Avsnitt

  • Er hat die Gattung Klavierquintett erfunden: Robert Schumann. 32-jährig widmete er das erste Klavierquintett der Musikgeschichte, sein op. 44, seiner jungen Frau Clara. «Wunderschön und voller Kraft» fand sie es, und es blieb zeitlebens eines ihrer Lieblingsstücke.

    1842 war die Geburtsstunde dieses Klavierquintetts in der Besetzung zwei Violinen, Viola, Cello und Klavier. Es entstand in Schumanns sogenanntem «Kammermusikjahr», denn 1842 hat er fast ausschliesslich Kammermusik komponiert. Seine Frau Clara liebte das ihr gewidmete Stück sehr und führte es oft selbst in ihren Konzerten auf. Sogar Richard Wagner lobte das Klavierquintett, obwohl er sich sonst eher abschätzig über Schumanns Musik äusserte.

    Das op. 44 ist äusserst beliebt beim Publikum, und auch bei Musikerinnen und Musikern. So wundert es nicht, dass es zahlreiche Aufnahmen von diesem Werk gibt. Jenny Berg vergleicht mit ihren beiden Gästen, der Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer und dem Pianisten Oliver Schnyder, fünf überwiegend neuere Einspielungen.

  • Arnold Schönberg schrieb den Zyklus «Pierrot Lunaire» von März bis Mai 1912, pro Tag eine der insgesamt 21 Nummer. Die Schauspielerin und Sängerin Albertine Zehme hatte bei Schönberg einen Zyklus von Melodramen bestellt.

    Sie selbst war bekannt als Darstellerin grosser Frauenrollen, etwa von William Shakespeare oder Henrik Ibsen, ebenso als Sängerin von grossen Wagner-Partien. In dieser Doppelrolle interessierte sie sich natürlich für die Verbindung von gesprochenem Wort und Musik, eben des Melodrams. Einer Form, die damals sehr en vogue war. Schönberg schrieb eine Musik für Stimme und kleines Instrumentalensemble voller komplexer Strukturen und zugleich auch als «Ausdrucksmusik» verstanden. Einen «leichten, satirischen Ton» sollte das Ganze haben.

    In dieser Diskothek zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg sind die Sängerin Claudia Dieterle und der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard zu Gast bei Benjamin Herzog.

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  • Michael Haefliger führt sein Festival in Luzern seit 25 Jahren. Lena-Lisa Wüstendörfer ist seit zwei Jahren Intendantin einer Konzertreihe im Urner Alpendorf Andermatt.

    Beide haben Musik studiert. Haefliger Violine an der New Yorker Juilliard School. Wüstendörfer an der Musikhochschule Basel ebenfalls Violine und Dirigieren. Als Dirigentin setzt sie sich mit ihrem Swiss Orchestra für Schweizer Sinfonik eine Bereicherung des Repertoires.

    Anton Bruckner nannte die 5. Sinfonie sein «kontrapunktisches Meisterstück». Sie ist ein Zeugnis durchdachter Konstruktion. Wie auch in anderen Sinfonien fasst der Wiener Komponist im Finale nämlich Themen der drei vorangegangenen Sätze zusammen. Dort jeweils noch bis zur Kantigkeit zurückgebunden, entfalten sie zuletzt dann doch die grosse Blütenpracht.

    Das Karge kam nicht überall gut an. Die Sinfonie musste sich jahrelang den Weg in den Konzertsaal bahnen. Bruckners Komponieren wich eben vom sinfonischen Standard seiner Zeitgenossen ab: Häufig verwendete er drei statt der üblichen zwei Themen, komponierte sich zuspitzende und oft nicht auflösende Konflikte, statt kompositorische Versöhnung. Als die Fünfte 1894 mit 20 Jahren Verspätung in Graz uraufgeführt wurde, fühlte sich der Dirigent jener Aufführung, Franz Schalk, genötigt, massiv in den Notentext einzugreifen, um die Sinfonie «bekömmlicher» zu machen. Bruckner war zu krank, um nach Graz zu fahren. So musste er nicht miterleben, wie sein ganzer Stolz, die Doppelfuge im Finale, einfach gestrichen worden war.

    Erstausstrahlung: 08.07.2024

  • Der Komponist Georg Muffat (1653-1704) war ein Mensch, dem das Überwinden von Grenzen ein zentrales Anliegen war. Geboren wurde er in der französischen Haute-Savoie, er erlernte die Kunst der Musik bei Jean-Baptiste Lully in Paris, aber auch bei Arcangelo Corelli in Rom. 

    Georg Muffat wusste, was Ländergrenzen sind (er lebte in einer von Kriegen geplagten Zeit und floh wegen einem Krieg in seinen jüngeren Jahren auch aus dem Elsass), er verbrachte zudem viele Jahre seines Lebens in Prag, Salzburg und Passau.. Und Muffat wusste, dass Ländergrenzen auch stilistische Grenzen in der Musik bedeuten. Als einer der wenigen seiner Zeit kannte er die Musik Frankreichs, Italiens und Deutschlands und brachte deren Elemente in seinen Werken zusammen, exemplarisch in der Sammlung «Armonico tributo», die aus fünf Sonaten besteht und 1682 in Salzburg gedruckt wurde.

    Dass auch ein Komponist eine aussermusikalische Aufgabe wahrnehmen kann, formulierte Muffat selbst so: «Mein Beruf ist weit entfernt vom Lärm der Waffen und der Staatsraison, die zu denselben ruft. Ich verstehe etwas von Noten, Akkorden und Klängen. Ich übe mich darin, eine liebliche Symphonie zu ersinnen: Wenn ich französische Weisen mit denen der Deutschen und Italiener vermische, so geschieht dies nicht, um einen Krieg heraufzubeschwören; vielmehr suche ich damit, der Eintracht all dieser Völker den Weg zu bereiten, dem köstlichen Frieden.»

    Die 2. Sonate aus der Sammlung in der Tonart g-Moll steht im Zentrum dieser Sendung; Norbert Graf diskutiert über Aufnahmen dieses Stücks zusammen mit der Barockgeigerin Eva Saladin und dem Blockflötisten Michael Form.

    Erstausstrahlung: 17.04.2023

  • Das Euphonium, die kleine Schwester der Tuba, ist bislang als Soloinstrument weitgehend unbekannt geblieben. Erst im 19. Jahrhundert wurde es von Alphonse Sax, dem Erfinder des Saxophons, entwickelt. 

    Ein bedeutender Beitrag zur Etablierung des Euphoniums gelang dem österreichisch-englischen Komponisten Joseph Horovitz. Sein Konzert für Euphonium entstand 1972 für den Galaabend des prestigeträchtigen National Brass Band Festivals in der Royal Albert Hall in London. Der Erfolg dieses Konzerts ebnete dem Euphonium den Weg in die Konzertsäle.

    In der Diskothek stehen nun fünf Interpretationen von Joseph Horovitz Euphoniumkonzert zur Diskussion - sowohl Versionen mit Brassband als auch mit Sinfonieorchester. Als Gäste begrüsst Eva Oertle den jungen Euphoniumspieler und Schweizer Finalisten des «Eurovision Young Musician» Wettbewerbs Valerian Alfaré sowie den Tessiner Dirigenten Carlo Balmelli.

    Diese Diskothek ist ausnahmsweise nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen: das Video ist auf Play SRF verfügbar.

  • Zwei Streichquartette hat der ungarische Komponist György Ligeti geschrieben. Das erste von 1953 für «die Schublade», denn im Ungarn der 1950er Jahre durfte seine Musik nicht aufgeführt werden.

    Ligeti floh 1956 aus seiner Heimat. Und fand danach zu seinem eigenen Stil. Sagt man, behauptet er selbst. Vieles vom späten Ligeti ist allerdings bereits hier angelegt: das Absurde, die Tonflächen. Was braucht es, um das am besten hörbar zu machen?

    Gäste von Benjamin Herzog sind der Tonmeister Andreas Werner und die Musikwissenschaftlerin Doris Lanz.

    Erstausstrahlung: 22.05.2023

  • Der französische Pianist und Komponist Camille Saint-Saëns wird heute vor allem mit seiner zoologischen Fantasie «Carnaval des animaux» und der Oper «Samson et Dalila» verbunden. Weit weniger bekannt sind die Bläsersonaten, die der Komponist kurz vor seinem Tod noch komponiert hat.

    Im hohen Alter von 86 Jahren nahm sich Saint-Saëns vor, den seiner Meinung nach von den französischen Komponisten lange Zeit vernachlässigten Holzblasinstrumenten eine Stimme zu geben und plante je eine Sonate für Oboe, Klarinette, Fagott, Englischhorn und Flöte.

    Drei der Sonaten konnte er noch realisieren, darunter die Klarinettensonate Es-Dur. Sie ist im Sommer 1921 für Auguste Périer, den Soloklarinettisten der Opéra-Comique und Professor am Pariser Conservatoire, entstanden. Es ist ein elegantes Werk voller Charme, das noch ganz in der klassischen und romantischen Tradition steht.

    Eva Oertle vergleicht mit ihren Gästen, dem Klarinettisten Reto Bieri und dem Pianisten Tomas Dratva, verschiedene Aufnahmen von Camille Saint-Saëns Es-Dur Sonate op. 167.

    Erstausstrahlung: 11.10.2021, dort zum 200. Todestag des Komponisten.

  • Paul Sacher, Musikmäzen und Dirigent, bestellte das Werk bei Béla Bartók. Und dieser schrieb es rekordverdächtig rasch. Im Januar 1937 wurde es in Basel uraufgeführt und das Publikum war begeistert. Bald eroberte das Stück Europa.

    Heute ist es selten zu hören: zu aufwändig die Proben, zu speziell die Besetzung. Zwei Streichorchester sitzen links und rechts auf der Bühne, vorne in der Mitte steht das Klavier, dahinter Celesta und Harfe und ein Teil des Schlagzeuges, hinten weiteres Schlagwerk. Akustisch soll der Klang von Schlagwerk und Tasten wie ein Trichter wirken.

    Die Verbindung von Klarheit und Komplexität prägen das Werk – und das muss geübt sein: Paul Sacher gönnte sich und dem damaligen Basler Kammerorchester vor der Uraufführung 25 Proben. Heute setzt man dafür höchstens drei Proben an. Trotzdem gibt es ein paar tolle neuere Einspielungen.

    Annelis Berger hört sich mit ihren beiden Gästen, der Schlagzeugerin Louisa Marxen und dem Dirigenten Baldur Brönnimann, fünf Interpretationen des Werkes an.