Spelade
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"Gerade am Anfang eines Ermittlungsverfahrens kann man viel erreichen,
man kann aber auch Fehler machen – nicht nur als Anwalt, sondern auch
als Beschuldigter", sagt der Rechtsanwalt und Strafverteidiger Mustafa
Kaplan. "Da muss schnell reagiert werden, bevor ein Mandant sich um Kopf
und Kragen redet."
Kaplan, 53, wurde in der südtürkischen Stadt Antakya, kurz vor der
syrischen Grenze geboren und kam im Alter von acht Jahren nach
Deutschland. Nach der Realschule und dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium
arbeitete Kaplan für die Grünen und den WDR, jobbte in einem Krankenhaus
und zog mit einer Theatergruppe umher, ehe er Jura studierte. Ein Fach,
das ihn schnell begeisterte. "Die Strafrechtsfälle waren für mich
spannender als jeder Kinofilm und jedes Buch", erzählt Kaplan im
Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. "Die Freiheit eines Menschen ist mit das
höchste Gut, das wir haben – insofern ist das schon ein Rechtsgebiet,
das mich von Anfang an interessiert hat."
Sein privates Umfeld reagiere auf seine Arbeit oft irritiert bis
ablehnend, erzählt der Anwalt. "Ich werde schon gefragt: Wieso
vertrittst du jetzt einen Islamisten? Bist du selber einer? Wieso
verteidigst du einen Rocker und Drogenhändler? Warum einen
Vergewaltiger?" Insbesondere seine Arbeit für den türkischen Präsidenten
hätten viele nicht verstanden. "Es gab Bekannten, die einfach den
Kontakt abgebrochen und quasi den Deckel zugemacht haben", sagt Kaplan.
"Das finde ich traurig, wenn mir noch nicht mal die Möglichkeit gegeben
wird, da mich zu erklären."
Gleichzeitig seien die meisten Fälle, die er bearbeite, viel weniger
aufsehenerregend, erzählt Kaplan. "Man hat als Strafverteidiger im
Alltag oft mit Banalitäten zu kämpfen: kleinere Verkehrsunfälle,
Körperverletzung, Beleidigungen – das ist der Großteil der Arbeit", sagt
er. Im Gespräch gibt er auch gibt Tipps, wie man als beschuldigte
Personen reagieren sollte. "Natürlich macht es keinen Sinn, sich mit mit
der Polizei auf einen Kampf einzulassen", sagt Kaplan. Viele Mandanten
dächten, sie würden sich schon "irgendwie rausgeredet aus dem Dilemma",
erzählt er. "Aber das geht meistens schief."
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"Ich habe in der ernsthaften Literatur noch immer das Gefühl, dass ich
nicht so richtig dazu gehöre", sagt der Schriftsteller und Humorist Paul
Bokowski, der durch Auftritte bei Lesebühnen und seinen
Kurzgeschichtenband "Hauptsache nichts mit Menschen" bekannt wurde. Erst
durch seinen neuen Roman gehe es ihm diesbezüglich besser: "Seitdem
denke ich: Ich bin nicht bloß Autor – sondern wirklich Schriftsteller."
Bokowski, 40, der als Sohn polnischer Flüchtlinge in Mainz geboren wurde
und in Hessen aufwuchs, studierte zunächst ein paar Monate lang Medizin
in Berlin, ehe er das Studium mit Anfang 20 zugunsten des Schreibens
aufgab. "Der Moment, als ich entschieden habe, dass das mit der Medizin
und mir nichts wird, war total befreiend", erzählt Bokowski im
Arbeitspodcast von Zeit Online. "Aber die Zeit danach war superhart. Ich
habe ganz lange mega wenig Geld verdient."
Mittlerweile tritt er bis zu 140 Mal im Jahr auf Lesebühnen auf und
schreibt dafür eigene Texte. Die besten hat er in drei
Kurzgeschichtenbänden veröffentlicht. Als in der Corona-Pandemie
plötzlich alle Veranstaltungen abgesagt wurden, hatte Bokowski plötzlich
viel Zeit – und musste sich andere Einkommensquellen suchen: Er schrieb
"Schlesenburg", einen Roman, der Mitte September erscheint. Er ist
autofiktional, es geht um Fremdheit und Rassismus in seiner Jugend als
Sohn polnischer Flüchtlinge in einer westdeutschen Blocksiedlung.
An dem Roman zu arbeiten sei etwas gänzlich anderes gewesen, als
Kurzgeschichten zu verfassen, erzählt Bokowski im Podcast. "Ich habe mir
beim Schreiben drei, vier halbe Wortwitze erlaubt, habe dann aber
schnell gemerkt: Das passt hier nicht, das muss raus", sagt Bokowski.
"Und ich habe gemerkt: Sich selbst zu lektorieren, ist immer Kacke und
eine Qual."
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