ten des Musikmachens und spannende Modular-News.

    Als Andreas Schneider sein „BĂŒro“ eröffnete, waren Modularsynthies das möglicherweise nischigste Produkt der Elektronik. Gemeinhin galten sie als abstrakte und komplizierte Spielzeuge fĂŒr Musiker, die lieber mit dem Lötkolben als einem Keyboard hantierten. Genau das war es, was Schneider magisch anzog. Frustriert von Erfahrungen als Manager und Marketing-Experte und dem Eogoismis der Musikindustrie fand er endlich das, was ihm so lange gefehlt hatte: Die Liebe am Experiment, am Ausprobieren, am Spielen.

    Aus der Leidenschaft wurde schon bald ein Laden. Hier, und das macht das Konzept aus, konnte man die faszinierenden und doch angeblich lĂ€ngst von der Zeit eingeholten GerĂ€te und GerĂ€tchen ansehen, anfassen und antesten. Letzten Endes also schlicht das, was im konventionellen Einzelhandel fĂŒr „modernes“ Equipment schon lange selbstverstĂ€ndlich war. Mit dem Unterschied, dass es bei Schneider einfach viel mehr Spaß machte. Und so wird der Zwischenstopp am Kottbusser Tor fĂŒr so Manchen zum Pflichtprogramm beim Berlinbesuch.

    Der Superbooth (auf den Maskulin legt Schneider viel Wert) wird schon bald zur natĂŒrlichen ErgĂ€nzung zum Verkauf. Hier treffen sich Hersteller und Kunden, diejenigen welche die Klangkisten bauen und diejenigen, die mit ihnen Musik produzieren. Der Austausch und das Handanlegen ist fĂŒr das Konzept essentiell. Denn letzten Endes geht es hier nicht ums „Produzieren“ oder „Verkaufen“ - sondern, allen finanziellen Zielen zum Trotz, ums „Machen“.

  • Im 3x3 Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-GesprĂ€ch. Diese Folge dreht sich um die House-Legende Todd Terry. Im Mainstream wurde Terry vor allem mit seinen Remixen zum Star: “Missing” mit Everything But the Girl war sogar so gut, dass er in Deutschland, den USA und UK in der Top 3 landete. Dabei sind gerade seine eigenen Produktionen mitverantwortlich dafĂŒr, dass aus einer Nischenbewegung eine weltweites PhĂ€nomen entstand.

    James Brown und Quincy Jones waren fĂŒr den jungen Todd Terry die grĂ¶ĂŸten. Schon bald kamen Kraftwerk dazu – eine scheinbar krude Kombination, die aber zum Sprungbrett und zur lebenslangen Inspiration fĂŒr eine große Karriere wurde. In der Schnittmenge aus diesen EinflĂŒssen und maßgeblich inspiriert von der aufkeimenden Hip-Hop-Bewegung schuf der in Brooklyn geborene Musiker einen Sound, der dreckig war und roh, und der den Finger genau am Puls der Zeit hatte.

    Anderen ging es um kommerziellen Erfolg, Terry aber wollte einfach nur Musik machen und in kreativer Hinsicht “der King” sein. In seinem Schlafzimmerstudio standen bereits die wenigen GerĂ€te, mit denen er schon bald eine Revolution entfachte: Eine Drum Machine, ein paar Synths, ein Paar einfache Boxen und ein Mixer. Die Songs entstanden allesamt live im Augenblick, als Jams und Performances. “Rough” sollte es sein – und “rough” wurde es auch.

    Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, denen langsam aber sicher die Ideen ausgehen, ist das Produzieren fĂŒr Terry eine Sucht geblieben. Seine ProduktivitĂ€t ist geradezu obsessiv, die Liste der Tracks, die nach seiner Umstellung auf eine digitale Arbeitsumgebung entstanden sind, erstreckt sich ins Unendliche. Dabei bestand eine der Herausforderungen darin, die besagte “Roughness” auch am Laptop zu erzeugen.

    Genau darum – und darĂŒber wie sich Technologie und KreativitĂ€t in seinem Schaffen sich seit nunmehr fast 40 Jahren gegenseitig befruchten, geht es in diesem GesprĂ€ch.

    Aktuelle Single: Todd Terry, Janika Tenn & Lee Wilson: “I Give You Love”