Avsnitt

  • Der Wissenschaft gelingt es, die Menschen mit einer Pille zu verjüngen. Dieses Szenario ist mehr als blosse Fantasterei – und ist das Thema im aktuellen Roman des Deutschen Maxim Leo. Ein Buch, das anregende Unterhaltung mit philosophischem Tiefgang biete, findet Host Felix Münger.Was auf den ersten Blick vielleicht verlockend klingt, erweist sich bei genauem Hinsehen als zweischneidig: Wenn wir Menschen nicht mehr altern würden, bliebe irgendwann kein Platz mehr für Nachwuchs. Und: Würde es uns überhaupt gelingen, eine unbeschränkte Lebenszeit sinnvoll zu nutzen? Co-Host Simon Leuthold zweifelt, ob er eine derartige Pille überhaupt einnehmen würde.Zweifelsohne würde ein Elixier zur Verjüngung unser Leben fundamental verändern. Doch es sei «in den Bereich des Realistischen» gerückt, sagt der ETH-Forscher Ferdinand von Meyenn: «Wir sind noch am Anfang, aber wir haben das Tor zur Verjüngung aufgestossen.»Dieses Buch steht im Zentrum:Maxim Leo. Wir werden jung sein. 304 Seiten. Kiepenheuer und Witsch, 2024.Im Podcast zu hören sind: * Maxim Leo, Buchautor * Ferdinand von Meyenn, ETH-Professor für Ernährung und EpigenetikWeitere erwähnte Bücher: * Don DeLill. Null K. Kiepenheuer und Witsch 2016. (288 Seiten) * Thea Dorn. Die Unglückseligen. Albrecht Knaus Verlag 2016. (560 Seiten)Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .

  • Iris Wolff erzählt in ihrem neuen Roman von einer deutschsprachigen Minderheit in der abgelegenen Maramuresch an der Grenze zur Ukraine. Es ist eine magische Welt, aber auch versehrt durch ethnische Spannungen und den Terror der Ceaucescu-Diktatur.«Man ist, einmal gegangen, immer ein Gehender.» Das sagt Levs Grossvater. Er flüchtete aus Rumänien. Der Enkel bleibt, auch nach dem Ende der Diktatur. Es braucht den Ruf seiner langjährigen, aber oft unerreichbaren Freundin, damit er sich auf den Weg macht.Franziska Hirsbrunner fasziniert, wie Iris Wolff ihren Protagonisten Lev mit unsichtbaren Fäden an viele Zeiten und Menschen bindet. Diese Art zu erzählen könne erhellender sein als ein historischer Abriss, meint Katja Schönherr.«Lichtungen» ist eine Liebesgeschichte, aber auch ein Roman über eine Landschaft und die Geschicke ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Iris Wolff, 1977 in Siebenbürgen geboren und 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert, lässt ihre Heimat Rumänien nicht los – zum Glück für die Lesenden.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Iris Wolff. Lichtungen. 255 Seiten. Klett-Cotta Verlag.Weiteres im Podcast erwähntes Buch: * Dana von Suffrin: Nochmal von vorne. 240 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2024.Im Podcast zu hören ist: * Iris Wolff, BuchautorinBei Fragen und Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .

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  • Was macht ein literarisches Werk aus? Braucht es zwingend Worte? Jennifer Khakshouri und Michael Luisier unterhalten sich über den Bildband «Tinte» von Anna Sommer, ein Buch ganz ohne Worte, dafür aber mit starken Bildern.Die Schweizer Illustratorin und Comiczeichnerin Anna Sommer hat ein poetisches, bildreiches Buch geschaffen. Es handelt von einer Frau, die sich auf die Suche nach Tinte begibt, um sich damit ihre Augen aufzumalen. Auf der Suche nach der Farbe trifft die Protagonistin auf Kreaturen, die sie entweder behindern oder helfen, dem Ziel, Tinte zu finden, näher zu kommen. Die Bilder, die Anna Sommer für ihr Buch mit einem Messer aus buntem, japanischem Papier geschnitten hat, sind reduziert. Die Künstlerin fängt literarische Stoffe ein und schafft emotionale Bilder, die trotz Ernsthaftigkeit auch humorvoll sind. Eine abenteuerliche Geschichte mit überraschender Pointe am Schluss. Ein poetisches Werk, das man nicht vergessen wird.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Anna Sommer. Tinte. 64 Seiten. Edition Moderne, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Anna Sommer, Illustratorin und Comiczeichnerin, Autorin von «Tinte» * Mark Welzel, früherer Co-Verleger von Arache Coeur, heute für die Publikationen am Museum Rietberg verantwortlich.Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: [email protected] .Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .

  • In «Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht» schaut ein Kind auf die vermeintliche Kärntner Idylle der 90er Jahre: Populismus und braunes Gedankengut überall, Eltern, die zu zweifelhaftem Reichtum kommen – und doch Freiheit. Diese Gratwanderung beeindruckt Simon Leuthold.Die Familie des 11-jährigen Mädchens ist zu Geld gekommen und zieht vom elterlichen Gasthof weg. Das Kind versteckt sich während der Umzugsarbeiten unter einem Lastwagen und erinnert sich: ans Spielen mit dem bosnischen Nachbarskind, an Gespräche, die es unter dem Gasthaustisch mitgehört hat, in denen es unter anderem um die «Lösung der Ausländerfrage» ging, an den Ariernachweis über dem Tisch in der Jägerstube. Gerade wegen der kindlich-naiven Perspektive eine bemerkenswerte literarische Leistung, mit der Julia Jost Einblicke in die österreichische Geschichte bietet, insbesondere die unaufgearbeitete NS-Vergangenheit und den Aufstieg des Populismus.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Julia Jost. Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht. 231 Seiten. Suhrkamp, 2024.Im Podcast zu hören ist: * Julia Jost, BuchautorinWeitere erwähnte Bücher: * Doron Rabinovici. Die Einstellung. 224 Seiten. Suhrkamp, 2022.Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .

  • Die deutsche Autorin Paula Fürstenberg beschreibt in ihrem aktuellen Roman «Weltalltage», was es bedeutet, chronisch krank zu sein. Literaturredaktorin Katja Schönherr stellt das Buch ihrer Kollegin Franziska Hirsbrunner in dieser Podcast-Folge vor – und lobt den erzählerischen Wagemut der Autorin.

    Was bedeutet es, krank zu sein? Und vor allem: Was bedeutet es, chronisch krank zu sein – und in einer Welt bestehen zu müssen, in der möglichst alle immer zu funktionieren haben? Um diese Fragen dreht sich der neue Roman der deutschen Autorin Paula Fürstenberg.

    Paula Fürstenberg, Jahrgang 1987, hat am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studiert und anschliessend einen vielbeachteten Debütroman veröffentlicht.

    «Weltalltage» ist nun Fürstenbergs zweiter Roman: Er handelt von einer namenlosen Erzählerin, die seit ihrer Kindheit regelmässig an Schwindelanfällen leidet. Wenn ihr schwindelig wird, spricht sie – daher der Titel – von «Weltalltagen». Weil sie sich dann schwerelos fühlt und von der Aussenwelt isoliert.

    Die Erzählerin lebt mit ihrem besten Freund in einer Wohngemeinschaft. Max war stets «der Gesunde» in ihrer Beziehung. Doch dann erkrankt Max an einer Depression. Das bisherige Verhältnis gerät ins Wanken, die Freundschaft steht vor einer Zerreissprobe.

    Soweit zur Handlung. Das Besondere an diesem Roman ist aber sein Aufbau: Paula Fürstenberg treibt das Geschehen nämlich in Form von Listen voran. Ausserdem flicht sie viele essayistische Passagen ein. Darin denkt die Erzählerin beispielsweise über die nur scheinbar scharfe Grenze zwischen «gesund» und «krank» nach und darüber, welche gesellschaftlichen Umstände besonders krank machen.

    Ein gelungenes formales Experiment – und dazu noch ein kluges!

    Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:

    * Paula Fürstenberg: «Weltalltage». 320 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2024.

    Im Podcast zu hören sind:

    * Paula Fürstenberg, Autorin
    * Nico Dragano, Professor für Medizinische Soziologie

    Weitere erwähnte Bücher:

    * Daniela Dröscher: «Lügen über meine Mutter». 448 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, 2022.
    * Lina Meruane: «Rot vor Augen». 208 Seiten. Arche, 2019.
    * Susan Sontag: «Krankheit als Metapher & Aids und seine Metaphern». 160 Seiten. S. Fischer, 2022.
    * Fritz Zorn: «Mars». 256 Seiten. S. Fischer, 1979.

  • Michael Luisier und Jennifer Khakshouri besprechen in ihrer ersten gemeinsamen Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch» die Qualitäten von Michael Köhlmeiers brillantem, neuem Roman «Das Philosophenschiff». Dabei befassen sie sich speziell mit seiner, von den Figuren bestimmten, Erzählweise.1922 lässt die Sowjetregierung den letzten Rest der russischen Intelligenzia per Schiff ins Ausland deportieren. Doch plötzlich steht das Schiff still. Als es weiterfährt, ist ein weiterer Passagier an Bord. Es ist Lenin.Ein 14-jähriges Mädchen freundet sich mit dem schwerkranken einsamen Mann an. Es ist Anouk Perlemann-Jacob, die mit ihren Eltern, beide russische Intellektuelle, auf der Flucht ist. Im Alter von 100 Jahren hat sie eine Karriere als Architektin hinter sich und wird überall verehrt. Zum Schluss ihres Lebens möchte sie diese Geschichte loswerden, über die sie nie gesprochen hat. Die Geschichte ihrer Ausweisung als Mädchen aus der jungen Sowjetunion.Michael, ein Vorarlberger Schriftsteller wird von ihr auserwählt, um ihre Geschichte aufzuschreiben. Warum dieser Michael nicht zwingend Michael Köhlmeier sein muss und warum dieser oft schreibt, was seine Figuren wollen, auch das ist Thema in dieser Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch».Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Michael Köhlmeier. Das Philosophenschiff. 220 Seiten. Hanser Verlag, 2024.Im Podcast zu hören sind: * Michael Köhlmeier, Buchautor * Konrad Paul Liessmann, emeritierter Professor für Philosophie, Essayist und KulturpublizistBei Fragen und Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .

  • Der deutsche Autor Tijan Sila schildert in seinem aktuellen Roman «Radio Sarajevo», wie er in den 1990ern als Kind den Kriegshorror in der eingekesselten bosnischen Hauptstadt erlebt hat. Host Felix Münger überzeugt Silas «radikal subjektiver Blick» auf das Grauen von damals.

    Tijan Sila wurde 1981 im damals noch jugoslawischen Sarajevo geboren. Er war elf Jahre alt, als der Bosnienkrieg ausbrach und serbische Kräfte um seine Stadt einen Belagerungsring zogen: Knapp vier Jahre lang Hunger, Kälte, Krankheiten und anhaltender Beschuss. Mehr als 11'000 Menschen starben.

    Sila floh 1994 nach Deutschland. Im Podcast erzählt er, wie er die traumatischen Erlebnisse für Jahre verdrängte. Bis es ihm gelang, sich den quälenden Erinnerungen zu stellen. Und sie schliesslich zu diesem Buch zu verarbeiten, das durch die Augen des Kindes von damals zeigt, was Krieg Menschen antut – im zerfallenden Jugoslawien und anderswo.

    Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:

    * Tijan Sila: Radio Sarajevo, Hanser Berlin 2023.

    Im Podcast zu hören sind:

    * Tijan Sila, Buchautor
    * Fana Asefaw, Psychiaterin

    Weiter erwähnte Bücher:

    * Ales Adamowitsch, Daniil Granin. Blockadebuch. Leningrad 1941-1944, Aufbau 2018.
    * Mina Hava. Für Seka. Suhrkamp, 2023.
    * Erich Maria Remarque. Im Westen nichts Neues. Kiepenheuer & Witsch. 8. Aufl. 2013.

  • Der Vater ein angesagter Künstler, die Familienwohnung ein Schlösschen, die Umgebung traumhaft (u. a. eigener See). Klingt gut. War es aber nur bedingt. Damals in den 1970er Jahren waren die Hippies aus Westberlin im Grenzland zur DDR nicht gern gesehen. Und dann musste der Bub zur Schule.Mobbing, der Clash zwischen neuen und alten Bewohnern des Zonenrandgebiets, die kompetitiven Zirkel rund um den Malerstar Uwe Bremer Der Sohn Jan Peter Bremer drückt den Strauss seiner Themen einem kindlich-naiven Erzähler in die Hand.Franziska Hirsbrunner fasziniert, was daraus entsteht. Kein Klagen, keine psychologischen Erklärungen: man fällt beim Lesen einfach kopfüber in die Welt des Jungen hinein. Man wird mitgerissen von langen Sätzen, die sich wie Songtexte lesen. Man staunt über die Präzision, mit der Jan Peter Bremer Kindheitserinnerungen abrufen kann.«Nachhausekommen» ist ein packendes, berührendes und streckenweise amüsantes Buch – ein echtes Juwel unter den vielen aktuellen Autofiktionen.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Jan Peter Bremer. Nachhausekommen. 206 Seiten. Berlin Verlag, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Jan Peter Bremer, Buchautor * Davide Giuriato, Professor für Neuere deutsche Literatur, Universität ZürichBei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • «Vaters Meer» ist erzählt aus der Sicht von Yunus, der in Hannover als Sohn türkischstämmiger Eltern aufwuchs. Eine Spurensuche nach seinem Vater, der nach langer, kompletter Lähmung in Yunus Jugend verstorben ist – und ein beeindruckendes Buch über Herkunft und das Erzählen, findet Simon Leuthold.Zehn Jahre ist Yunus Vater tot, davor war er weitere zehn Jahre mit dem «Locked-In»-Syndrom ans Bett gefesselt. Nun tastet Yunus sich zwischen Erinnerungen an seinen Vater, Familiengeschichten und recherchiertem Material an ihn heran. Immer wieder zweifelt er: Haben die Ereignisse wirklich so stattgefunden, oder «erinnert» er sich einfach an gut erfundene Geschichten? Simon Leuthold und Felix Münger haben Deniz Utlu für diese Sonderepisode live vor Publikum am Festival «BuchBasel» getroffen und mit ihm unter anderem darüber gesprochen, warum sein Roman nicht nur als Migrationsliteratur zu verstehen ist.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Deniz Utlu. Vaters Meer. 384 Seiten. Suhrkamp, 2023.Im Podcast zu hören ist: * Deniz Utlu, BuchautorWeitere erwähnte Bücher: * Emine Sevgi Özdamar. Mutterzunge. 140 Seiten. Suhrkamp, 2022 (Erstausgabe 1990). * Dinçer Güçyeter. Unser Deutschlandmärchen. 216 Seiten. Mikrotext, 2022. * Cihan Acar. Hawaii. 256 Seiten. Hanser Berlin, 2020.Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • 31. Dezember. Die Hauptfigur Lars will bis zum Jahreswechsel noch viel erledigen: Wohnung putzen, Steuererklärung machen, ein Buch schreiben... «Kleine Probleme» ist ein tragikomischer Roman über unser Scheitern an unerledigten Dingen. Für Katja Schönherr die «perfekte Unterhaltung mit Tiefgang».Lars Cornelius Messerschmitt, 49 Jahre alt, ist ein Grübler. Ein Philosoph des Alltags. Anstatt einfach mit dem Putzen der Wohnung zu beginnen, denkt er intensiv darüber nach, dass es unmöglich ist, auf dieser Welt jemals so etwas wie «Ordnung» herzustellen.Seine Familie winkt inzwischen nur noch ab, wenn Lars wieder einmal ein neues Vorhaben ankündigt. Alle wissen: Er wird es ohnehin nicht auf die Reihe kriegen.An einem Freitag, 31. Dezember, nimmt sich Lars nun vor, in den wenigen Stunden bis zum Jahreswechsel sämtliche Dinge zu schaffen, die bislang unerledigt geblieben sind: Putzen, Steuererklärung, mit dem Rauchen aufhören, ein Buch schreiben. Die Liste geht noch weiter; Lars kann eigentlich nur scheitern.Doch Lars bei diesem Scheitern zuzuschauen, ist ein absolutes Lesevergnügen. Zumal: Wer kennt es nicht – das Verzweifeln an den vielen kleinen Alltagshürden, die in der Summe zu grossen Problemen werden?«Kleine Probleme» von Nele Pollatschek ist das, was man «Unterhaltung mit Tiefgang» nennt. Ein Roman voller Slapstick, aber nie albern. Ein Roman voller philosophischer Gedanken, aber nie zu abgehoben.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Nele Pollatschek. Kleine Probleme. 200 Seiten. Galiani Berlin, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Nele Pollatschek, Buchautorin * Oliver Burkeman, Produktivitäts-Experte und Autor des Bestsellers «4000 Wochen. Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement». * Das Schluss-Lied stammt von der deutschen Sängerin Elen: «Liegen ist Frieden»Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Billie ist 14, lebt mit der Mutter in einer Hochhaussiedlung und weiss nicht, wer ihr Vater ist. Die Suche nach ihm entpuppt sich als Reise nach sich selbst. Elena Fischers Coming-of-Age-Geschichte «Paradise Garden» sei ebenso herzzerreissend wie herzerwärmend, findet Host Felix Münger.«Paradise Garden», Elena Fischers Romandebüt, fesselt durch seine Atmosphäre: feine Melancholie, durchbrochen von humorvollen Farbtupfern. Die Figur Billie erzählt durch ihre Augen von den prekären Verhältnissen, in denen sie im Duo mit ihrer Mutter lebt, von ihrem Traum, Bücher zu schreiben – und vom unbekannten Vater. Er ist für die Jugendliche ein belastendes Mysterium.Dann schlägt das Schicksal zu: Die Mutter stirbt. Die auf sich allein gestellte Billie macht sich auf einen Roadtrip in den Norden Deutschlands, wo sie ihren Vater vermutet. Eine Reise, in der die Jugendliche innerlich reift – und zur Schriftstellerin wird.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Elena Fischer. Paradise Garden. 343 Seiten. Diogenes, 2023. Diogenes-Hörbuch, gelesen von Lena Urzendowsky.Im Podcast zu hören sind: * Elena Fischer, Buchautorin * Benedict Wells, Buchautor * Claudia Sackl, Germanistin, Universität ZürichWeitere erwähnte Bücher: * Johann Wolfgang von Goethe. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Insel Verlag, 2023. * Wolfgang Herrndorf. Tschick. 288 Seiten. Rowohlt Berlin, 2020. * Benedict Wells. Hard Land. 352 Seiten. Diogenes, 2021.Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Er war ein Jude aus Galizien, sie eine Protestantin aus Hamburg mit afrokubanischem Vater. Die Beziehung zwischen dem Starjournalisten und Romancier Joseph Roth und der Grafikerin Andrea Manga Bell war geprägt von ihrer Stärke, seinem Alkoholismus und der gemeinsamen Liebe zur Literatur.Franziska Hirsbrunner fasziniert, wie sehr dieser Roman über vergangene Zeiten auch von Aktuellem erzählt. Müsste Katja Schönherr in einem Fragebogen angeben, mit wem sie gerne mal zu Abend essen würde, wäre es Lea Singer: «Die hat ja wahnsinnig viel zu erzählen!»Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Lea Singer. Die Heilige des Trinkers. Joseph Roths vergessene Liebe. 300 Seiten. Kampa Verlag, 2023.Im Podcast zu hören ist: * Lea Singer, SchriftstellerinWeiteres Audio:Franziska Hirsbrunner im Gespräch mit Lea Singer über ihren Roman «Die Heilige des Trinkers. Joseph Roths vergessene Liebe».Weitere erwähnte Literatur: * Joseph Roth. Die Legende vom heiligen Trinker. dtv Verlag.Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • War Grossvater ein Nazi? Diese Frage bringt im ersten Roman des SPIEGEL-Journalisten Philipp Oehmke die propere Fassade der Familie Schönwald zum Bröckeln. Schönwalds haben das Kommunizieren als Familie verlernt und tun sich nicht zuletzt deswegen schwer mit dem Aufarbeiten ihrer Vergangenheit.Das Buch war angekündigt als Roman nach dem Vorbild der «Great American Novel» aus den USA. Entstanden ist ein umfangreicher Familienroman, der die Unbeholfenheit vieler deutscher Familien im Umgang mit ihrer Geschichte beleuchtet und auch ein Schlaglicht auf Trumps Populismus in den USA wirft. Simon Leuthold ist beeindruckt von der Vielschichtigkeit und der gesellschaftlichen Tragweite des Buchs. Felix Münger dagegen zeigt sich skeptisch, ob Oehmke mit den grossen Vorbildern mithalten kann.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Philipp Oehmke. Schönwald. 544 Seiten. Piper, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Philipp Oehmke, Buchautor * Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte NeuengammeWeiter erwähnte Bücher: * W. G. Sebald. Austerlitz. 424 Seiten. Hanser, 2001.Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Die Arktis, in der das Eis schmilzt. Und ein abgelegenes Dorf, in dem nichts mehr wächst ausser der Hecke drumherum. Das sind die Schauplätze in Gianna Molinaris neuem Roman. Katja Schönherr und Franziska Hirsbrunner begeben sich auf eine literarische Reise an diese Handlungsorte.Schon in ihrem Debütroman zeigte die Schweizer Autorin Gianna Molinari ein Faible für ungewöhnliche Orte und Ideen. «Hier ist noch alles möglich» spielte in einer stillgelegten Fabrik, in der ein Wolf gejagt wurde. Das Debüt war für den Schweizer Buchpreis nominiert.Auch in ihrem zweiten Buch «Hinter der Hecke die Welt» beweist Molinari wieder viel Originalität: Der Roman spielt in einem Dorf, in dem nichts mehr wächst ausser der Hecke drumherum. Nicht einmal die Kinder. Pina und Lobo, die einzigen jungen Menschen im Dorf, haben schon seit Jahren keinen Zentimeter mehr zugelegt.Pinas Mutter hat unterdessen die Weite gesucht: Sie ist auf einem Forschungsschiff in der Arktis unterwegs und beobachtet, wie das Eis schmilzt, wie der arktische Lebensraum verschwindet.«Hinter der Hecke die Welt» spielt mit drei Motiven: Der Roman handelt von Wachstum, Schrumpfen und Stillstand. Die Hecke wächst, die Arktis schrumpft. Und die Kinder, die nicht mehr wachsen, stehen still. Wollen sie womöglich gar nicht mehr weiterwachsen? Haben sie genug vom Credo des «Immer höher, schneller, weiter»? Gianna Molinaris neuer Roman lässt Vieles offen. Er ist daher eine wunderbare Einladung, sich Gedanken zu machen.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Gianna Molinari: «Hinter der Hecke die Welt». 200 Seiten. Aufbau-Verlag, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Gianna Molinari, Buchautorin * Hubertus Fischer, Klimaphysiker und Eisforscher an der Universität BernBei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Ein Knabe wächst im Slowenien der Tito-Zeit auf – inmitten gesellschaftlicher und menschlicher Abgründe. Host Felix Münger überzeugt, wie Drago Jancar in «Als die Welt entstand» ganz Unterschiedliches zusammenbringt: Coming-of-Age-Geschichte, Krimi, Zeitgemälde und Analyse der menschlichen Existenz.«Als die Welt entstand» spielt zu Beginn der 1960er Jahre im jugoslawischen Maribor, Drago Jancars Geburtsstadt. Der 12-Jährige Danijel erlebt eine völlig zerrissene Gesellschaft: Kommunisten, Atheistinnen, ehemalige Nazi-Kollaborateure und Kirchenleute stehen sich unversöhnlich gegenüber. Hinzu kommt ein grässlicher Mord aus enttäuschter Liebe und Eifersucht.Danijel ist mit all dem Schrecken restlos überfordert und flieht in die Fantasie und Poesie: Er bringt das Erlebte mit biblischen Geschichten in Verbindung und entdeckt dadurch archetypische menschliche Verhaltensmuster. Dies gibt dem Jungen Halt – und macht den Roman universell.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Drago Jancar: Als die Welt entstand, aus dem Slowenischen von Erwin Köstler. 271 Seiten. Zsolnay Verlag, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Drago Jancar, Buchautor * Amalija Macek, slowenische LiteraturübersetzerinBei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Wie trainiert man sich einen Akzent ab? Wohin verschwand der Vater? Was war so verstörend an der Kindheit im Nordwesten Englands der 1950er Jahre? Einige Jahre vor dem Welterfolg ihrer Trilogie um Thomas Cromwell («Wölfe», «Falken», «Spiegel und Licht») ging Hilary Mantel diesen Fragen nach.In den sechs Erzählungen, unter dem Titel «Sprechen lernen» erschienen, sei sie dabei ganz bei sich und gleichzeitig maximal analytisch, sagt die deutsche Publizistin und Autorin Elke Schmitter. Hilary Mantels Methode, die eigene Kindheit «autoskopisch», also wie unter dem Mikroskop in Augenschein zu nehmen, löse vielleicht den Trend der Autofiktion ab, spekuliert Katja Schönherr (neu bei «Literaturclub: Zwei mit Buch»). Für Host Franziska Hirsbrunner ist «Sprechen lernen» schlicht ein Lieblingsbuch – faszinierend, berührend, grandios erzählt.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Hilary Mantel. Sprechen lernen. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. 156 Seiten. Dumont Verlag, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Elke Schmitter, Publizistin und Autorin * Hilary Mantel, SchriftstellerinNachruf von Elke Schmitter in der ZEIT: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2022-09/hilary-mantel-schriftstellerin-tod-booker-preis Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • In «Nach oben sinken» will ein Jugendlicher seinen Grossonkel wieder aufspüren, der Schande über die Familie gebracht haben soll. Im katholischen Wallis der 70er-Jahre gibt es dafür kaum Worte. Für Host Simon Leuthold ein Roman, der die Frage aufwirft, wie wir Querschlägern in der Familie umgehen.Wilfried Meichtrys Ich-Erzähler sehnt sich nach der Ferne, doch anstatt wirklich aufzubrechen, zieht er sich immer mehr in eine Fantasiewelt zurück – und beginnt eine obsessive Suche nach dem verschollenen Grossonkel, den seine Familie totschweigt. Simon Leuthold und Felix Münger sprechen über die Hintergründe dieses Schweigens, wie viel «echtes» Oberwallis in dieser Geschichte steckt, und über die zahlreichen Parallelen zum Leben des Autors.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Wilfried Meichtry. Nach oben sinken. 256 Seiten. Nagel und Kimche, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Wilfried Meichtry, Buchautor * Pasqualina Perrig-Chiello, emeritierte Professorin für EntwicklungspsychologieBei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Nell Zink zeigt mit ihrem neuen Roman verschiedene Aspekte des American Dream. Erzählt mit beissendem Humor, einer Liebe zu skurrilen Figuren und mythischen Motiven. Nicola Steiner spricht mit Franziska Hirsbrunner über das Buch und mit Claudia Brühwiler über die Idee des American Dream.

    Die Jugendliche Bran hat schon früh Vater und Mutter verloren und wächst unter prekären Verhältnissen auf einer Farm in Torrance an der Ostküste der USA auf. Mit einer Clique aus kuriosen Freunden schafft sie die Highschool, aber anstatt aufs College zu gehen, muss sie sich anschliessend mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Eines Tages lernt Bran Peter kennen, der in ihr die Liebe zur Literatur weckt und sie zum Drehbuch-Schreiben animiert.

    Nell Zink zeigt mit ihrem Roman verschiedene Aspekte des American Dream – den schier unüberwindbaren Klassismus und den gnadenlosen Wettbewerb im neoliberalen Kapitalismus. So zeigt der Roman die Suche nach dem richtigen Leben im falschen. Es geht um die Grenzen von Glück, Freiheit und persönlicher Entfaltung. 


    Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:

    * Nell Zink. Avalon. Aus dem Englischen von Thomas Überhoff. 272 Seiten. Rowohlt, 2023.


    Im Podcast zu hören sind:

    * Nell Zink, Schriftstellerin
    * Claudia Franziska Brühwiler, Titularprofessorin für amerikanisches politisches Denken und amerikanische Kultur an der Universität St. Gallen


    Weiter erwähnte Bücher und Musik:

    * Tom Kromer. Waiting for Nothing/Warten auf nichts
    * Ry Cooder. Chávez Ravine
    * F. Scott Fitzgerald. The Great Gatsby/Der grosse Gatsby
    * Willa Cather. My Antonia
    * Willa Cather. Song of the Lark/Das Lied der Lerche
    * John Williams. Stoner
    * John Steinbeck. Grapes of Wrath/Früchte des Zorns
    * James Truslow Adamas. The Epic of America
    * Jim Cullen. The American Dream: A Short History of an Idea that Shaped a Nation

  • In seinem literarischen Debüt entzaubert der junge deutsche Autor Artur Weigandt verquere Vorstellungen der «russischen Welt» – und damit einen Teil seiner eigenen Identität.Artur Weigandt wurde 1994 in der ehemaligen Sowjetunion geboren und gelangte als kleines Kind nach Deutschland. Die «russische Welt» blieb stets Teil seiner Identität. Bis zum Ukraine-Krieg.In seinem Buch erzählt der Autor, wie er sich ab da auf die Suche nach seiner sowjetischen Abstammung macht. Und mit ihr bricht, nachdem er erkennt, dass sich in Putins Angriffskrieg die Gewalt fortsetzt, die schon seine Vorfahren durch das Sowjetregime erlitten haben.Host Felix Münger ist beeindruckt von Artur Weigandts kompromissloser Abkehr von idealisierten Bildern der sowjetischen Herkunft. Auch deshalb, weil sich der Autor dadurch bei einem Teil der postsowjetischen Diaspora im Westen zum Verräter macht.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Artur Weigandt: Die Verräter. Hanser Berlin, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Artur Weigandt, Buchautor * Sylvia Sasse, Professorin für Slavische Literaturwissenschaft, Universität ZürichWeiter erwähnte Bücher: * Wladimir Kaminer: Russendisko. Manhatten Verlag, 2000. * Sylvia Sasse. Verkehrungen ins Gegenteil. Über Subversion als Machttechnik. Matthes & Seitz, 2023.Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur

  • Franziska Hirsbrunner und Nicola Steiner diskutieren über «Dorf an der Grenze»: Ein Buch, das etwa 1945 entstand, aber erst in den 1980er Jahren publiziert wurde. Der Roman vermisst ein Tessiner Bergdorf zu Zeiten des 2. Weltkriegs und schaut genau hin, was die Rolle der Schweiz im Krieg betrifft.Aline Valangin (1889-1986), Pianistin, Psychoanalytikerin, Bohemienne und Frau der Tat, hätte auch einen Roman über die illustren Gäste schreiben können, die sie in den Kriegsjahren in ihrem Palazzo in Comologno im Onsernonetal beherbergte: Exilierte Kulturschaffende wie Kurt Tucholsky fanden dort eine Heimat auf Zeit.Sie richtete ihr Augenmerk jedoch auf Comologno, beschrieb, was der Krieg mit dem Dorf machte. Und zwar nicht von aussen oder von oben herab. Als Erzählerin ist sie mittendrin. Franziska Hirsbrunner fasziniert, wie Aline Valangin quasi in Echtzeit – der Roman entstand ca. 1945 – eine Fülle politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge vermisst.Mit Nicola Steiner und dem Historiker Peter Kamber diskutiert sie, was Aline Valangins Roman so hyperrealistisch und zugleich traumähnlich macht und woran es gelegen haben mag, dass er in Buchform erst in den frühen 1980er Jahren publiziert wurde. Spoiler: «Dorf an der Grenze» spricht Klartext über die nicht immer rühmliche Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg.Dieses Buch steht im Zentrum der Folge:Aline Valangin. Dorf an der Grenze. 224 Seiten. Limmat Verlag, 2023.Im Podcast zu hören sind: * Peter Kamber, Historiker und Autor * Aline Valangin, Schriftstellerin Weitere Literatur: * Peter Kamber. Geschichte zweier Leben. Wladimir Rosenbaum & Aline Valangin. 388 Seiten. Limmat Verlag. Überarbeitete Neuausgabe 2018. * Aurelio Giovannacci und Martin Fricker. «Tot, verletzt oder lebendig»: Schlacht bei den Bagni di Craveggia.Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: [email protected] Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur