Avsnitt

  • Weihnachten in Dresden 1660: Die «Historia der Geburt Christi» von Heinrich Schütz erklingt zum ersten Mal – mit prachtvoll instrumentierten Concerti und einer ganz neu komponierten Stimme des Evangelisten. Bis heute ist Schütz’ Weihnachtshistorie ein beliebtes Stück in der Weihnachtszeit.

    Und schon früh galt Schütz’ Weihnachtshistorie als meistaufgeführtes Weihnachtswerk vor Bach. Denn der damals bereits 75-jährige Heinrich Schütz hat etwas ganz Neues geschaffen: Er hat den Part des Evangelisten nicht im damals üblichen liturgischen Lektionston notiert, sondern Vers für Vers ganz individuell vertont. So wurde der Textinhalt eindringlicher und die Emotionen durch Melodie und Harmonik verstärkt.

    Dazu setzt Schütz acht Intermedien mit einer reichen, wandelnden Besetzung: Die Hirten werden mit Blockflöten begleitet, die Hohenpriester mit gravitätischen Posaunen, und die Engel mit drei Gamben.

    Jenny Berg vergleicht gemeinsam mit der Sängerin Silke Gäng und dem Cembalisten und Organisten Jörg-Andreas Bötticher fünf der zahlreichen Aufnahmen dieses Werks.

  • «Das ist der wahre Piazzolla» - der argentinischen Tangoerneuerer Astor Piazzolla.

    Irgendwo zwischen Strawinsky und Bartok klangen die ersten Werke des Komponisten und Musikers Astor Piazzolla. Seine Lehrerin in Paris, Nadia Boulanger, spürte ein anderes Potenzial in ihm und forderte ihn auf, sich dem Tango zuzuwenden, denn: «Das ist der wahre Piazzolla». Und so kehrte der Argentinier zu seinen Wurzeln zurück, erneuerte aber den traditionellen Tango, was ihm manche verübelten. In der Diskothek werden einige seiner Hits in verschiedenen Interpretationen und Covers verglichen.

    Gäste von Annelis Berger sind der Kontrabassist Winfried Holzenkamp und der Bandoneonist Michael Zisman.

    Erstausstrahlung: 15.03.2021, dort zum 100. Geburtstag von Astor Piazzolla

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  • Alban Berg ist in finanziellen Nöten. Da kommt ein Auftrag um die Ecke: Der amerikanische Geiger Louis Krasner bittet ihn um ein Konzert und Berg macht sich an die Arbeit.

    Die Oper Lulu ist noch immer nicht ganz fertig, die wertvollen Tantiemen für seine 1. Oper Wozzeck schmelzen weg (wegen der Ächtung des Stücks durch die Nationalsozialisten). Dann stirbt Manon Gropius, die achtzehnjährige Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius. Das Violinkonzert soll ihr Requiem werden. Und wird gleichzeitig auch Bergs eigenes Requiem. Er stirbt im selben Jahr 1935 an einem entzündeten Insektenstich, ohne das Konzert je gehört zu haben.

    Das Werk wird schnell zum Klassiker der Moderne, es ist zwölftönig und doch tonal, es hat klare Strukturen und ist doch biografisch aufgeladen. Die Geigerin Chouchane Siranossian und der Musikwissenschaftler Hans Hofmann diskutieren einige neuere Aufnahmen.

  • Beethoven einmal fröhlich: Die Violinsonate Nr. 8 in G-Dur sprudelt nur so vor humoristischen Einfällen. Sie startet mit feurigen Dreiklangsraketen, tanzt ein langsames Menuett und bringt zum Finale ein Perpetuum mobile an Sechzehntelwirbeln.

    Sie ist die dritte der drei Sonaten für Klavier und Violine mit der Opuszahl 30 und erschien 1803. Beethoven widmete alle drei Sonaten dem Zaren Alexander I. von Russland – und erhielt stattliche 100 Dukaten dafür.

    Obwohl es zahlreiche Aufnahmen dieser Sonate gibt, war sie noch nie Thema in der Diskothek. Zeit also, die verschiedenen Interpretationen dieser Sonate einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Gäste von Jenny Berg sind die Geigerin Leila Schayegh und der Pianist Jan Schultsz.

  • Jeweils in der letzten Diskothek-Ausgabe des Monats stellen wir die Gewinnerinnen und Gewinner der vorangegangenen Sendungen vor. Die in der Diskothek prämierten Interpret:innen und Ensembles treten hier auch mit anderem Repertoire oder in anderer Besetzung auf.

    In diesem Monat:

    - Gabriel Fauré: Requiem d-Moll op. 48
    - Giacomo Puccini: Madama Butterfly. Oper
    - Künstliche Intelligenz

  • Eine Spezialdiskothek im Rahmen des SRF-Schwerpunktthemas «KI und wir». Was hat Künstliche Intelligenz in der Musik zu suchen? Viel und Vielfältiges. Das zeigt die Diskothek mit KI-Experte und Musikwissenschaftler Michael Harenberg (Hochschule der Künste Bern) und Tonmeister Andreas Werner.

    Wir hören in der Sendung Produkten aus einfachen Anwendungen zu, die jeder bei sich auf den Computer laden kann. Musik per Knopfdruck? Nein, so einfach ist es dann doch nicht. In einem zweiten Teil tauchen wir in die erstaunlich lange Geschichte ein von Musik und Automation. Sie geht zurück bis ins Mittelalter. Teil drei nimmt sodann Werke unter die Lupe, die mit KI entstanden sind und wo KI in einen Dialog tritt mit menschlichen Künstler*innen auf oder hinter der Bühne. Musik von Jennifer Walshe, Holly Herndon, George E. Lewis oder Brian Eno.

    Gespielte Musik:

    · Tomek Kolczynski: Blue Serenade, 2024. Eigenverlag.
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    · Lejaren Hiller und Leonard Isaacson: Illiac-Suite, 1957. Quelle: Youtube
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    · Wolfgang Amadé Mozart: Musikalisches Würfelspiel. Aufnahme von Neville Marriner, Cembalo. Philips, 1991
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    · David Cope/Experiments in musical intelligence: Bach-Invention Nr. 1, Chopin-Mazurka. Centaur Records, 1994.
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    · Holly Herndon: Proto. Album bei 4AD, 2019.
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    · George E Lewis: The reincarnation of blind Tom. SWR Symphonieorchester, Leitung Susanne Blumenthal. Aufnahme des SWR, 2024.
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    · Jennifer Walshe: Late Anthology of Early Music. Tetbind Records, 2020.
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    · Maxime Mantovani: Improvisation 23/03/2022, Forum IRCAM. Quelle: Youtube.
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    · Brian Eno, Peter Chilvers: Reflection. Apple-Download, 2017.

  • Es gibt Menschen, die einen grossen Bogen um die Opern von Giacomo Puccini schlagen. Zu schwülstig, üppig. Kitschverdacht! Und tatsächlich lässt sich hier trefflich schwelgen. Im November jährt sich Puccinis Todestag zum 100. Mal.

    Der so genannte Verismo, den Puccini als Komponist bedient und wo auch mal das ganze Orchester mit der sterbenden Sopranistin mitschluchzt, geht manchen zu nahe. Doch Puccini ist nicht so eindimensional wie ihn seine Verächter darstellen. Das zeigt sich im speziellen Fall seiner «Madama Butterfly» darin, wie ein Bemühen um Authentizität im Kolorit und der Melodik bemerkbar ist. Natürlich ist «Butterfly» dann eine italienische Oper geworden. Doch eine, in welcher gerade dieses Problem der kulturellen Aneignung Thema ist.

    Benjamin Franklin Pinkerton, ein in Japan stationierter amerikanischer Marineoffizier, geht mit der als Geisha tätigen Adligen Cio Cio San eine Scheinehe ein, die diese jedoch für wahrhaftig hält. Für ihn ist Cio Cio San, alias Butterfly, nur ein exotisches Tier, ein Schmetterling, den man aufspiesst und damit ja tötet, um sich an seiner Schönheit zu ergötzen. Für Butterfly dagegen sind der Marineoffizier und seine Heimat Amerika der Traum einer besseren Welt. Sofort nach der Hochzeit reist Pinkerton nach Hause und kommt drei Jahre später nach Japan zurück. Mit seiner «richtigen» Frau, die er, während Cio Cio San auf ihn wartete, in den USA geheiratet hatte. Als Butterfly das erkennt, bringt sie sich um.
    Puccini verwebt unterschiedlichste musikalische Idiome in seiner Oper, vor allem um den Gegensatz von westlicher und fernöstlicher Kultur hörbar zu machen. So kommt wie ein brutales Signal die heutige amerikanische Nationalhymne vor. Die japanische Färbung erreicht er in der Orchestrierung durch Instrumente wie Tamtams, also japanische Gongs, in verschiedenen Grössen oder japanische Glocken. Und mit einem erotischen Lied, das allerdings aus China stammt. Dieses ist das musikalische Thema der tragischen Titelheldin.

    In einer halböffentlichen Diskothek diskutieren die Dirigentin Graziella Contratto und der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard mit Benjamin Herzog Puccinis 1904 in der Mailänder Scala uraufgeführte Oper.

    Erstsendung: 25.06.2022

  • Es ist eines der meistgespielten Werke des französischen Spätromantikers, und es ist ein recht ungewöhnliches Requiem: Auf dramatische Ausbrüche wie in den Requiems von W. A. Mozart oder G. Verdi wartet man vergebens.

    Die Intensität ist bei Fauré nach innen gerichtet, sanfte und ätherische Klangwelten dominieren in dieser rund 40 Minuten langen Totenmesse. «Es besitzt den sanften Charakter, den auch ich habe», sagte der Komponist selber dazu. Und: «Man hat gesagt, dass es keine Angst vor dem Tod ausdrücke; jemand hat es ein ‹Wiegenlied des Todes› genannt. Doch so empfinde ich den Tod: als glückliche Befreiung, als Streben nach dem jenseitigen Glück eher denn als schmerzhaften Übergang.»

    Der Komponist schrieb eine erste, klein besetzte Kammerfassung 1887-1888 nieder, überarbeitete sein Requiem jedoch noch zwei Male bis zur Fassung für grosses Orchester, Orgel sowie Bariton- und Sopran-Solo, welche erst 1900 uraufgeführt wurde. Sie hat sich dann aber im Konzertbetrieb durchgesetzt.

    Gäste von Moritz Weber sind die Zürcher Sopranistin und Schauspielerin Claudia Dieterle und der Musikkritiker und Organist Peter Hagmann.