Avsnitt

  • Identitätskrise, das neue Sachbuch von Alice Hasters, handelt, wie der
    Titel nahelegt, von Identität. Diese setze "das Ich und die Gesellschaft
    in ein Verhältnis", sagte die Autorin am Freitagabend im Schauspiel
    Frankfurt, wo Sascha Chaimowicz, Chefredakteur des ZEITmagazins, sie im
    Rahmen der Buchmesse befragt hat. Dieses Insverhältnissetzen suche "das
    Ich im Wir und das Wir im Ich", sagte Hasters. In ihrem Buch nun
    konstatiert Hasters eine Identitätskrise der Gesellschaft – was ist
    dieses "Wir"?

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Alice Hasters:
    Identitätskrise" des Literaturhauses Frankfurt und des ZEITmagazins, die
    am 20. Oktober im Schauspiel Frankfurt vor Publikum stattfand und auch
    als Videomitschnitt auf ZEIT ONLINE verfügbar ist. Identitätskrise von
    Alice Hasters ist am 23. Oktober 2023 bei hanserblau erschienen.

  • Bayern steht kurz vor der Landtagswahl und Ricarda Lang empfindet den
    Wahlkampf bisher als "wahnsinnig aufgeheizt". Die Grünenvorsitzende
    wirft dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vor, im Wahlkampf
    Feindbilder zu evozieren und auf diese Weise den Freistaat zu spalten.
    "Was man liebt, spaltet man eigentlich nicht", so Lang. Eine Koalition
    mit der CSU würde sie trotzdem befürworten: "Ich würde mich hier nicht
    vor der Verantwortung wegducken." Es sei ihr Wunsch, dass die Grünen in
    Bayern Verantwortung übernähmen.

    Ricarda Lang kritisiert Söder im Gespräch mit ZEIT-Politikredakteurin
    Mariam Lau und Roman Pletter, ZEIT-Wirtschaftsressortleiter, zudem für
    dessen Kulturkampf-Debatten: "Wenn Sie jetzt jede Debatte zur
    Kulturkampf-Debatte machen, über Klimaschutz, über Artenschutz, über
    Landwirtschaft, wie wollen Sie eigentlich in Zukunft noch Lösungen
    finden?"

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT
    mit …", die am 4. Oktober in München vor Publikum stattfand und per
    Livestream übertragen wurde.

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  • Immer wieder behandelt T. C. Boyle die großen gesellschaftlichen Krisen
    in seinen Romanen, in seinem neuen Buch nimmt er sich die
    Klimakatastrophe vor.

    "Blue Skies" ist eine Familiengeschichte, die zwischen Kalifornien und
    Florida spielt. Der Autor T. C. Boyle beschreibt in dem Buch die
    katastrophalen Folgen der menschlichen Naturzerstörung und des
    Klimawandels, von den Dürren im Westen und Überschwemmungen im Südosten
    der USA bis zum Insektensterben.

    T. C. Boyle stellte am 19. Juni 2023 seinen neuen Roman vor mehr als
    1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern vor. In der Universität Hamburg hat
    er mit ZEIT-Feuilletonchef Volker Weidermann über das gestörte
    Verhältnis vom Menschen zu seiner Umwelt gesprochen.

    Bei der Veranstaltung erzählte Boyle von einer Tausende Kilometer weiten
    Autofahrt durch die USA mit seinem Verleger, bei der am Ende nur ein
    einziger Käfer an der Windschutzscheibe klebte – “and of course we
    buried him”. Ein Schlüsselerlebnis für den Roman und Sinnbild für die
    Naturzerstörung durch den Menschen. T. C. Boyle berichtet fasziniert
    davon, was invasive Arten anrichten können: Als Haustiere gehaltene und
    ausgerissene Tigerpythons, die im Roman eine tragende Rolle spielen,
    würden in den Everglades ganze Landstriche leerfressen.

    Auf die Frage, wie er es schaffe, bei all dem Schrecken ein
    optimistischer Mensch zu bleiben, antwortet Boyle: “Inside I’m as black
    as coal” und lächelt dabei. Es sei kein Wunder, dass alle Schriftsteller
    Alkoholiker oder Drogensüchtige seien. Doch am Ende des Romans gibt er
    uns einen zarten Hoffnungsschimmer. Der Autor selbst fasst zusammen:
    “'Blue Skies' may make you laugh, and maybe depress you a little bit."

  • Juli Zeh teilt gerne ihre Meinung mit anderen. Während der
    Corona-Pandemie polarisierte sie mit ihren Äußerungen gegen die
    Impfpflicht. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine unterzeichnete
    sie mit anderen Künstlerinnen und Intellektuellen einen offenen Brief
    gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Sie bekommt aber
    nicht nur für ihre politischen Ansichten Aufmerksamkeit. Die
    Bestsellerautorin und promovierte Juristin schreibt Romane, Essays und
    Theaterstücke. Zuletzt feierte sie Erfolge mit ihren Romanen "Unter
    Leuten" und "Zwischen Welten".

    Im Gespräch mit ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo thematisiert Juli
    Zeh ihre Angst vor Auftritten auf der Bühne, denn "ein falsch
    formulierter Satz kann zum Problem werden".

    Das Gespräch ist die Aufzeichnung einer Veranstaltung im Rahmen der
    "Langen Nacht der ZEIT 2023", die am 3. Juni in der Universität Hamburg
    stattfand.

  • Olaf Scholz sieht sich als Klimakanzler. Aber mit welchen Mitteln will
    er den Klimaschutz weiter vorantreiben und wie kann er seine Koalition
    wieder zusammenführen? "Der Stillstand ist überwunden", sagt Scholz im
    Gespräch mit ZEIT-Politikredakteurin Mariam Lau und
    Wirtschaftsressortleiter Roman Pletter und ergänzt, man habe beim
    Klimaschutz ein riesiges Tempo vorgelegt. Die Forderungen der Letzten
    Generation kritisiert der Bundeskanzler als unzureichend und zu wenig
    inhaltlich: "Nicht ankleben, sondern anpacken." Man könne mit ihm
    beispielsweise darüber streiten, ob man noch mehr Offshore-Windparks
    bauen solle. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollten aber nur hören,
    dass bald "alles vorbei" sei und man das nun anerkennen müsse – das sei
    "angesichts der Tatsache, dass die Welt ein konkreter Ort ist, nicht
    konkret genug".

    Der Frage, wie ein perfektes Heizungsgesetz für ihn aussehe, weicht
    Scholz im Gespräch aus. Das werde er dann sagen, wenn das Gesetz fertig
    verhandelt sei. Weitere Verzögerungen beim Klimaschutz dürfe es nicht
    geben: In Vorgängerregierungen seien immer wieder langfristige
    Klimaschutzziele ausgegeben, aber kurzfristig nichts getan worden. Das
    habe sich nun geändert. "Es quietscht ab und zu, aber wir haben die
    Kurve noch gekriegt", so Scholz.

    Auf die Frage, wie er sich den jüngsten Umfrageerfolg der AfD erkläre,
    sagte Scholz, wir lebten in einer Zeit der Umbrüche, in der sich viele
    Menschen ihrer Zukunft nicht sicher seien. Das schaffe Raum für
    Parteien, die "schlecht gelaunt das Vergangene loben". Dagegen müsse man
    eine Zukunft setzen, an die man glauben könne, so Scholz.

    Auf die Frage, was der politisch schwerste Moment seines Lebens war,
    antwortet der Kanzler: "Das ist schwer zu sagen, aber ganz sicherlich
    die G20-Krawalle in Hamburg."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Lange Nacht der
    ZEIT 2023", die am 3. Juni in Hamburg vor Publikum stattfand und per
    Livestream übertragen wurde.

  • Schon während seiner Amtszeit als Staatsoberhaupt kritisierte Joachim
    Gauck Russlands Umgang mit der Ukraine. Heute fordert er mehr
    Waffenlieferungen in die Ukraine. Gauck sagt: Der Frieden in Europa sei
    lange stabil gewesen, nun aber brauche es eine entschlossene Politik, um
    Deutschland wieder abschreckungs- und verteidigungsfähig zu machen.

    Der Ukraine-Krieg habe das Verhältnis Gaucks zum Pazifismus verändert.
    Er stellt die Frage in den Raum: „Wenn du Verantwortung hast für deine
    Mitmenschen, wirst du dann zuschauen können, wenn dein Volk überwältigt
    wird? Eher doch wohl nicht.“

    Im Gespräch mit Mariam Lau und Roman Pletter sagt Gauck, eigentlich
    wolle China den Frieden: „Sie verdienen mehr, wenn Frieden ist. Und sie
    möchten auch gerne den großen Markt in den Vereinigten Staaten und in
    Europa nicht verlieren.“ Trotzdem plädiert er für einen Plan B: „Wenn
    sie tatsächlich Taiwan angreifen, dann müssen wir unser Verhalten
    ändern.“ Deutschland müsse sich in dem Fall „mit den US-Amerikanern, mit
    den Japanern, Australiern, mit den Koreanern verbünden und zusehen, dass
    wir uns durch Sanktionen oder was auch immer gegen das imperiale
    Begehren Chinas wehren“.

    Auf die Frage, ob er es bereue, nicht für eine zweite Amtszeit
    kandidiert zu haben, sagt der ehemalige Bundespräsident: „Nein, das
    bereue ich nicht.“ Gauck meint, nach seiner Vita sei es schon sehr
    unwahrscheinlich gewesen, dass er überhaupt Präsident geworden sei. „Man
    muss auch sagen: Tschüss, Leute.“

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung Eine Stunde ZEIT
    mit Joachim Gauck, die am 19. April in Berlin vor Publikum stattfand und
    per Livestream übertragen wurde.

  • Die simbabwische Bestsellerautorin, Filmemacherin und
    Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga ist eine der wichtigsten
    Stimmen des afrikanischen Kontinents und setzt sich für Freiheitsrechte
    in ihrer Heimat ein. In ihrem Buch Schwarz und Frau – Gedanken zur
    postkolonialen Gesellschaft spannt die Autorin einen großen historischen
    Bogen über die doppelte Unterdrückung, die Schwarzen Frauen begegnet –
    durch rigide patriarchale Strukturen und die anhaltende Dominanz der
    Weißen.

    Im Gespräch mit Andrea Böhm, Politikredakteurin der ZEIT, beleuchtet
    Dangarembga den Wandel des Patriarchats: Das kapitalistische System habe
    das Patriarchat in afrikanischen Gesellschaften gewandelt – zunächst
    basierte es auf Familienbeziehungen, später auf Besitz und Eigentum.

    Im Sommer 2023 wird in Simbabwe gewählt. "Wir wissen, dass es bereits
    Einschüchterung von Wählern gab", die Wahlkommission verhalte sich zudem
    verfassungswidrig. "Diejenigen, die die Geschichte Simbabwes beleuchten,
    kommen zunehmend zu dem Ergebnis, dass es noch nie eine freie und faire
    Wahl in Simbabwe gab und sich dieser Trend wahrscheinlich weiter
    fortsetzt."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Tsitsi
    Dangarembga: Schwarz und Frau – Gedanken zur postkolonialen
    Gesellschaft" vom 8. März 2023, die in Frankfurt am Main vor Publikum
    stattfand und per Livestream übertragen wurde.

  • Die Historikerin und Germanistin Irina Scherbakowa setzt sich seit
    Jahrzehnten unermüdlich für die Demokratisierung der russischen
    Gesellschaft und die Aufklärung der Verbrechen des Stalinismus ein. Sie
    ist Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial,
    die 2021 vom Obersten Gericht in Russland verboten wurde und am 10.
    Dezember den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten hat. Irina
    Scherbakowa wurde zudem am 4. Dezember mit dem Marion-Dönhoff-Preis für
    internationale Verständigung und Versöhnung von der ZEIT, ZEIT-Stiftung
    und Marion Dönhoff Stiftung ausgezeichnet.

    Die Wirkung der Propaganda in Russland habe sie unterschätzt, räumt die
    Menschenrechtlerin im Gespräch mit Anna Sauerbrey, außenpolitische
    Koordinatorin der ZEIT, ein: "Der Staat kann alles machen, was er will."
    Und: "Unser Regime ist unberechenbar geworden." Zwar seien viele,
    darunter auch zahlreiche junge Menschen, auf die Straße gegangen, aber
    bislang zu wenige.

    Es sei sehr schmerzhaft zu sehen, wie in Russland jeden Tag immer mehr
    "Inseln der Freiheit zusammenschrumpfen". Memorial werde sich jedoch
    außerhalb Russlands neu gründen und sei unabhängig von der Liquidierung
    weiter aktiv. Betrachte man die Geschichte, würden Diktaturen früher
    oder später bestraft, so die Historikerin. Für Russland bedeute dies:
    "Historisch gesehen gibt es diese Hoffnung."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung „Für Aufklärung und
    Gerechtigkeit – Ein Gespräch mit Memorial-Gründerin Irina Scherbakowa“,
    die am 5. Dezember im Helmut Schmidt Auditorium der Bucerius Law School
    in Hamburg vor Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.

    Weitere Links zur Folge:

    Marion-Dönhoff-Preis: Die Verlockung der Hoffnungslosigkeit

    Menschenrechtsorganisation Memorial: Die Geschichtskämpferin

    Russland: International isoliert

  • Zwölf Jahre nachdem Chelsea Manning geheime Militärdokumente auf
    Wikileaks veröffentlichte, erscheint ihr Buch README.txt – Meine
    Geschichte in Deutschland. Es erzählt von ihrem Einsatz für mehr
    institutionelle Transparenz, die Rechenschaftspflichten der Regierung
    und ihre Rechte als Transfrau. Mit diesem Buch wolle Chelsea Manning
    ihre ganze Geschichte erzählen und davor bewahren, in Vergessenheit zu
    geraten: "Die Geschichte, die ich erzählen wollte – und das ist meine
    Geschichte – ist eine Geschichte des Überlebens und der Identität."

    Im Gespräch mit ZEIT-ONLINE-Chefredakteur Jochen Wegner bezeichnet
    Chelsea Manning die aktuelle Situation in den Vereinigten Staaten als
    "alarmierend" – insbesondere für die LGBTQ-Community: "Wenn ich mir die
    Indikatoren der Vereinigten Staaten im Vergleich zu jedem anderen Land
    ansehe, sehe ich überall red flags und ein höheres Risiko für zivilen
    Konflikt." Manning berichtet, dass sie täglich "organisierte politische
    Gewalt" in den USA spüren könne und es würde "immer schlimmer".

    Darüber hinaus beschreibt die ehemalige US-Geheimdienstanalystin, wie
    unser informationsreiches Umfeld den Umgang mit geheimen Daten verändert
    habe. Im Jahr 2022 habe man als Zivilist am eigenen Laptop mehr Zugang
    zu Informationen, als sie es 2010 mit "dem gesamten
    US-Geheimdienstapparat im Rücken" gehabt habe: "Mittlerweile ist die
    Geschwindigkeit wichtiger als die Frage, ob die Information geheim
    gehalten wurde oder nicht."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung Chelsea Manning
    "README.txt – Meine Geschichte", die am 23. November in Hamburg vor
    Publikum stattfand und per Livestream übertragen wurde.

    Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung mit Chelsea Manning.

  • Noch nicht mal ein Jahr ist Christian Lindner Bundesfinanzminister, aber
    angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und inmitten der
    Energiekrise steht er vor einer Reihe schwieriger Herausforderungen: Wie
    geht es mit den Atomkraftwerken weiter? Und wie sollen die Bürgerinnen
    und Bürger entlastet werden?

    Mit der Ampel-Koalition will Lindner nicht erneut über die Laufzeiten
    der Atomkraftwerke diskutieren: "Es ist jetzt einfach mal entschieden,
    da muss man auch sagen: Jetzt ist Ende." Er gehe davon aus, dass
    Deutschland ab April auch ohne Atomkraft auskommen werde. "Wir tun auch
    alles dafür, dass es dazu kommt." Er persönlich hätte jedoch
    "sicherheitshalber noch eine Back-up-Lösung auf den Hof gestellt."

    Im Gespräch mit Mariam Lau und Roman Pletter, DIE ZEIT, lobt Lindner
    Olaf Scholz in der Krise für seinen "sehr klaren Kompass", seine große
    Erfahrung und seinen Sachverstand – "auch wenn er jetzt nicht der
    leidenschaftlichste Rhetoriker ist". Seine Führungsrolle nehme der
    Kanzler "sehr gut wahr", die Zusammenarbeit sei sehr kollegial.

    Der FDP-Chef sagt, er pflege eine "skeptische Staatsfreundschaft", ohne
    staatsgläubig zu sein. Er hätte gerne einen Staat, der bei den "großen
    Aufgaben" wie Infrastruktur oder äußere Sicherheit, "die man nicht
    individuell stemmen kann, mit den Ergebnissen seiner Leistung wieder
    überzeugt und auf der anderen Seite einen Staat, der uns im Alltag dort
    in Ruhe lässt, wo wir ihn nicht brauchen".

    Es wurde auch persönlich: Auf die Frage, was Lindner seinem 20 Jahre
    jüngeren Ich raten würde, sagte der Finanzminister: "Mach alle Fehler
    wieder genauso."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT
    mit Christian Lindner", die am 2. November in Berlin vor Publikum
    stattfand und per Livestream übertragen wurde.

  • Welche Verantwortung übernimmt die Union in der aktuellen Krise? Und
    welche Themen möchte der CDU-Vorsitzende und Oppositionsführer Friedrich
    Merz in den Vordergrund rücken? Im Podcast "ZEIT Bühne" spricht Merz
    über die Ausgaben des Bundes in der Krise, den Umgang des Kanzlers mit
    der Opposition – und seine neue Brille.

    Im Gespräch, das die ZEIT-Journalistin Mariam Lau und ihr Kollege Roman
    Pletter im Rahmen der Veranstaltung "Eine Stunde ZEIT" mit Merz am 6.
    Oktober in Berlin vor Publikum führten, betonte er, in der aktuellen
    Krise müsse man gezielt helfen. Einsparmöglichkeiten sehe er zum
    Beispiel beim Bundeshaushalt. "Dieser Staat muss auch selber bereit
    sein, sich mal an der einen oder anderen Stelle ein bisschen
    zurückzunehmen, zumindest mal nicht weiter auszuweiten."

  • Im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo bei der Langen Nacht der ZEIT am 2.
    Juli äußert sich die preisgekrönte Schriftstellerin Eva Menasse über die
    Antisemitismusvorwürfe an die documenta: Wie steht die Autorin dazu,
    dass das umstrittene Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring
    Padi abgehängt wurde? Sie sagt: „Es ist mir wirklich egal. Man kann das
    da hängen lassen, man kann’s abdecken, man kann’s zusammenrollen und
    außer Landes schaffen. Nichts davon ändert etwas an den Problemen, die
    wir haben.“ Die Aufregung darüber verstehe sie zwar, meint aber, dass
    diese unverhältnismäßig sei gegenüber den Problemen mit echtem,
    eliminatorischem Antisemitismus, den es in diesem Land immer noch gebe.

    Menasse hebt weiter den Einfluss der Digitalisierung auf die
    Gesellschaft hervor: „Mit dem Beginn der Digitalisierung ist die Welt
    komplett verrückt geworden. Und ich glaube, ein Großteil des
    gesellschaftlichen Zerfalls und der Wut, die in der Welt herrscht, und
    dieser total binären Strukturen – bist du für mich oder gegen mich –,
    der kommt direkt aus dieser technologischen Entwicklung.“ In den USA
    könne man beispielsweise sehen, wie ein Land sich in zwei unversöhnliche
    Hälfte geteilt habe.

  • In zwei kurzen Impuls-Vorträgen entwerfen Ricarda Lang und Michael Kruse
    ihre Vorstellung von einem besseren Sozialstaat. Bevor sie, moderiert
    von ZEIT-Redakteurin Anna Mayr, miteinander ins Gespräch kommen und dann
    noch die zahlreich gestellten Publikumsfragen beantworten. Der
    FDP-Politiker überrascht mit der Meinung, dass seine "Idealvorstellung
    von einem Sozialstaat eigentlich wäre, dass wir ihn möglichst gar nicht
    brauchen". Der Sozialstaat solle sich möglichst auf die Rolle des
    "Enablers" beschränken, in einer Gesellschaft, in der "jeder seines
    Glückes Schmied ist".

    Ricarda Lang hingegen meinte, man müsse über den als etwas "schmuddelig"
    geltenden Begriff "Armut" sprechen. Sie führt aus: "Warum reden wir
    nicht gerne über Armut? Weil wir Armut immer noch häufig als
    persönliches Problem verstehen, als ein persönliches Scheitern des
    Einzelnen. Und meine Utopie eines Sozialstaates ist, dass wir genau
    davon wegkommen. Denn aus meiner Sicht ist Armut kein Naturgesetz, es
    ist auch kein persönliches Scheitern, sondern es ist tatsächlich eine
    politische Entscheidung." Deshalb reiche es nicht, nur auf
    Chancengleichheit zu schauen.

    Der im ärmeren Hamburger Stadtteil Steilshoop aufgewachsene Michael
    Kruse betont die Freiheit jedes einzelnen, sich seine eigenen Ziele zu
    setzen und diese auch erreichen zu können. Beide sind sich einig, dass
    faire Löhne gezahlt werden sollten. Und wenn das so wäre, sagt Ricarda
    Lang, dann liefere, "niemand mehr in 15 Minuten dein Gorilla-Essen nach
    Hause". Wolle man diesen Luxus weiterhin haben, "dann muss es gut
    bezahlt sein und dann ist es vielleicht in dem Fall die paar Euro
    teurer".

    Das Gespräch mit Ricarda Lang und Michael Kruse, moderiert von Anna
    Mayr, fand im Rahmen der achten Langen Nacht der ZEIT am Samstagabend,
    2. Juli 2022, in Hamburg statt.

  • Laut jüngsten Umfragen ist Robert Habeck beliebter als Bundeskanzler
    Olaf Scholz. Dabei verfolgt er momentan eine umstrittene und gerade für
    seine Partei schmerzhafte Politik: Um Deutschland angesichts des Krieges
    in der Ukraine von russischer Energie unabhängig zu machen, ging der
    Bundeswirtschafts- und Klimaminister Deals mit Katar ein. Wie plant
    Habeck, die Versorgungssicherheit mit Energie in Deutschland
    sicherzustellen? Und was wird geschehen, falls Russland Europa selbst
    das Gas abdreht?

    Habeck hält einen Lieferstopp von russischem Gas für möglich: "Dass das
    ausgeschlossen ist, würde niemand, der bei Sinn und Verstand ist,
    behaupten", so der Vizekanzler im Gespräch mit Mariam Lau und Roman
    Pletter bei der Langen Nacht der ZEIT in Hamburg.

    Um Versorgungsengpässen vorzubeugen, gebe es zwei Möglichkeiten:
    "Entweder man gibt den Unternehmen Geld", das falle aber früher oder
    später auf die Steuerzahler zurück. Oder man erlaube den Unternehmen,
    die Preise direkt an die Kunden weiterzugeben. Das sei allerdings "ein
    sehr, sehr scharfes Schwert, das wir noch nicht gezogen haben, weil wir
    noch an anderen Möglichkeiten arbeiten, die vielleicht den Keil nicht so
    scharf in die Gesellschaft treiben. Aber ausschließen kann ich das auch
    nicht."

    Europa habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges zum Positiven
    verändert, findet Habeck. Es gebe "eine ganz große Solidarität, auch mit
    der Ukraine, aber auch mit diesem Land". Habeck weiter: "Irgendwie ist
    Europa stärker geworden." Auch Deutschland sei "vielleicht sogar ein
    bisschen solidarischer geworden. Und ich glaube, ohne zu spoilern, von
    der Solidarität werden wir noch ein ganzes schönes Stück brauchen im
    nächsten halben Jahr oder Jahr."

    Als Politiker sei es ihm wichtig, das Zuhören nicht zu verlernen, so
    Habeck. Es sei "auch eine professionelle Deformation, die man auch
    später bei einigen merkt, dass man immer glaubt, man muss derjenige
    sein, der entscheidet. Und das wieder loszuwerden, ist auch was Gutes."

  • Über zu wenig Arbeit kann sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser in den
    ersten Monaten ihrer Amtszeit sicher nicht beschweren: Der Krieg und die
    Bedrohungslage in Europa, großes Leid in der Ukraine, eine sich
    abzeichnende Wirtschafts- und Energiekrise und große Fluchtbewegungen.
    Für Nancy Faeser stellen sich nun viele Fragen. Wie kann der Bund die
    Länder und Kommunen dabei unterstützen, die Flüchtenden im Land zu
    verteilen und zu versorgen? Und wie möchte sie die Bevölkerung
    angesichts aktueller Preissteigerungen entlasten?

    Von den großen Themen geht es aber zunächst zu einem für viele
    Mitglieder unangenehmen Parteifreund in den Reihen der SPD. Nancy Faeser
    fordert angesichts seiner umstrittenen Wirtschaftsbeziehungen nach
    Russland einen Ausschluss von Altkanzler Gerhard Schröder aus der
    Partei. "Ausschließen", sagt die Bundesinnenministerin entschieden im
    Gespräch mit Tina Hildebrandt und Roman Pletter.

    Bei den ukrainischen Geflüchteten in Deutschland habe das
    Bundesinnenministerium sehr viel Wert auf die Registrierung gelegt,
    erläutert Faeser. Sie schätzt, "dass ca. 700.000 in Deutschland sind".
    Da die Geflüchteten überwiegend Frauen und Kinder seien, glaube sie
    nicht, dass die Hilfsbereitschaft der Deutschen kippen werde.

    Angesichts der aktuellen Preissteigerungen macht die
    Bundesinnenministerin klar, dass sie nicht mit einem schnellen Ende der
    Inflation rechnet: "Ich glaube, man muss die Menschen schon darauf
    einstellen, dass manches teurer wird und dass sich das auch eine Weile
    halten wird." Sie glaube dennoch, dass der Staat einen Ausgleich
    schaffen müsse: "Das haben wir jetzt mit zwei Entlastungspaketen schon
    getan und sicherlich kann das auch noch notwendig sein, dann ein drittes
    hinterherzuschieben." Konkret nennt Faeser einen Ausgleich im Bereich
    Lebensmittel sowie Zuschüsse für Familien, die ins Auge gefasst werden
    könnten.

    Auf die Frage, ob im Herbst coronabedingt wieder mit größeren
    Freiheitseinschränkungen zu rechnen sei, meint Faeser: "Ich hoffe nein,
    dass das nicht nötig sein wird."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung einer Onlineliveveranstaltung aus der
    Reihe "Eine Stunde ZEIT mit…" vom 17. Mai 2022.

  • Mit ihrem Roman Ein wenig Leben gelang Yanagihara ein internationaler
    Bestseller, der viele Leserinnen und Leser zu Tränen rührte. "Ich habe
    schlimm geheult", sagt Moderatorin Judith Liere. Yanagiharas neues Buch
    Zum Paradies besteht aus drei Teilen, zwischen denen jeweils 100 Jahre
    liegen – und die alle in demselben Haus in New York spielen: 1893, in
    einer fiktiven Vergangenheit, in der die Menschen in der freien Welt so
    leben und lieben dürfen, wie sie es möchten, und in der Homosexualität
    als selbstverständlich anerkannt ist. 1993, als Manhattan von Aids
    erschüttert wird. Und 2093, in einer von Seuchen bestimmten Welt.

    Fast alle Hauptfiguren in Hanya Yanagiharas Romanen sind männlich. Die
    Autorin sagt, dass es für sie weniger interessant sei, über Frauen zu
    erzählen.

    In ihren Romanen gibt es oft Menschen mit sehr viel oder sehr wenig
    Geld. Letztlich handelten aber "alle Romane von Geld", sagt die Autorin,
    egal ob Tolstoi, Thomas Mann oder Dickens. "Alle diese Bücher handeln
    von Geld und von Klassen, und alle handeln davon, wie Geld einen
    Charakter, seine Möglichkeiten und alles limitieren."

    Das Gespräch ist die Aufzeichnung einer ausverkauften Veranstaltung im
    Literaturhaus München vom 16. März 2022.

  • Seit der Invasion der Ukraine durch russische Truppen ist die Welt eine
    andere. Heinrich Wefing, Politikchef der ZEIT, spricht darüber mit der
    ZEIT-Redakteurin Alice Bota und Sabine Fischer von der Stiftung
    Wissenschaft und Poilitik, dem ukrainischen Autor Jurij Andruchowytsch
    sowie dem belarussischen Autor Viktor Martinowitsch über den Krieg in
    der Ukraine, die diskutierte Flugverbotszone, die Wahrnehmung der Lage
    aus Russland und Belarus, ob Wladimir Putin der Krieg zum Verhängnis
    wird. Und darüber, was ihnen in diesen dunklen Zeiten Hoffnung macht.

    Zur Diskussion der Flugverbotszone sagte der Jurij Andruchowytsch: "Das
    ist eine Maßnahme, die Putin, dem Aggressor, eine der wichtigsten und
    brutalsten, schrecklichsten Komponenten seiner Aggression wegnimmt."
    Sabine Fischer entgegnete: "Die Konsequenz wäre ein Kriegseintritt der
    NATO mit allen möglichen Konsequenzen. Mir bricht bei dieser Diskussion
    das Herz, das sage ich ganz ehrlich; weil ich den Wunsch der
    ukrainischen Seite absolut verstehe." Aber: "Ich kann die Haltung der
    NATO nachvollziehen."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung #StandWithUkraine
    vom 7. März 2022 im "Deutschen Schauspielhaus" in Hamburg.

  • Vom Talkshow-Dauergast zum Bundesgesundheitsminister: Nach zwei Jahren
    im Pandemie-Ausnahmezustand gibt es viel zu besprechen: Wie begründet
    Karl Lauterbach eine allgemeine Impfpflicht? Und wie beurteilt er das
    Verhalten seines Partei-Kollegen Gerhard Schröder in der Russland-Krise?

    Lauterbach würde mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin keine
    Geschäfte machen, das fiele ihm im Traum nicht ein. Der Altkanzler und
    Lobbyist Gerhard Schröder hingegen pflegt ein enges Verhältnis zu
    Russland. Kann Schröder vielleicht eine konstruktive Rolle in der Krise
    mit Russland spielen? "Die Glaubwürdigkeit, die da notwendig ist, sehe
    ich bei ihm im Moment nicht", sagt Lauterbach im Gespräch mit Tina
    Hildebrandt und Roman Pletter.

    Und von einer Krise zur nächsten: Die Pandemie könnte uns noch lange
    begleiten. "Dass das Virus in zehn Jahren weg ist, ist eher eine
    optimistische Annahme", sagt Lauterbach. Seit Monaten diskutiert die
    Politik daher über eine Impfpflicht. Karl Lauterbach spricht sich für
    eine Corona-Impfpflicht ab 18 Jahren aus, da sei er "der gleichen
    Meinung wie Bundeskanzler Scholz". Gegenwind kommt aus der Opposition.
    Lauterbach hofft, dass der CDU-Chef Friedrich Merz "über seinen Schatten
    springt" und die Bundesregierung bei der Impfpflicht unterstützt. Die
    Politik ist das eine, aber was denkt der Gesundheitsminister über
    Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen?

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung einer Onlineliveveranstaltung aus der
    Reihe „Eine Stunde ZEIT mit …“ vom 23. Februar 2022.

  • Im Kampf um die Unionskanzlerkandidatur machte CSU-Chef Markus Söder
    deutlich, dass er sich für den besseren Kandidaten als Armin Laschet
    hält. Die Verantwortung für die schlechten Umfragewerte der Union sieht
    er vor allem bei der CDU – nicht in Bayern. Wie beurteilt er die Chancen
    kurz vor der Bundestagswahl?

    Sollte die SPD stärkste Partei bei der Bundestagswahl werden, schließt
    er die Regierungsbeteiligung der Union aus: "Wenn die Union nicht
    stärker wird als die SPD, dann gibt es eine Regierung mit der SPD an der
    Spitze – ohne Union", sagt Söder im Gespräch mit Mariam Lau und Roman
    Pletter. Zu Olaf Scholz meint der Bayerische Ministerpräsident:
    "Natürlich ist Olaf Scholz kein Kommunist, aber er lässt es zu, dass
    solche politischen Kräfte wie Frau Wissler und andere große
    Verantwortung in Deutschland bekommen könnten."

    Angela Merkel habe er als Regierungschefin "schon anders schätzen
    gelernt", so Söder. Unterm Strich sei er "ein großer Fan von Angela
    Merkel geworden", insbesondere angesichts der Krisen, mit denen
    Deutschland in den vergangenen Jahren konfrontiert war.

    Beim Klimaschutz müsse man laut Söder "ehrgeizige Ziele mit ehrgeizigen
    Plänen" kombinieren. "Für mich ist das eine tief ethische Frage, wie wir
    die Welt übergeben." Damit verbunden meint er zum Tempolimit: "Ich
    glaube, dass das Tempolimit keinen überragenden Beitrag bringt." Einen
    überragenderen Beitrag würde aus seiner Sicht "autonomes Fahren
    verbunden mit erneuerbarem Antrieb" bringen.

    In Bezug auf trans- und homosexuelle Menschen sagt Söder: "Für mich ist
    jede Liebe segnenswert." Er gebe ein "totales Schutzversprechen aus,
    dass jeder in Bayern seine freie Entfaltung finden kann". Söder weiter:
    "Ich bin der Meinung, dass da kein Segen verweigert werden sollte."
    Liebe sei per se etwas Wunderbares.

  • Im Gespräch mit Tina Hildebrandt und Roman Pletter meint Christian
    Lindner: Die FDP sei eine Partei, "die fähig ist zum Kompromiss".
    Lindner sagt weiter: "Wir sind Garant der Mitte." Seine Partei trete nur
    in eine Regierung der politischen Mitte ein, "die bei der Beantwortung
    der großen Herausforderungen der Zeit auf Marktwirtschaft, Rechtsstaat
    und Europa vertraut".

    Zur Erbschaftsteuer sagt Lindner, er sehe hier keinen grundlegenden
    Handlungsbedarf. Es sei eine "zutiefst menschliche Eigenschaft, den
    eigenen Nachkommen etwas Wertvolles hinterlassen zu wollen". Diesen
    Antrieb des Menschen solle man nicht gefährden, sondern wertschätzen,
    sagt Lindner.

    Sein erster Berufswunsch als Vierjähriger: "Ich wollte Bauer werden. Ich
    liebe die Natur." Aber: Er liebe das, was er heute tue: "Es ist meine
    ganze Leidenschaft, Parlamentarier zu sein."

    Das Gespräch ist eine Aufzeichnung einer Onlineliveveranstaltung aus der
    Reihe "Eine Stunde ZEIT mit …" vom 15. September 2021.

    Weitere Links zur Folge:

    Christian Lindner: "Die FDP wird nur in eine Koalition der Mitte
    eintreten"